Aus diesem Forum VII: RECHTLICHE BETREUUNG, RESPEKT, SCHREIEN, SCHULDGEFÜHL, SELBSTGEFÄHRDUNG, SEXUALITÄT, SUICIDVERSUCH, STERBEN WOLLEN, TOILETTENGANG, VEGETARIERIN, VERTRAUTES, VERWEIGERUNG, VORWÜRFE,

Datenschutzhinweis: Bitte achten Sie darauf, dass Sie im Forum keine persönlichen Daten von sich selbst oder von Dritten posten. Auch sollten Ihre Angaben keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulassen.
  • Ich habe nun alle Seiten des Pflegealltag-Forums durchstöbert. Was mir bemerkenswert oder „typisch“ schien, habe ich als Originalzitat hierher kopiert und alphabetisch sortiert. Auf Anführungsstriche habe ich verzichtet.

    RECHTLICHE BETREUUNG

    Der Nachteil bei einer rechtlichen Betreuung ist immer, dass Sie gegenüber dem Amtsgericht rechenschaftspflichtig sind. Wenn Sie an den "falschen" Rechtspfleger geraten, können Ihnen auch bestimmte Schritte auferlegt oder untersagt werden.

    RESPEKT

    Nach den Gründen für ein "Du" seitens der professionellen Pflege an einen Pflegebedürftigen muss genau nachgefragt werden. Eindeutige Regelungen die für alle gelten, Verschriftlichung / Dokumentation und enge Absprache und Einverständnis auch der Angehörigen ist in meinen Augen zwingend notwendig. Grundsätzlich ist eine Demenz kein Umstand, der automatisch das "Du" erlaubt oder notwendig macht. Grundsätzlich ist das Machtverhältnis Pflegender / Pflegebedürftiger kein Grund oder keine Erlaubnis, dass der "Mächtige" den Abhängigen duzt und der Mächtige darf sich ebenfalls fragen, warum der Abhängige ihm das anbietet.-


    SCHREIEN

    In der direkten Nachbarschaft wohnt ein Ehepaar (ca. 80), die Frau ist vermutlich dement oder ähnlich erkrankt. Der Mann kümmert sich, fährt seine Frau mit dem Rollstuhl spazieren usw., beide machen keinen irgendwie vernachlässigten Eindruck! Leider ist es so, dass die Frau fast ununterbrochen schreit, beinahe kreischt. Tagsüber wird dies, wir wohnen ca. 50m entfernt, durch Alltagsgeräusche überdeckt bzw. sind wir arbeiten und bekommen deshalb nur während der Urlaubstage die Schreie mit. In der Nacht allerdings ist das Schreien unerträglich. Die Frau schreit ein bis zwei Stunden am Stück-

    SCHULDGEFÜHL

    Hallo zusammen, ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben. Ich selbst leide sehr unter der Demenz meiner Mutter. Es nimmt mich mit, sie so unglücklich zu sehen. Ich habe Schuldgefühle, weil ich immer denke, ich werde der Situation nicht gerecht, habe sie zu frühzeitig in ein Heim verpflanzt, etc. Es tut gut zu sehen, dass es andere in ähnlicher Situation gibt.

    SELBSTGEFÄHRDUNG

    Bei meiner Mutter wurde eine Blasenentzündung festgestellt. Sie ist auch inkontinent. ... Wann beginnt eine Selbstgefährdung? Bei Nierenbeckenentzündung oder schon bei deiner chronischen Blasenentzündung ?

    SEXUALITÄT

    Mein Vater ist seit fünf Jahren Witwer und lebt allein. Seine Nachbarin berichtete mir, dass er sich am Gartenzaun einmal vor ihren Augen entblößt habe, hinzu kommt, dass er regelmäßig Sex-Hotlines anruft. Dies begründet er mit dem Alleinsein. Die Kosten sind erheblich, aber er verzichtet dennoch nicht darauf.-

    Meine Mutter ist vor einem Monat gestorben und wir haben eine nette Betreuerin für ihn gefunden, die bei Vater eingezogen ist.In der letzten Woche fing er dann mit dem Thema an.... man könne sich doch duzen...man sei doch erwachsen, wohne zusammen...könne doch auch zusammen schlafen!! Wir haben natürlich mit ihm gesprochen, dass das gar nicht geh. ...Heute meinte er zu meiner Schwester, dass wenn die Frau, die bei ihm wohnt, keine Option sei, dann wolle er eine Prostituierte. Was machen wir?-

    Manche betroffene Angehörige helfen sich und dem Erkrankten, indem sie entweder entsprechende Magazine zur Selbstbefriedigung des Dranges kaufen, oder aber die Dienst einschlägiger Damen bezahlen. Mittlerweile haben sich tatsächlich eine Reihe von Personen darauf spezialisiert, die körperlichen Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen zu befriedigen. Sie nennen sich "Berührerinnen" oder "Sexualassistentinnen".-

    Mein Vater (79 Jahre) ist seit ca. 4 Jahren demenziell verändert und lebt seit einem Monat in einem Pflegeheim auf einer gesonderten Demenzstation. Sein Zustand hat sich in den letzten Wochen enorm verändert, er hat sich komplett in eine neue Welt begeben. Meine Mutter (81 Jahre) lebt noch eigenständig im Eigenheim. Vor einer Woche wurde mein Mutter ins Heim gebeten und ihr wurde mitgeteilt, dass mein Vater offen Intimitäten mit einer Bewohnerin austauscht. Die beiden turteln wie Verliebte, die Initiative geht eher, laut Pflegepersonal von der Dame aus, ist aber auch egal.

    SUICIDVERSUCH

    Ich, die Schwiegertochter hatte ein Haus gefunden das in Mannheim speziell auf psychisch kranke Menschen eingestellt ist. Am nächsten Tag hat er sich geritzt. Ich sage das ganz bewußt so. Es war das x-mal in den letzten 5 Jahren. Wir, als Angehörige wissen nicht mehr, was wir noch für ihn tun können. Auf der einen Seite will er sterben, sagt er immer, auf der anderen Seite will er es nicht. Er will Aufmerksamkeit. Die bekommt er von allen Seiten aber das ist ihm wohl nicht genug. Er schwankt zwischen total depressiv mit Weinanfällen und despotischem aggressivem Verhalten. Das hört sich jetzt blöd an, aber ich habe Herzprobleme, es geht mir manchmal auch nicht so gut und das egomanische, aufoktroierende Verhalten von meinem Schwiegervater läßt mich nachts nicht mehr schlafen. Wie kann man einem Menschen helfen, der sich nicht helfen lassen will?-

    STERBEN WOLLEN

    Wenn medizinisch abgeklärt ist, dass Ihr Vater in der Lage wäre zu essen - wenn er denn wollte - spricht im Prinzip nichts dagegen, seinem vermeintlichen Willen nach zu geben. Sie können es aber vorher noch mit möglichst bunten und süßen Nahrungsmitteln probieren. Als Getränk eignet sich beispielsweise Malzbier.

    Es ist schön, wenn Sie trotz Ihrer Belastung Ihrem Vater ein Sterben in vertrauter Umgebung gestatten wollen. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für diese Zeit!-

    Meine Mutter 89 Jahre, war bis zum Tod meines Vaters, Dezember 18, trotz Gehbeschwerden noch relativ fit. Beide waren / sind in einem Heim untergebracht, Mutter im Betreuten Wohnen, Vater war auf der Pflegestation. Sie sah es bis zum Tod meines Vaters als ihre Aufgabe an, täglich für meinen Vater zu kochen und ihn auch sonst zu umsorgen. Seit dem Todestag meines Vaters hat sich ihr Verhalten grundlegend geändert. Der erste Schock war, dass sie sich geweigert hat an der Beisetzung teilzunehmen. Von einem Tag auf den anderen hat sie sich geweigert aufzustehen, sich zu versorgen etc.-

    Trotzdem halte ich es für wichtig herauszustreichen, daß auch solche Leute nicht wirklich STERBEN wollen, sondern demenzfrei sein möchten.

    TOILETTENGANG

    Mein Vater kann nicht mehr alleine auf Toilette gehen, braucht jeden Handgriff erklärt und ich muss ihm also zusehen. Außerdem wischt er anschließend die Toilettenbrille mit der Hand ab. Mich graut es vor ihm.

    VEGETARIERIN

    Meine Mutter, 85Jahre und Alzheimer, lebt in einem Altersheim für Demenzerkrankte. Sie ist ihr Leben lang Vegetarier gewesen und darauf hat meine Familie das Personal auch beim Einzug hingewiesen. Mutter hat sich immer geweigert Tiere in jeglicher Form zu essen. Zwei Jahre ging alles wunderbar und nun hat sich ihr Zustand sehr verschlechtert, so das sie das Schnitzel ihres Nachbarn gegessen hat und es ihr auch noch super geschmeckt hat. Nun will Mutter mehr Fleisch. Auf welche Weise soll ich dieses Problem lösen? Das Personal hat mir schon erklärt das sich die Geschmackssinne verändern, aber woher weiß ich das es auch wirklich das ist was Mutter wirklich will ? Ist es gut für einen alten Menschen der nie Fleisch gegessen hat? Muss ich nicht akzeptieren das es ihr Wunsch war kein Fleisch zu essen, als sie noch wirklich entscheiden konnte?

    VERTRAUTES

    vertraute Dinge können im Alltag eines leicht bis mittelschwer demenzkranken Menschen seine/ihre Idendität enorm stützen. Insofern sind vertraute Möbel, Bilder und sonstige persönliche durchaus Gegenstände hilfreich. Bei zunehmender Demenz spielen vertraute Dinge dann immer weniger eine Rolle: dann ist "zu Hause" dort, wo man liebevoll behandelt wird und sich wohl fühlt.

    VERWEIGERUNG

    Mein Ehemann bleibt manchmal mehrere Tage im Bett. Er isst nichts und nimmt keine Medikamente . Er trinkt nur etwas Wasser. Ausserdem verweigert er das Waschen und Anziehen seit zwei Wochen. Was kann ich tun?

    VORWÜRFE

    Bei meiner Mutter wird die Demenz immer schlimmer. Seit etwa 2 Tagen ist meine Mutter nur noch am Schreien, die Pflegekraft wurde -zum Glück NUR- mit einem Kochlöffel bedroht, zum ersten Mal ist sie raus auf den Hausflur und hat überall bei den Nachbarn geklopft, die schon üblichen Vorwürfe, wir würden das Essen, Getränke und sogar die Zeitungsseiten vergiften oder K.O. Tropfen verabreichen, uvm.-

    Oma macht meiner Mutter das Leben zur Hölle. Sie beschimpft sie wirklich heftig, schreit sie an, schmeißt Sachen nach ihr, behauptet, meine Mutter würde ihr Geld stehlen und vieles mehr. Gestern war ich zu Besuch und sie meinte wieder, dass meine Mutter ihr Geld gestohlen hätte. Ich habe dann geholfen, das Geld zu suchen. Denn seit dem sie das behauptet, hortet sie das ganze Geld unter ihrem Kopfkissen und da war es nicht mehr. Wir haben es im Mülleimer gefunden. In Zewa gewickelt und zusätzlich mit Stuhlgang verschmiertes Zewa umhüllt.-

    Bisher hat sie mich, ihre Tochter, aber nie verdächtigt. Das ist jetzt anders geworden. Sie wird aggressiv und wirft mir und meinem Mann Diebstahl vor. Sie will ihre Sachen von mir wieder haben: ihren Lieblingsschal, einen Koffer, ein Spitzendeckchen, einen Operettenführer usw. Die Sachen habe ich natürlich nicht. Aber sie glaubt mir nicht und wird böse bisweilen sogar ordinär. -

    Bedauerlicherweise ist das Verhalten Ihrer Mutter absolut krankheitstypisch: Andere müssen Schuld daran sein, dass "wichtige" Dinge verschwinden und man das eigene Leben immer weniger im Griff hat! Dem kann man wenig bis gar nichts entgegensetzen, vor allem keine rationalen Argumente und Appelle an Logik, Vernunft und Verstand: Die Erkrankten KÖNNEN das einfach nicht mehr verstehen. Kommunizieren können Sie allerdings auf der rein emotionalen Schiene - denn die bleibt bei Demenz lange gut erhalten. Sagen Sie, dass Sie die Vorwürfe sehr traurig machen, und dass Sie Ihrer Mutter niemals etwas stehlen würden.

  • Ich glaube, dass wenn der Tod unsere Augen schließt, wir in einem Lichte stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur Schatten ist.

    Arthur Schopenhauer

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!