Meine Tante, 94, trinkt tagsüber sehr wenig Wasser, erzählt mir sehr oft immer das selbe. Und inzwischen lügt sie auch, glaubt aber es ist die Wahrheit. Ist das Demenz oder kommt es vom Flüssigkeitsmangel? Sie kümmert sich um die grosse Politik, die Familie ist eher uninteressant. Gleichzeitig ist sie schlagfertig und in erzählt ausgiebig aus ihrer Vergangenheit. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll wenn sie mir Dinge anhängen will die nicht stimmen
Ist das Demenz?
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Guten Morgen, Charlott!
Natuerlich schwer zu sagen - aber es könnte möglich sein, dass es Demenz ist.
Ich glaube bei Fluessigkeitsmangel wuerde sich das durchgehend bemerkbar machen.
Am besten, Thema wechseln, streiten oder argumentieren hilft nichts. Wie du erkannt hast, ist das die Wahrheit deiner Tante, die in ihrer Welt lebt!
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Hallo Charlott,
egal welche Ursachen das Verhalten deiner Tante hat, du kannst ihr Verhalten nicht ändern. Du musst für dich entscheiden, wie du damit umgehen willst. Du kannst dir sagen, meine Tante ist noch ganz richtig im Kopf! Dann ist ihr Verhalten dir gegenüber böse und verletzend. Darauf kannst du nur mit Widerspruch oder mit Kontaktabbruch reagieren.
Oder du sagst dir: Die Frau ist nicht mehr richtig im Kopf und nimmt mich als Blitzableiter, um ihre eigenen Versagensängste und ihren Altersstress zu mindern. In diesem Fall wäre es töricht, wenn du mit der Tante streitest. Sie verletzt dich dann nicht mit Absicht, sondern weil sie mit ihrem eigenen Leben nicht mehr zurecht kommt. Ihre bösen Worte sind eine verzweifelte Form der Zuneigung zu dir.
LG Buchenberg -
Hallo Charlott,
Flüssigkeitsmangel kann dazu beitragen, dass demenzielle Veränderungen deutlicher für die Außenwelt zu merken sind. Die ständigen Wiederholungen, das Konfabulieren (also das Stricken eigener Wahrheiten, an die die Person selber felsenfest glaubt) und das gut erhaltene Wissen aus dem Langzeitgedächtnis könnte in der Tat für eine beginnende Demenz sprechen. Bei reinem Flüssigkeitsmangel wäre sie vermutlich apathischer und eher nicht mehr in der Lage, schlagfertig zu sein, oder sich gar für das politische Geschehen zu interessieren.
Was für Dinge will sie Ihnen denn anhängen? Schlimmes und Empörendes (wie z.B. Diebstahl, Erbschleicherei, Mordphantasien), oder eher Harmloses? Je nachdem würde ich nämlich an Ihrer Stelle etwas anders reagieren: Bei harmloseren Themen tatsächlich wie von Weit weg geraten ablenken durch radikalen Themawechsel, vorzugsweise auf Lieblingsthemen, mit denen sich Ihre Tante noch auskennt und über die sie gerne spricht. Bei den übleren Beschuldigungen ist wichtig, emotional statt rational argumentierend zu reagieren, also die eigene Verletzung und Kränkung (und Empörung, Traurigkeit darüber) auszusprechen und sich mit dieser Begründung auch mal sofort zu verabschieden. Manchmal ist es auch den Versuch wert, einmal (aber bloß nicht immer wieder!) nachzufragen, wie die Person denn darauf kommt... Entweder stellt sich dann heraus, dass sie tatsächlich Gehörtes oder Gesehenes einfach "nur" falsch gedeutet hat - oder man muss feststellen, dass die Beschuldigungen tatsächlich vollkommen wahhaft sind. Einen Wahn kann man nicht wegdiskutieren, und bestätigen sollte man ihn auch nicht. Vermutlich bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als verschiedene Strategien auszuprobieren. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie bald einen guten Weg finden!
S. Sachweh
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Danke euch sehr für die lieben Worte. Sie hat mir gestern Diebstahl unterstellt. Absolut ungerechtfertigt. Ich habe nichts genommen und ihr das auch gesagt. Ich habe geschworen bei allem was mir heilig ist. Sie meinte nur : ach sprechen wir nicht mehr darüber. Heute war alles vergessen. Ich war und bin echt verzweifelt, Diebstahl ist eine grosse Unterstellung. Eine ehrlichere Haut als mich gibt's nicht. Heute hat sie sich gefreut mich zu sehen und war wie ausgewechselt. Ich hab das Thema nicht mehr angesprochen und hoffe es kommt nicht mehr hoch. Seit 25 Jahren gehe ich bei ihr ein und aus und helfe wo ich kann, aber seit mein Onkel vor 3 Jahren verstorben ist, verändert sich alles, nicht immer zum Guten
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Hallo Charlott, willkommen in unserer Runde.
Ich kann aber leider auch nur bestätigen, dass solche Unterstellungen von Dementen ziemlich normal sind. Natürlich kann man sich dann sagen, dass der Vorwurf nicht wirklich ernst gemeint ist. Aber bei meiner Mutter war es so, dass ich mich absolut angesprochen fühlte ... Sie hat mich nie des Diebstahls bezichtigt, mich jedoch rausgeworfen und schlimm beschimpft, weil ich ihr helfen wollte und ihr dann Pflegekräfte organisiert habe. Das war die Hölle für mich.
Als Trost kann ich dir nur sagen, dass deine Tante es schnell wieder vergessen wird, auch jetzt schon. Und irgendwann hören die Beschuldigungen auf. ... dann, wenn die Demenz richtig weit fortgeschritten ist. Es bricht mir zwar das Herz, meine Mutter in diesem Zustand zu sehen (sie spricht kaum mehr und tut Dinge, die man nicht für möglich hält), aber sie tut niemandem mehr etwas. So ist der Verlauf und es bleibt einem nur, die Zeit bis dahin möglichst auszuhalten.
Ich habe dann NIE mit meiner Mutter gestritten oder argumentiert, sondern nur mit gesenktem Kopf dagesessen und gesagt, dass es mir so leid tut und ich traurig bin. Das kam zwar nicht bei ihr an, aber es hat meine Energiereserven geschont.
Und heute habe ich die schlimmen Zeiten abgehakt und denke wehmütig nur noch an bessere Zeiten.
Viel Kraft wünsche ich dir!
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Aber bei meiner Mutter war es so, dass ich mich absolut angesprochen fühlte ... Sie hat mich nie des Diebstahls bezichtigt, mich jedoch rausgeworfen und schlimm beschimpft, weil ich ihr helfen wollte und ihr dann Pflegekräfte organisiert habe. Das war die Hölle für mich.
Hallo Charlott!
Teile des Textes von Schwarzerkater hätte ich schreiben können - ich weiss nicht wie oft ich die "schlechteste Tochter auf der ganzen Welt" war und die Frage, was meine Mutter denn getan hat um mich zu verdienen, kam des öfteren auf.
Es ist schwer, dies hinzunehmen - aber versuch es trotzdem, nicht weiter nachzudenken. Ich weiss es ist leichter gesagt als getan - auch heute noch können mich diverse Dinge so beschäftigen, dass ich mal wieder nicht schlafen kann......
Alles Gute fuer Dich - und auch ich wuensche dir viel Kraft - du wirst sie brauchen!
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Hallo Charlotte, die fachliche auf Ihre Fragen hat ja Frau Sachweh beantwortet. Der Diebstahlvorwurf ist immer sehr belastend und er trifft besonders die ehrliche Haut und Menschen die häufig mit bester Absicht zu Besuch kommen. Die emotionale Auswirkung dieser Anschuldigung können Menschen mit beginnender Demenz oft nicht mehr abschätzen, - es scheint doch subjektiv so naheliegend, dass jemand was mitgenommen hat, wenn es nicht auffindbar ist...
Da die nachfolgenden Begegnungen wieder entspannt und positiv verlaufen sind, läßt sich vermutlich eine wahnhafte Entwicklung Ihrer Tante ausschließen und Sie können sich bestärkt fühlen, wie wichtig Sie für Ihre Tante sind!
Sollte es sich der Vorwurf wiederholen, wünsche ich Ihnen bei Ihrem besten Gewissen die größtmögliche Gelassenheit. Bewährt hat sich der Vorschlag von Schwarzerkater, nach dem Motte: "Es macht mich sehr traurig, dass Du das von mir denkst". Manchmal reicht schon die Frage, "Hast Du schon überall gesucht?"
Ihr Martin Hamborg
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Liebe Charlott -
ich kann mich schwarzerkater und weit weg nur anschließen: auch ich bin die schlechteste Tochter der Welt, eine Hexe, die sie niedermachen will und meiner Mutter alles genommen hat. Sie hat mir Diebstahl unterstellt und dass ich meinen Vater in den Tod getrieben hätte. Und noch vieles mehr. Das ist leider ein Teil der Krankheit, so schwer es ist. Ich würde Dir gerne sagen, dass es leichter wird, aber das wäre nicht wahr. Man kann nur versuchen, damit umzugehen. Ich habe viel Unterstützung von einer guten Psychologin erhalten und auch Unterstützung von Freunden, die teilweise auch demente Elternteile haben / hatten.
Bleib stark! Tanja
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