Hallo Gemeinde.
Zu aller erst ein ganz herzliches DANKE an das Team als auch an die Community selbst, dass es solch einen Ort wie diesen gibt.
Ganz kurz zu meiner Person:
M,46 Jahre. Alleinerziehend (M,11 Jahre). Vollzeitjob. Seit 3 Jahren EFH-Besitzer (geerbt).
Psychisch schon die ein oder andere Erfahrung mit Institutionen gemacht wegen depressiven Phasen, Burnout, Drogenmissbrauch. Letzteres ist aber schon über 25 Jahre her.
Ich gehe in meinem Job oft über meine Grenzen, einfach um die Existenz+ von Junior und mir zu sichern.
Mit "Existenz+" meine ich nicht nur, uns mit einem Dach über dem Kopf und warmen Mahlzeiten zu versorgen, sondern auch mal Kino, Schwimmbad oder eine Woche Nordsee im Jahr.
Jetzt zu meinem Dad:
Als Kind hatte ich nichts zu lachen in seiner Gegenwart. Ich erfuhr Schläge und seelische Grausamkeiten, die ich nicht näher beschreiben will. Als ich 8 Jahre als war, ließen sich meine Eltern scheiden. Er hat den Kontakt zu mir rigoros abgebrochen. Die wichtige Zeit eines Heranwachsenden Jungen musste ich ohne Vaterfigur hinter mich bringen. Kam zeitweise auf übelst schiefe Bahnen. Erst als ich 2008 einen Brief schrieb mit Wunsch nach Kontaktaufnahme, tat sich was. Ich wollte in dem Moment einfach nur, dass er weis, dass etwas gutes aus seinem Sohn geworden ist. Seit dem telefonieren wir. Auch 3 Besuche waren drin (wir fuhren zu ihm, Entfernung 450km). Soweit ist alles noch ok.
Ich selber wurde gewollt Vater, und seit dem unterstützt er mich finanziell, was ich anfangs dankend annahm. So ein Kind kostet viel Geld. Durch die Trennung von seiner Mutter wenige Wochen nach der Geburt meines Sohnes und nach einem Jahr Elternzeit habe ich mich nurnoch als Hilfsarbeiter in Teilzeit gearbeitet (Komme eigentlich aus der IT). Egal was. Maler, Fenster- und Wintergartenbau. Egal. Hauptsache etwas Lohn und vor allem krankenversichert.
Die Jahre vergingen. Es wurde mir nach einiger Zeit aber so unangenehm, Geld von ihm anzunehmen, dass ich anfing, es abzulehnen. Hat nicht geklappt - er bestand wehement darauf, dass ich das Geld bekomme. All meine Bekannten sagten "Klar, nimm es doch. Er will es so." Aber für mich fühlte es sich falsch an.
Ich begann, das Geld für Ihn auf Seite zu legen und es nicht für meinen Sohn oder mich auszugeben. Anscheinend haben sich dadurch in mir irgendwelche Abhängigkeitsvorstellungen gebildet.
Schneller Vorlauf zu heute:
Er ist dement. Mitte/Ende 2te Phase denke ich. Kann keine Urzeit mehr verstehen. Schneidet sich mir ner Rosenschere die Fußnägel und verblutet damit die gesamte Mietwohnung (nix dramatisches, aber riesen Sauerei). Er schlägt zu allen Tages- und Nachtzeiten bei seinem Friseur oder Arzt auf, weil er ja "einen Termin" hat.
Die handvoll Verwandten in seiner Umgebung haben mehr oder weniger das Handtuch geworfen.
Einzig meine Nummer zu wählen - das schafft er. Täglich. Manchmal mehrmals am Tag.
Und das ist der Punkt,der mich in den Wahnsinn treibt.
Er nimmt keinerlei Hilfe an. Spricht man "Pflegestufe ermitteln", "Häusliche Pflege" oder gar "Pflegeheim" an, erntet man einen gewaltigen Wutausbruch. IMMER. Selbst mit Engelszungen und Logik ihm bei zu kommen ist zwecklos. Vor einigen Tagen bin ich am Telefon ausgeflippt un habe geschrien: "Lass mich! Du tust mir weh! Jeder einzelne Anruf tut mir weh. Ich leide emotional so sehr, Dich so dahinsiechen zu sehen, LASS MIR LUFT ZUM ATMEN!!!!"
Das brachte was. Er sagte ich bekäme soviel Luft wie ich nur brauche. "Cool - endlich" dachte ich. Keine 48h später rief er wieder an. Ich sagte meinen Standpunkt erneut. Diesmal in einem ruhigen und sachlichen Ton. Schien ebenfalls wieder bei ihm angekommen zu sein. Diesmal hat es nur 20h gehalten, bis er wieder anrief.
Habe jetzt seine Nummer seit zwei Tagen blockiert. Ich muss mich schützen. Bevor ich psychisch vor die Hunde gehe und erst meinen Job verliere, dann das Haus. Eigener Vater hin oder her.
Er nimmt wie gesagt keine Hilfe an. Folglich gibts keine Vollmachten oder Betreuer.
Viel Text, ich weis. Danke an all die, die bis hierher kamen.
Nun meine Frage des Titels: Bin ich zu egoistisch?
Gruß
noch ein Sohn
Edith: Grammatik korrigiert