Demenz, Verbote und Streit

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  • Hallo @Carolina89,


    ich denke nicht das die Hauptbezugsperson weniger wert ist für den Dementen. eher das Gegenteil. Bei dir wird die Fassade heruntergefahren.

    Ich weiß was ich gehadert habe bzgl. meiner Schwester. Für meinen Papa das Heiligtum schlecht hin genau so ihre Kinder.

    Die Arbeit hatte aber ausschließlich ich, das hat sich mit dem Heimumzug auch nicht geändert.

    Kennst du den Spruch "Willst du gelten, mach dich selten?"

    Ich kann nur von mir sprechen, aber die Verbittung die ich diesbezüglich empfinde hätte mich manchmal fast aufgefressen. Ich versuche das loszulassen, das gelingt mal besser mal schlechter.


    Es ist schon erstaunlich wie gut die dementen auch bei Fachpersonal die Fassade aufrecht erhalten können und diese täuschen. Da muss wirklich erst etwas passieren (ganz typisch Sturz mit Krankenhausaufenthalt) bis das ganze Ausmaß der Erkrankung zu Tage gefördert wird.
    Bzgl. des Hausarztes, da gibt es viele die mit Demenz wenig am Hut haben. Ein Wechsel oder eine zweite Meinung ist aber nicht verwerflich. Ich habe z.b. damals beim roten Kreuz angerufen und gefragt welche Neurologen bzgl. Demenz zu empfehlen sind. Die haben zwar keine direkte Auskunft geben (dürfen) aber immerhin, viele unserer Patienten sind bei Dr. Soundso. So habe ich einen sehr fähigen Neurologen mit geriatrischen Schwerpunkt gefunden.

    Der sagte mir zwar auch. Ich kann medizinisch leider nicht viel für sie tun aber immerhin entsprechende Gutachten schreiben um ihnen das Leben leichter zu machen. Danach war z.b. ein Schwerbehindertenausweiß mit 100% kein Problem mehr.


    Ich wünsche dir viel Kraft.

  • Lieber Sohn83, Carolina89,


    ich schrieb vorhin in einem anderen Post über Bewältigungsstrategien bei Dementen ... Tatsächlich ist bei ihnen anfangs noch ein Repertoire an Restenergie und Kompensationsstrategien vorhanden und die werden eben genutzt, um mit den eigenen Fehlern umzugehen (Leugnen, Beschuldigungen, Wut, Depression ....)


    Die Sache mit der Fassade ist eigentlich klar. Jeder will in der Öffentlichkeit/vor bestimmten Personen "eine möglichst gute Figur machen" oder aber mindestens dem eigenen Selbstbild entsprechen.

    Die Restenergie der Dementen reicht auch oftmals nur für die Fassade. Wo es nicht so drauf ankommt, fällt alles Anstrengende ab. Das geht aber auch Nichtdementen so.


    Das freundliche Fassadenverhalten kann natürlich auch der früheren Beziehung entsprechen. So ist z.B. ein "Kind" immer schon das Goldkind (oder wahlweise das schwache Kind) gewesen, dem man nicht so viel zumuten darf. Oder man weiß, dass von diesem "Kind" eh nix zu erwarten ist, man wagt nicht, es anzusprechen. Da hält man sich eben an das andere "Kind", das sowieso immer da ist, oder das wenigstens irgendwie reagiert.


    Das scheint mir bei euch beiden teilweise der Fall zu sein.

    Aber wie auch immer, an den Beziehungen kann man jetzt NICHTS mehr ändern. Es bleibt nur noch, angemessen zu handeln, wobei das ein Prozess ist. Und du (Sohn83) hast ja schon gehandelt ....


    Es ist und bleibt eine Herausforderung. Mir hilft es, das anzuerkennen. Dann kann ich auch gnädig mit mir selbst sein hinsichtlich meiner Fehler und Emotionen.

  • ich denke nicht das die Hauptbezugsperson weniger wert ist für den Dementen. eher das Gegenteil. Bei dir wird die Fassade heruntergefahren.

    Da stimme ich zu. Ich denke, es ist eher wie bei Kindern: außerhalb der Familie sind sie oft geradezu vorbildlich und zu Hause kommt dann bei allem Möglichen Widerstand, Streit - die Kinder (zumindest in halbwegs intakter Beziehung zu ihren Eltern) vertrauen drauf, dass die Eltern sie lieben, auch wenn sie sich nicht vorbildlich benehmen, sondern ihre ureigenen Gefühle zeigen.


    Genauso kommt es mir bei meiner Mutter vor, wenn sie mich anruft, bei mir Telefonterror macht, den meine Schwester überhaupt nicht kennt: meine Schwester war schon immer sie nüchterne, sachliche Wissenschaftlerin, die ihre Gefühle unterdrückt oder verborgen hat und auch von denen der anderen nicht viel wissen wollte - wohingegen ich schon immer "das Seelchen" war, von Mutter, Schwester, auch Freundinnen immer wieder drauf hingewiesen, dass ich viel zu empfindlich bin. Aber wenn es drum ging, jemandes Einfühlsamkeit zu brauchen, kamen sie zu mir und kommt Mutter immer noch zu mir. Deswegen macht sie eben auch bei mir den Telefonterror, weil sie "weiß", inzwischen wohl eher fühlt, dass ich es ihr nicht übel nehme, sondern es ihrem Zustand zuschreibe, den sie selbst natürlich nicht erkennt.

  • Hallo Ecia!

    Das Seelchen - oooooh wie ich diesen Kommentar im Laufe der Jahre gelernt hatte zu hassen und wie froh ich bin, wenigstens dies nicht mehr hören zu brauchen!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Mein Bruder ist eine "Sissi".

    Und so wird er auch behandelt.

    Ich dagegen bin in ihren Augen die Macherin, aber auch nicht ohne, wenn mir jemand auf den Schlips tritt.

    Trotzdem kommt sie immer wieder an.

    Eben wieder.

    Sie rief an und sagte, dass sie jetzt weg ginge.

    Ich solle mich nicht wundern, wenn keiner zuhause ist.

    Ähem, ich habe keine Schlüssel von der Wohnung, und ich hatte auch nicht vor zu ihr zu gehen.

    Frei übersetzt sollte ihr Anruf aber heißen:

    Ich gehe jetzt einkaufen, aber es geht mir gar nicht gut, würdest du gehen?


    Solange sie rumdruckst, mache ich gar nichts mehr. Soll mit der Wahrheit raus rücken.

    Dement oder nicht, ich kanns nicht mehr ab.


    Ich war eine Weile mit einem Narzissten zusammen,und ich habe gelernt jede Handlung und jeden Satz in meine Richtung zu entschlüsseln. Das rettet mir den Hintern vor böswilligen Absichten.

    Und ich kann auch prima abtauchen, wenn ich will und zwar eiskalt.

    Ich hatte im Leben genug falsche Fünfziger um mich herum.


    Sohn83

    Meine Mutter verweigert alles.

    Ich kann da 100 Ärzte fragen.

    Da ich kein Auto habe, kann ich sie auch nirgends hin fahren.

    Taxigeld habe ich nicht, Bahn fahren ist mit ihr ein Himmelfahrtskommando.

    Aber Bruder Sissi fährt ein fettes SUV.


    Ich muss mich dieses Jahr auch dringend um mich selber kümmern.

    Ich schiebe eine wichtige OP vor mir her und langsam wird es brenzlig. Bin auch ne Großbaustelle.

    Dämliche Wechseljahre😡

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina89 ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Carolina89, die Abgrenzung und die Ohnmacht Ihrer Mutter nicht helfen zu können kosten sehr viel Kraft.

    Sie hören die Appelle und Sie dürfen weder für Ihre Mutter noch für Ihren Bruder richtig hilfreich werden. Es ist nur zu verständlich, dass Sie sich zurückziehen wollen und müssen.


    Es gibt einen Haken im System: Sie bekommen immer wieder die Verantwortung für das Handeln, besonders wenn es um kritische Situationen geht. Aus dieser Falle kommen Sie nur, wenn Sie die Verantwortung in andere Hände legen. Ihr Bruder hat ihre Informationen blockiert, obwohl er die Vollmachten hat. Er hat den nötigen Einfluss auf Ihre Mutter und hat damit eigentlich die Verantwortung. Vielleicht können Sie dieses Dilemma mit dem sozialpsychiatrischen Dienst besprechen, damit Sie sich mit gutem Gewissen zurückziehen können.

    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo enh2292, mit der komplexen Gemengelage mit Ihren Großeltern haben Sie eine interessante Diskussion ausgelöst. Einige Punkte möchte ich gern aufgreifen und freue mich auf den weiteren Austausch hier:

    1. Aus gutem Gründen dürfen wir hier keine Ratschläge zu juristisch relevanten Themen geben. Dies betrifft auch die Bedeutung der Vollmachten in den Konflikten des Alltags. In dieser schwierigen Situation kann ein juristischer Beistand hilfreich sein, empfehlen würde ich den Betreuungsverein vor Ort, die Beratung bei dem Betreuungsgericht oder einen Juristen der sich damit auskennt. Dabei geht es um Ihre Absicherung!


    2. Die Entscheidung über die Geschäftsfähigkeit ist nicht von der Diagnose abhängig, sondern von der Problematik. Unser Rechtssystem hat da hohe Hürden gesetzt und die Betreuungsrichter machen sich einen persönlichen Eindruck und ziehen einen psychiatrischen Gutachter hinzu. Noch schwieriger ist die formale Beurteilung der Einsichtsfähigkeit.


    Das richtige Leben findet allerdings vor Ort statt und da beschreiben Sie die "Aushandlungsprozesse" die bisher offensichtlich erfolgreich sind. Dabei wünsche ich Ihnen weiterhin den hohen Pragmatismus und das gute Gespür für die (eigentlichen) Bedürfnisse und Bedürftigkeiten Ihrer Großeltern!

    Ihr Martin Hamborg

  • Vielleicht können Sie dieses Dilemma mit dem sozialpsychiatrischen Dienst besprechen

    Hallo.

    Das ist längst passiert, und es war die anscheinend inkompetenteste Person, die mir je unter gekommen ist.

    Was mein Bruder für Vollmachten hat, weiß ich nicht. Es ist mir mittlerweile egal.

    Nachdem was heute wieder passiert ist, ist der Drops für mich endgültig gelutscht.

    Jetzt soll Mutter bei meinem Bruder anrufen, wenn ihr die Brause ausgeht und die Mahnungen eintrudeln.

    Ich mache nichts mehr.

    Ich bin doch nicht der Depp vom Dienst.

    LG

  • Ich wollte auch noch mal etwas zum Thema Narzissmus sagen

    Ich denke nicht, dass fortgeschrittene Demente noch in der Lage sind so ausgeklügelte Boshaftigkeiten entwickeln zu können um jemanden absichtlich auflaufen zu lassen.


    Ich kann da aus den Nähkästchen plaudern.

    Zum Glück habe ich damals ein Buch in die Finger gekriegt wo das alles gut beschrieben war, und daher konnte ich aus der Beziehung verschwinden und wusste ganz genau wie "mein Narzisst" reagiert.

    Das Verhalten meiner Mutter ist m.E. der Demenz geschuldet.

    Sie wird ablehnend und aggressiv, wenn man ihr rein redet.

    Das ist aber nur ein Bruchteil dessen wozu ein "gesunder" Narzisst fähig ist.

  • @Carolina89 Auf all deine Posts zu antworten würde mir gerade zu lange dauern. Was ich aber vordergründig wahrgenommen habe ist, dass du offenbar eine OP/Behandlung vor dir herschiebst, es aber nicht solltest.


    Ich glaube ich verstehe das Dilemma in dem du steckst. Ich möchte mir eigentlich kein Urteil erlauben (und verurteilen schon gar nicht), aber so wie du schreibst, erscheint es mir so, als wärst du in einigen Situationen sehr strikt und konsequent (was auch gut ist) und gibst dann aber wieder nach. Letzteres kommt auch mir bekannt vor, weshalb ich dir einfach nur "zur Ansicht" mitteilen möchte, was ich tun würde (bzw. was ich jetzt glaube zu tun).


    Zunächst einmal würde ich alles medizinische in die Wege leiten, sodass nötige Termine feststehen. Ist das erledigt, würde ich an deiner Stelle deinem Bruder nochmals auf allen möglichen Kanälen (notfalls ein kurzer Brief) darauf aufmerksam machen, dass du Zeit für DEINE Gesundheit brauchst und dafür auch seine Hilfe nötig ist. Über den sozialpsychiatrischen Dienst weiß ich nicht viel, aber ich würde sagen, dass man auch den bestimmt einbinden kann. Einbinden hier in Form einer Kontaktaufnahme die nötig würde, wenn dein Bruder weiter blockiert und deine Mutter in ihrer jetzigen Form Zuhause ist. Fehlst du dann erstmal konsequent und hast auch keine andere Wahl, ist das vielleicht der Moment in dem sie, wenn auch notgedrungen, Hilfe von Außen zulässt.


    martinhamborg Vielen Dank für Ihre Antwort. Das mit den juristischen Tipps verstehe ich natürlich. Aber haben Sie aus ihrer Praxiserfahrung vielleicht schon mal von Verboten ganz allgemein gehört? Mein bestes Beispiel ist hier eben das manipulieren am Sicherungskasten durch meinen Opa. Wenn ich vor Ort bin, kann ich das unterbinden. Wenn nicht, dann eben nur, in dem ich den Zutritt zum Keller versperre und ihm damit den Zugang verwehre. Einerseits fühle ich mich hier im Recht, andererseits ist es natürlich auch komisch, seinem eigenen Opa plötzlich Vorschriften zu machen.

  • Ich glaube ich verstehe das Dilemma in dem du steckst. Ich möchte mir eigentlich kein Urteil erlauben (und verurteilen schon gar nicht), aber so wie du schreibst, erscheint es mir so, als wärst du in einigen Situationen sehr strikt und konsequent (was auch gut ist) und gibst dann aber wieder nach. Letzteres kommt auch mir bekannt vor, weshalb ich dir einfach nur "zur Ansicht" mitteilen möchte, was ich tun würde (bzw. was ich jetzt glaube zu tun).


    Zunächst einmal würde ich alles medizinische in die Wege leiten, sodass nötige Termine feststehen. Ist das erledigt, würde ich an deiner Stelle deinem Bruder nochmals auf allen möglichen Kanälen (notfalls ein kurzer Brief) darauf aufmerksam machen, dass du Zeit für DEINE Gesundheit brauchst und dafür auch seine Hilfe nötig ist. Über den sozialpsychiatrischen Dienst weiß ich nicht viel, aber ich würde sagen, dass man auch den bestimmt einbinden kann. Einbinden hier in Form einer Kontaktaufnahme die nötig würde, wenn dein Bruder weiter blockiert und deine Mutter in ihrer jetzigen Form Zuhause ist. Fehlst du dann erstmal konsequent und hast auch keine andere Wahl, ist das vielleicht der Moment in dem sie, wenn auch notgedrungen, Hilfe von Außen zulässt.

    Hallo enh2292


    Nein, ich stecke nicht im Dilemma, meine Mutter steckt im Dilemma.

    Ich habe nämlich mein eigenes Leben.

    Mein Bruder redet nicht mit mir, da kann ich 100 Briefe schreiben, und meine Mutter heuchelt meinem Bruder etwas vor.

    Das habe ich am Samstag wieder einmal eindrucksvoll erfahren.

    Der sozialpsychiatrische Dienst hat bei uns nichts gebracht, denn den hat Mutter überzeugt, dass sie "normal" ist.

    Weitere Dinge werden blockiert, sie geht nicht zum Arzt.


    Gestern abend rief sie mich an, und erzählte mir, dass sie sehr wohl Hilfe in ihrem 6 Parteien Haus hat. Sie bräuchte mich nicht.

    Was ruft sie dann an? ;) ;)

    Ihr wäre der Drehstab der Jalousie rausgefallen, und ein Nachbar hätte ihn wieder rein gesetzt.

    Ein paar Minuten später erzählte sie, dass gleich die ganze Jalousie runter gefallen ist.

    Na klar, die hatte ich ja auch angebracht.

    Was ich mache kann ja nicht gut sein. 8o

    Dann sagte sie, dass sie 7 Pfandflaschen da liegen hat, die könne ich ja holen.

    Wow, 1,75 € !


    Heißt frei übersetzt: Mir gehen die Getränke aus!


    Ich habe aber weder Schlüssel, Auto, noch Geld für Mutter einkaufen zu gehen, und ich will die Schlüssel auch nicht mehr.

    Mein Bruder hat Schlüssel, Auto und Geld.


    Aber mein Bruder, der am Samstag mit seinem dicken Auto da war, wurde nicht gefragt, ob er etwas mitbringt, oder mit ihr einkaufen fährt.

    Ihm wurde nicht gesagt, dass sie mit ihren finanziellen Sachen nicht mehr klar kommt.

    Nein, er sollte Kleidung meines 2017 verstorbenen Vaters mitnehmen.

    Diese Kleidung war im Dachbodenzimmer, wovon ich die Möbel zerlegt (Kleiderschränke, Schreibtsich und ein Ehebett) und alleine aus dem 3 Stock runter getragen habe. Das Zimmer wurde nicht mehr genutzt.

    Die Klamotten meines Vaters wollte sie unbedingt da oben behalten, aber ausgerechnet jetzt muss mein Bruder sie mitnehmen, hahaha.


    Sie hat meinen Bruder über den Klee gelobt wie er Trepp´ auf, Trepp´ ab die Sachen meines Vaters runter getragen hat.

    Es waren nur 5 Jacken! Mein Bruder, der Held!

    Aber bei den Möbeln glänzte er durch Abwesenheit!


    So lange diese Schmierenkomödie weiter geht, mache ich gar nichts mehr, außer mich über die kläglichen Versuche mich zu manipulieren zu amüsieren.

  • Hallo Carolina,

    Ich verstehe, wie enh2292, aus deinen Beiträgen gelesen hat. In meinen Augen regst du dich auch mehr auf als dass du dich amüsierst, sonst würdest du anders schreiben. Diese Phase ist für betreuende "Kinder" der dementen sehr aufreibend, anstrengend, nervig. Das kann man sich von außen gar nicht so vorstellen.

    Und da kann ich nur zustimmen, dass es sinnvoll ist, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern, es gibt dir keiner was dafür, wenn du etwas versäumst, was wichtig wäre.

    In der Phase deiner Mutter mussten viele von "uns" hier die Dinge laufen lassen, hat bei meiner Mutter auch gedauert, Schuld waren meist "die anderen" , wenn etwas nicht lief, bei meiner Schwester vor Ort stand durch den ganzen Stress die Ehe auf dem Spiel und die Gesundheit sowieso. Meine Mutter sprach immer nur von dem "bisschen Einkaufen" .

    Das war bis vor ca.3,5 Jahren, dann kamen mehrere Situationen für die Notaufnahme, mit Gipsarm habe ich sie in meinen Wohnort zur Kurzzeitpflege gebracht mit anschließender Dauerpflege, die man natürlich kündigen könnte, aber das kriegt sie nicht mehr hin. Seitdem hatte ich mehr als zwei Jahre Gezeter, Vorwürfe, Unverständnis auszuhalten, wenn ich sie besuche, was ich ja dosieren kann.

    Da sie mir eine Betreuungsvollmacht ausgestellt hat, bin ich auch Ansprechpartner bei allen möglichen Problemen.

    Das zum Thema "ins Heim abgeben, damit wir unsere Ruhe haben", wie du an anderer Stelle mal geschrieben hast. Meine Schwester wird teils mehrmals am Tag und gerne auch mal nachts von meiner Mutter angerufen, wo denn "die Mama" sei.

    Es kann ein langer Weg sein, von daher gönn dir eine Besserung deiner Gesundheit!

    Liebe Grüße

  • Doch, Rose60, es amüsiert mich wie sie immer wieder versucht zu manipulieren.

    Eben rief sie an und fragte ob ich mit zum Einkaufen komme.

    Früher hätte ich gesagt: "Ich kaufe ein, bleib mal schön zuhause."

    Sie erwartet ja auch, dass ich das wieder sage.

    Nööööö, keine Vollmacht-keine ,"Kekse".

    Ich kann nicht neben einer Frau her laufen, die am Rollator im Schneckentempo läuft.

    Mein armer Rücken.

    In der Zeit bin ich mit dem Rad 20x hin und zurück.

    Und dann kam sie wieder mit dem Flaschenpfand. Das könne ich haben.

    Du, die hat mir doch wirklich mal vorgeworfen ich würde das Geld (meist waren so 2 Euro) einsacken.

    Dabei bekam sie auch immer neue Getränke von mir.

    Schlimmer als Geizhals Dagobert Duck.


    Ich erzähle nur was ich erlebe.

    Zudem habe ich hier einige Posts von Leuten gefunden, die sich auch gesagt haben:

    Bis hier hin und nicht weiter.

    Ich betone nochmals, dass ich meine Mutter nicht pflege. Ich wurde nur wegen jeden Mist angerufen, habe es erledigt und mir fiel dabei auf, dass sie dement geworden ist.


    Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Die waren aggressiv und manipulativ.

    Vor allem mein Vater, den ich überhaupt nicht vermisse.

    Trotzdem habe ich seinen Grabstein geputzt und Blumen hingestellt.

    Letztes Jahr war auch damit Schluss.


    Kati Karrenbauer hat ein Buch über Demenz geschrieben.

    "Ich wollte einen Hund, jetzt habe ich einen Vater"

    Der ist übrigens schon im Pflegeheim, habe ich gelesen.

    Meine Mutter nicht.


    Mein Buch würde heißen:


    Plötzlich soll ich meine bösartige Mutter unterstützen, aber ich entschied mich nach 7 hundlosen Jahren und Krankheit wieder für einen Hund!


    Es werden Tage kommen, wo Rechnungen eintrudeln ( das meiste wird abgebucht, aber eben nicht alles), die sie nicht bezahlt, wo es schneit und sie mit dem Rollator nicht zum Einkaufen gehen kann, und wo es ihr noch schlechter geht.

    Hoffe sie weiß, dass sie meinen Bruder anrufen muss.

    Der hat alles was nötig ist.


    Kleiner Tipp.

    Gegen nächtliche Anrufe hilft es die Telefone lautlos zu stellen.

    Zur Zeit macht sie es nicht mehr, weil mir der Kragen geplatzt ist.

    Das hat sie verstanden.


    Dir auch liebe Grüße.

  • Hey Carolina,

    ich wollte auch überhaupt nicht bewerten, dass du die Reißleine für dich gezogen hast, das liegt mir fern, habe selbst die letzten Jahre meines Vaters aus gleichen Motiven wie du den Kontakt abgebrochen. Man merkt eben, dass es dir nicht am xy vorbei geht ;) Es beschäftigt dich ja weiterhin, wie das so ist, wenn man nicht herzlos ist.

    Ich denke, so wie bei vielen anderen hier, kommt durch "den Niedergang" deiner Mutter nochmal vieles hoch, was verarbeitet werden will.

    Und dafür ist dieses Forum ebenso Gold wert, wenn es dir hilft.

    Liebe Grüße

  • Lach, mein "xy" tut schon weh, soviel geht mir gerade dran vorbei.

    Morgens mache den Ton meines Festnetztelefons wieder an, weil ja noch andere Leute anrufen könnten.

    Und jetzt im Augenblick klingelt es schon wieder Sturm.😵‍💫

    Zum Glück hat sie meine Handnummer nicht.

    Ich gehe jetzt Gassi..... :)

  • Ich erstatte noch einmal Bericht.

    Vorhin klingelte mein Telefon wie wild... ..natürlich meine Mutter.

    Irgendwann ging ich mal ran.

    Sofort hagelte es Anschuldigungen.

    Ich hätte ihre Girocard noch.

    Wer meine Berichte liest weiß, dass ich ihr das Ding zurück gegeben und davon Fotos geschossen habe.

    Und genau aus diesem Grund hat sie auch ihre Wohnungsschlüssel zurück.

    Die soll ich aber wieder holen.

    Ich bin doch nicht blöd.

    Meine Mutter ist unberechenbar geworden, deshalb möchte ich mit ihr nichts mehr zu tun haben.

    Wer weiß was die sich noch alles zusammen fantasiert.

  • Sind die, die genervt werden in den Augen eines Dementen weniger Wert?

    Oder sind die ihr ein und alles? (Ich will nicht ihr ein und alles sein)

    Das würde mich interessieren.

    Hallo Carolina89, das sind alles Fragen, die sich nicht leicht beantworten lassen. Aber ich glaube, dass dir Antworten darauf auch nicht viel helfen würden.


    Du hast jedes Recht zu einer gesunden Portion Wut, wie sie in einem hochkocht, wenn man plötzlich erkennt, wie ungerecht alles bis hierher gelaufen ist: Erst machst du und tust ... und trotzdem ist es nie genug und dann setzt das Schicksal auch noch einen drauf und die nun schwerkranke demente Mutter klammert sich wie eine Ertrinkende gerade an dich und dein Bruder, der nie etwas machen musste und trotzdem das "Goldkind" ist, hält sich fein raus.


    Ähnliches haben viele durchgemacht und auch ich habe es in der Familie erlebt, zum Glück nicht mit meiner Mutter, aber mit den Geschwistern meines Mannes. Die reinste Tragödie, ich könnte ein Buch drüber schreiben ...


    Wenn ich dir trotzdem einen Rat geben darf: Versuche erst mal, Abstand zu gewinnen und hör unbedingt auf, dich an den Umständen abzuarbeiten. Die Tür zu deiner Mutter ist seit ihrer Demenz verriegelt und verrammelt ... da ändert sich nichts mehr. Und auch die anderen nichtdementen Personen wirst du nicht so leicht überzeugen und ändern. Im Notfall hilft da nur Abstand mit klarer deutlicher Ansage (Bis hierher und nicht weiter!)


    Und dann fang an, dein Leben zu genießen. Dazu hast du jedes Recht, v.a. nachdem du durchschaut hast, welche Rolle du vorher eingenommen hast. Am besten suchst du dir Menschen, die dich wieder mit in die Lebensfreude nehmen. Das Leben hat viel mehr zu bieten als DAS hier.

    Ich bin mit meinem Mann damals als es hart auf hart kam, bewusst zu einem richtig krassen Rockkonzert gegangen ... ein bisschen schräg in unserem Alter, aber wir hatten so viel Spaß und es war richtig befreiend und ....ohrenbetäubend. (Klassik oder ähnliches hätte das für mich nicht bringen können). Das ist nur mein Beispiel, du weißt selbst besser, was dir in deiner Situation gut tut.


    Natürlich sind Wut und Ärger nicht gleich weg, aber sie sollten weniger und kleiner werden. Deine Mutter braucht jetzt professionelle Hilfe. Es ist für sie m.E. zweitrangig, ob du fünf oder fünfzig mal ihre Anrufe entgegen nimmst.


    Ich wünsche dir, dass deine Mutter bald dort ist, wo man ihr in der Situation mit ihrer Demenz hilft. Das kann noch ein paar Tage dauern oder ganz schnell gehen. Auf jeden Fall ist ihr Weg klar. Und dir wünsche ich wieder mehr Freude am Leben.

  • Hallo schwarzerkater.

    Ich muss gerade grinsen, weil ich richtig krasse Rockmusik höre (z.B. Pantera, SOAD),

    eine Metalbraut bin und auch so aussehe.

    Ich bin nicht so Typ Opfer ;)

    Was heisst denn hier in unserem Alter......ich bin total knackig.

    An jeder Ecke knacken die Knochen 8)

    2 Mal editiert, zuletzt von Carolina89 ()

  • @Carolina89


    Mit dem Hund raus ist immer gut. Habe öfters mal einen sehr großen Hund auf den ich aufpasse und wenn möglich auch mit zu meinen Großeltern nehmen. Der ist zwar kein Kuschler und schläft die meiste Zeit, allerdings reicht dies völlig, um die Stimmung ins positive zu kippen. Selbst die weinerlichste Oma in schlechter Tagesform ist schlagartig ganz anders drauf. Der Effekt nutzt sich natürlich etwas ab, ist aber doch jedes Mal da.


    Es schützt natürlich nicht völlig vor den diversen Ausfällen meines Opas, aber sie sind einige Zeit beschäftigt und ich kann in Ruhe erledigen, was zu erledigen ist. Und wird es mir dann mal zu viel, hab ich ne gute Ausrede, warum ich schnellstmöglich in den Wald muss :)


    Ich weiß nicht wie deine Mutter auf einen Hund reagiert, aber wenn hier keine Vorbehalte bestehen, bring ihn doch einfach mal mit!? Ich war selbst erstaunt, wie sich allein die Anwesenheit des Bären die Stimmung verändern konnte.

  • Ich weiß nicht wie deine Mutter auf einen Hund reagiert, aber wenn hier keine Vorbehalte bestehen, bring ihn doch einfach mal mit!? Ich war selbst erstaunt, wie sich allein die Anwesenheit des Bären die Stimmung verändern konnte.

    Guten Morgen.


    Selbstverständlich habe ich meinen Hund schon zu meiner Mutter mitgenommen, was meinem Hund aber mehr schadet als ihr nutzt.

    Das ist jetzt mein 4. Hund, und Mutter kannte sie alle, ging mit ihnen Gassi.

    Mutter wird aber schnell laut und aggressiv, da will Hundi nur noch da raus. Fluchtmodus!

    Dann hat sie behauptet er würde in den Flur pinkeln.

    Nöp, das war sie selber, wenn sie es nachts nicht rechtzeitig aufs Klo schafft.

    Urinflecken auf dem Laminat.

    Also kein Hund mehr!


    Meine Mutter lässt an gar nichts, was mich betrifft, ein gutes Haar.

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina89 ()

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