Ich weiß nicht mehr weiter

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  • Hallo liebes Forum,


    ich bin seit einigen Monaten stille Mitleserin und bei jedem Lesen kommen die Tränen wegen der vielen Schicksale, die ihr alle ertragen müsst. Ich weiß nicht, worauf ich mit meinem Post hinaus will, aber vielleicht muss ich mir etwas von der Seele schreiben.


    Ich bin 31 Jahre alt, lebe in einer aufrechten Beziehung (wir wollen im Juli heiraten), habe 2 Schwestern (40 und 45) und - seit Juni vergangenen Jahres - nur mehr meinen Vater (77), nachdem meine Mama im Alter von 66 innerhalb von 10 Wochen an Krebs verstorben ist.

    Meine Mama war wie eine Heilige. Sie lebte zusammen mit meinem schon seit längerem Demenz-Anzeichen zeigenden Vater und meiner seit ihrer Geburt an schwer erkrankten Tochter (die 45jährige Schwester) auf unserem kleinen Hof, kümmerte sich um die Pflege meines Vaters und meiner Schwester, die Mitarbeitenden, alles administrative, die Versorgung, die Events, den Wein, das Obst, einfach alles. Ich selbst lebe ca. 50km entfernt, meine andere Schwester (die gesunde) lebt im Ausland. Die Beziehung zwischen mir und meiner Mama war ungebrochen gut bis zu ihrem Tod, mit meinem Vater und meiner Schwester hat sie sich zusehends nicht mehr verstanden (warum und wieso, dazu gleich mehr). Meine andere Schwester lebt im Ausland mit ihrem Mann + Kind und lebt ihr eigenes Leben und kommt zu Weihnachten, Ostern, Geburtstage, Ferien etc. regelmäßig auf Besuch.

    Mein Vater ist pensionierter Arzt und vor allem körperlich schon lange schwer eingeschränkt, ging schon die letzten 2 Jahre nur mehr am Rollator (behauptet natürlich, die Corona Impfung wäre Schuld) und ist mittlerweile nach einem Bandscheibenvorfall im Sept im Rollstuhl und zusehends Harn (und auch Stuhl) inkontinent. Aufgrund des Bandscheibenvorfalls und eines längeren KH Aufenthaltes hat er zudem starke Medikamente (Morphiumtabletten + Pflaster!) verschrieben bekommen, die er auch sehr, sehr gerne bis heute nimmt. Aufgrund des Situation haben meine Geschwister und ich auf Biegen und Brechen mit viel Widerstand eine Betreuung für ihn organisiert: wir haben uns die Pflegerin "aufgerissen", die meine Mama die letzten Tage vor ihrem Tod zu Hause betreut hat, beim Betrieb angestellt und diese betreut meinen Vater nun Mo bis Fr von in der Früh bis am späten NM. Weil meine kranke Schwester meinen Vater nicht mehr aushält im Alltag (was ich verstehe), ist sie in eine kleine Wohnung gezogen in der Nähe und kommt ab und zu auf Besuch vorbei.

    Mein Vater war immer eine sehr zwiegespaltene, narzisstische Persönlichkeit. Nach außen hin der tolle, große Macher, bei allen beliebt und angesehen (so ein toller Arzt, lol), hat sich immer als "Familienoberhaupt" definiert und sich auch so benommen. Aufgrund seines multimorbiden Zustandes wurde er natürlich immer grantiger, depressiver und anstrengender (bring mir das, tu das, etc.) und meine Mama hat das alles glaub ich nicht mehr ausgehalten, aber die Beziehung zu meinem Vater zwischen mir und ihm wurde eigentlich besser bzw. neutraler. Ich konnte mich über die Jahre lang und gut abgrenzen, oder wusste, wenn es mir zuviel wird - die drei sind eh gut versorgt - ist eh meine Mama da, und so leid es mir tat, es war halt so.

    Mit ihrem Tod hat sich das natürlich schlagartig geändert. An den Wochenden sind mein Freund und ich (weil die Pflegerin da nnicht da war) immer zu ihm gefahren, habe ihn geduscht, gekocht, Haushalt gemacht, ihn wieder gebadet wenn er Durchfall hatte, Leibstuhl beim Bett entleert etc. Körperlicher Pflege (auch Fremdpflege, wobei immer mit großem Widerstand zunächst) ist er auch zugänglich, und es macht mir selbst nichts aus. Aufgrund des Sitatuation haben wir jetzt für die Wochenende eine Bekannte, die in der Pflege gearbeitet hat, die am Wochenende auf ihn aufpasst. Aber was ich nicht mehr aushalte: er ist derartig normaler Kommunikation nicht mehr zugänglich - er führt Monologe, schreit herum, wenn man ihn unterbricht, wird aggressiv bei Dingen/Aussagen, die keinerlei Anlass dafür bieten, ruft mich am Tag sage und schreibe 20 Mal an, erzählt mir immer wieder das gleiche, zB 3 Tage hintereinander: Er will Leute (seine Freunde) einladen, die Pflegerin soll kochen, sie kocht so gut, ich sage ihm: ok gut, mach das, warum nicht - er legt wieder auf, um mich dann schreiend anzurufen, wenn mir das nicht recht sei, dann wolle er mit mir nichts mehr zu tun haben. Oder: Er erzählt wirres Zeug über meine Mama, dass sie ihn betrogen hätte, und dass er nicht glaube, dass sie an Krebs, sondern an AIDS gestorben sei und er auch AIDS habe (sic!). Er ist sehr auf mich fixiert, wenn es "gut" läuft ist er der liebe Papa, der sich nach mir erkundigt, mich braucht, etc.

    Er nimmt die Medikamente wie Smarties, deswegen hatten wir letztes Wochenende auch wieder ein sehr 'schönes' Erlebnis: Er hat mich um Mitternacht angerufen, bei ihm sei eingebrochen worden, er höre Stimmen, und ein kleiner Hund sei da (der sei eh lieb). Wegen des "Einbruchs" hat er selbstständig die Polizei angerufen, die dann auch gleich gekommen sind, mit denen hab ich dann telefonisch konferiert - sie können ihn nicht gegen seinen Willen mitnehmen, wenn keine Fremdgefährdung vorliegt. Als er wieder runter gekommen ist von seinem Trip, war es ihm ultra peinlich und er war wieder ganz lieb...

    Gestern gab es dann aber wieder einen Eskalationsmoment für mich. Meine Schwester im Ausland hat meinen Vater und meine kranke Schwester darüber informiert, dass sie ihre kleine Einliegerwohnung der in Hauptstadt verkaufen werden (was ja deren Angelegenheit ist). Mein Vater ist derart ausgerastet: hat mich und meinen Freund angerufen, uns beschimpft, wir würden unter einer Decke stecken, mein Freund sei überheblich, etc. Ich habe heute meinen Vater angerufen und ihm gesagt, dass er sich bitte entschuldigen möge, widrigenfalls ich nicht mehr bereit bin, ihn besuchen zu kommen. Er würde sich nicht entschuldigen und hat aufgelegt.

    Der Hausarzt ist ein Freund der Familie, kommt alle ca. 3 Wochen vorbei, infiltriert ihm das Kreuz, ist aber sonst für nix aus meiner Sicht (Morphium ist super?). Mein Vater war schon vor der Medikation tlw verwirrt, konnte sich Sachen schlecht merken, Daten/Fakten (die man ihm sagt) nicht merken, nur Geschriebenes. Hat aber keine offizielle Demenzdiagnose (gegen Tests hat er sich immer gewehrt). Ich denke, bei ihm ist es eine Mischung aus allem: Demenz, Depression, Medikation und seine tolle Persönlichkeit.

    Ich bin am Rande der Verzweiflung wegen meines kranken Vaters (und meiner kranken Schwester). Ich bin jung, eigentlich voller Leben, aber alles Schöne wurde mir genommen und es wird von Tag zu Tag schlimmer.

    Die Betreuung ist nun am Tag sichergestellt (Mo bis So) - am Abend bzw. in der Nacht ist er alleine (geht eh früh ins Bett, so um 18h), wehrt sich aber gegen zusätzliche Unterstützung (ich will einen offiziellen Pflegedienst dahinter haben, der immer wieder schauen kommt). Einen Notknopf lehnt er vehement ab.

    Ich übernehme alle administrativen Belange die ihn, bzw. den "Betrieb" (2 MA) betreffen. Ich organisiere Events nur sporadisch, bzw. wenn Kunden auf mich zukommen, mehr will nicht (wegen ihm). Ich bin VZ berufstätig und habe mein eigenes Leben und bin durch den Tod meiner Mama da reingerutscht. Wenn ich vorgeschlagen, dies oder das ändern zu wollen - zB die Etiketten, neue Homepage etc. (mit dem Hintergedanken, viel aufs Next Level heben zu wollen), wurde ich angeschrien (er möchte aber, dass ich es "übernehme"), weil ihm meine Vorschläge nicht gefallen.


    Mittlerweile verspüre ich so eine derartige Wut. Wut auf ihn, Wut auf meine älteren Geschwister, die selber krank bzw. im Ausland sind, Wut auf diese Unzugänglichkeiten, und auf diese Respektlosigkeiten. Und wütend, dass ich in diesem ganzen Trubel nicht mal wirklich um meine Mama trauern konnte, die ich so sehr geliebt habe und noch immer über alles Liebe. Das Leben ist so ungerecht.

    Ich kann & will nicht mehr. Ich möchte ein Ticket nach Rio de Janeiro buchen und nie, nie mehr zurück kommen.

    Danke für euer Durchlesen. Ich glaube, das musste raus.

  • Oje, liebe Rabbiteye!

    Ja, mir fehlen auch die Worte - klar, hier wird Hilfe gebraucht.

    Ich wuerde nochmals mit dem Hausarzt darueber reden, dass hier was stark geändert werden muss. Schau, ob es eine Beratungsstelle fuer Demente/Angehörige von Dementen bei euch in der Nähe gibt. Diese können dir bestimmt tatkräftig helfen mit dem einem oder dem anderen, damit du bald die Hilfe bekommst, die notwendig ist!

    Sei froh, dass dein Freund so toll ist, und bei allem hilft - das ist schon mal sehr, sehr wichtig! (Gib ihm einen extra-Kuss ;)).

    Ich denke an dich/euch und hoffe, dass es bald einen Weg heraus aus der Misere gibt!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo rabbiteye,


    schön das du den Weg zu uns gefunden hast. Nutze dieses Forum das kann dir nur gut tun.


    Da hast du einige "Baustellen" und deinen Frust kann ich gut verstehen. Du leistest bereits unglaublich viel und darfst dabei aber nicht vergessen das du und dein Leben auch wichtig sind .

    Sicherlich wäre es sinnvoll bzgl. deines Vaters einmal eine echte Diagnose zu erhalten. Zumal er wie du schreibst die Tabletten wie Smarties nimmt. Der Hausarzt ist ein Freund der Familie, okay das kann gut sein oder schlecht. Je nachdem wie zugänglich dieser ist. Du wirst das am besten beurteilen können aber hast du die ganze Situation so wie jetzt hier schonmal dem Hausarzt geschildert? Vielleicht kann dieser ja auf deinen Papa einwirken z.b. auf "Kollegenebene". Ich kenne das von meinem Vater das er lange Zeit über die "fachliche/berufliche" Ebene sehr viel besser ansprechbar war als über die private/familiäre.


    Du schreibst ein paar mal vom Betrieb, so ganz habe ich nicht verstanden ist das deiner oder der deines Vaters? Bist du dort angestellt oder managed du das nebenbei?

    Das wäre sicherlich schonmal ein Ansatzpunkt. Wenn es der Betrieb deines Vaters ist brauchst du sowieso entsprechende Vollmachten. Spätestens bei rechtlichen, finanziellen und steuerlichen Sachen. Auch muss da eine Lösung (Nachfolge, Ubernahme, Verkauf, Auflösung) gefunden werden denn der Zustand deines Papas wird sich ja nicht schlagartig wieder komplett wandeln.
    Damit würde wenigstens diese Zusatzbelastung wegfallen.


    Ich wünsche Dir alles Gute!

  • Hallo Sohn83 - wie immer gute Gedanken und tolle Vorschläge - man merkt, dass du schon länger mit "im Spiel" bist und deine Erfahrungen gemacht hast.

    Halte mit dir mit - das Forum ist wirklich "Gold wert"!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo Hasenauge,

    ich möchte nicht mit dir tauschen! Aber ich möchte den Gedanken von Sohn83 noch einmal aufgreifen. Fakt ist, dass professionelle Unterstützung kaum ohne die Bestimmung eines Pflegegrades zu bekommen ist. Und der Pflegegrad hängt - gerade bei Demenz - sehr von der ärztlichen Diagnose ab.
    Wenn ihr einen befreundeten Hausarzt habt, so müsste es doch möglich sein, von ihm eine Überweisung an eine Neurologin (Facharzt für Nervenheilkunde) zu bekommen. Die können den Kopf deines Vaters einmal "unter die Lupe nehmen". Der Hausarzt könnte sogar "sanften Druck" auf deinen Vater ausüben und die Verschreibung bestimmter Medikamente von einer vorherigen Untersuchung beim Facharzt abhängig machen. Das Wort "Demenz" sollte nicht in der Überweisung verwendet werden. Das Wort löst Ängste aus. (Das "neutrale" Fachwort heißt "progressive Enzephalopathie".)
    Du müsstest dann einen passenden Termin mit diesem Facharzt vereinbaren, und deinen Vater dann dort hinschaffen ("Das hat der Hausarzt veranlasst. Termin kann nicht verschoben werden etc.!") Das ärztliche Attest bekommt der Hausarzt. Das kann man sich aber auch an die Adresse des Vaters schicken lassen.

    LG Buchenberg

  • Liebe rabbiteye,


    Rio de Janeiro ist weit, aber

    Du darfst:

    • 1 Woche oder 14 Tage Urlaub machen, auf einer Nordseeinsel, wenn Du das magst, z.B. auf Langeoog, Wangerooge, Juist. Schon auf der Fähre wirst Du den Wind und Dich mehr und mehr selber spüren. Das Wasser trennt und gibt Abstand. Auf dem Strand bringt die frische Luft Sauerstoff in Gehirn und alle Körperzellen, die weite Sicht gibt den Blick frei auf neue Perspektiven.
    • Dir Zeit nehmen und um Deine Mama trauern, gib Dir bitte genügend Zeit!
    • Du darfst (einige Zeit, auch für länger) auf Distanz zu Deinem Vater gehen, er wird es gut aushalten und Du musst kein schlechtes Gewissen haben!

    Nur Mut, Du darfst das!


    Sagt Fritz (72), der seine Tochter 2 1/2 Jahre im Wachkoma mit gepflegt hat

  • Ich kann & will nicht mehr.

    Hallo rabbiteye, willkommen im Forum. Ich verstehe dich sehr gut, zumal du noch so jung bist und so etwas schon durchmachen musst. Das ist eine große Herausforderung.


    Such dir bitte Hilfe! Hausarzt des Vaters, Krankenkasse (Angebote checken) etc. Das schafft niemand alleine. Es wird erst dann besser, wenn du die Verantwortung um deinen Vater nach und nach abgeben kannst. Und er braucht professionelle Hilfe.


    Was ganz wichtig ist: Versuche, das Verhalten deines Vaters nicht mehr im Vergleich zu früher zu bewerten. Das führt total in die Sackgasse. Dein Vater ist offensichtlich krank und sein Verhalten ist ein Symptom seiner Krankheit (ist die Demenz schon diagnostiziert?).


    Ich weiß, dass das unrealistisch klingt und sehr schwer ist, sich von den Personen von früher zu verabschieden. Wir alle stecken ja in Beziehungsmustern, Rollenbildern, Selbstbildern usw. fest. Aber es ist der einzige Weg. In der Praxis heißt das z.B. Wenn er zwanzig mal anruft und dich beschimpft, dann kannst du es dir ein oder zweimal anhören, dann ruhig und gelassen und neutral reagieren ("Ich glaube dir, dass du wütend bist. Ich kann aber leider nichts machen. Und ich muss jetzt auch gleich ..."). Dann auflegen und nicht mehr rangehen. Diskutieren, Bitten um Entschuldigungen sind zwecklos.

    Ich weiß selbst, wie schwer es ist, sich nicht direkt angesprochen zu fühlen, wenn die demente Person wütet.

    Aber versuche dir zu sagen, dass es die wichtigste Verpflichtung in deinem Leben ist, DEIN LEBEN zu leben, zumal du es noch ganz vor dir hast und noch so viele Dinge zu tun sind. Versuche, strategisch zu denken und für deinen Vater Hilfe zu suchen (so strategisch und eher sachlich, wie man es in einem Arbeitsprozess auch tun würde) und dann schau auf dich und nimm dir etwas Schönes vor: Urlaub oder was auch immer. Diese Jahre deines Lebens kommen nicht zurück. Und dein Vater braucht jetzt etwas anderes (selbst wenn er das nicht so sieht/so sehen kann) als eine Tochter, auf die er fixiert ist/die auf ihn fixiert ist.


    Vielleicht machst du dir ein Schritt-für-Schritt-Konzept, was jetzt für deinen Vater zu tun ist und suchst v.a. überall Unterstützung, wo du welche finden kannst.


    Ich wünsche dir sehr, dass du bald eine Lösung findest und wieder fröhlich sein kannst.

  • Liebe rabbiteye.

    ich habe dieses "Spiel" jetzt auch lange genug mit meiner Mutter durch.

    Ich bin wirklich ein "harter Knochen", aber in den letzten Tagen nie vor 3 Uhr morgens ins Bett gekommen, weil meine Mutter in einer Woche 5x gestürzt ist, und diverse Noteinsätze statt gefunden haben.

    Sie ist verwirrt, kann nicht mehr raus gehen, aber verweigert alles.

    Ohne mich wäre sie angegeschmiert, obwohl ich schon die Schlüssel abgegeben hatte. Mit Folgen!

    Also habe ich jetzt einen Antrag auf Betreuung bei Gericht bestellt.

    So geht das einfach nicht weiter.

    Erbe, Geld...alles egal, Hauptsache es macht einer Nägel mit Köpfen.

    Klingt hart, aber kann nur noch schlimmer werden.

    Überlege dir gut, wie lange du dir das noch antun möchtest.

    LG

  • Hallo Carolina,

    Nun ergeht es dir wie sehr vielen von uns .und Stürze und sonstige Zuspitzung werden die notwendige Veränderung für deine Mutter bringen. Es ist dann bald offiziell, dass deine Mutter nicht allein klar kommt, ob sie will oder nicht. Ich finde es richtig und gut, die rechtliche Betreuung zu beantragen. Hoffentlich zieht es sich nicht so lange hin.

    Du hast ganz offensichtlich keine Chance wirklich zu helfen, wenn deine Mutter so abblockt. Das ist eine anstrengende Phase und ich werde es nicht vergessen, wie es bei uns war.

    Ich drücke die Daumen, dass du bald entspannen kannst und sich einiges klärt.


    rabbiteye: ich würde mich bei Pflegeberatungsstelle und sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt erkundigen, die kennen sich jeweils am Wohnort aus.


    Liebe Grüße

  • Ich bin wirklich ein "harter Knochen", aber in den letzten Tagen nie vor 3 Uhr morgens ins Bett gekommen, weil meine Mutter in einer Woche 5x gestürzt ist, und diverse Noteinsätze statt gefunden haben.

    Sie ist verwirrt, kann nicht mehr raus gehen, aber verweigert alles.

    Ohne mich wäre sie angegeschmiert, obwohl ich schon die Schlüssel abgegeben hatte. Mit Folgen!

    Also habe ich jetzt einen Antrag auf Betreuung bei Gericht bestellt.

    Hallo Carolina, ich habe alle Posts von dir gelesen und denke - so tragisch das alles ist -, dass sich bald alles in die richtige Richtung entwickelt. Es ist noch einmal eine schwierige Phase, dann kannst du aufatmen. Alles Liebe und einen schönen Abend.

  • Gute Abend

    Mir ist mein Bruder dabei ein Dorn im Auge.

    Der unterstellt unter einem Deckmantel von vorgespielter Mutterliebe, dass ich verhindert habe, dass sie frühzeitig ins Heim kommt.

    Er ist der Familiennarzisst, und seine Frau lügt wie Münchhausen.

    Wenn ich Zeit habe schreibe ich darüber.🤬

    Er begreift nicht, dass du gegen den Willen eines Menschen ihn weder Ins KH noch ins Heim vefrachten kannst.

    Es gibt jetzt aber eine ärztliche Empfehlung/ Befund, dass sie in eine Einrichtung sollte und dement scheint.

    Ein gerichtliches Gutachten muss trotzdem her.

    Mutter wird ausrasten, wenn es ins Heim geht, und ich hoffe, dass Bruder nicht den Betreuer heuchelt.


    LG

  • Liebe Carolina!

    Die "lieben" Geschwister, die alles besser wissen, aber nicht gedenken zu helfen...

    Bei uns war es so, dass mein Neffe, der alles seinem Pappa nachplappert, zu einer Freundin meiner Mutter äusserte, dass ich "alles an mich reisse"! Aber es kam nicht eine einzige Frage, ob einer von denen irgendetwas tun/helfen könnte! (Mein Bruder lebt in der gleichen Stadt,wie meine Mutter... ich im Ausland!!!).

    Nun ja, sie ist jetzt in einem guten Heim - ich glaube, bis jetzt hat sie keiner von denen ein einziges Mal besucht.

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo.

    Genau....wir böööösen Leute, die alles an sich reißen.

    Die anderen halten nur Maulaffen feil.

    Ich war heute 3x bei Mutter, wieder 4 Stunden drauf gegangen.

    Heute Mittag war der Blutzucker bei 355 :huh: , ihr war schwindelig.

    Sofort Insulin gespritzt, als ich das sah.

    Sie kommt doch gar nicht mehr mit der Spritze klar.

    Mensch, sie hat aber wirklich alles gut vertuscht.

    Ich war beim Optiker ihre Brille enger stellen lassen, habe ihre von der Feuerwehr demolierte Tür in Ordnung gebracht, ihr vollgepieseltes Bettlaken gewaschen, Böden gereinigt, seelischen Mülleimer gemacht, mit ihr gegessen.....mein Hund 🐕 weiß gar nicht mehr wie ich aussehe.

    Ab und zu nehme ich ihn mit.

    Beim letzten Gassi Gang schaute ich nochmals rein, da stand sie schon wieder heulend da und suchte ihr Testament.

    Sie hat es vor 2 Tagen gemacht und meinen Bruder enterbt, und mir will sie alles geben, und ich soll ihre Beerdigung aus ihren Vermögen zahlen.

    Mein Bruder hat aber die Bankvollmacht.

    Sie weiß sehr wohl was sie will.

    Sie ist stinksauer auf meinen Bruder.


    Bei uns geht's jetzt ab.

    Ist so ein Testament überhaupt gültig?

    Einen Pflichtteil kriegt mein Bruder ja sowieso.

    Wieso habe ich nur das Gefühl, dass sie das Testament wieder schreddert? :/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Carolina89, trotz all der extremen Schwierigkeiten lese ich aus Ihren Beiträgen, dass Sie gerade auf den Weg in eine tragfähige Beziehung zu Ihrer Mutter finden können.

    Sie wissen, dass sich nichts von Ihrer Mutter erwarten können, nichts Bestand hat.


    Aber offensichtlich haben Sie positive Erfahrungen gemacht, dass Sie sich gerade eine offizielle Betreuung zutrauen. Auf dem Weg zu einer tragfähigen Beziehung ist vielleicht "gesunde Abgrenzung mit hohem Selbstschutz" das Zauberwort und "Raus als alten Mustern" die Zauberformel. Wie in einem Märchen könnte das gelingen.

    Ihre Mutter wird sich vielleicht bald wieder nach dem alten Muster verhalten, aber es liegt bei Ihnen, ob Sie das erkennen und sich schützen. Ohne das, kann ich mir eine tragfähige Beziehung kaum vorstellen. Viel Erfolg, Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo rabbiteye, danke für Ihre Offenheit und danke für die wunderbare Wertschätzung hier im Forum! Wie so oft bin ich gerührt von der Weisheit und "unserer Schwarmintelligenz!"


    Sie haben bestimmt unser Ringen zum richtigen Umgang mit einem dementwerdenden narzistischen Elternteil aufmerksam gelesen.

    Auch ich kann mich nur dem Respekt für Ihren Einsatz bei Ihren Vater anschließen. Sie haben den erträumten Urlaubs-Abstand nicht nur verdient, sondern er ist auch wichtig, damit Sie immer wieder aus dem narzistischen Beziehungsmustern rauskommen, mit den Ihr Vater Sie konfrontiert.


    Der erforderliche Rollenwechsel ist schwer und für ein Kind eigentlich nicht zumutbar. Ein Schutz ist das Wissen um die Diagnostik und die Persönlichkeitsstörung.


    Es ist nicht die Aufgabe einer Tochter die narzisstische Wut und Entwertung des Vaters zu lösen, selbst Psychotherapeuten hätten damit alle Mühe... Aber so wie Sie schreiben, sind Sie das Druckventil oder der Mülleimer für ihn. Den Pflegekräften verhält er sich wohl noch mehr in seinem erwachsenen Anteil.

    Vielleicht hilft diese Einschätzung, dass Sie sich nicht so sehr persönlich verletzen lassen, denn eigentlich braucht er nur das Druckventil in diesen Situationen und eine erwachsene klare Tochter...


    Eine Formulierung hat mich aufhorchen lassen: Zwischendurch war es Ihrem Vater unangenehm, als wenn ihm sein Kopf und sein Charakter einen Streich gespielt hätte...

    Als er wieder runter gekommen ist von seinem Trip, war es ihm ultra peinlich und er war wieder ganz lieb...

    So etwas erlebe ich manchmal bei einem Delir, also einer massiven meist organischen Störung des Gehirns. Bei so vielen Medikamenten wäre dies durchaus möglich und eine Behandlung im Krankenhaus zu empfehlen.

    Viel Kraft und Klarheit, Ihr Martin Hamborg

  • Aber offensichtlich haben Sie positive Erfahrungen gemacht, dass Sie sich gerade eine offizielle Betreuung zutrauen.

    Oh nein, ich rege zwar eine Betreuung an, aber ich werde das nicht übernehmen.

    Ich tu jetzt, was ich für nötig halte.

    Hoffe, das Gericht meldet sich in Kürze.

    Mutter wird mich hassen.


    Ich kaufe noch ein und mache was so anfällt.

    Also alles ;)

    Am gefährlichsten wird es , wenn sie nicht merkt wie hoch ihr Blutzucker ist.

    Dann wird Ihr schwindelig und sie fällt hin.


    Heute hat sie anscheinend einen guten Tag.

    War schon wieder garstig.😂

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina89 ()

  • Liebe Rabbiteye -


    genau dafür ist dieses Forum da: Auch einmal alles von der Seele schreiben. Und um Zuspruch erhalten. Mir ging es anfangs ebenso wie Dir. Und ich konnte nach ein paar Wochen glauben, dass es nicht nur Leute gibt, die das Gleiche durchmachen (oder noch schlimmer), sondern dass es sich auch bessern kann. Wir werden alle ins kalte Wasser geschmissen und sind auf solche Situationen nicht vorbereitet - wie auch? Meine Mutter hat mich teilweise bis zu 60x am Tag angerufen, teilweise ab morgens um 4 Uhr. Ich habe sie dann blockiert und auch die Nachrichten nicht mehr angehört. Mindestens jeden 2. Anruf, den wir führten hat sie mich angeschrien, beschimpft und einfach aufgelegt. Die Leute hier im Forum haben unterstützt, ihre Erfahrungen geteilt - das hat mir sehr geholfen. Und eine Psychologin. Ich habe weder Geschwister noch einen Partner, dafür aber einige sehr gute Freunde, die ebenfalls sehr geholfen haben (und weiterhin ein offenes Ohr haben).

    Und ja: Es wird besser. Auch bei meiner Mutter war es ein Sturz. Krankenhaus. Kurzzeitpflege. Am Wochenende war ich da (wohne ein paar Hundert Kilometer entfernt). Wiederkehrendes Thema: ich will hier raus. Wie bei vielen hier im Forum. Mittlerweile weiß sie nicht mehr, wie das Telefon bedienen, die 60 Anrufen sind damit Vergangenheit. Beleidigend ist sie manchmal noch immer und sie denkt auch immer, alle wollen ihr was, wollen sie fertigmachen. Aber: Ich weiß im Heim wird sie gut betreut, man kümmert sich um sie. Das nimmt eine Last von den Schultern.

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