Wechsel Krankenhaus ins Pflegeheim

  • Ich freue mich, hier in diesem Forum sein zu dürfen.

    Meine Mutter, 87 Jahre, ist wegen starker Demenz und Aggressivität seit 10 Wochen in der psychiatrischen Klinik. Wir wohnten bisher zusammen in einem Haus. Seit mein Vater im Juni letzten Jahres verstorben ist, hat sich der Zustand meiner Mutter drastisch verschlechtert, so dass wir uns sehr schweren Herzens entschieden haben, unsere Mutter in einem Pflegeheim unterzubringen.

    Ich weiß, dass dieser Schritt uns Angehörigen sehr schwer fällt....

    Wir haben versucht, mit meiner Mutter über das Heim zu reden, sie vergisst es jedoch sehr schnell wieder. Aber sie hat dann doch Fragen dazu gestellt, z. B. ob sie ihr Zuhause dann nicht mehr sieht.


    Meine Frage ist, wie würdet ihr den Wechsel ins Heim machen? Direkt vom Krankenhaus ins Heim ohne Umweg? Oder zuerst nach Hause zum Verabschieden nach 65 Jahren? Oder ist meine Mutter damit überfordert?

    Mir bricht es das Herz, wenn ich daran denke.


    Danke für eure Antworten!

  • Hallo Anette,

    willkommen hier im Forum. Da machst du gerade eine schwere Zeit durch. Viele waren schon in einer ähnlichen Situation.

    Meine Mutter war auch 8 Wochen in der Psychiatrie und von dort kam dann die ärztliche Feststellung, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Ich habe sie damals trotzdem nochmal in ihr "zu Hause" geholt und hatte die Hoffnung, dass es mit einer 24 h-Pflege funktionieren könnte. Leider hat das nicht geklappt, erstens wohne ich zu weit weg und zweitens war meine Mutter zu nachtaktiv und zu aggressiv.

    Aber nichtsdestotrotz finde ich es rückblickend besser, dass meine Mutter noch mal zu Hause sein konnte. Sie konnte zwar zu dem Zeitpunkt auch schon nichts mehr wirklich verstehen, und hat z.B. abgestritten, dass sie jemals im Krankenhaus war. Aber rückblickend finde ich es (auch für mich selbst) gut, dass ich nicht auf den Sozialdienst im Krankenhaus gehört habe und es zumindest nochmal versucht habe.

    Hast du denn schon ein gutes Pflegeheim gefunden? Die zwei Monate, die meine Mutter nochmal zu Hause war, habe ich für die (erfolgreiche) Suche nach einem schönen Heim genutzt.

    Ich wünsche die viel Erfolg und gute Nerven

    never20

  • Hallo Annette K, willkommen im Forum.


    Du schreibst, dass deine Mutter bereits stark dement ist sowie auch aggressiv (was damit zusammenhängen kann). Nun kannst du sicher auch entsprechende Verhaltensweisen deiner Mutter erkennen (Vergesslichkeit, Fehldeutung der Situation und von Zusammenhängen, mangelnde Raum-Zeitorientierung usw.).


    All das zusammen führt ohnehin dazu, dass demente Personen sich im jahrelangen Zuhause nicht mehr so zuhause fühlen, wie es normalerweise der Fall ist. Selbst wenn sie von ihrem Zuhause sprechen, meinen sie oft das damit verbundene Gefühl, nicht aber die Örtlichkeit.


    Der Weg ins Vergessen ist andererseits nicht geradlinig, sondern manchmal kann es sein, dass das Zuhause erkannt und erinnert wird und dann wieder nicht ... also ein ständiges Auf und Ab.


    Nun zu deiner Frage: Ich würde wegen der beschriebenen Tatsachen und aus anderen Gründen der Mutter nicht haarklein und krass erklären, dass sie ihr Zuhause FÜR IMMER VERLÄSST. Ich denke, dass sie wohl den Abschiedsschmerz als solchen dann leider sehr gut fühlt, den tatsächlichen Verlust aber nicht so bemerkt wie wir das tun würden.


    Ich würde ihr also sagen, dass sie vorerst in eine Art Kurzzeitpflege kommt und man dann weitersehen muss. Wichtig ist, dass das Heim deiner Mutter in ihren Bedürfnissen und ihrer Persönlichkeit entspricht und dass man sie gut umsorgt. Dann wird das wirkliche Zuhause schneller vergessen als man sich denken kann. Bei manchen dauert es etwas länger, bei manchen kürzer.


    Mit dieser Krankheit und in der Demenzsituation hat deine Mutter andere Bedürfnisse als wir "Gesunden" und sie lebt mehr und mehr in ihrer eigenen Welt. Das heißt z.B. dass sie den Verlust einer Wohnung nicht mehr so heftig empfindet, wie das für uns der Fall wäre.


    Stattdessen benötigt sie andere Zuwendung, die wieder für uns nicht relevant ist.

    Und selbst wenn sie noch eine Zeit von ihrem Zuhause spricht, bedeutet das nicht unbedingt ihr echtes/ehemaliges Zuhause.


    Ich spreche aus Erfahrung (und wollte das auch zuerst nicht glauben): Meine Mutter - lebenslang im eigenen Heim zutiefst verwurzelt, autark, individualistisch und zeitlebens GEGEN PFLEGEHEIME eingestellt - ist seit ca. 1,5 Jahren in einem kleinen, lieben Pflegeheim. Wir haben ihr zuerst gesagt, dass es vorübergehend ist und tatsächlich meinte sie zunächst, sie käme bald wieder nach Hause. Aber sie vermisst tatsächlich gar nichts mehr, auch uns nicht. Es geht ihr sehr gut (von der schrecklichen Demenz mal abgesehen).


    Mein Rat: Beobachte deine Mutter gut (inwiefern ist deine jetzige Realität auch ihre) und dann führe sie lieber sanft und ohne detailliert durchlebten Abschiedsschmerz in ihr neues Zuhause. Das wird ihr gut tun und dir auch. Die Hauptsache ist jetzt, dass es für sie gut. Alles, alles Liebe.

  • Wir haben bereits versucht, die Situation mit einer 24-Stunden-Hilfe zu schaffen, aber

    das hat leider nicht geklappt. Auch die Ärzte sagen, dass es nicht zu Hause zu schaffen ist. Wir werden jetzt mit Kurzzeitpflege beginnen und dann schauen, wie es allen damit geht.

    Aber dieser Tag X -Wechsel ins Heim - macht mir Magenschmerzen. Wie ist dieser Tag für meine Mutter am besten? Meine Familie meint, dass unsere Mutter zu verwirrt ist, um alles zu verstehen. Und dass wir besser direkt ohne Umweg ins Heim fahren sollten. Aber eventuell oder vermutlich wird sie nie mehr in ihrem alten Zuhause sein. Und das macht mich sehr traurig.

  • Danke schwarzerkater, deine Worte haben mir gut getan und vermutlich hänge ich mehr an der schönen Vergangenheit als meine Mutter, die meistens im Jetzt lebt.

  • Hallo Annette K, um die eigene Traurigkeit kommt man leider nicht herum ... Für mich war das auch ein entsetzlicher Tag, den meine Mutter aber viel besser verkraftet hat als ich.

    Wir haben den Krankentransport vom Krankenhaus ins Heim fahren lassen und haben sie da schon erwartet und begrüßt. Ich hab mir an diesem Tag gewünscht, die Erde möge sich auftun und uns alle verschlingen. Und doch ging dieser Tag dann gut vorüber.


    Bitte denke von deiner Mutter her. Ihr tut es nicht gut, wenn die Tochter traurig ist. Fass dir ein Herz und versuche, zuversichtlich und ermunternd zu sein .... so wie es halt deiner Mutter gut tut. Es wird mit Sicherheit alles gut gehen. Ich habe es selbst erlebt und auch von vielen anderen erfahren. Hauptsache, das Heim ist nett. Und wenn ja, dann werden die Pflegekräfte deiner Mutter die Ankunft erleichtern. Sprich es am besten mit ihnen ab. So haben wir es auch gemacht.

  • vermutlich hänge ich mehr an der schönen Vergangenheit als meine Mutter, die meistens im Jetzt lebt.

    Ich habe mir angewöhnt, ganz von meiner Mutter her zu denken und ihr jetziges Leben NIE mehr mit dem früheren zu vergleichen. Es gab also meine Mutter von früher, dann die Mutter während der schlimmen Demenzphasen (auch teilweise aggressiv) und die Mutter von heute.


    Ich bin immer noch latent traurig und lasse das auch zu. Ich integriere aber die Traurigkeit in mein Leben und das funktioniert am besten. Vielleicht findest du gute psychotherapeutische Hilfe, die dich auf diesem Weg begleitet, denn einfach ist der Weg wirklich nicht. Aber man schafft es!

  • Hallo, ihr Lieben!

    Auch meine Mutter ist direkt vom Krankenhaus ins Heim gekommen das war das Beste. Habe mich nicht getraut, sie nochmal heimkommen zu lassen, das wäre nur ein schlimmer Kampf geworden.

    Anfänglich haben wir auf (die seltene) Frage, wo sie denn ist, gesagt, das sie im Krankenhaus ist und noch bleiben muss, da die nicht gesund sei. Hat meistens ohne Probleme gereicht als Antwort!

    Heute fuehlt sich meine Mutter "zu Hause", und das ist gut so.

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Anette K,


    Sie sehen an den unterschiedlichen Erfahrungen die hier geschildert wurden: so unterschiedlich wird damit umgegangen und so unterschiedlich sind die Verläufe. Will sagen: eine pauschale Antwort was besser ist, gibt es zu Ihrer Frage m.E.n. nicht.

    Prinzipiell kann man jedoch durchaus sagen, dass Ortswechsel für Menschen mit Demenz häufig schwer(er) zu verkraften sind. Bei einer doch schon deutlich fortgeschrittenen Demenz würde ich sie immer vermeiden wollen, wenn möglich.

    Einen wichtigen Punkt den Schwarzerkater anspricht teile ich aus meiner Erfahrung heraus: "Zuhause" in seiner Bedeutung wird im Verlauf einer Demenz immer weniger mit einem Ort (im Sinne von Räumlichkeiten) verbunden, sondern mit einem Gefühl. Die Menschen, der Umgang, Vertrautes werden entscheidender. In diesem Sinne plädiere ich dfür, Umzüge möglichst gut vorzubereiten. D.h., wichtige, vertraute, bedeutungsvolle Gegenstände z.B. möglichst bereits vorher in die neue Wohnumgebung zu bringen, nicht erst nach und nach oder am Umzugstag selbst. Wichtige Aspekte zu Gewohnheiten und Vorlieben - darüber möglichst vorab die Mitarbeitenden der Einrichtung zu briefen, nicht erst nach und nach oder wenn etwas vorfällt.
    Trotzdem: ein Umzug ist ein einschneidendes Erlebnis, insbesondere auch dann wenn er aufgrund der Umstände, sozusagen nicht aus "freien Stücken" erfolgt.

    Trauer, Ärger, Enttäuschung - all das darf auch bei Betroffenen dazugehören.
    Wovor ich warnen möchte ist, Betroffene zu täuschen im Sinne von "Du bist hier nur zur Kur." oder "Nächste Woche geht es dann wieder nach Hause." - sicherlich auch abhängig vom Fortschritt der Demenz, habe ich mehrfach erlebt, dass das zu schweren Vertrauensbrüchen innerhalb der familiären Beziehung geführt hat.
    Es sollte gut überlegt werden, ob und wann man ein solches Risiko eingeht.

    Sinnvoll ist in meinen Augen vor allem: bereiten Sie die Einrichtung - das Heim, das neue Zuhause gut auf Ihre Mutter vor. Die schlechtesten Verläufe haben häufig einen "Hau-Ruck"-Start.

    Willkommen im Forum.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Wovor ich warnen möchte ist, Betroffene zu täuschen im Sinne von "Du bist hier nur zur Kur." oder "Nächste Woche geht es dann wieder nach Hause."

    Lieber Herr Gust, ich verstehe, was Sie meinen. Ich denke, dass die "Lösung" in der ART der Vorgehensweise liegt, auch in den Zwischentönen. Ich glaube nicht, dass man die Betreffenden echt vorsätzlich und unempathisch täuschen sollte ..., aber ich habe mir und meiner Mutter immer gesagt, dass wir es tatsächlich erst mal probieren, wie es dort klappt und man im Notfall immer noch eine Tür offen hält.


    Es hilft den Dementen nicht, wenn wir ihnen rational erklären, dass sie nun ihr Haus nie wiedersehen. Das kann ihnen im Augenblick so weh tun, dass es für sie unerträglich ist. (Die normalen Bewältigungsstrategien für Schmerz und Verlust sind ja bei ihnen ebenso eingeschränkt.)

    Genau sowenig würde ich sagen, dass es nächste Woche definitiv wieder nach Hause geht. Wir haben meine Mutter in ihren Bedürfnissen beobachtet und fanden so zur - m.E. passenden - Strategie. Es ist immer ein Vortasten, was gerade passt oder nicht so gut passt. Sie haben das ja anfangs auch selbst geschrieben. Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Eine Holzhammer-Methode ist nie gut. Und das Mitfühlen mit den Betroffenen sollte immer im Vordergrund stehen. Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Schwarzerkater,

    Es hilft den Dementen nicht, wenn wir ihnen rational erklären, dass sie nun ihr Haus nie wiedersehen. Das kann ihnen im Augenblick so weh tun, dass es für sie unerträglich ist. (Die normalen Bewältigungsstrategien für Schmerz und Verlust sind ja bei ihnen ebenso eingeschränkt.)

    Genau sowenig würde ich sagen, dass es nächste Woche definitiv wieder nach Hause geht. Wir haben meine Mutter in ihren Bedürfnissen beobachtet und fanden so zur - m.E. passenden - Strategie. Es ist immer ein Vortasten, was gerade passt oder nicht so gut passt.

    Ersteres ist mir zu pauschal.
    Es kann durchaus wichtig und hilfreich sein in diesem Zusammenhang nicht wiederkehrend Raum für Zweifel an der neuen Lebenssituation aufzumachen. Klarheit kann eine äußerst positive Wirkung haben im Sinne dessen, Akzeptanz zu schaffen. Zwischen "Sie sehen Ihr Haus nie wieder." und "Sie sind jetzt hier Zuhause." liegt ein großer Unterschied in Haltung und Herangehensweise - auch wenn man im Endeffekt sagen könnte, beides bedeutet rational betrachtet dasselbe.
    Das kommt m.M.n. auf ganz verschiedene Umstände an. Wenn Sie einen Menschen mit Demenz kennengelernt haben, haben Sie einen Menschen mit (einer bestimmten) Demenz kennengelernt. Wie Sie schreiben: es bleibt ein Vortasten, ein Strategiefinden - völlig dem zugewandt was hilfreich und zielführend ist vor dem Hintergrund, sich ein- und angewöhnen zu können.

    Vielleicht noch Einwurf Annette K an dieser Stelle:
    Ich erlebe es als nicht unwesentlich, dass sich Angehörige und die Mitarbeitenden der Einrichtung gerade auch zum Umzug darüber abstimmen, welche Auskünfte / Antworten gegeben werden auf erwartbare oder sich häufig wiederholende Fragen - z.B. auf den Wunsch bzw. die Frage: "Wann kommt meine Tochter wieder?". Nicht gut ist: die einen sagen so, die anderen so. Von "Irgendwann" bis "Morgen" oder "keine Ahnung ob die so bald nochmal herkommt" ist sonst vielleicht alles drin. Das würde ich möglichst vermeiden wollen und daher absprechen.

    Mir persönlich wird mancherorts einfach zu schnell und zu invasiv auf "Eingewöhnungsschwierigkeiten" reagiert (im KH meist aber viel extremer als in einer Pflegeeinrichtung).
    Alle benötigen Zeit.
    Zeit anzukommen. Sowohl am neuen Ort, als auch beieinander.

    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

  • Ersteres ist mir zu pauschal.
    Es kann durchaus wichtig und hilfreich sein in diesem Zusammenhang nicht wiederkehrend Raum für Zweifel an der neuen Lebenssituation aufzumachen.

    Lieber Herr Gust, danke, dass Sie nochmals extra darauf eingehen ... Aber ich meinte das nicht pauschal, sondern ähnlich flexibel, wie Sie es wohl auch sehen.


    Und natürlich urteilen die meisten nur aus ihren eigenen Erfahrungen und daraus abgeleiteten Verallgemeinerungen .... ich auch, jede/r hier, auch in diesem Forum.


    Was ich aber im Laufe meines langen beruflichen Lebens als Fazit gewonnen habe: Je einschneidender (existenzieller) die zu vermittelnde Botschaft ist, umso mitfühlender/vorsichtiger sollte sie überbracht werden. Das trifft auch auf Nichtdemente (auf uns alle!) zu. Dabei ist es falsch, unerfüllbare Hoffnungen und Sehnsüchte zu wecken und fortwährend zu nähren und zu zementieren.


    Aber ich persönlich (!) habe mir sehr gut überlegt, ob ich meiner Mutter sage: "Dies ist dein neues Zuhause. Hier wohnst du ab jetzt."


    Ich habe mich dagegen entschieden. Warum? Ich wusste ja selbst noch nicht, wie gut mir das Heim als künftige Heimstätte für meine Mutter gefallen würde. Ich habe mir vorgenommen, für sie das Bestmögliche in dieser Situation zu finden. Notfalls (wenn es ihr da nicht gut gegangen wäre) hätte ich sie da wieder herausgenommen ... diese Tür war (auch wenn es nur ein kleiner Spalt war) immer noch offen.

    Ein Jahr zuvor hatte ich sie tatsächlich aus einer Kurzzeitpflege wieder zu mir nach Hause geholt.

    So habe ich ihr - so ehrlich wie möglich - gesagt, wir schauen erst mal ... Damit konnte sie gut umgehen, obwohl es nicht ohne Traurigkeit ablief (wir konnten unser weiteres Vorgehen ja fortwährend überprüfen und hätten jederzeit deutlichere Worte finden können). Aber jetzt fühlt sie sich da sehr zu Hause und wir alle sind sehr zufrieden.


    Sicher muss jede Entscheidung, WIE und WAS man sagt, immer an den äußeren Umständen gemessen werden. Und beinahe die wichtigste Variable ist die demente Person selbst (wie weit ist die Demenz, wie ist die Persönlichkeit, wie sehr hängt sie an ihrem Zuhause, ...).


    So schreiben Sie es ja auch und da sind wir einer Meinung.

    Ich wollte nur zum Thema Pauschalität noch etwas einfügen. Diese liegt mir ganz fern. Ich sende Ihnen liebe Grüße.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Schwarzerkater,


    offenbar habe ich Sie beinahe missverstanden - aber auch wieder nicht. Vielen Dank für die Erläuterung. Ich denke, wir sind uns in der Herangehensweise da völlig einig.
    Ich wollte tatsächlich nur darauf hinaus, dass das "Ankommen" in der Einrichtung auch erschwert werden kann, wenn Betroffenen unerfüllbare Hoffnungen (wie Sie es treffend beschreiben) gemacht werden.
    Vielen Dank.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Hallo in die Runde,

    zu der hier diskutierten Frage, habe ich ein weitere Variante erfahren. Wir haben mit absolut offenen Karten gespielt, die Hausärztin meiner Mutter, der Physiotherapeut (war für sie eine Vertrauensperson), ihre Freundin und natürlich auch ich haben sehr klar kommuniziert, dass es zum Pflegeheim keine Alternative mehr gibt. Wir haben vorher gemeinsam die Sachen gepackt und auch beim Umzug war klar, wo es hin geht. Ich glaube aber, dass das bei ihr nicht durchgedrungen ist. Im Pflegeheim selbst hat meine Mutter dann immer davon gesprochen, dass sie bald wieder nach Hause geht und irgendwann bin ich dann dazu übergegangen, diese Perspektive zu übernehmen. Wenn meine Mutter heute fragt, wann es wieder nach Hause geht, sage ich immer, da müssen wir mal sehen, was dein Arzt sagt o.ä. Damit ist es wieder gut und ich glaube, dass es meiner Mutter mit dieser Halblüge sehr viel besser geht. (Halblüge weil; wenn ihre Demenz wieder besser würde, könnte sie ja tatsächlich wieder nach Hause....)

    Viele Grüße und einen schönen Sonntag

    never

  • Bei meiner Frage ging es hauptsächlich darum, ob wir am Tag des Wechsels nochmal nach Hause fahren oder direkt ohne Umweg ins Heim.

    Wir haben unserer Mutter schon gesagt, dass sie nicht mehr nach Hause kann. Sie vergisst es nur sofort wieder.

    Wir fahren jetzt direkt ins Heim, damit wir sie nicht verwirren und hoffen, dass sie sich dort wohlfühlen kann. Das Zimmer ist dann natürlich bereits mit Möbeln und persönlichen Gegenständen eingerichtet.

  • Bei meiner Frage ging es hauptsächlich darum, ob wir am Tag des Wechsels nochmal nach Hause fahren oder direkt ohne Umweg ins Heim.

    Ich glaube, der Weg vom Krankenhaus nach Hause ist ein Irrweg, und kann bei der Mutter nur Verwirrung stiften.

  • Ich wollte tatsächlich nur darauf hinaus, dass das "Ankommen" in der Einrichtung auch erschwert werden kann, wenn Betroffenen unerfüllbare Hoffnungen (wie Sie es treffend beschreiben) gemacht werden.

    Genau, Herr Gust. Das sehe ich auch so. Herzliche Grüße

  • Wir haben unserer Mutter schon gesagt, dass sie nicht mehr nach Hause kann. Sie vergisst es nur sofort wieder.

    Liebe Annette K, bei aller Tragik ist dieses Vergessen auch unliebsamer Neuigkeiten ein Segen, meistens jedenfalls. Es spricht m.E. nichts dagegen, der betroffenen Person sozusagen reinen Wein einzuschenken, dass es aus verschiedenen Gründen erforderlich ist umzuziehen. (Berücksichtigen muss man natürlich mehrere wichtige Faktoren ... ich schrieb das in meinen früheren Beiträgen). Ich würde es aber der Mutter so leicht wie nur möglich machen, d.h. eben nicht noch einmal bewusst und sichtbar Abschied vom Alten nehmen und auch nicht immer und immer wieder erklären und richtigstellen, dass es aber nun bestimmt nicht mehr nach Hause geht. Vergessen kann auch ein Schutz sein .... das kennen auch wir Nichtdemente. never hat das genauso beschrieben ... Und so haben auch wir es gehandhabt ... Alles Liebe für diesen Weg!

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Ich hoffe, dass uns ein guter Wechsel gelingt. Ich bin sehr traurig, dass wir diesen Schritt machen werden, obwohl ich weiß, dass es derzeit nicht anders möglich ist und wir alle am Ende unserer Kräfte waren und auch noch sind.

    Trotzdem weiß ich, dass sich meine Mutter ihren Lebensabend anders vorgestellt hat und die Schuldgefühle sind da.

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