Wechsel Krankenhaus ins Pflegeheim

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  • Hallo AmetteK,

    Das verstehe ich gut und es ist leider ein Prozess, den wohl alle hier im Forum durchlaufen, die einen schneller, die anderen langsamer - traurig ist es immer.. doch wir müssen entscheiden, wie und wo unsere dementen Angehörigen am besten aufgehoben sind, während wir gleichzeitig auch entsprechend gut mit unserem Leben klarkommen. Wir haben nicht alles unter Kontrolle, wie und wo das Leben der Eltern sich dem Ende zuneigt. Das gilt es zu akzeptieren, ob wir das wollen oder nicht. Und es ist oft schwer, wenn der Rollenwechsel stattfindet und wir für die Eltern eine Entscheidung treffen müssen.

    Dafür tut es immer wieder gut sich hier austauschen zu können.

    Alles Gute für den anstehenden Ortswechsel;)

  • doch wir müssen entscheiden, wie und wo unsere dementen Angehörigen am besten aufgehoben sind, während wir gleichzeitig auch entsprechend gut mit unserem Leben klarkommen. Wir haben nicht alles unter Kontrolle, wie und wo das Leben der Eltern sich dem Ende zuneigt. Das gilt es zu akzeptieren, ob wir das wollen oder nicht. Und es ist oft schwer, wenn der Rollenwechsel stattfindet und wir für die Eltern eine Entscheidung treffen müssen.

    Hallo Rose und Anette K,


    das sind wahre Worte ... Ich denke, dieser Schritt, den wir mit/für die Eltern machen bringt nicht nur vieles bezüglich unserer Beziehung miteinander zutage, sondern er zeigt uns auch insgesamt unsere menschlichen und persönlichen Grenzen (und daneben die dennoch vorhandenen Möglichkeiten) auf. Deshalb ist es völlig normal, dass wir traurig sind und teilweise großen Schmerz und vor allem Mitleid empfinden.


    Es geht mir auch so, aber ich bemühe mich immer wieder, die Blickrichtung zu wechseln und mir zu sagen, dass ich mir ja auch jetzt alle Mühe im Rahmen der Möglichkeiten gebe, um meiner Mutter einen entsprechend guten Lebensabend zu ermöglichen.


    Liebe Annette, sage dir also immer, dass du alles in deiner Macht stehende für deine Mutter getan hast: Du hast einen Platz für sie mit Sorgfalt ausgewählt, du lässt sie nicht im Stich, sondern schaust nach ihr und prüfst, dass es ihr gut geht ... Mehr kannst du nicht machen. Alles Liebe ...

  • Richtig, liebe schwarzerkater, dafür habe ich einige Zeit gebraucht zu sehen, dass es eine positive Übernahme von Verantwortung ist statt dem Willen der dementen Person nachgeben, die es immer wieder nicht hinbekommen haben und nur die Abwärtsspirale in Gang blieb.

  • Heute war nun der Umzug ins Pflegeheim. Wir haben meine Mutter in der Klinik abgeholt und sind direkt dorthin gefahren. Während der Fahrt fragte meine Mutter viel nach der Einrichtung, war recht gefasst, redete über ihre Ängste, fragte ob wir sie oft besuchen kämen etc. Alles in allem aber ruhig und besonnen. Sie fragte alle 5 Minuten das gleiche, da sie es schnell vergessen hatte.

    Als wir ankamen, sagte sie, dass das Haus schön von außen aussieht (meine Mutter sagt selten positive Dinge).

    Sie wurde sehr freundlich begrüßt und da gerade Mittagszeit war, konnte sie gleich zu Mittag mit essen. Die Mitbewohner waren auch sehr freundlich zu ihr und ich hatte ein gutes Gefühl.


    Aber dann.....

    nach dem Essen kippte die Stimmung meiner Mutter. Sie sagte, dass es ihr hier nicht gefällt und sie sofort nach Hause will. Sie beschimpfte uns aufs Übelste und drohte mit dem Rechtsanwalt. Wir hätten es auf ihr Haus abgesehen, welches sie und mein Vater gebaut haben.

    Wir hätten sie verraten, sie will uns nie mehr sehen. Sie bringt sich um, wenn sie hier bleiben muss etc.

    Es war richtig schrecklich.

    Wir haben nun mit der Stationsleitung besprochen, dass wir erst mal 2-3 Tage nicht zum Besuch kommen, obwohl wir ihr bei der Fahrt versprachen, sie regelmäßig zu besuchen (was wir eigentlich möchten).

    Das war nun sehr ernüchternd, zumal wir mit ihr im Vorfeld gut reden konnten, dass sie nicht mehr nach Hause kann und Hilfe braucht.

    Aber anscheinend hat sie das erst richtig realisiert, als wir nun im Heim - in der Fremde- waren.


    Ich möchte noch sagen, dass seit mein Vater im Juni letzten Jahres verstorben ist, sie immer nach Hause will, obwohl sie da noch wirklich in ihrem Haus war.

  • Ach Mensch, das ist wirklich sehr ernüchternd und man kommt sich so schäbig vor, oder?

    Und das der eigenen Mutter gegenüber ist eine echte Herausforderung, anders als bei Kindern, finde ich..

    Regelmäßig besuchen muss ja nicht täglich bedeuten. Ich denke auch, man muss deiner Mutter erstmal ein bisschen Zeit zum Ankommen geben und ein bisschen drauf stoßen, dass es dort auch neue Kontakte geben kann.

    Meine Mutter hatte ein paar Monate sogar eine Art Freund, die richtig verliebt schienen und gerne beieinander saßen. Leider ist er plötzlich verstorben , aber es gab dann auch längere Zeit eine Freundin.

    Alles Gute für euch alle!

  • Das war nun sehr ernüchternd, zumal wir mit ihr im Vorfeld gut reden konnten, dass sie nicht mehr nach Hause kann und Hilfe braucht.

    Aber anscheinend hat sie das erst richtig realisiert, als wir nun im Heim - in der Fremde- waren.

    Liebe Annette K, es ist meistens so ... Man hat den Eindruck, dass die demente Person alles versteht und sich sogar einverstanden zeigt. Aber all das hat keine Verlässlichkeit mehr. Demente Menschen haben nicht einmal mehr Zugang zu allen ihren eigenen Gedanken, wobei manche Gedanken auch recht stabil sind.


    Wir haben das auch alles durchgemacht und wahrscheinlich vergehen die eigenen Zweifel und manchmal Schuldgefühle oder Mitleidsgedanken nie, dass man die engsten Angehörigen nun in ein Heim gebracht hat, wo sie nie hin wollten.

    Ich denke, dass wir Angehörigen nur alles Mögliche probieren müssen, mit unseren Schuldgefühlen selbst klarzukommen.


    In meinem Fall hilft es mir nicht, mir zu sagen, dass man seinen Eltern nichts schuldet. Das mag in anderen Fällen richtig sein. Bei mir trifft das nicht zu. Ich habe viel eher ein großes Mitleid mit meiner Mutter, das mir manchmal sehr zu schaffen macht.


    Es hilft (mir) aber, mir immer wieder zu bestätigen, dass meine Mutter im Heim eine Form der Hilfe bekommt, die sie anders nicht hätte bekommen können.


    Vielleicht hilft dir folgender Gedanke:

    Deine Mutter ist in ihrer Hilflosigkeit und in Verkennung ihrer Lage auf deine richtige Entscheidung angewiesen und du kannst jetzt nur aushalten, dass sie dir das nicht dankt. Sehr, sehr schwer, ich weiß. Aber es gibt keinen anderen Weg.


    Da jedes Leben auf irgendeine (meist unschöne) Weise endet, müssen wir Menschen auch Trauer und Schmerz aushalten .... das vergessen wir oftmals und werden so in die Realität zurückgeholt. In unserer heutigen Kultur blendet man dies weitgehend aus, es gibt nur unzureichende Vorbilder in Literatur und Filmen,die das meist sogar verklären. Und Demenz ist nochmals eine andere Gewichtsklasse - da mangelt es um so mehr an "Mustern" für den richtigen Umgang damit.


    Das klingt jetzt alles nicht sehr heiter, liebe Annette, aber vielleicht hilft es dir, die Traurigkeit einerseits zuzulassen und trotzdem zu wissen, dass du das Bestmögliche getan hast und deine Mutter vielleicht sogar noch einmal gute Zeiten hat, wenn die Eingewöhnung geglückt ist.


    Meine Mutter sagte heute erstmals nach Monaten bei der Verabschiedung auf meine Worte ("Na dann bis bald, bis zum nächsten Mal." ) "Dann bin ich nicht mehr hier." In der ersten Zeit hat sie auch immer davon geredet, nach Hause zu wollen. Dann war das längere Zeit kein Thema ... und heute nun wieder ... Das hat mich betroffen gemacht.


    Ich wünsche dir alles Liebe und Menschen zum Anlehnen und Reden über alles. Das ist sehr wichtig...

  • Liebe Rose60 und schwarzerkater,

    vielen lieben Dank für eure wohltuenden Worte und gute Reflexion. Eure Erfahrung und Unterstützung tun mir sehr gut in dieser Situation. Bin grad sehr niedergeschlagen und ratlos.

  • In meinem Fall hilft es mir nicht, mir zu sagen, dass man seinen Eltern nichts schuldet.

    Genau so ist es bei mir. Meine Mutter war seit meiner Geburt schwerst depressiv und wir alle hatten eine anstrengende Zeit. Doch haben meine Eltern alles für uns Kinder gegeben und nun erntet sie keinen Dank und wird "abgeschoben". Dies bringt meine Mutter uns deutlich - trotz Demenz - zum Ausdruck. Sie sagte sogar, wenn das mein Vater noch erleben würde. Dass sie trotz ihrer Demenz diese Worte gefunden hat, hat uns sehr getroffen.

    Ein Außenstehender, der sie nicht kennt, hätte ihr geglaubt.

  • Doch haben meine Eltern alles für uns Kinder gegeben und nun erntet sie keinen Dank und wird "abgeschoben". Dies bringt meine Mutter uns deutlich - trotz Demenz - zum Ausdruck.

    Ja, das macht es halt so traurig. Du weißt, dass du keine andere Wahl hast. Aber sie weiß es nicht und wird es nie (mehr) wissen und von ihrer Seite wird auch nie mehr eine Einsicht kommen. Wenn ja, ist es nur für den Augenblick ... und kurze Zeit später vergessen.


    Genau darauf musst du (müssen wir) uns einstellen, so bitter das ist.

    Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es ein langer Prozess ist und keiner weiß, wann er zu Ende ist. Mir hilft es, dann Struktur in meinem Leben zu haben und andere Verpflichtungen zu erledigen. Das ist - ganz klar - ein Verdrängen. Aber es muss sein! Warum? Weil wir keine andere Wahl haben und irgendwie auch Pausen für uns im Gedankenkarussell einlegen müssen. Manchmal können diese Pausen auch recht lang sein, so dass wieder die Lebensfreude Raum und - am besten die Oberhand bekommt. Wünschen wir uns das gegenseitig!!!!

  • Aber dann.....

    nach dem Essen kippte die Stimmung meiner Mutter. Sie sagte, dass es ihr hier nicht gefällt und sie sofort nach Hause will. Sie beschimpfte uns aufs Übelste und drohte mit dem Rechtsanwalt. Wir hätten es auf ihr Haus abgesehen, welches sie und mein Vater gebaut haben.

    Wir hätten sie verraten, sie will uns nie mehr sehen. Sie bringt sich um, wenn sie hier bleiben muss etc.

    Es war richtig schrecklich.

    Liebe Anette,

    Bei mir war es genauso: und ist es noch.

    Es hilft leider leider leider (unendlich) Abstand.

    Freu Dich, dass Du Deine Mutter gut aufgehoben fühlst.

    Und freu Dich Deines Lebens.

    (Haha ich weiß…bin auch schon durch tiefste Täler geschritten, aber, ich kann Dir sagen: es wird besser, Du wirst fortgeschritten.)

    Lg Alfi🍄

  • Hallo Alfi,

    ja, wir lassen sie jetzt erst mal ankommen. Wir sollen erst am Montag anrufen, ob ein Besuch sinnvoll ist.

    Allerdings hat die Station bereits gestern angerufen, um mich zu beruhigen, dass meine Mutter zwar nach Hause will, jedoch nicht mehr randaliert und laut ist. Sie sitzt mit am Tisch, esst normal und beteiligt sich am Gemeinschaftsprogramm. Allerdings ist ed für sie ganz klar, dass sie nicht bleiben wird.

    Ich habe mich sehr gefreut, dass die Pflegerin mich von sich aus angerufen hat und denke dass meine Mutter dort gut aufgehoben ist. Zu Hause (dort wohnte sie mit uns seit 65 Jahren) hatte die am Ende alles verweigert. Tabletten, Essen, Spaziergänge etc. und lag nur noch im Bett oder suchte den Ausgang um zu ihrer Mutter (die natürlich längst nicht mehr lebt) nach Hause zu gehen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo AnnetteK, Sie haben einige wichtige Bemerkungen gemacht, die in eine gute Richtung zeigen:


    1.Ihre Mutter hat schon in ihrem Haus nach ihrem zuhause (der Geborgenheit wie damals) gesucht. Diese Bedürfnisse aus dem inneren Bild können Sie ihr nicht erfüllen. Sie ist auf dem guten Weg im Heim eine neue Heimat zu finden, sie macht mit und findet ihren Platz. Wenn Sie nach "Hause" möchte, verstehe ich es eher als Botschaft, dass sie diesen Platz noch nicht gefunden hat - wer könnte das schon nach so wenigen Tagen.


    2. Ihre Mutter hat sich wahrscheinlich in einem klaren Moment auf dem Weg vom Krankenhaus mit dieser Entscheidung abgefunden. Diese Bestätigung ist für Sie Gold wert!


    3. Ihre Mutter darf trauern. Diese Trauer ist wichtig, um neu beginnen zu können. Aber Trauer ist immer mit Wut und Enttäuschung verbunden. Dabei täuscht sie sich in zweierlei Hinsicht: Sie kann objektiv weder in das alte Kinder-Zuhause noch in das alte Leben.


    4. Ihre Mutter hat eine Jahrzehnte lange Depression. Verbunden mit der Demenz braucht sie eine klare antidepressive Struktur, das zeigt sich u.a. in einer freundlich bestimmten Ablenkung in ein tagesstrukturierendes und sicherheitsstiftendes Milieu. Ich schreibe hier oft: Trost geht immer. Wir nehmen die vielfältigen Gefühle der Trauer zur Kenntnis, "erlauben sie", trösten und lenken ab. Wir vermeiden so, dass sie in der depressiven Bewältigungsstrategie in Gedanken-Teufelskreise rutschen - in das unendlich oft geübte Negativ-Muster.


    Mein Eindruck ist, wenn Sie ihre Mutter jetzt besuchen, müssten Sie diese therapeutische Aufgabe sehr souverän ausfüllen, denn Sie sind 100% mit dem alten Muster verknüpft. Dazu brauchen Sie inneren Abstand, ein unzweifelhaftes "Ja" zu Ihrer Entscheidung und die neue Rolle, in der Sie auf der Fahrt vom Krankenhaus schon waren. Diese neue Rolle können sie in jedem Moment wieder neu aufbauen - Ihre Mutter infolge der Demenz nicht.


    Also, wenn ich Sie und die Situation richtig verstanden haben, lassen Sie bitte Ihrer Mutter mehr Zeit und bereiten sich gut auf die Besuche vor. Die sollten dann ganz kurz sein, denn wenn Ihre Mutter in die depressiv-aggressive Trauermuster rutscht, können Sie das vermutlich nicht lösen.

    Habe ich Sie da richtig verstanden?


    Viel Geduld und innere Stärke in dieser schwierigen Übergangszeit, Ihr Martin Hamborg

  • Zu Hause (dort wohnte sie mit uns seit 65 Jahren) hatte die am Ende alles verweigert. Tabletten, Essen, Spaziergänge etc. und lag nur noch im Bett oder suchte den Ausgang um zu ihrer Mutter (die natürlich längst nicht mehr lebt) nach Hause zu gehen.

    Liebe Annette K, so ähnlich war es bei meiner Mutter ... Wir hatten sie nach einem Sturz in die Kurzzeitpflege gegeben (auch in ein nettes Heim, in dem eine Bekannte von uns arbeitete). Die Hausärztin beschwor uns, meine Mutter da zu lassen, obwohl meine Mutter immer auf gepackten Sachen saß und gleich nach Hause wollte.

    Andererseits war sie mehr und mehr voll ins muntere Leben dort integriert ... meine Bekannte schickte mir sogar täglich Fotos von meiner Mutter, die überall mitmachte.


    Wir holten sie gegen den Rat der Ärztin wieder ab ... und dann begann das Desaster erst richtig: Meine Mutter warf alle Pflegekräfte raus (teilweise auch uns), ging gar nicht mehr ins Bett (saß nur auf einem Sessel), wusch sich nicht, zog sich nicht um, aß nur noch Marmelade, trank NICHTS (mein zubereitetes und serviertes Essen wurde größtenteils abgelehnt und weggeworfen). Sie kratzte sich die Nase blutig usw. usf.


    Jetzt (in einem anderen Heim) ist meine Mutter friedlich (ich hoffe, es bleibt so). Sie ist gepflegt und gut versorgt. Es ist zwar nicht viel Unterhaltungsprogramm, aber es geht zu wie in einer Familie, es gibt Tiere, alle sind (wenn sie wollen) mitten im Geschehen, friedvolle Atmosphäre, nettes Apartment.

    Trotzdem meint meine Mutter ab und zu, sie möchte nach Hause ...

    Das macht mir immer noch zu schaffen, aber ich sage mir dann, dass es keine Wahl gibt. Die Hausärztin meinte damals (und das war mir ein Trost): Wenn Sie die Mutter nicht in ein Heim gebracht hätten, wären Sie selbst nicht mehr froh geworden, hätten sich bittere Vorwürfe wegen unterlassener Hilfeleistung gemacht ...


    Insofern, Annette ..., hast du auch alles richtig gemacht!!!! Deine Mutter weiß zwar nicht, dass es sonst ein schlimmes (ein schlimmeres!) Ende mit ihr genommen hätte, aber du weißt es. Und es sagt sich so einfach, dass jeder Mensch ein Recht auf Verwahrlosung hat. Aber die eigene Mutter - völlig verwirrt - verwahrlost dahinvegetieren zu lassen, das kann damit nicht gemeint sein.


    Bei meiner Bekannten im Haus gab es einen solchen Fall: Eine Frau (promovierte Geologin) lehnte in der Demenz alles ab, den Notdienst, die Pfleger, das Essen auf Rädern .... (die Nachbarn hatten das alles veranlasst, wollten ihr sogar selbst Essen bringen). Die Frau war bereits zum Gerippe abgemagert, die Wohnung voller Ungeziefer. Meine Bekannte wusste sich keinen Rat mehr und rief schließlich die Polizei ..., dann kam die Sache langsam ins Rollen und die Frau kam erst mal ins Krankenhaus und dann in ein Pflegeheim, wo man sie wieder "aufgepäppelt" hat ...


    So etwas habe ich mir dann immer vor Augen gehalten und es war keine Alternative, meine Mutter einfach so da sitzen zu lassen ... Das halte ich für würdelos.


    Ich schreibe es dir so ausführlich, liebe Annette, damit du dir auch immer wieder sagst: Ich habe richtig gehandelt! Deine Mutter kann es dir nicht mehr danken, du musst also aus dir selbst heraus dir DANKE sagen, dass du sie aus ihrer Not gerettet hast und ihr ein würdevolleres Leben zurückgegeben hast. Damit hast du alles Menschenmögliche getan. Die Demenz deiner Mutter kannst du nicht wegzaubern und an der Demenz ist auch kein Mensch schuld. Die Hilfe, die deine Mutter im Heim bekommt, wäre so zu Hause nicht möglich gewesen (bzw. hätte sie nicht annehmen können). Also ist es so wie es ist genau richtig!


    Alles Liebe Annette K!

  • Also, wenn ich Sie und die Situation richtig verstanden haben, lassen Sie bitte Ihrer Mutter mehr Zeit und bereiten sich gut auf die Besuche vor. Die sollten dann ganz kurz sein, denn wenn Ihre Mutter in die depressiv-aggressive Trauermuster rutscht, können Sie das vermutlich nicht lösen.

    Habe ich Sie da richtig verstanden?


    Viel Geduld und innere Stärke in dieser schwierigen Übergangszeit,

    Vielen Dank Herr Hamborg für die ausführliche Antwort.

    Ja, an der inneren Stärke muss ich noch an mir arbeiten, da ich derzeit auch noch sehr belastet und verunsichert bin. Aber ich weiß, dass ich sonst meiner Mutter keinen Halt geben kann. Den Rat wegen kurzen Besuchszeiten werde ich annehmen. Ich weiß jetzt schon, dass die Besuche nur mit Vorwürfen seitens meiner Mutter gefüllt sein werden. Aber dieses Verhalten meiner Mutter kenne ich bereits mein Leben lang. Es wird nicht leicht, aber das war es vorher leider auch nicht.

  • Lieber schwarzerkater,

    vielen Dank für deine Antwort. Wir haben eine sehr ähnliche Situation, außer dass du bereits 1,5 Jahre weiter mit der Erfahrung bist. Es tut sehr gut, sich auszutauschen. Dies ist eine belastende Situation, aber wir müssen auch schauen, dass wir mehr loslassen können und unser Leben sorgenfreier wird.

  • Was mich noch sehr belastet ist, dass wir mit meinen Eltern in einem wunderschönen Haus mit Garten gelebt haben. Mein Vater hat alles zusammen mit meiner Mutter aufgebaut und sie haben sehr viel dafür gespart und gearbeitet.

    Nun bin ich in diesem Haus. Mein Vater ist gestorben und meine Mutter im Pflegeheim. Das fühlt sich grad ganz falsch an. Das habe nicht ich erarbeitet, aber ich bin jetzt der Nutznießer.

  • Nun bin ich in diesem Haus. Mein Vater ist gestorben und meine Mutter im Pflegeheim. Das fühlt sich grad ganz falsch an. Das habe nicht ich erarbeitet, aber ich bin jetzt der Nutznießer.

    Liebe Annette, auch hier haben wir Ähnlichkeiten.

    Unsere beiden Häuser (Eltern und wir) haben wir fast gleichzeitig gebaut, eine/r hat dem anderen beigestanden. Meine Eltern waren zeitlebens sehr hilfsbereit, jedoch wir auch. Besonders mein Mann hat sich mit meinem Vater (auch mit meiner Mutter) buchstäblich um die Arbeit gestritten.

    Jetzt steht dieses Haus (der ganze Stolz meiner Eltern, sozusagen ihr Lebenswerk) leer und ich weine mir innerlich die Seele aus dem Leib, wenn ich da drüben bin.

    Da ich dem Gericht über den Umgang mit dem Vermögen zur Auskunft verpflichtet bin, kann auch meine Tochter das Haus nicht nutzen .... Ich denke, das wäre zu klaren Zeiten noch eher der Wunsch meiner Mutter gewesen, dass die Enkeltochter es einmal erbt.

    Aber es geht nun nicht, weil meine Mutter gar nichts vorgesorgt hat(te).


    Wir haben daraus gelernt, dass wir sofort mit einer Anwältin im Hintergrund alles für einen ähnlichen Fall bei uns geregelt haben, so dass die Tochter diese Probleme einmal nicht haben muss.

    Aber die Sache um meine Mutter ist traurig. Ich verstehe dich so gut, liebe Annette K, aber trotzdem ... Wir müssen den Lauf der Dinge akzeptieren. Ich wünsche dir eine gute (!!!!) therapeutische Begleitung in dieser schweren Phase. Alles Liebe.

  • Wir alle sind nur Nutznießer in der Gegenwart und haben die Aufgabe, diese Dinge und die gesamte Erde zu pflegen, zu erhalten und an die nachkommenden Menschen zu übergeben.

    Hallo Buchenberg, das ist ein wichtiger Grundsatz. Er gibt uns sicher auch eine gewisse Entlastung in unseren Situationen.

    Dennoch ist die Verstandesebene das eine, die emotional-seelische Ebene eine andere. Im Idealfall sind beide Ebenen möglichst ausgeglichen, aber aus verschiedenen Gründen sind sie es oft nicht. Eine außergewöhnliche Erfahrung wie dieser hier, führt uns genau da an unsere Defizite (die m.E. ja nichts Abnormales sind).


    Und genau hier brauchen wir manchmal etwas Nachhilfe von kompetenten Menschen.

    Liebe Grüße

  • Heute habe ich meine Mutter besucht. Von weitem hörte ich schon meine Mutter, die auf die Pflegerin einredete. Sie war sehr unruhig und aufgebracht. Sie denkt, sie sei im Krankenhaus und beschwerte sich, dass sich niemand um sie kümmere, sie keine Tabletten bekäme etc. Sie war sehr verwirrt und redete wirres Zeug.

    Als sie mich sah, redete sie mich erst mit falschem Namen an, aber dann irgendwann erkannte sie mich. Von da an bearbeitete sie mich die ganze Zeit, dass ich sie nach Hause holen soll. Sie beschimpfte mich, wobei sie dabei ziemlich klar wirkte und auch genau wusste wie sie mich kränken und treffen konnte. Sie meinte, dass ich die Entscheidung, sie abzuschieben, bitter bereuen werde und ich zeitlebens ein schlechtes Gewissen haben muss.

    Ich will gar nicht weiter beschreiben, was sie alles sagte. Bestimmt kennen einige von euch das auch. Es ist schwierig, dies auszuhalten, auch wenn ich weiß, dass meine Mutter krank ist. Das Heim macht mir einen sehr guten Eindruck. Zumindest sind alle sehr freundlich und berichten uns von meiner Mutter, was sie den ganzen Tag macht und sie wirken sehr geduldig. Ich denke, meine Mutter ist dort gut aufgehoben. Aber meine Mutter lehnte schon immer Fremdes ab und wollte auch nie in Urlaub und später auch keine Freunde mehr treffen. Nur noch Familie und zu Hause sein. Deshalb befürchte, dass meine Mutter sich dort - und egal wo - nie wohl fühlen wird.

    Die Pflegerin meinte, dass wir vielleicht erst wieder am Wochenende kommen sollten. Ich habe auch das Gefühl, dass unser Besuch meine Mutter derzeit nur aufwühlt. Vielleicht wird es besser. Hoffen wir es!

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