Wechsel Krankenhaus ins Pflegeheim

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo TanjaS, Respekt, wie oft Sie immer wieder den Versuch machen, ob und wie lange Ihre Mutter freundlich ist.

    Entscheidend für Ihre Besuche ist Ihr Selbstschutz und nicht wie lange Sie es aushalten, wenn das Schlüssel-Schloss-Prinzip zufällt und Ihre Mutter all Ihre Lebensenergie in die Wut gegen Ihre Tochter steckt.


    Je seltener Sie dieses Muster auslösen, um so weniger stark wird es, insofern ist der Abstand auch aus meiner Sicht sehr hilfreich - Sie tun ja gerade sehr sehr viel für Ihre Mutter - ohne dass Sie es merkt und wert schätzen könnte.

    Ihr gutes Gewissen kann Ihnen Ihre Mutter nicht nehmen, das wünsche Ich Ihnen sehr!!

    Ihr Martin Hamborg

  • Ich wollte euch heute mal von meiner Mutter berichten.

    Die letzten Male waren bei mir, meiner Tochter und meinem Sohn (jeweils getrennt) sehr gut. Meine Mutter wirkte einigermaßen zufrieden und wir konnten erzählen und die Zeit genießen.

    Bei meinem Bruder ist es jedes Mal ein schlimmer Besuch. Meine Mutter will immer nach Hause und wirkt sehr traurig und ist mit ihren Kräften am Ende. Mein Bruder hat ein ganzes Blatt aufgeschrieben mit Sätzen wie: das Leben hat hier keinen Sinn mehr etc.

    Meinen Bruder trifft das selbstverständlich sehr und er hat bereits zum zweiten Mal in den Raum gestellt, unsere Mutter wieder nach Hause zu holen.

    Er wohnt 400 m weit entfernt, also sehr, sehr nah. Und doch würde diese Entscheidung mich und meine Familie treffen, da wir zusammen gewohnt haben. Es wurde also wieder einmal ein großer Familienrat abgehalten und alle sind der Meinung, dass unsere Mutter im Pflegeheim gut versorgt ist. Wir besuchen sie auch sehr oft. Mein Bruder hat nun mit uns gemeinsam beschlossen, dass wir unsere Mutter endgültig im Heim lassen und nicht immer wieder zweifeln. Mir macht es sowieso schwer zu schaffen, dass sich alles so entwickelt hat. Wenn aber immer wieder Zweifler kommen - und die Meinung meines Bruders ist mir sehr wichtig - dann ist das sehr belastend. Gestern hatte er wieder einen schlechten Tag mit ihr und ich denke dann immer, dass er noch insgeheim hadert mit unserer Entscheidung und nur mir zuliebe zugestimmt hat.

    Für mich wäre ein Zuspruch wichtig, wenn ich wieder traurig bin.

  • Liebe Anette,

    Erst haderst du mit deiner Mutter und sobald das ins Reine kommt, haderst du mit deinem Bruder? Es ist ein recht anstrengendes Leben, wenn du mit allen in Einklang leben willst. Ich kann mir auch vorstellen, dass du für deinen Bruder anstrengend wirst, wenn du immer und in jedem Fall eine einhellige Meinung erwartest und einforderst.

    LG Buchenberg

  • Liebe Anette K


    Ich glaube, man darf diesen Schritt, ein Elternteil im Pflegeheim unterzubringen, ruhig als einen Prozess oder Weg sehen - und es braucht Zeit, diesen Weg zu gehen. Nicht alle, die mitgehen und am Prozess beteiligt sind, befinden sich zur selben Zeit auch an derselben Stelle.

    Bei meinem Bruder ist es jedes Mal ein schlimmer Besuch.

    Dein Bruder ist offensichtlich auf diesem Weg noch nicht so weit wie Du. Das ist okay, er darf das ja auch in seinem eigenen Tempo verarbeiten. Wichtig ist, dass Ihr Euch im Prinzip einig seid und zum selben Ergebnis kommt: die Mutter ist Pflegeheim gut aufgehoben und versorgt.


    Und doch würde diese Entscheidung mich und meine Familie treffen, da wir zusammen gewohnt haben.

    Ich denke, im Familienrat sollte Deine Stimme etwas mehr wiegen, da Du "näher dran" bist und Dein Bruder so weit weg wohnt. Da ergibt es sich von selbst, dass Du mehr Verantwortung hast als er.

    Nur so eine Idee: Hast Du Deinem Bruder mal gesagt, dass Dir seine emotionale Unterstützung wichtig ist? Dass Du auch schlechte Tage mit schlechtem Gewissen hast und dass er Dich auch auf die Entfernung hier unterstützen kann? Es mag banal klingen, aber die Last trägt sich leichter, wenn man sie auf viele Schultern verteilen kann.

    Es ist doch aber wirklich schön für Deine Mutter, dass sie Kinder hat, die so engagiert sind (gute Unterbringung, Kontakt, viele Besuche!) und sich so große Mühe geben.

    Alles Gute, LG SunnyBee

  • Liebe AnetteK,

    Ich würde auch versuchen, für dich selbstbewusster einzutreten,d.h.wenn die Hauptlast mit einer Rückkehr deiner Mutter an dir liegt, ist es doch wohl selbstverständlich, dass dein Maß an Belastbarkeit wichtiger ist als das deines Bruders. Sonst soll doch dein Bruder deine Mutter zu sich holen mit voller Verantwortung!! Was würde er zu solch einem Vorschlag sagen? Ist natürlich provokativ, aber ich kann Buchenberg zustimmen , wir können nicht das Ziel haben, dass immer alle mit unserer Meinung und Einstellung einverstanden sind - das wäre wohl oft grenzüberschreitend.

    Meine Schwester war auch viel länger als ich im Zweifel mit der Unterbringung, obwohl sie es körperlich mit der Pflege nicht mehr schaffte. Sie hat bei jedem Telefonat mit meiner Mutter diskutiert, ohne dass es zu irgendeiner Veränderung, geschweige denn Besserung geführt hätte.

    Da ich auf meinem Standpunkt bzgl.der Unterbringung meiner Mutter geblieben bin, war sie bei mir ruhiger, ich habe es einfach stoisch hingenommen, wenn sie sagte, sie will ja denn bald wieder nach Hause, könne alles allein et.c. einfach Thema gewechselt und ruhig geblieben oder mit einer Ausrede das Feld verlassen.

    Kannst du deinem Bruder Verhaltenstipps geben?

    Jeder von uns (Geschwistern) hat einen eigenen Weg und du kannst deinem Bruder den Kummer nicht wirklich abnehmen, solltest aber auch nicht unter den Konsequenzen leiden müssen. Wir sind erwachsen und dürfen für unsere Grenzen einstehen!!

    Liebe Grüße

    Rose 60

  • Lieber Herr Hamborg -


    vielen Dank für die netten Worte. Ich bin ja froh, dass meine Mutter zu den Pflegern und Pflegerinnen so nett ist. Das wird mir immer wieder gesagt. Auch mit ihrer Zimmergenossin kommt sie gut aus - da hatte ich anfangs Bedenken. Eine Pflegerin hat mir auch gesagt, dass sie bei den angebotenen Aktivitäten immer mitmacht. Das freut mich sehr. Vielleicht braucht sie mich auch nicht mehr bzw. viel Anwesenheit von mir. Ich werde jetzt erst einmal einige Wochen nicht hinfahren. Und dann schauen wir mal weiter.

    Viele Grüße

    TanjaS

  • Lieber Buchenberg, liebe Sunnybee, liebe Rose,

    vielen lieben Dank für eure Antworten. Es stimmt, dass ich immer gerne alles im Einklang habe. Das ist sehr kräftezehrend. Ich weiß mittlerweile, dass wir für unsere Mutter die für sie beste Lösung haben. Eine 100% Lösung wird es vermutlich nie oder selten geben. Und ich muss lernen, diesen Weg zu gehen und meine Mutter bestmöglich zu begleiten. Ich muss akzeptieren, dass mein Bruder auch seine Zweifel haben darf.

    Natürlich wäre es für mich hilfreicher, wenn mein Bruder mir den Rücken stärken könnte, wenn ich mal wieder traurig bin. Denn mein Herz sagt manchmal andere Dinge als mein Verstand. Aber vielleicht schaffe ich es, selbstbewusst aufzutreten und dies hilft meinem Bruder. Für meine Mutter ist ein sicheres Auftreten bestimmt sehr wichtig.

    Aber wie ihr auch schreibt, wir müssen erst nach und nach in die Situation reinwachsen. Wichtig ist es deshalb, dass wir die Situation so belassen wie sie ist und nicht jeden Monat neu hadern und bereden.

  • Liebe AnetteK,

    Du bist schon auf gutem Weg und wirst das schaffen;) Bauch und Kopf sprechen über längere Zeit oft verschiedene Sprachen, das kennen wir alle. Je mehr die Demenz fortschreitet, desto klarer wird die Erkenntnis, dass wir es richtig eingestielt haben und wir es nicht allein schaffen können.

    Liebe Grüße

  • Ich wollte euch gerne von unserer derzeitigen Situation erzählen.

    Wenn ich meine Mutter derzeit besuche, dann war sie die letzten Male (6-8mal) gut drauf, hat manchmal sogar gelacht und oft konnten wir die Zeit richtig miteinander genießen.

    Bei meinem Bruder hingegen ist sie immer traurig und bearbeitet ihn verzweifelt und sehr vehement, dass sie nach Hause will. Sie lässt sich dann nicht ablenken und wirkt sehr klar dabei.

    Kann es sein, dass sie automatisch - wenn sie meinen Bruder sieht - den "ich-will-heim-Schalter" legt? Wie schaffen wir es, dass sich das ändert?

  • Ich weiß es nicht. Mein Bruder (ver-)zweifelt ja eigentlich nur wegen ihres Verhaltens ihm gegenüber. Würde er sie so erleben wie ich, dann wäre er ja auch mit allem zufrieden. Er hat ja allem zugestimmt und steht hinter der Unterbringung. Aber die Besuche stressen ihn total, weil unsere Mutter nur traurig ist und ihn bearbeitet. Er kann sich über nichts anderes mit ihr unterhalten als das "endlich heim". Auch wenn er versucht, sie abzulenken.

  • Liebe Anette aaaah das hab ich seit 1,5 Jahren.

    Und mittlerweile total verfestigt.


    Ich gehe nicht mehr drauf ein. Sie kann es nicht verarbeiten sagt die Stationsleiterin.


    Und ich gehe solange die Stimmung gut ist.


    Lg Alfi

  • Hallo AnnetteK,

    ich frage mal ganz banal: wie ist es denn, wenn ihr mal beide zusammen hingeht? Ob er dann mal einen anderen Eindruck bekommt?

    Meine Schwester, die weiter weg wohnt, hat bis vor kurzem noch bei jedem Telefonat mit meiner Mutter diskutiert, warum sie nicht mehr nachhause kann, mittlerweile gelingt es schneller mit Ablenkung.

    Liebe Grüße

  • Wir sind auch vor kurzem zusammen gegangen. Zuerst hat sie bei der Begrüßung gesagt, dass sie nach Hause will, aber das war nur kurz und dann sind wir spazieren gegangen und es war gut.

    Aber mein Bruder geht ja auch spazieren. Es muss also eher an seiner Person liegen. Vielleicht denkt sie, dass sie bei ihm eher eine Chance hat, angehört zu werden.

    Aber bei mir wirkt sie nicht, als müsste sie sich extra zurück halten (was meine Mutter eh nicht kann).

  • Hallo alle!

    Ich habe seit einiger Zeit konstatiert, das gewisse "Trigger" ausgelöst werden, je nachdem, wer zu Besuch kommt.

    Z.B. hat meine Mutter eigentlich vergessen, dass sie ihr Leben lang viel (!) geraucht hat.

    Wenn ihre Freundin, die auch raucht, kommt oder wenn wir (rauchen schon Jahrzehnte nicht mehr) kommen, will sie plötzlich rauchen und sucht ihre Zigaretten. Dies wird von keinen anderen Besuchern ausgelöst, so weit ich weiss....

    Ich glaube, eure Mutter hat auch gewisse Kopplungen, die das Eine oder Andrre auslösen?!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Liebe weitweg, ja, so kommt mir das auch beinahe vor.

    Wie könnte man diese Kopplung durchbrechen?

    Mein Bruder ist jetzt 2 Wochen weg. Bin gespannt, ob das die Situation ändert....

  • Liebe weitweg, ja, so kommt mir das auch beinahe vor.

    Wie könnte man diese Kopplung durchbrechen?

    Vielleicht hilft es schon, wenn der Bruder eine Corona-Maske trägt?

    Hat jeder von uns noch zu Hause, und das Maske Tragen gilt als Schutzmaßnahme und wird nicht als Affrond empfunden.

  • Dann könnte man es ja mit einer Sonnenbrille versuchen - irgendwas, was das Aussehen etwas verfremdet und bei der Mutter eine Irritation schafft.

    Möglicherweise reist diese Irritation die Mutter aus ihrem schablonenhaften Trigger.

    2 Mal editiert, zuletzt von Buchenberg ()

  • Ich habe gerade nochmal von Beginn an unsere ganzen Beiträge hier in diesem thread gelesen und es ist mir wieder bewusst geworden, dass meine Mutter erst 4 Monate im Pflegeheim ist (mir kommt diese anstrengende Zeit viel länger vor). Vielleicht bin ich etwas ungeduldig mit mir und ich muss mir meine Traurigkeit zugestehen.

    Es war auf jeden Fall sehr, sehr hilfreich all eure Ratschläge nochmals durch zu lesen und ich möchte euch einfach sagen, dass eure Unterstützung echt toll ist.

    Vielen lieben Dank!

    Ich hoffe, dass ich auch bald die Kraft habe, meine Unterstützung an euch weiter zu geben, anstatt immer nur eure Hilfe anzunehmen.

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