Hallo liebe Community,
ich habe dieses Forum eben erst entdeckt und jetzt beschlossen, einen sehr spontanen Beitrag zu schreiben, in der Hoffnung, dass man mir den ein oder anderen Tipp geben kann, wie ich mit der aktuellen Situation umgehen kann.
Meine demenzkranke Oma (82) soll morgen zum ersten Mal in die Kurzzeitpflege. Eigentlich sollte das die lang erhoffte Erleichterung bringen, doch jetzt zweifeln meine Mutter und ich ob wir nicht zu voreilig handeln. Denn es soll nicht bei der Kurzzeitpflege bleiben, sondern soll diese gleich mit einer Verhinderungspflege kombiniert werden, die dann, je nachdem wie meine Oma mit der neuen Situation klar kommt, zu einem dauerhaften Heimplatz werden soll. Es ist zwar erleichternd zu wissen, dass nach Ende der Kurzeitpflege nicht wieder ein langes Warten auf einen Heimplatz auf uns zu kommt, doch das wird gerade von ganz starken Schuldgefühlen a la "Wir lassen die Oma im Stich, indem wir sie ins Heim abschieben" verdrängt.
Die Ängste kommen in erster auch Linie daher, dass ich in letzter Zeit im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis fast nur Schlechtes zur Kurzzeitpflege gehört habe. Viele haben wohl die Erfahrung gemacht, dass man sich um ihre Angehörigen kaum gekümmert hat, da das arme Pflegepersonal mit den regulären Bewohnern schon so überfordert war. Zudem kommt hinzu, dass eine Mutter völlig schockiert war von dem Zimmer und der Station an sich. Dort sitzen wohl auf den Gängen die Bewohner in den Rollstühlen herum. Das Zimmer sieht wohl aus wie ein reines Krankenhauszimmer, ganz unpersönlich und karg. Oma wird sich das Zimmer mit einer anderen Dame teilen. Das klang für uns erstmal gut, da meine Oma alleine sehr ängstlich wird, aber die Dame ist wohl komplett bettlägerig, kann alleine fast nichts mehr machen und hat Pflegegrad 5. Meine Oma hat aktuell noch 3 (wahrscheinlich bald aber 4), ist körperlich für ihr Alter noch sehr mobil und hat einen komplett gestörten Tag-Nacht-Rhythmus.
Ich stelle mir das für die andere Dame sehr unangenehm vor, wenn meine Oma nachts nervös im fremden Zimmer umherwuselt so wie bei sich zu Hause. Zudem besteht eine gewisse Hinlauftendenz durch die ich mir schon Horrorszenarien vorstelle, in denen wir Oma draußen "einfangen" und zurückbringen müssen. In so einem Fall würde die Kurzzeitpflege wahrscheinlich abgebrochen werden, behauptet zumindest die Heimleitung. In diesem Fall wäre dann auch der permanente Heimplatz vorerst weg. Auch mit dem Besuchen sind meine Mutter und ich so hin und hergerissen. Unter Tränen haben wir der Oma versprochen, sie jeden Tag auf ihrer "Kur" zu besuchen, meine Mutter vormittags und ich dann nach der Arbeit. Die Heimleitung meinte jedoch, dass so evtl. das schon vorhandene Abhängigkeitsverhältnis zu uns noch stärker wird und sie sich viel schwerer an die neue Umgebung gewöhnt. Habt ihr irgendwelche Tipps diesbezüglich? Wenn ich mir vorstelle, meine Oma dort drin größtenteils alleine zu lassen, dann blutet mir einfach das Herz. Habt ihr positive Erfahrungen gemacht mit Kurzzeitpflege, also quasi, dass die Leute dort tagsüber beschäftigt werden? Sind meine Mutter und ich grundlos zu ängstlich? Meine Oma wird auch schon etwas nervös, ich glaube sie spürt, dass da bald eine Veränderung in ihr Leben kommt. Wir versuchen ihr das ganze als Kur zu verkaufen, aber so ganz nimmt sie es uns nicht ab. Ich finde es halt schwer vorstellbar, dass es sich positiv auf das eh schon sehr angeschlagene Gemüt meiner Oma auswirken soll, wenn sie den ganzen Tag mit einer ans Bett gefesselten Frau in diesem traurigen Zimmerchen rumsitzt.
So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu ausgiebig. Ich könnte hier gefühlt ewig meinen Gefühlen Luft machen. Habe jetzt schon ein paar Beiträge gelesen und bin wirklich begeistert von dem Support, den man sich hier gegenseitig gibt. Vielleicht gibt's ja für mich und meine Mutter ein paar Tipps für den Umgang mit diesem nächsten Schritt.