"Handbuch für miese Tage"

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  • Einen schönen guten Morgen an Euch alle,


    kennt Ihr dieses Gefühl nach einem Sturm der Emotionen einen Beitrag abgeschickt zu haben und es kaum erwarten zu können, bis sich eine ersehnte Antwort einstellt? Wenn man nicht mehr weiß, wo man zuerst anfangen soll. Wenn sich das Chaos im Kopf nicht beruhigen will. Wenn ja, wie beruhigt Ihr Euer Aufgewühltsein? Wie gelingt es Euch, wieder in Eure Mitte zu kommen und nicht in einem verhängnisvollen Strudel von Angst und Verzweiflung etc. zu geraten?


    Meine größte Kraftquelle waren schon immer meine Bücher. Einem dieser "Schätze" verdankt dieses neue Thema seine Überschrift. Geschrieben wurde es von Eveline Helmink, Chefredakteurin der niederländischen Ausgabe der Zeitschrift Happinez. Ein auch optisch sehr ansprechendes Buch mit Tiefgang das man gerne in die Hand nimmt - ein wahrer Fundus zum Auftanken. Ideal weil "Shortcuts" hier auch ein kurzes Lesevergnügen ermöglichen. Hier ein kleiner Auszug:


    FÜR DICH


    Weil ich Dich nachts weinen hörte und mir die Worte fehlten.


    Ich habe ein paar Worte gefunden.



    "Wir glauben, es ginge darum, die Prüfung zu bestehen und das Problem zu überwinden, aber in Wirklichkeit gibt es gar keine Lösung. Die Dinge kommen zusammen und fallen wieder auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. So einfach ist es. Die Heilung stellt sich ein, wenn wir allem Geschehenen Raum geben: Raum für Trauer, Raum für Linderung, Raum für Linderung, Raum für Elend, Raum für Freude." Pema Chödron (buddhistische Nonne und Schriftstellerlin)


    Würde es uns nicht positiv stimmen, in diesem Forum auch Kraftquellen zu entdecken, die von uns allen genährt werden? Etwas, das die Seele stärkt. Seien es liebgewonnene kleine Rituale, die jeden von uns auffangen, wenn es mal wieder richtig heftig kommt. Ich bin nicht sehr sportlich, gehe aber gerne mit unserem kleinen Hund lange spazieren. Freue mich im Anschluss auf eine gute Tasse Kaffee dazu mein Lieblingsgebäck vom Italiener. Um nicht im seelischen Sumpf zu versinken, schaue ich mir gerne Reportagen an (z. Bsp. 37Grad, Lebenslinien, Hautnah). Aus den gezeigten Porträts schöpfe ich Hoffnung und Kraft. Es darf aber auch gerne etwas Leichtes sein. Ich liebe Island, Skandinavien und alles rund um das Thema kreatives Handwerk, unfassbar wieviele Dokus es hierzu gibt.


    Für alle, die wie ich mit Schlafstörungen zu kämpfen haben.


    Uwe Messner


    88 Heilaufträge für Körper, Geist und Seele


    Kostenlose Meditation über youtube



    Hilfreiches: Wir haben nicht immer die Muße und vor allem die Zeit die Beiträge in Gänze aufmerksam zu lesen, mir geht es jedenfalls so. Wie oft stelle ich eine Frage, die zwei Tage zuvor in einem anderem Thema bereits beantwortet wurde. Hier wäre z. Bsp. ein Hinweis von anderen sehr unterstützend, denen so etwas auffällt.


    Im "Handbuch für miese Tage" zu stöbern und sich an Gelesenem zu erfreuen, vielleicht auch etwas Schönes zu entdecken könnte ein segensreicher Gegenpol zu unseren Herausforderungen sein. Wann wart Ihr das letzte Mal glücklich? Was hat Euch in der Vergangenheit Freude bereitet? Ich habe gerade in meinem Telefonat mit meiner Mutter erfahren, dass sich sich heute mit ihrer neuen Frühlingsgarderobe in Frühlingsfarben schick gekleidet hat. Das hat mich glücklich gemacht! :) <3


    Ich bin schon sehr neugierig auf Eure Antworten.


    Alles Liebe, viel Kraft und ein schönes Wochenende.



    Elisabetha




  • Liebe Elisabetha,

    Das finde ich eine super Idee. Zwischendurch haben wir immer mal derlei Ideen ausgetauscht, aber einen eigenen Thread dafür finde ich auch super.

    Für mich ist Bewegung draußen hilfreich, oft muss ich mich sehr aufraffen, doch selbst wenn es nur ein 20 Minuten Spaziergang ist, hilft es, Licht , Sauerstoff, manchmal jemand treffen mit Plausch..

    Wenn viele Belastungen zusammen kommen und es mir viel zuviel wird, gebe ich es ab, indem ich in einer Kirche eine Kerze mit Bitte um Beistand anzünde. Und dafür muss ich wahrlich nicht an die Institution Kirche glauben.

    Danke für deinen obigen Text und die Tipps <3

  • Liebe Elisabetha, danke für Deine Anregung, aus einem Tief meinerseits.

    Ich überwinde hauptsächlich mit Schreiben, Tagebuch z.B., dabei sortiere ich meine Gedanken und Empfindungen.

    Musizieren hilft mir auch, aber momentan geht auch das nicht, mit einer Entzündung der linken Schulter ist Geige und Bratsche spielen nicht günstig!


    Kerze in einer Kirche anzünden gibt für mich die Last immer nach oben ab und ich trage sie nicht mehr alleine.


    "Wir glauben, es ginge darum, die Prüfung zu bestehen und das Problem zu überwinden, aber in Wirklichkeit gibt es gar keine Lösung. Die Dinge kommen zusammen und fallen wieder auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. So einfach ist es. Die Heilung stellt sich ein, wenn wir allem Geschehenen Raum geben: Raum für Trauer, Raum für Linderung, Raum für Linderung, Raum für Elend, Raum für Freude." Pema Chödron (buddhistische Nonne und Schriftstellerlin)

    Dieser Text, den Du zitierst, trifft es für mich völlig auf den Punkt.

    Danke dafür.

  • Liebe Rose60, liebe ecia25,


    ich freue mich so sehr, dass ich, ohne es zu ahnen, Eure Ideen aufgegriffen habe. Danke für Eure Anregungen.


    Eine Kerze in der Kirche anzuzünden und damit Last nach oben abzugeben ist etwas sehr Befreiendes und auch Spirituelles, das gefällt mir sehr. Die Atmosphäre in Kirchen vermittelt mir seit jeher ein Gefühl von Ehrfurcht. Was vor langer Zeit an Baukunst von Menschenhand erschaffen wurde, flößt mir großen Respekt ein. Meinen Glauben mache ich dennoch nicht an der Kirche fest, da bin ich absolut bei Dir, liebe Rose.


    Dass Du zwei recht anspruchsvolle Musikinstrument beherrschst, beeindruckt mich sehr, liebe ecia. Ich stelle mir vor, dass hierzu viel Geduld und Disziplin erforderlich waren, um das Geige-/Bratschespiel zu erlernen. Ich wünsche Dir, dass Du diese Möglichkeit der Entspannung bald wieder nutzen kannst. Eine Entzündung in der Schulter ist wirklich schmerzhaft und im Alltag sehr einschränkend. Von Herzen gute Besserung für Dich - nicht für die Schulter.


    TV-Tipp: Gestern wurde eine neue Folge der "Käthe und ich"-Serie gezeigt. Thema: Eine Mutter bittet nach ihrer Demenz-Diagnose für ihre erwachsene alleinlebende Tochter um Unterstützung durch den Psychologen Paul Winter, der sich auf tiergestützte Therapien spezialisiert hat . Genau meins und wirklich sehenswert. Dieser Film gab ein kleinen Vorgeschmack darauf, wie mein Leben aussehen könnte, wenn ich nicht lerne, mir etwas Eigenes aufzubauen und mich um mich selbst zu kümmern. Ich gehe davon aus, dass ich hier im Forum nicht die einzige alleinstehende pflegende Angehörige bin.


    Übrigens: Die "Freundschaftsbank" im Film brachte mich auf die Idee mit dem diesem Thread.


    Alles Liebe :) <3


    Elisabetha

  • Liebe Elisabetha, ja das ist sicher eine gute Idee. Allerdings gibt es auch Zeiten, da scheint einem nichts zu helfen. Die muss man vorbeigehen lassen, darauf vertrauen, dass einen der Ur-Überlebensinstinkt bewahrt und dass es (meistens) wieder besser wird. Je älter man ist, um so besser kennt man die Abläufe und fühlt sich nicht mehr so vom Schicksal gebeutelt.


    Mir hilft in erster Linie zweierlei, das sich nur auf den ersten Blick auszuschließen scheint:

    1. Ich erkenne an, dass das Leben an sich kein permanentes Wandeln auf paradiesischen Wegen ist ... und sehe die dunklen Täler als Lebensaufgabe oder Schicksal oder was auch immer.

    2. Ich bemühe mich um ein gutes Leben und versuche, Licht und Leichtigkeit zu tanken, wo immer es geht.


    Ganz praktisch hilft mir die Arbeit, die meinem Leben Struktur gibt (da wo alles auseinanderzufallen droht). Und sie hilft mir sogar oft noch besser als schöne Unternehmungen, es sei denn, ich mache irgendwas, was mich emotional völlig einnimmt (irgendetwas Lautes z. B.).


    Schreiben ist auch eins meiner Arbeitsfelder, aber Emotionales zu schreiben ist da nicht immer ein guter Ausweg aus einer Krise.


    Soviel erst einmal ...

  • Hallo schwarzer Kater,


    danke für Deine Sicht der Dinge, in denen mich zum Teil wiedererkenne. Ich bin sehr glücklich darüber und wünsche mir mehr von solchen Beiträgen.


    Nichts liegt mir ferner, als blindes positives Denken neu zu verkaufen und unser aller Situation zu verharmlosen. Es geht mir persönlich darum, dass ich seit Jahren die Herausforderungen meines Lebens, ob aktuell oder lange zurückliegend rauf und runter gewälzt habe - und nichts damit verändert habe. Heute morgen schrieb ich darüber, dass es mich glücklich gemacht hat, dass meine Mutter meine zusammengestellte Frühlingsgarderobe angenommen hat und heute bereits das erste Outfit trägt. Das ändert nichts an daran, dass ich eigentlich lieber losheulen würde, weil ich ihr nicht helfen kann.


    Ich habe meinen destruktiven Gedanken stets mit sinnvollen Tätigkeiten kompensiert. Das werde ich auch weiterin tun und es ist eine hervorragende Methode, unbestritten. Aber ich kann und will nicht nur mit Arbeiten gegensteuern, dass beherrsche ich aus dem Effeff. Es interessiert mich aufrichtig, wie es Euch geht und die Beschäftigung mit Glück und Freude lässt mich meinen Alltag einfach besser bewältigen. Es wird meiner Mutter zuträglicher sein, eine positiv gestimmte und gefestigte Tochter zu erleben als eine unglückliche und vor Schuldgefühlen zermarterte Person. Vor mir liegt die Aufgabe, mit Anfang 60 ein neues Leben aufzubauen. Und ich darf Dir verraten, dass bereitet mir eine kolossale Angst. Statt mich weiterhin in meinem Sumpf im Kreis zu drehen, habe ich nun einfach einen Schritt nach vorne gemacht.


    Wir beide teilen die leidvolle Erfahrung mit den Auswirkungen von Narzissmus. Das alleine würde schon Bände füllen. Ich habe mich in dieser Zeit dieser verhängnisvollen Beziehung so klein und nutzlos gefühlt und noch Jahre danach. Eine Partnerschaft ist für mich nach dieser "Begegnung der besonderen Art" nicht mehr vorstellbar. Ich habe einen solchen Knacks, da mein Mißtrauen größer ist als der Wunsch nach Nähe. Jeder persönlicher Kontakt, der über zwei Sätze hinausgeht und Interesse an meiner Person signalisiert, veranlasst mich umgehend die Zugbrücke runterzulassen. Somit fühle ich mich durch meine uneinnehmbare Burg zwar sicher, aber auch isoliert. Unser Forum ist für mich jedoch ein geschützter Raum in dem ich meine tiefsten Ängste und Gefühle offenbaren kann, ohne Angst vor Arglist oder Gegenangriff.


    Mein, ich denke realistisches Ziel ist, ein unaufgeregtes, kleines und beschauliches Leben zu führen. Ich werde meine Mutter begleiten, so gut ich kann und mich weiterhin meinen damit verbundenen Herausforderungen stellen. Du hast vollkommen Recht: je älter man ist, um so besser kennt man die Abläufe und fühlt sich nicht mehr so vom Schicksal gebeutelt. Es ist mir durchaus bewusst, dass auch mein nächstes Tief auf mich an der nächsten Ecke lauern kann. Aber ich möchte mich dann nicht mehr alleine und hilflos fühlen. Menschen brauchen Menschen.


    Ich möchte meiner Einsamkeit entkommen und wieder Teil einer Gemeinschaft werden. Das heißt sich gegenseitig zu stärken, Anteil zu nehmen, mitzufühlen und vor allem sich mitzufreuen. Wir sitzen doch alle in einem Boot. Vielleicht, eines Tages, wird mir dies auch außerhalb unserer Runde gelingen.


    Es grüßt Dich sehr herzlich



    Elisabetha

  • Vor mir liegt die Aufgabe, mit Anfang 60 ein neues Leben aufzubauen.

    So wie sich meine Situation mir derzeit darstellt, liegt diese Aufgabe jetzt mit Anfang 70 ein drittes Mal vor mir und ich stehe ob dieser Aussicht noch einigermaßen unter Schock. Aber Deine Worte, Elisabetha, geben mir im Moment auch dennoch Hoffnung und Zuversicht, dass ich den richtigen Weg finden kann.

    Wir sitzen doch alle in einem Boot.

    Diese Erkenntnis wünsche ich allen, auch denen, die unbeteiligt und von oben herab zuschauen, wenn Lebensentwürfe zusammenbrechen und der Meinung sind, ihnen könnte so etwas niemals passieren.

    Ich danke Dir für Deine Beiträge heute ganz besonders - möchte aber damit nicht außer acht lassen, dass mir auch die der anderen Mitschreibenden viel bedeuten. Danke Euch allen!

  • So wie sich meine Situation mir derzeit darstellt, liegt diese Aufgabe jetzt mit Anfang 70 ein drittes Mal vor mir und ich stehe ob dieser Aussicht noch einigermaßen unter Schock. Aber Deine Worte, Elisabetha, geben mir im Moment auch dennoch Hoffnung und Zuversicht, dass ich den richtigen Weg finden kann.

    Diese Erkenntnis wünsche ich allen, auch denen, die unbeteiligt und von oben herab zuschauen, wenn Lebensentwürfe zusammenbrechen und der Meinung sind, ihnen könnte so etwas niemals passieren.

    Ich danke Dir für Deine Beiträge heute ganz besonders - möchte aber damit nicht außer acht lassen, dass mir auch die der anderen Mitschreibenden viel bedeuten. Danke Euch allen!

    Einen schönen guten Morgen für Euch alle,


    nach meinem Einstellen des Threads fühlte ich mich regelrecht beflügelt, nur um Stunden später wieder total verunsichert zu sein. Nach der Antwort von SchwarzerKater, die mich sehr nachdenklich gemacht hat, fragte ich mich, ob mein Überschwang evtl. doch zu flapsig auf Euch gewirkt haben könnte. Entschuldige bitte, wenn ich Dir (oder jemanden anderem) zu nahe getreten sein sollte. Ich habe größten Respekt davor, wie es jedem Einzelnen Euch gelingt Tag für Tag Euer Schicksal zu meistern.


    Herzlichen Dank für Eure positiven Reaktionen, die mich in meinem Vorhaben bestärken <3 . Mit jeder Antwort erkenne ich, dass wir uns doch mit ähnlichen Ängsten und Belastungen auseinandersetzen. Hoffnung und Zuversicht - liebe ecia, Deine Worte treffen es sehr genau. Das war meine Intention. Ich pflichte Dir bei, es Menschen gibt, die glauben einen Garantieschein für ihr Leben zu besitzen. Wir haben nun einmal einen anderen Weg, orientieren wir uns doch lieber an den Gleichgesinnten und fangen uns gegenseitig auf.


    Anbei sende ich Euch ein Link zu einer Folge meiner geliebten "Lebenslinien":


    Das lange Leben der Augsburgerin Anna Lang - wie ich 107 wurde!

    Anna aus Augsburg ist mit ihren 107 Jahren rüstig, geistig völlig präsent und hat einen erfrischenden, hintergründigen Humor. Ihre Geschichte erzählt von einem Frauenleben, das sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt.


    Die Augsburgerin Anna (Jahrgang 1911) bewältigt ihren Alltag ohne Hilfe: Kochen, waschen, putzen, auch die Haare dreht sie sich selber zu kleinen Zöpfchen. Ihre Mutter, eine einfache Magd, heiratet nicht Annis leiblichen Vater, sondern einen anderen Mann.


    Der überzieht das kleine Mädchen oft mit Schimpfworten und Willkür. So lernt Anni früh, dass Gehorsam für sie überlebenswichtig ist.


    Mit 13 Jahren fängt sie in einer Augsburger Weberei zu arbeiten an – ihren Lohn muss sie zu Hause abliefern. Trotzdem gibt sie die Suche nach Glück nicht auf.


    Aber eine von der Mutter arrangierte Ehe zerstört ihren Traum: Denn ihr Mann ist weder zu Anna noch zu der 1940 geborenen Tochter liebevoll und aufmerksam. Im Gegenteil.


    Erst als sie mit 81 Jahren Witwe wird, kann sie ihr Leben genießen. Mit ihrer Tochter Karin und deren Mann geht sie auf Reisen und hört vor allem nie auf, sich für neue Dinge zu interessieren.


    Dieses Porträt geht so unglaublich zu Herzen, man möchte dieses zarte und doch so starke Wesen am liebsten in den Arm nehmen und gleichzeitig den Hut vor ihr ziehen. Sie zeigt, dass es für Glück niemals zu spät ist!!!


    Ich möchte mit den Worten von Anna Lang schließen: Als sie gefragt wurde, wie sie ihren Tag beginnt, sagte sie: "Als Erstes freu ich mich amal, dass ich überhaupt aufgewacht bin!“


    Liebe Grüße


    Elisabetha

  • Nach der Antwort von SchwarzerKater, die mich sehr nachdenklich gemacht hat, fragte ich mich, ob mein Überschwang evtl. doch zu flapsig auf Euch gewirkt haben könnte. Entschuldige bitte, wenn ich Dir (oder jemanden anderem) zu nahe getreten sein sollte. Ich habe größten Respekt davor, wie es jedem Einzelnen Euch gelingt Tag für Tag Euer Schicksal zu meistern.

    Liebe Elisabetha, magst du schreiben, warum du wegen meiner Antwort verunsichert warst? Ich hatte nichts davon beabsichtigt und bin etwas ratlos. Einen herzlichen Gruß in die Runde ... und einen schönen Sonntag.

  • Allerdings gibt es auch Zeiten, da scheint einem nichts zu helfen. Die muss man vorbeigehen lassen, darauf vertrauen, dass einen der Ur-Überlebensinstinkt bewahrt und dass es (meistens) wieder besser wird. Je älter man ist, um so besser kennt man die Abläufe und fühlt sich nicht mehr so vom Schicksal gebeutelt.

    Liebe schwarzer Kater,


    ich danke Dir für Dein Feedback und stelle fest, dass es gar nicht so einfach für mich ist, Dir eine Antwort zu geben. Sicher hast Du nicht beabsichtigt, diese Reaktion bei mir auszulösen. Es verwundert mich selbst, warum ich so darauf angesprungen bin.


    Mir fehlt dieses Urvertrauen, das Du angesprochen hast. Ich möchte so gerne ein starker Mensch sein, der sich nicht einfach in sein Schicksal ergibt. Wenn ich jedoch den Eindruck gewinne, einen Fehler gemacht oder andere verärgert und verletzt zu haben, dann bin ich sehr schnell verunsichert. Mit dieser Anspruchshaltung setze ich mich permanentem Dauerstress aus und dem wollte ich einfach entfliehen.


    Du vermittelst mir den Eindruck eines in sich ruhenden Charakters. Als Du geantwortet hast, kam ich mir daneben so naiv kindlich in meinem Verhalten vor.


    ... mir kommen in diesem Moment die Tränen, weil mir klar wird, wie sehr ich meinen seit 41 Jahren verstorbenen Vater vermisse. Er war auch immer sehr besonnen und hatte für jedes Problem eine Lösung - wirklich immer. Er war mein Fels in der Brandung und ich vermisse ihn so sehr, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich hätte ihn noch sehr gebraucht beim Erwachsenwerden.


    Das ist mein Dilemma, ich fühle mich dieser Situation mit meiner Mutter zeitweise nicht mehr gewachsen. Ich bin im Besitz einer Patientenverfügung und soll Entscheidungen von großer Tragweite treffen, die mir über den Kopf gewachsen sind. Mein "Handbuch für miese Tage" ist eine Flucht in eine heile Welt in der alles gut wird. Weil ich nicht aufgeben darf und auch nicht will. Und weil ich mir wünsche, dass mein Vater stolz auf mich wäre und mir sagt: "Du machst das schon alles richtig!"


    Deshalb sind mir Eure Antwort so wichtig. Es ist aufrichtiges Interesse von meiner Seite an Euren Lebensgeschichten, aber auch das Gefühl, an der Hand genommen zu werden und zu hören: "Mach dir keine Gedanken, mir geht es genau so. Wir schaffen das."


    Alles Liebe


    Elisabetha

  • Ich möchte dazu anmerken, dass man aufpassen muss, zwischen den Zeilen nicht allzuviel herauszulesen, das ist immer die Gefahr in rein schriftlichem Austausch und trifft oftmals auf eigene Gefühle der Unzulänglichkeiten. Daher finde ich es auch so hilfreich sich professionelle Hilfe bei psychol. Beratern oder Therapeuten zu holen. Dafür muss man nicht schwer psychisch krank sein.

    Und ich kann immer wieder das Buch "das innere Kind muss Heimat finden" empfehlen, da findet man vieles zu den Ursachen schneller Verunsicherung und wie man an sich selbst arbeiten kann. Wir haben ja auch normalerweise noch mit Ü60 noch einige Jahre vor uns, so dass es sich lohnt für sich selbst mehr Stabilität zu bekommen.

    Also ich habe bei "schwarzerkater" einfach nur das herausgelesen, was da steht - manchmal geht "nur" aushalten - so verstehe ich es und so kenne ich es.

    In diesem Sinne alles Liebe und einen Sonntag mit schönen Momenten ;)

  • Danke, Elisabetha.


    Was ich dir dazu sagen möchte: Deine Gedanken und Zweifel sind völlig normal und sie zeugen davon, dass du alles gut und richtig machen möchtest. Das ist eine sehr schöne und wunderbare Eigenschaft. Sie bewirkt im Außen Gutes und macht dich selbst liebenswert ....


    Aaaaber: Sie kann dich (wenn du da zu viel Energie hineinlegst) auch ausbremsen und dir die Lebensfreude nehmen. Glaub mir, ich weiß sehr gut, wovon ich rede ... Heute ruhe ich zwar viel mehr in mir als früher, aber der Weg dahin war sehr steinig ... und ich bin sogar zeitlebens "auf dem Weg".


    Jede/r von uns kann sich (falls man das möchte) an individuellen Eckchen der eigenen Person arbeiten. es gibt immer Seiten an einem selbst, die einem vielleicht etwas Mühe bereiten.

    Und deshalb habe ich dir den Rat gegeben, dich um mehr Leichtigkeit und Lebensfreude zu bemühen, denn das ist lebenswichtig (für dich) und es gibt dir mehr Kraft, auch für dich und andere Entscheidungen zu treffen. Da du offenbar viel liest, wünsche ich dir von Herzen solche Literatur, die dir da gute Wege zeigt. Oft steht so etwas nicht oben im Regal oder auf den Bestsellerlisten. Aber du findest es, da bin ich sicher. Ich sehe es an deinen Zitaten.


    Die Ängste, die du beschreibst, habe ich auch: Tue ich für meine Mutter das Richtige? Wie gehe ich weiter mit meinem kleinen Enkel um, der selbst inklusive seines Schicksals für mich eine große Herausforderung ist. Es ist eine ständige Suche nach Antworten und richtigen Wegen ...


    Und weil du schreibst: Du fühlst dich naiv ... Mach da einen dicken Strich durch! Ich will es gar nicht weiter erklären, sondern nur sagen ES STIMMT NICHT. Das resultiert aus meiner Kenntnis deiner Beiträge. Lies sie selbst nochmal durch und du wirst wissen, warum du NICHT naiv bist.


    Je älter man wird, umso klarer wird es einem, dass man bis zum eigenen Ende "auf dem Weg des Dazulernens" ist, vorausgesetzt, man möchte es.


    Die Sache mit meiner dementen Mutter war und ist auch für mich ein einschneidendes Schicksal. Das hat sich weder sie noch ich so vorstellen können. Und nun liegt dieser Brocken da vor mir und ich muss ihn irgendwie handhabbar machen. Mal hat man Erfolgserlebnisse und mal geht es schief. Natürlich bin ich dann eine Zeitlang verzweifelt, aber nach einiger Zeit geht es wieder weiter.


    Ich hoffe, du hast wenigstens ein paar nette Menschen (oder zumindest einen) um dich herum. Falls (noch) nicht und auch sonst, schreib hier alles rein, was dich bewegt. Es ist ein Sammelbecken für gute Ideen und Denkanstöße. Nimm dir das heraus, was dir taugt, den Rest lass einfach liegen ... Das merkt ja niemand. ;)


    Ganz liebe Grüße und alles Liebe. <3

  • Wir haben ja auch normalerweise noch mit Ü60 noch einige Jahre vor uns, so dass es sich lohnt für sich selbst mehr Stabilität zu bekommen.

    Danke, liebe Rose, wir geben uns gegenseitig Mut und lassen uns nicht unterkriegen. Auch dir einen schönen Sonntag!!!! :!:

  • Euren Worten, Rose und schwarzerkater, mag ich mich sehr gerne anschließen, auch wenn mir die Energie für eigene Texte momentan etwas fehlt. Aber es tut gut, diesen Austausch miterleben zu dürfen und macht Mut!

    Danke Euch allen, auch Elisabetha.

  • auch wenn mir die Energie für eigene Texte momentan etwas fehlt.

    Liebe ecia, ich habe deine letzten Beiträge alle gelesen und verstehe sehr gut, dass einem manchmal die Kraft zum (Be)schreiben der Ist-Situation fehlt. Es geht mir auch so. Und manches ist so komplex, verworren und tragisch, dass ich es kaum erklären kann.

    Also, ich signalisiere dir mein Mitgefühl und hoffe, du findest bald wieder heraus aus dem Dickicht.

    Alles Liebe und einen schönen Sonntagabend. <3

  • Liebe Rose,

    ich werde mir deinen Buchtipp merken.


    Liebe Elisabetha,

    mir geht es gerade wie dir. Ich kann mit meinen traurigen Gefühlen nicht umgehen und musste gleich in die Gruppe schreiben. Ich habe das Gefühl, hier am besten verstanden zu werden.


    Und dennoch liegt es am Ende bei mir, aus diesem Tief zu kommen.

    Ein schöner Spaziergang. ein gutes Essen und viel Ruhe tun mir dann gut. Und ich weine auch viel, danach bin ich erschöpft, aber es geht mir ein bisschen besser.

    Danke für die tolle Gruppe!!!

  • An alle, die so lieb waren, meine Beiträge zu lesen, mich mit Ihrer Antwort abgeholt, getröstet oder aufgefangen haben - lieben Dank an Euch!


    Ohne Eure Reaktionen würde ich mich noch immer in einen geschäftigen Aktionismus flüchten statt endlich inne- und meine Gefühle auszuhalten.



    Filme für Demenzkranke- Sophie Rosentreter im Interview
    Sophie Rosentreter macht Filme für Demenzkranke. Im Interview erzählt sie, wie es dazu gekommen ist. Sie hat die Firma "IlsesWeiteWelt" gegründet.
    mal-alt-werden.de


    "Es kommt nicht darauf an, was man im Leben erreicht, sondern wen."

    Sophie Rosentreter (Demenz-Aktivistin)



    Dein Wirken


    Was siehst Du,
    wenn Du deinen Lebensfaden

    zurückblickst ?


    Was hast Du bewirkt,

    mit so viel Leben, so viel Begebenheiten, so vielen Begegnungen?


    Nein, nein,

    ich meine nicht deinen Besitz, deine Erfolge, deine Kinder…

    ich meine das,

    was Du in den Menschen und Situationen

    hinterlassen hast,

    das, was Du in die kollektive Seele gepflanzt hast.


    Es erfordert eine Menge Mut,

    wirklich hinzusehen,

    zu erkennen,

    wie ein Mensch, den Du berührt hast,

    war, als Du ihn getroffen hast

    und was verändert war, als sich eure Wege wieder getrennt haben.


    Ja, ja,

    das ist dein Werk.

    Dein Wirken.

    Zieh Dir das ruhig an,

    denn deine Seele nimmt nur wahr,

    was in ihrem eigenen Kreis liegt.

    Was hast Du bewirkt ?

    Diese Frage ist eine der zentralen Fragen

    auf dem Weg in die Selbstbestimmtheit.

    Hier geht es nicht um TUN oder HABEN

    sondern um SEIN.


    Unsere Seele wirkt ununterbrochen

    im Zusammenspiel mit der Welt,

    derer sie gewahr wird.

    Ob dieses Wirken Dir gefällt

    und ob es aus reinem Herzen seine Schönheit entfalten kann

    oder ob sich dein Wirken als einziges Desaster,

    als Irrtum oder Fehlschlag darstellt,

    das ist ein Maß für deine Fähigkeit,

    mit deinen Ängsten umzugehen.


    Sieh hin,

    halte Dich nicht fest an gewollten Zielen und Ergebnissen

    an Anerkennungen oder Mißbilligungen,

    die Du erhalten hast.

    Sieh einfach nur hin,

    was Du bewirkst

    im Raum deiner Seele,

    für die Menschen, die mit Dir sind.



    Evelin Rosenfeld

    Evelin hütet seit 5 Jahren den Berg „Aditi“ in Oberfranken. Dort arbeitet sie mit Permakultur und baut – ohne den Einsatz von Maschinen und in reiner Kreislaufwirtschaft – traditionelle Heilkräuter unserer Heimat an.


    Es grüßt Euch sehr herzlich



    Elisabetha



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