Und täglich grüßt das Murmeltier ...

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  • Hallo zusammen,


    ich wollte mich auch mal wieder melden und berichten, wie es bei uns so geht.


    Ich hatte ja schon angedeutet, dass es manchmal ein Problem ist, dass andere Bewohner oder Besucher die Demenz meiner Mutter nicht richtig einschätzen können und deshalb auch gelegentlich Konfliktsituationen entstehen. Mir ist bewußt, dass es vermutlich unmöglich ist, dies zu vermeiden ...


    Neulich wieder ein Beispiel davon: ein Bewohner, der im selben Stockwerk wie meine Mutter wohnt - ehemaliger Priester, wohl immer noch in der Seelsorger-Rolle verhaftet - saß im Garten, ein Stück entfernt von meiner Mutter und mir. Er winkt mich zu sich und meint: "Machen Sie ihrer Mutter doch mal klar, dass ihr Haus verkauft wurde."


    Im ersten Moment war ich sprachlos ... dann meinte ich: "Herr (...), Sie wissen doch, dass meine Mutter dement ist, was nützt es, wenn ich ihr das erzähle und sie vergißt es innerhalb eines halben Tages wieder? Sie regt sich jedes Mal wieder von Neuem auf und das möchten wir ihr ersparen."


    Etwas später, als ich darüber nachdachte, merkte ich, dass ich diese Bemerkung eigentlich ganz schön übergriffig fand.


    Aber auch daran lässt sich vermutlich wenig ändern, es leben nun mal sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Aber es hat mir (wieder) bewußt gemacht, dass meine Mutter schutzbedürftig ist, vor einer Realität, die sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr begreifen kann.


    Ansonsten läuft es im Moment ziemlich ruhig, falls meine Mutter giftig wird, weiß ich mich zu distanzieren.


    Liebe Grüße an alle und ein schönes Wochenende,

    SunnyBee

    • Offizieller Beitrag

    Hallo SunnyBee, unpassende und übergriffige Bemerkungen lassen sich im Heim kaum verhindern. Oft übe ich mit Mitarbeitenden, wann Sie eingreifen müssen, wenn jemand bloßgestellt wird, wie sie schützen können oder wann sie nur trösten können.


    Die Bemerkung des Mitbewohners war eine Einladung zum Gespräch, er fühlt vielleicht mit und er macht sich Gedanken - Sie informieren ihn und leisten damit einen kleinen Beitrag zum besseren Umgang untereinander.


    Die andere Frage nach dem "richtigen" Zeitpunkt für das Heim haben Sie m.E. eigentlich schon beantwortet: Ihre Mutter hat sich gut eingelebt, sie kann Ihren Alltag und die Kontakte bestimmen und gestalten und ist in ihrer Demenz mehr oder weniger getragen und gestaltet damit aktiv ihren letzten Lebensabschnitt. Sie wird als Person wahrgenommen und die Beziehung zu den Pflegenden wird vielschichtiger und damit für die letzte Phase "besser".

    Das alles spricht dafür, dass es genau richtig war.


    Für andere ist richtig, so lange wie irgend möglich zu warten und erst zu handeln, wenn gar nichts mehr geht. Das ist m.E. der schwerere Weg für einen Neuanfang, aber es kann dem gegenseitigen Einvernehmen entsprechen.

    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo alle,


    ich möchte mich auch mal wieder melden und meinen Thread entstauben ...

    Es gibt eigentlich nicht viel Neues zu berichten, was ja nur bedeuten kann, dass wir inzwischen tatsächlich in einer gewissen "Routine" angekommen sind. Und das finde ich gut, denn es nimmt für mich so viel Stress raus ...

    Meiner Mutter geht es soweit gut, körperlich ist sie relativ fit und braucht erfreulich wenig Medikamente. Die zeitliche Orientierung lässt deutlich nach, ebenso das Kurzzeitgedächtnis. Sie ist insgesamt ruhiger als am Anfang (Jahresbeginn 2021) und ich denke, es hat sich eine gewisse Zufriedenheit - oder zumindest Akzeptanz - eingestellt. Wie Ihr Euch denken könnt, macht das den Umgang mit ihr wesentlich angenehmer.

    Gelegentlich beschwert sie sich bei meinem Bruder über mich und bei mir über meinen Bruder ... aber das kennen wir und zum Glück haben mein Bruder und ich ein gutes Verhältnis und können damit umgehen.

    Das einzige, was bei mir ab und an Stress auslöst ist das Thema "Alkohol" ... eine Tischnachbarin bekommt abends auch Wein und zwar mehr als ein Glas, wenn sie es möchte ... das macht meine Mutter eifersüchtig und sie möchte dann auch mehr, obwohl die Absprache ist, dass sie abends ein Glas (vorzugsweise als Schorle) bekommt. Wenn sie nicht mehr bekommt, kann es vorkommen, dass sie übellaunig wird und das Personal beschimpft, das ist mir dann furchtbar peinlich, weil alle so nett zu ihr sind und sich große Mühe geben.

    Ich spüre, wie mich das Thema "Alkohol" immer wieder triggert ... durch die Alkoholsucht meines Stiefvaters (durch ihn begann meine damals schon demente Mutter mehr zu trinken ...) habe ich mit den beiden Dinge erlebt, über die ich heute noch nicht sprechen kann, es ist zu belastend. Jedenfalls kann ich damit immer noch nicht sachlich umgehen, ich reagiere immer wieder emotional ...

    Tja, ich dachte, ich lasse das heute mal hier (wenn nicht hier, wo dann?), vielleicht geht's mir dann besser.

    Euch allen einen schönen Tag und viel Kraft im Umgang mit den Angehörigen.

    LG, SunnyBee

  • Hallo SunnyBee ,

    Das hört sich doch alles super an!

    Und wenn Du Deine Mutter überraschst und sie einfach noch ein Glas mehr trinken kann?


    Alkohol ist nicht mein Ding, Aber wenn ich dement wäre und meine Tischnachbarin 2 Dickmanns und ich nur einen bekommen würde, wäre ich auch extremst übellaunig und neidisch, wirklich!


    Alles Gute Alfi 🍫

  • Das mit den Triggern und Alkohol kenne ich übrigens: alle männlichen Mitglieder meiner Familie waren ihm verfallen und sind auch zum Teil mit ihm umgekommen

  • Das einzige, was bei mir ab und an Stress auslöst ist das Thema "Alkohol" ... eine Tischnachbarin bekommt abends auch Wein und zwar mehr als ein Glas, wenn sie es möchte ... das macht meine Mutter eifersüchtig und sie möchte dann auch mehr, obwohl die Absprache ist, dass sie abends ein Glas (vorzugsweise als Schorle) bekommt. Wenn sie nicht mehr bekommt, kann es vorkommen, dass sie übellaunig wird und das Personal beschimpft, das ist mir dann furchtbar peinlich, weil alle so nett zu ihr sind und sich große Mühe geben.

    Liebe SunnyBee, ich verstehe dich gut, dass Alkohol dich aus eigenem Erleben triggert.

    Und doch sagt mir mein Gefühl, dass deiner dementen Mutter vielleicht die ein, zwei Gläschen Wein am Abend nicht schaden können (vielleicht eins davon als Schorle? :)

    Im Heim meiner Mutter vertritt man den Ansatz, dass fast alles geht und wenn es die merkwürdigsten Vorlieben sind. Im Falle meiner Mutter, die erst fast nichts mehr aß, waren es süße Speisen. Allerdings passiert alles unter Aufsicht, d.h. Pralinen darf ich ihr nicht in der Schachtel geben - die würde sie komplett aufessen und Durchfall bekommen. Aber ansonsten bekommt sie, was ihr schmeckt!!!


    Insofern sprich doch einfach mit dem Heim, wie die es sehen. Ich denke, es wird da auch lockerer gesehen (wenn die Nachbarin zwei Gläser Wein bekommt). Dann empfehle ich, es so zu machen, wie Alfi es vorschlägt.

    Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere dementen Eltern eine schwere nicht heilbare Krankheit haben. Sie werden nie mehr ganz gesund, selbst wenn sie sich erstklassig gesund ernähren würden. Dann kann man ihnen diese Freuden doch auch lassen, was nicht bedeutet, dass sie es damit übertreiben.

    Aber schön, dass das gefundene Heim so eine schöne Heimstätte für deine Mutter ist - das ist Gold wert.


    Liebe Grüße

  • Liebe Sunny Bee,

    Insofern sprich doch einfach mit dem Heim, wie die es sehen. Ich denke, es wird da auch lockerer gesehen (wenn die Nachbarin zwei Gläser Wein bekommt). Dann empfehle ich, es so zu machen, wie Alfi es vorschlägt.

    Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere dementen Eltern eine schwere nicht heilbare Krankheit haben. Sie werden nie mehr ganz gesund, selbst wenn sie sich erstklassig gesund ernähren würden. Dann kann man ihnen diese Freuden doch auch lassen, was nicht bedeutet, dass sie es damit übertreiben.

    Ich sehe es wie meine Vorschreiberinnen. Zumal ja die Kontrolle schon dadurch gegeben ist, dass Deine Mutter sich den Alkohol nicht selbst unbegrenzt nehmen kann, sondern ihn so oder so zugeteilt bekommt.

    Daher stimme ich besonders schwarzerkater zu, die empfiehlt, dass Du mit dem Heim sprichst, die können Dich da sicher gut beraten.

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Hallo SunnyBe, schön zu lesen, dass sich Ihre Mutter immer besser einlebt und nun um ihr Bedürfnis (nicht zu kurz zu kommen?) kämpft. Wenn es keine medizinischen Gründe gegen ein zweites Glas gibt, ist es besser den Konflikt zu vermeiden. Im Unterschied zu früher gibt es im Heim den kontrollierten Umgang, klare Grenzen und das Glas Wein oder der Eierlikör hat eine entspannende Wirkung.

    Für Ihre Mutter ist ein mögliches Risiko also sehr begrenzt.


    Auf der anderen Seite liegen Ihre Bilder, Erfahrungen und Verletzungen als Tochter, die sich durch dieses Thema wieder verstärken.


    Vielleicht gelingt es Ihnen, die Entscheidung für ein zweites Glas oder den Konflikt ganz in die Hände der Pflegenden zu legen und Ihre eigenen Gedanken zu stoppen. Sie haben dafür sicher gute Strategien entwickelt.

    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Alfskjoni , schwarzerkater , ecia25 , martinhamborg


    danke für Eure Rückmeldungen.

    Ich habe das Thema auch mit meinem Bruder besprochen und er redet bei seinem Besuch mal mit den betreuenden Pflegekräften, wie das alles einzuordnen ist ...

    Ich hatte das Thema "Alkohol" ja auch schon mit der Hausärztin meiner Mutter besprochen und sie hatte mir damals die Menge (1 Glas Wein) empfohlen und das war auch mein Bauchgefühl. Meine Mutter kann nicht selbst entscheiden, wann es genug ist, wenn ich ihr die Flasche hinstellen würde, würde sie trinken, bis sie vom Stuhl fällt (hatten wir alles schon ...). Sogar bei "nur" 2 Gläsern Wein bin ich nicht sicher, ob sie es verträgt und nicht vielleicht stürzt (hatten wir auch schon ...). Also ist das 2. Glas schon irgendwie kritisch ...

    Ich bin durchaus dafür, meiner Mutter eine Freude zu machen - ich bringe ihr oft Blumen, Schokolade, Brezeln oder etwas Neues zum Anziehen mit - aber beim Alkohol ziehe ich echt eine Grenze.

    Nach dem Gespräch mit meinem Bruder habe ich gemerkt, dass auch er von den Erfahrungen traumatisiert ist. Unser Aufwachsen war einsam und ohne wirkliche Nähe und ich bin dankbar, dass heute wenigstens wir beide Nähe zueinander empfinden und die Erfahrung mit der pflegebedürftigen Mutter gemeinsam schultern können.

    Euch alles Gute!

    LG, SunnyBee

  • Meine Mutter kann nicht selbst entscheiden, wann es genug ist, wenn ich ihr die Flasche hinstellen würde, würde sie trinken, bis sie vom Stuhl fällt (hatten wir alles schon ...). Sogar bei "nur" 2 Gläsern Wein bin ich nicht sicher, ob sie es verträgt und nicht vielleicht stürzt (hatten wir auch schon ...). Also ist das 2. Glas schon irgendwie kritisch ...

    Liebe SunnyBee, dazu noch ein, zwei Gedanken.


    Meine Mutter hat zeitlebens Alkohol abgelehnt und immer gemeint, sie vertrüge ihn nicht. Mit zunehmender Demenz hat sie mit uns gemeinsam gern mal gemütlich ein, zwei Gläser Wein getrunken und dann plötzlich ihre Liebe für Eierlikör entdeckt. In bester Absicht habe ich ihr ein Fläschchen ins Heim mitgebracht, .... das sie leider in einem Zug komplett geleert hat ...., so dass sie wirklich "vom Stuhl gefallen ist". Ähnliche Katastrophen hatten wir mit Pralinen ... Meine Mutter war früher immer ein sehr kontrollierter Mensch - sie hätte nie zu viel gegessen oder getrunken .... Durch die Demenz ist diese Kontrolliertheit verschwunden.


    Seitdem bekommen die Pflegerinnen diese Geschenke und teilen sie ihr nach bestem Gewissen zu.

    Im Fall deiner Mutter werden also die Pflegerinnen schon aus Erfahrung wissen, wie viel sie deiner Mutter zumuten können. Und wenn sie meinen, dass ein Glas genug ist, dann kann man ihnen das sicher so glauben.

    Ich schreibe das alles, damit nicht bei dir das Gefühl besteht, ich meinte, dass du deiner Mutter nichts Gutes tun möchtest. Du siehst, dass das in unserem Fall auch eine individuelle Sache war ...

    Alles Liebe

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