Und täglich grüßt das Murmeltier ...

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  • Ach, Muttertag ... das triggert mich immer ...

    Da heißt es wieder mal Emotionen sortieren, einnorden, das Gleichgewicht halten.

    Habe morgen Mutter und Schwiegermutter zum Spargel-Essen da ... sozusagen der Doppel-Hammer ;)

    Meine Mutter nimmt Muttertag immer als Anlass, mich auszufragen - inzwischen demenz-bedingt überhaupt nicht mehr subtil - wie sie so als Mutter war, natürlich möchte sie dann gelobt werden und Komplimente hören. Ich weiß echt nicht, was ich dazu sagen soll ...

  • Heute (Besuchstag) war wieder alles dabei - von "Ich bleibe hier nicht, ich gehe heim" zu Beginn des Besuchs bis "Ich bin hier gut versorgt, es geht mir gut" als ich mich verabschiedet habe. Nun ja, solange sie zum Ende des Besuchs beim "richtigen Ergebnis" landet, soll es mir recht sein ...

    Ich hatte ja geschrieben, dass ich das Besuchs-Schema etwas ändern und meine Mutter nicht mehr automatisch jeden Sonntag zu uns holen möchte. Das praktizieren wir jetzt seit einigen Wochen und die Bilanz lautet: Soweit, so gut. Sie scheint es zu akzeptieren (siehe oben) und meckert jedenfalls nicht mehr als sonst auch. Sie findet immer, dass es zuwenig "Programm" gibt, aber das ist halt ihr Wunsch nach Dauer- und Rundum-Bespaßung ...

    Mir jedenfalls tut das neue Modell gut, ich habe Sonntags nicht mehr diesen irren Zeitdruck und kann entspannt mit meinem Mann frühstücken.

    Als sie heute kurz mal giftig wurde, habe ich sie darauf hingewiesen, dass ich mir einen respektvollen Ton wünsche - hat geholfen. Ich muss leider immer wieder ihr Zimmer aufräumen, weil sie Essen hortet und eine Messie-Tendenz hat ...

    Fun-Fact: Sie meinte, sie will hier nicht bleiben und als ich fragte: "Wohin willst du denn gehen?" meinte sie: "In ein Seniorenheim". :)

    Allen noch ein schönes Pfingstwochenende, SunnyBee

  • Hallo Sunnybee,

    das freut mich, dass die Umstellung so gut geklappt hat und ihr es nun etwas entspannter habt.

    Die Anspruchshaltung bei meiner Mutter ist sehr ähnlich. Da muss man sich echt Freiräume schaffen.

  • Die Anspruchshaltung bei meiner Mutter ist sehr ähnlich. Da muss man sich echt Freiräume schaffen.

    Ebenso wie Schwiegermutter. Ihre persönliche Betreuerin (3 Stunden montags) ist kaum gegangen, schon kommt Schwiegermutter und ruft nach ihrer Tochter ("Ich bin einsam!")

    Ihr Mann, den sie wie einen Schosshund behandelt, ist ihr nicht genug.

    Einmal editiert, zuletzt von Buchenberg ()

  • Hallo SunnyBee -


    das hört sich wirklich gut an. Ich wünsche mir so sehr, dass es bei meiner Mutter vielleicht irgendwann einmal ähnlich verläuft. Sie will nicht bei jedem Besuch heim, aber jedes Mal, wenn ich wieder gehen will, wird sie aggressiv und beleidigend. Daher: ja, wenn der Besuch so wie bei Dir verläuft, hört es sich schon recht gut an.

    Schöne Pfingsten an alle!

    Tanja

  • Hallo Tanja,

    Meine Mutter hat beim Abschied auch immer diesen Schmerz und mein Standardspruch ist dann "ich komme doch immer wieder", dann geht's.. ich glaube solche wiederkehrenden Sprüche prägen sich ein

  • Hallo,

    Anette K

    Die Anspruchshaltung bei meiner Mutter ist sehr ähnlich.

    Ja, "Anspruchshaltung" ist genau der richtige Begriff, hohe Ansprüche hatte meine Mutter schon immer. Ich habe das für mich immer ihren "Königinnen-Komplex" genannt ... wenn es nicht um sie ging, hat sie es einfach nicht wahrgenommen. Wie gut, dass ich heute in der Lage bin, "Raum" für mich einzufordern ...


    TanjaS

    das hört sich wirklich gut an. Ich wünsche mir so sehr, dass es bei meiner Mutter vielleicht irgendwann einmal ähnlich verläuft.

    Es ist ein Prozess ... der bei uns jetzt ca. zweieinhalb Jahre andauert. Ich denke, die Zeit ist hier ein Faktor, der zu meinen Gunsten arbeitet ...

    Bei fortschreitender Demenz nehmen ja die kognitiven Fähigkeiten ab und es bleiben die Emotionen, die dann irgendwie an die Oberfläche und zum Ausdruck kommen. Meine Mutter sagt oft: "Mir geht so viel im Kopf rum ... " und ich denke, sie kann es einfach nicht mehr verarbeiten, aber die Emotionen, die diese Gedanken auslösen, die müssen halt raus ... Ich weiß, es sagt sich leicht, aber ich versuche, es nicht mehr persönlich zu nehmen.


    Rose60

    ich glaube solche wiederkehrenden Sprüche prägen sich ein

    Ich sage immer zum Abschied: "Mama, wir telefonieren dann!" Meine Mutter ruft mich nie an, aber ich melde mich alle 2 - 3 Tage abends, da haben wir dann noch ein kurzes, nettes Gespräch. Ich glaube, Rituale geben Sicherheit und tun unseren dementen Angehörigen gut.


    Buchenberg

    Ja, definitiv ein "Spruch des Tages"! Ich musste mir echt das Grinsen verkneifen ...


    LG, SunnyBee

    • Offizieller Beitrag

    Hallo SunnyBee, auch von meiner Seite, Glückwunsch für den nächsten Schritt.


    Je früher Sie das alte Muster unterbrechen, desto besser.


    Ihre Antwort können Sie als Notbremse häufiger verwenden, ganz nach dem Motto: "Nicht in dem Ton ... Ich wünsche mir mehr Respekt!" Manche setzen dann noch "drauf" ... "schließlich behandle ich Dich auch respektvoll" .... Aber gut dass Sie das nicht gesagt haben.

    Eigentlich soll dieser Nachsatz die Aussage verstärken, doch häufiger tritt das Gegenteil ein und er ist Anlass für weitere unnötigen Streit. Deshalb, wenn die Grenze keinen Erfolg hat, hilft nur noch wegzugehen - und ggf. nach einer Zeit zurückzukommen.


    Ihnen weiterhin viel Klarheit und Selbstpflege! Ihr Martin Hamborg

  • Gestern habe ich meine Mutter im Pflegeheim besucht. Mein Bruder, der sie am Samstag besucht hatte, hatte mich etwas vorgewarnt, dass sie wieder recht "kratzbürstig" sei ...

    Als ich auf ihrer Station ankam, saß sie im Gemeinschaftsbereich, mit einer Tasse Kaffee ("Ich trinke ja nie Kaffee!") und einem Stück Kuchen ("Ich esse ja keinen Kuchen!"). Die Hälfte des Kuchens war in einer Serviette eingewickelt und mir schwante nichts Gutes, denn so hortet sie normalerweise Essen in ihrem Zimmer ...

    Sie fing sofort an zu schimpfen, "Ich gehe wieder zurück, das hier wird nie meine Heimat, ich suche mir selber einen Platz in einem Seniorenheim!" Ich schlug vor, dass wir in den Garten gehen, aber dort angekommen, ging das Gezeter weiter: "Ich fühle mich hier überhaupt nicht wohl, ich will wieder zurück nach *Heimatort*, ich rufe die Sozialstation an, die sollen mir helfen, von Dir kriege ich ja keine Unterstützung" ...

    Ganz ehrlich: ich fühlte mich wie ein geprügelter Hund und ließ es über mich ergehen. Meistens brauche ich noch einen weiteren Tag, um so einen Besuch zu verarbeiten. Ich weiß, dass es unrealistisch ist, aber ich (oder vielmehr das kleine Mädchen in mir) wünsche mir immer noch, dass sie mich wahrnimmt und dass es nicht immer nur um sie geht. Schon mein ganzes Leben lang warte ich darauf, für meine Mutter nicht mehr unsichtbar zu sein ... aber ihre Egozentrik hat sich mit der Demenz leider noch verstärkt.

    Und die Demenz scheint auch Fahrt aufzunehmen ... einer der Pfleger erzählte mir, dass sie ein paar Mal gefragt hatte, wo denn ihr Mann sei, sie hätte doch gerade mit ihm gesprochen ...

    Also das ist jetzt neu ...

    Sorry für's Jammern, normalerweise bin ich recht stabil und reflektiert, aber manchmal nagt es an mir.

    LG, SunnyBee

  • Liebe SunnyBee -


    oh nein - ich weiß genau, wie Du Dich fühlst. Meine Mutter war genauso (und ich schreibe gerade nur "war", weil sie dieses Wochenende das allererste Mal nicht so war - aber ich traue dem Braten noch nicht) - auch wenn man sich seelisch darauf vorbereitet und weiß, dass man wieder beschimpft und beleidigt wird, es trifft einen doch immer wieder. Ich habe immer so 2 Tage gebraucht, um mich davon zu erholen. Und: Es geht leider immer nur um sie, das ist ein Trend, der sich mit der Krankheit verstärkt.

    Meine Mutter hat nicht nach ihrem Mann gefragt (der sie ja angeblich immer sooo mies behandelt hat, ihr nie was geschenkt hat usw. - stimmt alles nicht), sondern nach ihrer Mutter. Die hatte irgendjemand gesehen oder sie hat sie gesehen. Da bin ich dann einfach drüber hinweg gegangen. Wenn man sagt, dass Mann oder Mutter bereits tot sind, wird es nur schlimmer - das war ein guter Tipp hier aus dem Forum.

    Ich wünsche Dir alles, alles Gute und hoffe, Du erholst Dir und gönnst Dir was Schönes.

    LG

    TanjaS

  • Liebe SunnyBee,

    also Du hast von meiner Mutter und mir geschrieben- woher weißt Du das alles? Inclusive gehorteter Brötchen in der Schreibtischschublade in ihrem Zimmer.


    Abstand!

    Sprich mit der Pflegeleitung und erzähle wie Du leidest.


    Also so geht es Dir - schwacher Trost - nicht alleine.


    Seitdem ich auf einer sachlichen Ebene bleibe, zB schon wenn ich in ihr Zimmer komme sage ich „Guten Tag“ und nicht ein liebes verletzliches „Halloooo“, gehts.


    Und sobald sie diese bösen Sachen sagt, gehe ich. Sofort. Denn es wird dann nicht besser.

    Ich berichte dann kurz den Pflegerinnen davon und Tschüss.


    Es wird erträglicher, versprochen 🤞

    Lg Alfi🍎

  • Ach, ihr Lieben, wir sind wirklich im gleichen Club. Mal denkt man, man ist so reflektiert und cool ( SunnyBee, bist du ja sonst wirklich) und dann erwischt es einen doch wieder..

    Meine Mutter hat mich letztens "erwischt", als sie sagte, mir sei es ja zum Glück immer gut gegangen, vor allem gesundheitlich... Das hat genau meinen Verdacht bestätigt, dass sie gar nicht richtig mit bekommen hat, wie schlecht es mir über Jahre aufgrund einer schweren chronischen Erkrankung ging und vieler depressiver Phasen, mit all dem musste ich meinen Mann beerdigen und meinen Job schon mit 46 Jahren aufgeben etc.pp. Ich fühlte mich überhaupt nicht gesehen und bestätigte, dass meine Mutter über viele Jahre ein Bild von mir hatte, als lebe ich im Schlaraffenland - während es ihr schlecht ging, keiner was mit ihr unternommen hat usw. .. ehrlich gesagt, zuerst geht es mir nach solchen Seitenhieben schlechter, dann merke ich, wie ich mich vor allem mehr entfremde und dann tut sie mir aber weniger leid und ich verabschiede mich innerlich ein Stück mehr. Weiß nicht, ob das jemand so versteht, aber wenn ich nun lese, dass andere von euch auch etwas hinterherlaufen und -hoffen, was in diesem Leben wohl nie mehr eintreten wird, scheint das ja nicht selten zu sein und auch nicht an uns persönlich zu liegen.


    Ich versuche mich auf das zu konzentrieren, was nun aktuell in anderen Bereichen gut läuft, bald mein nächstes Enkelkind kommt, wir ein schönes Erlebnis mit unserer neu zusammen gefundenen Patchworkfamilie hatten etc.


    Mittlerweile gelingt mir der Abstand zum Glück auch schneller, wenn ich aus dem Heim raus bin, oft gehe ich dann einkaufen und gönne mir etwas extra Leckeres. So mache ich es - vielleicht ist für jemand was dabei.


    Ganz liebe Grüße an euch alle hier :love:

  • Ich kenne das auch allzu gut. Meine Mutter denkt auch nur an sich und wenn ich ihr sage, dass ich langsam machen muss (ich hatte vor 3 Jahren Darmkrebs) und nicht schwer tragen darf, dann winkt sie ab und sagt, daß dies doch schon so lange her ist.

    Es geht immer nur um sie.

    Das war aber auch schon vor ihrer Demenz so.

  • Hallo Ihr Lieben TanjaS  Alfskjoni  Rose60  Anette K

    vielen lieben Dank für Eure Unterstützung und die aufmunternden Worte - es tut so gut.

    Mit etwas zeitlichem Abstand zum Besuch am Wochenende bin ich nun auch wieder etwas ruhiger und wieder mehr "ich selbst". Was predige ich allen anderen immer: Das Hoffen auf Einsicht bei einem Demenzkranken ist sinnlos, da die Denkprozesse, die für die "Einsicht" notwendig sind, eben einfach nicht mehr funktionieren. Und dennoch ... ihr wißt, was ich meine.

    Meine Mutter hat eigentlich nur noch ihren (starken) Willen und ihre Wut, viel mehr ist nicht mehr da. Und manchmal bin ich wieder das kleine Kind, das alles richtig machen will, damit sie mich endlich sieht.

    Meine Mutter hat mich letztens "erwischt", als sie sagte, mir sei es ja zum Glück immer gut gegangen, vor allem gesundheitlich...

    Rose So ähnlich ging es mir auch - meine Mutter weiß (auch schon vor der Demenz) eigentlich gar nichts von mir und meinem Leben: sie hat weder meine Ess-Störung, noch meine (bis heute anhaltende) Angst-Störung mitbekommen, verdammt, sie hat noch nicht mal registriert, dass ich einen Hochschulabschluss gemacht habe ... Jeder, der eine egozentrische Mutter hat, wird das verstehen: ich bin es so leid, ein Statist auf ihrer Bühne des Dramas zu sein. Wenn ich Eure Geschichten lese, dann weiß ich, dass es vielen anderen auch so geht und ja, wir sind nicht alleine.

    Ich hatte es ja schon geschafft, mich wunderbar abzugrenzen, mir mein eigenes Leben aufzubauen, zufrieden mit mir und meiner Familie zu leben und nur minimalen Kontakt mit diesen toxischen Menschen zu halten. Aber jetzt kann ich dem Kontakt nicht mehr ausweichen und muss es aushalten und das gelingt mir mal besser und mal nicht so gut.

    Aber - Rose60 - du hast recht, ihr alle habt recht - ich muss mich auf mein Leben und die schönen Seiten konzentrieren. Bald beginne ich meinen neuen Job, das wird nochmal richtig spannend, darauf freue ich mich. Aber es wird mich auch Kraft kosten und deshalb muss ich es gut einteilen ...

    Namaste, ich gehe jetzt zur Yoga-Stunde und wünsche Euch in diesem Sinne einen schönen und achtsamen Tag!

    LG, SunnyBee

  • Liebe Sunnybee,

    ich wünsche dir auch einen schönen Tag und dass es dir gelingt, dein eigenes Leben zu leben und viel Freude dabei zu haben.

    Ich kann das alles sehr, sehr gut nachvollziehen und erkenne mich in vielen Dingen such darin.

  • Meine Mutter hat eigentlich nur noch ihren (starken) Willen und ihre Wut, viel mehr ist nicht mehr da. Und manchmal bin ich wieder das kleine Kind, das alles richtig machen will, damit sie mich endlich sieht.

    Liebe Sunny Ha! Ja genau wie bei mir lg Alfi🍎

  • Hallo zusammen,


    ich wollte Euch ganz kurz von meinem gestrigen Besuch im Pflegeheim berichten. Es war im Großen und Ganzen sehr nett, ab ca. 15 Uhr fand sich eine Gruppe Bewohner und Angehörige im Garten zusammen und wir saßen alle in einer großen Runde und unterhielten uns. Es tut gut, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen, ähnlich wie hier :)

    Leider hat meine Mutter gerade wieder eine Phase, in der sie sehr energisch verlangt, dass sie "nach Hause" will. In der Runde meinte sie dann irgendwann: " ... ich will nur wieder zurück in mein Haus, meine Kinder sind mir egal ... "

    Betretenes Schweigen in der Runde. Yep, das ist meine Mutter ...

    Ich (innerlich): "Es ist die Krankheit, es ist die Krankheit, es ist die Krankheit ... "

    Trotzdem tut es weh.

    Ansonsten, wie gesagt eigentlich ein netter Nachmittag, meine Mutter wird von anderen mit Namen begrüßt und sie hat definitv Anschluß gefunden.


    Euch allen eine angenehme Woche! LG, SunnyBee

  • Liebe Sunny, Du hast einen guten Rahmen gefunden.


    „Das ist die Krankheit“ Du bei meiner Mutter ist DAS definitiv nicht die Krankheit: Ihre materielle Befindlichkeiten gingen immer schon über meinen Vater und mich.


    Ich lasse dann immer meine imaginäre Sauerstoffmaske auf mich plumpsen, atme da durch und frage mich: wie geht es mir? Geht es mir gut?


    Alles Gute von der Insel Römö, ganz für mich und mein Fahrrad, lg Alfi

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