Leider hat meine Mutter gerade wieder eine Phase, in der sie sehr energisch verlangt, dass sie "nach Hause" will. In der Runde meinte sie dann irgendwann: " ... ich will nur wieder zurück in mein Haus, meine Kinder sind mir egal ... "
Betretenes Schweigen in der Runde. Yep, das ist meine Mutter ...
Ich (innerlich): "Es ist die Krankheit, es ist die Krankheit, es ist die Krankheit ... "
Trotzdem tut es weh.
Liebe SunnyBee, ich überlege gerade, was ich dir Tröstendes sagen könnte ...
Dieses innere Mantra (Es ist die Krankheit ...) ist jedenfalls eine gute Methode, sich selbst aus fruchtlosen Gedankenspiralen herauszunehmen. Dennoch dürfen wir uns nicht über uns selbst ärgern, wenn die ganze Wucht der mit der dementen Person gelebte Vergangenheit an einem zerrt. Denn: Es IST zwar die Krankheit ..., aber innerhalb der speziellen Person (die wir kennen), bei der nun die Demenz immer mehr von der einstigen Persönlichkeit zerstört. Dagegen können wir nicht viel tun.
Für mich war es ein erster Schritt, dies zu verstehen und somit jeglichen Widerstand aufzugeben. Bei mir ist es so, dass meine Mutter inzwischen nicht mehr viel mit mir anfangen kann. Manchmal gibt es noch ein Lächeln und einen oder zwei Sätze zur Begrüßung. Dann schaut sie durch mich hindurch oder an mir vorbei. Ein wenig klarer ist ihr Blick auf meinen Mann ...
Wir haben alle zeitlebens 5m voneinander entfernt gelebt ... mit vielen guten, aber auch einigen schwierigen Zeiten. Mit beginnender Demenz (vor ca. 10 Jahren) hat mir meine Mutter das Leben zur Hölle gemacht, so dass ich Panikattacken zurückbehalten habe ... Zudem gibt es ein weiteres familiäres (noch schlimmeres und zunächst unabänderliches) Schicksal, das auf meiner Familie lastet. Ich deutete es bereits an.
Wir machen es uns innerfamiliär zur Aufgabe, unser Leben trotzdem so gut und erfüllt wie möglich zu leben, denn wir haben nur das eine. Das glückselige Paradies ist vielleicht nicht erreichbar, aber mit ein wenig Bemühung findet man kleine schöne Inseln.
Zumindest schreitet der Prozess des Loslassens meiner Mutter in kleinen Schritten voran. Bei uns ist es so, dass sie den Eindruck macht, sie sei schon weiter im Loslassen als ich. Aber es geht halt in Wellen voran.
Liebe SunnyBee, diesen Prozess machst auch du durch und aus deinen Worten lese ich, dass du auf einem sehr guten Weg bist. Alles Liebe.