Umgang mit traurigen Nachrichten

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  • Hallo zusammen,

    Heute würden mich Meinungen zu folgender konkreten Situation interessieren: meine Mutter ist mit fortgeschrittener Demenz zunehmend in ihrer eigenen Welt. Vor einiger Zeit hat sie den Tod ihrer Mutter "wiedererlebt" (real 1978), es hat sie komplett umgehauen für einige Tage der Verzweiflung.

    Nun ist folgende akute Situation: mein Bruder ist geistig behindert(leichtgradig) und er ist aktuell schwer krank, seit Tagen beatmet auf ITS, es sieht nach meinem Gefühl nicht gut aus. Meine Mutter hat ihn aufgrund der Entfernung seit über drei Jahren nicht gesehen, ab und zu fragt sie nach ihm, ich stehe in Kontakt zu ihm und berichte ihr dann, aber nicht von der aktuellen Krankheit.

    Nun stellt sich die Frage, was tun, wenn er stirbt. Es würde ihr das Herz brechen, jedenfalls vorübergehend und die Beerdigung würde ca. drei Stunden Autofahrt entfernt stattfinden , was definitiv zu anstrengend wäre mit Hin- und Rückfahrt. Für mich selbst wäre es eine enorme Belastung.

    Mein Impuls ist eher, ihr gegenüber zu schweigen, aber sie ist die Mutter...

    Was tun im Fall der Fälle? :?:

  • Liebe Rose60,

    das ist in der Tat eine schwierige Situation und wieder einmal stellt man sich die Frage: Wie mache ich es recht?

    Ein Aspekt, den ich nicht unwichtig finde ist: Deine Mutter ist wohl daran gewöhnt, dass Dein Bruder sie nicht besucht, d.h. sie würde (anders als z.B. in meinem Fall) ausbleibende Besuche nicht vermissen. Ich persönlich würde es ihr (im Fall der Fälle) nicht sagen - der Gedanke würde sie bestimmt (wie beim Gedanken an den Tod der eigenen Mutter) sehr aufregen und zwar nicht nur einmal, sondern vermutlich immer wieder ...

    Meine Mutter hat vergessen, dass wir Kinder das Haus verkauft haben, vor ca. anderthalb Jahren. Am Anfang haben wir es ihr immer wieder erzählt, aber für sie war es immer wieder neu und schrecklich ... irgendwann haben wir angefangen, das Thema großzügig zu umgehen, bzw. auf Fragen nicht mehr spezifisch zu antworten. Aber da müssen dann alle, zu denen sie Kontakt hat, mitspielen ...

    Ich wünsche Dir alles Gute für diese belastende Situation, LG SunnyBee

  • Hallo Rose,


    das tut mir leid für dich und deinen Bruder. Das ist wohl tatsächlich eine der Situationen bei der man immer das Gefühl hat es falsch zu machen. Egal wie man sich entscheidet.


    Mein erster Impuls wäre wohl auch zu schweigen, da ja auch kein direkter Kontakt zwischen Mutter und Sohn mehr da ist.

    Letztendlich ist da natürlich auch die Frage ob du dir selbst zutraust die "Fassade" entsprechend aufrechtzuerhalten wenn deine Mutter nach deinem Bruder frägt.


    Ich wünsche Dir da ganz viel Kraft.

  • Liebe Rose, tatsächlich bin ich in ähnlicher Lage, allerdings betrifft es meinen Mann und gravierende Fehler von ihm, die ihn wohl aus meinem Leben kicken werden. Meine Mutter schätzt und verehrt ihn fast wie ihren eigenen gottähnlich gehegten Ehemann (der ein Narzist und Familienquäler war) und ist so froh, dass ich einen so guten Mann habe nach meinem ersten Reinfall.

    Sie fragt täglich am Telefon nach ihm und sagt immer, ich soll ihn gut behandeln. Wenn ich ihr jetzt die Wahrheit sagte, weiß ich nicht, was es auslösen würde. Ob sie es auch wieder so schnell, wie alles andere vergessen würde, ob es sich vor lauter Entsetzen bei ihr einprägen würde, ob ich es ihr täglich wieder erklären müsste - ich weiß es nicht.

    In diesem Fall sehe ich es als gerechtfertigt an, wenn wir selbst auf uns Rücksicht nehmen, entweder dadurch dass wir die Wahrheit sagen, weil wir es nicht ertragen zu lügen und damit halt auch alle möglichen schlimmen Folgen für die Mutter in Kauf nehmen - oder eben nichts sagen und bei einer "Schutzlüge" für die Mutter bleiben, weil wir ihr und uns selbst ihren möglichen Zusammenbruch ersparen wollen. Ich werde bei der Lüge bleiben, alle anderen wissen das auch und falls sich doch mal jemand verplappert, ist es wahrscheinlich, dass sie es eh nicht kapiert. Mehr Rat kann ich Dir leider nicht geben.

  • Liebe Rose, Sunnybee, ecia25 und Sohn83!


    Ich bin auch der Meinung, dass es am schonendsten sein wird, den Weg der "Schutzluege" einzuschlagen - ausserdem wird es deiner Mutter bestimmt nicht gut tun, den weiten Weg auf sich zu nehmen, was ja dann wieder eine Schub auslösen könnte.

    Allerdings ist es auch wichtig an sich selber zu denken (siehe Zitat von Sohn83)

    Letztendlich ist da natürlich auch die Frage ob du dir selbst zutraust die "Fassade" entsprechend aufrechtzuerhalten wenn deine Mutter nach deinem Bruder frägt.

    Wie immer - es ist schwer eine "Rutinlösung" zu finden.

    Viel Kraft und Stärke fuer euch Rose und ecia25!!!!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Ich bin sehr dankbar für eure Stellungnahmen!

    Ich glaube wirklich, dass es mit das Schlimmste wäre, was ich meiner Mutter mitteilen würde mit ggf. Tod des großen Sorgenkindes . Wenn sie nach ihrer Mama fragt, sage ich ja mittlerweile auch, der geht's gut , wovon ich über 45 Jahre nach ihrem Tod auch ausgehe.

    ecia25 : auch dir gutes Durchkommen durch die Krise! Mein Mitgefühl!

  • Liebe Rose60, ich denke, ich würde den Versuch machen, jegliche traurige Nachricht von der dementen Person fernzuhalten, sollte deren Gedächtnisleistung nur noch eine kurze Spanne umfassen. Du kannst es selbst am besten beurteilen, wie es da um deine Mutter bestellt ist. Für demente Menschen ist die Welt nicht dieselbe wie für uns. Zwar werden Gefühle oft noch real empfunden, eine Bearbeitung/Verarbeitung kann aber nicht mehr gelingen. Das kann sehr fatale Folgen haben.

    Für dich, liebe Rose, ist es natürlich schlimm! Aber es hilft vielleicht auch niemandem mehr (weder dir noch deiner Mutter), wenn deine Mutter die Wahrheit erfährt. Es tut mir leid, dass dein Bruder so leidet.


    Liebe ecia25, du bist in einer ähnlichen Situation. Das ist sehr schmerzhaft für dich! Aber auch da wird es nicht viel helfen, deiner Mutter einen Wein einzuschenken. Ich finde es traurig, dass du deinen Lebenspartner verloren hast. Hoffentlich hast du andere liebe Menschen um dich herum.


    Nun noch ein Wort in eigener Sache, das ich hier unterbringe, weil ich vorher unbedingt noch an euch beide (Rose, ecia) schreiben wollte. Scheinbar sind wir einer ähnlichen (der gleichen?) Generation angehörig.


    Ich habe beschlossen, mich ein wenig aus dem Forum zurückzuziehen. Momentan ist es so, dass die Demenz meiner Mutter einen fortgeschritteneren Stand erreicht hat als das bei vielen anderen Angehörigen der Forumsteilnehmer der Fall ist. So sehe ich mich neuen Herausforderungen und Gefühlen gegenüber, für die ich keine Worte habe und die ich noch weniger hier beschreiben oder Hilfe erwarten kann. Es ist alles sehr schmerzhaft und noch unvorstellbar für mich, was geschieht, wenn nach uns nach die scheinbar normalen sozialen und körperlichen Funktionen eines Menschen verloren gehen und man die Stufenleiter im Schneckentempo gemeinsam hinab steigen muss.


    Da ich viele der hier von allen geschilderten Themen gut verstehen konnte (sie teilweise selbst erlebt habe), habe ich versucht, in aller Bescheidenheit anderen Hilfe und Rat zu geben. Das scheint mir der Sinn eines solchen Forums zu sein.

    Nunmehr muss ich aber selbst erst einmal wieder mit allem fertig werden. Es gibt zudem außer meiner Mutter noch andere Themen.

    Ich bin deshalb oft traurig und ziemlich dünnhäutig geworden. Aber auch das werde ich bewältigen.


    Natürlich lese ich hier ab und zu weiter mit und es ist möglich, dass ich irgendwann wieder einmal etwas dazu schreibe. Vorerst möchte ich mich in eine Pause verabschieden (ich wollte keineswegs einfach so verstummen).


    Vor allem ihr (Rose und ecia) seid mir sehr ans Herz gewachsen, aber auch viele andere hier, die ich nicht alle aufzählen kann. Ein Dank auch an Herrn Hamborg, der sehr viele tolle Gedanken beigetragen hat, die mir viel gegeben haben.


    Ich wünsche allen viel Kraft beim Weitergehen, ein sonniges Frühjahr und vielleicht bis bald wieder einmal.

  • Lieber schwarzerkater,

    ich schicke dir noch ganz liebe Grüße und die allerbesten Wünsche bevor du dich zurück ziehst. Viel Kraft weiterhin und trotz allem viele schöne Momente! Hab herzlichen Dank für deine tollen Ratschläge. Diese haben mir immer sehr geholfen und mich weiter gebracht.

    Freue mich, wenn ich wieder von dir höre, sobald dir danach ist.

  • Liebe Rose,

    ich würde deiner Mutter auch nichts von dem Gesundheitszustand deines Bruders erzählen.

    Es tut mir sehr leid, dass es deinem Bruder so schlecht geht und ich wünsche dir viel Kraft!

  • Zuerst Danke Euch, die Ihr mir Zuspruch schickt.


    Liebe Schwarzerkater! Zwar werde ich Deine Beiträge sehr vermissen, wenn Du Dich zurückziehst, aber ich kann es nachvollziehen und verstehen.

    Ich wünsche Dir, dass Du Kraft für die Bewältigung Deiner Aufgaben und Probleme findest, aber auch Zeiten für Dich, in denen Du auftanken kannst und vielleicht dann ja mit neuen Erfahrungen irgendwann wieder hier auftauchen kannst. Alles Liebe!

  • Ach, liebe schwarzerkater, das ist traurig und verständlich zugleich. Deine Beiträge waren mir stets hilfreich und sehr sympathisch und ich kann erahnen, was du mit deiner Mutter begleitest. Ich wünsche dir von Herzen alle Kraft, die du für die anstehenden Themen brauchst .

    Alles Liebe für dich <3


    @alle:Heute habe ich durch eine Ärztin erfahren, dass es tatsächlich noch ernster um meinen Bruder steht, als uns über den Betreuer zugetragen wurde(meine Intuition hat mich nicht getrogen), nun dürfen uns aber Auskünfte gegeben werden. Es ist schwer für mich, er bekommt hoffentlich im Koma nicht viel davon mit. Doch von meiner Mutter werde ich es weitgehend fernhalten, sie war gestern so gut gelaunt und entspannt.

    Liebe Grüße

  • Nun noch ein Wort in eigener Sache ...

    Liebe schwarzerkater,

    auch diese für dich schwere Zeit wird vorübergehen.


    In diesem Forum haben deine Worte oft den Unterschied gemacht. Deine Worte bleiben bei uns.


    Danke für die Zeit und für die Gedanken, die du mit uns geteilt hast.
    Herzliche Grüße und meine besten Wünsche!

    Buchenberg

  • Guten Morgen,

    Mein Gefühl hat mich nicht getrogen, heute morgen um 6 Uhr kam die Nachricht, dass mein Bruder trotz aller Bemühungen verstorben ist, 1 Tag vor seinem Geburtstag. Ein Lebenskreis im wahrsten Sinne des Wortes...

    Mein Entschluss steht aber fest, meine Mutter jedenfalls zunächst nicht einzuweihen und ihr die Beerdigung keinesfalls zuzumuten, solch eine Tagesreise würde sie vllt auch mental nicht unbeschadet überstehen. Wenn es sich mal ergibt, könnte ich eine Ausrede zu ihren Gunsten nutzen, alles Neuland für mich irgendwie...

    Traurige Grüße

  • Liebe Rose,


    es haben alle genau das geschrieben, was ich genauso ausgedrückt hätte. Ich finde Deine Entscheidung richtig. Ich habe dem Demenzkranken wenn möglich sein Leben so gelassen, wie es ihm gut getan hat. - Da hat die eigene Mutter manchmal noch gelebt und man hat sie auch gesehen . . . - Schlechte Nachrichten habe ich auch keine übermittelt.

    Auch von mir mein aufrichtiges Mitgefühl für Deinen Bruder.


    schwarzerkater


    Ich kann mich hier auch nur anschließen. Ich habe Deine einfühlsamen Beiträge immer sehr geschätzt. Ich verstehe gut, dass neue Abschnitte im Leben, neue Entscheidungen hervorbringen. Fühle Dich einfach gedrückt und verstanden.


    ecia25,


    das tut mir leid, dass Du deinen Mann verlierst oder verloren hast. Ich wünsche Dir, dass Du Deinen eigenen Weg finden kannst.


    Liebe Grüße an alle

  • Mein Gefühl hat mich nicht getrogen, heute morgen um 6 Uhr kam die Nachricht, dass mein Bruder trotz aller Bemühungen verstorben ist, 1 Tag vor seinem Geburtstag. Ein Lebenskreis im wahrsten Sinne des Wortes...

    Liebe Rose, mein herzlichstes Beileid. Auch das kann ich dir gut nachfühlen ... wir haben im November meinen Schwager beerdigt, während sein Vater mit 98 noch lebt ... Man muss viel verkraften ... Dir alles, alles Liebe!

  • Einen lieben Dank an alle für die lieben Worte. Sie bedeuten mir viel und irgendwann bin ich vielleicht wieder da. Bis dahin ... seien wir tapfer und mutig, das Leben zu leben!

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