Wie geht es euch - Kapitel V

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  • Danke euch fürs Mitfühlen und eure guten Wünsche! Es war einerseits schwer, einige Tränenbäche konnte ich schon auf der Autofahrt loslassen, dann kamen unerwartet ein paar liebe Freunde als Unterstützung und es war dann eine insgesamt sehr würdige Verabschiedung, wie sie meinem Bruder sehr gefallen hätte.

    Sohn83 : immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich wir unsere dementen Angehörigen antreffen können, nichts ist unmöglich.. ich wünsche dir Feiertage ohne weitere Aufregung!

    schwarzerkater : auch dir weiter gutes "Durchkommen"!

  • Hallo enh2292 -- etwas verspätet möchte ich Dir noch zu diesem Thema antworten, weil es bei meinem Vater sehr ähnlich war und dann eine sehr unangenehme Wendung genommen hat.


    Mein Vater war im Controlling in einem größeren Unternehmen, recht gehobene Position mit Personalverantwortung. So lange ich denken kann, gab es das "Controlling" auch bei uns in der Familie -- meine Mutter musste immer Belege mitbringen, damit man sah, "wo das Geld hingekommen ist." In der Rente hatte er dann eigentlich keine richtigen Interessen, saß 10 Stunden am tag in seinem Büro und schaute sich Zahlen an. Vor 5 Jahren waren dann die ersten Zeichen der Demenz da (Orientierung usw) aber er hat immer noch seine "Geschäfte" gemacht -- Finanzen verwaltet, ein Paar Wohnungen vermietet. Vor 3 Jahren habe ich ihm das dann alles abgenommen und gemerkt, dass es schon seit Jahren völlig chaotisch zuging. Er sass aber immer noch den ganzen Tag in seinem Büro, wälzte Ordner und dachte, er würde sich um alles noch selbst kümmern. Rief mich 20x am Tag an mit irgendwelchen Fragen, googelte Bank-Öffnungszeiten, druckte Karten mit dem Weg zur Bank aus. Dabei war er unheimlich misstrauisch, versteckte ständig Schlüssel, meine Eltern suchten stundenlang.


    Deine Idee mit "aus den Augen, aus dem Sinn" klappte bei uns auch zu einem gewissen Grad -- meine Mutter stellte die Ordner wieder in den Schrank und nahm Papiere weg, wenn er mal nicht in seinem Zimmer war. Dann kam er wieder und fing mit irgendwas anderem an. Problematisch war bei uns, dass meine Mutter eigentlich ganz gern hatte, wenn mein Vater "beschäftigt" war, weil er sie ja sonst ständig genervt hat. Habe ich lange nicht verstanden, dass wir hier gewissermassen gegeneinander gearbeitet haben -- ich wollte, dass er keinen Blödsinn im Büro macht, und sie wollte, dass er sie in Ruhe lässt.


    Wirklich problematisch waren bei uns zwei Dinge:


    Erstens telefonierte er nicht nur mit mir, sondern auch mit Banken, Finanzamt, usw. Schrieb wirre Briefe. War ein leichtes Opfer für Betrüger (siehe Diskussion hier). Ich habe dann versucht, bei Banken usw Bescheid zu sagen, damit sie vorgewarnt sind. Geht bei der Dorf-Filliale, aber halt nicht bei Groß- oder Online-Banken. Irgendwann war mir klar, dass man ihm das alles wegnehmen muss, was zuhause aber unheimlich schwierig war, weil man z.B. als Bevollmächtigter Versandaddressen und Passwörter ändern kann, aber ein Dementer, der voll von sich überzeugt ist, es dann gelegentlich doch schafft, es wieder zurück zu ändern.


    Das zweite Riesen-Problem war bei uns, dass mein (extrem misstrauischer) Vater es geschafft hat, drei Ordner mit allen wichtigen Dokumenten (Geburtsurkunden, Verträge, Pläne, Versicherungen, Zulassungen der Autos, usw usf) aus dem Safe im Keller zu entnehmen und wegzuschmeissen oder irgendwo zu verstecken. Wir haben tagelang das ganze Haus umgedreht, aber alles ist weg. Damit wurden Kleinigkeiten wie z.B. Auto verkaufen (Verlustanzeige, Fahrzeugbrief aufbieten lassen, 4 Wochen warten), Schlüssel nachmachen (neue Schlüsselkarte besorgen, dazu erst Grundbuchauszug besorgen, dann mit Vollmacht hinschicken) unglaublich schwierig. Im Heim, wo er Anfang Februar eingezogen ist, wollten sie seine Krankenkassenkarte (habe ich bestellt aber immer noch nicht bekommen, wird dem Vernehmen nach "zentral" gedruckt, wahrscheinlich in Südostasien und dann mit Fahrradkurier nach D gebracht). Die ebenso geforderte Geburtsurkunde (bayerische Kleinstadt) kam nach wenigen Tagen; geheiratet haben meine Eltern in Berlin, da rechne ich eigentlich nicht damit, dass die beglaubigte Abschrift der Heiratsurkunde noch zu seinen Lebzeiten ankommt.


    Moral von der Geschicht, man sollte diese super-pingeligen, misstrauischen, früher 100% zuverlässigen Finanzgenies rechtzeitig einbremsen und sich nicht drauf verlassen, dass sie alles weiterhin selbst können. Was natürlich besonders schwierig ist, wenn sie sich immer noch für den großen Zampano halten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo enh2292, zunächst auch von meiner Seite eine Antwort auf Ihre Frage zum Trauerprozess: Plötzliche Erinnerungen und überflutenden Gefühle gehören zur "Trauerarbeit". Sie werden immer weniger, aber können durch "Trigger" oder Erinnerungen ausgelöst werden. Da Sie oft bei Ihrem Großvater sind, wäre es erstaunlich, wenn diese Phasen nicht auftreten würden. Sie sind noch in der akuten Trauerphase, die im Durchschnitt 6 Monate anhält.


    Danke für die prägnante Formulierung des Prinzips "Aus den Augen aus dem Sinn"!

    Man könnte sagen: Der Wunsch nach Betätigung oder der Antrieb aus Pflichtgefühl sucht und findet.

    Es liegt bei uns, wohin die Aufmerksamkeit gerichtet wird und ob es uns gelingt, eine sinnvoll erlebte Beschäftigung anzuregen. Damit beginnt ein echtes Kunststück oder eine Experimentierphase: Was muss im Blickfeld sein, damit er sich damit beschäftigt - ohne Nebenwirkungen? Je höher und vertrauter der Aufforderungscharakter, desto besser. So kann ein alter vertrauter Ordner mit neuem Inhalt Wunder bewirken.


    Schön zu lesen, wie die dritte Generation zusammenhält und Ihr Großvater vielleicht immer mehr zur gemeinsamen Erfahrungswelt wird, in der Sie vermutlich irgendwann mehr lachen werden, als sich Sorgen zu machen...

    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zimt, das was Sie zur Beratungs"kompetenz" und zum Umgang mit Macht im Beratungsprozess schreiben ist erschreckend.


    Dank der Recherche von enh2292 haben Sie - wenn alles gut ist - eine Steilvorlage zur Reflexion mit der Einrichtungsleitung.


    Übrigens: Die Anforderungen der neuen Pflegeausbildung sehen konkret vor, dass Fachkräfte lernen müssen sich zum Umgang mit Macht und Abhängigkeit reflektieren zu können.


    Die Einrichtung ist ja verpflichtet, den Eingewöhnungsprozess für Ihre Mutter zu steuern und zu reflektieren. Dies wird auch vom MD geprüft. Es wäre also ganz nach pflegerischem Standard, wenn Sie zu 6 Wochen nach dem Wechsel in die stationäre Versorgung um ein auswertendes Gespräch bitten würden...

    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, die ärztliche Versorgung für Ihren Vater ist eine hohe Herausforderung, die Ärzte und Ärztinnen ohne Ihre Hilfe und Ihr Mitdenken kaum leisten können.


    Die Multimorbidität (Viele Erkrankungen), die Wechselwirkungen zwischen den Erkrankungen und Medikamenten und die individuellen Eigenarten brauchen das Mitdenken aller Beteiligten. Es ist gut, dass Ihr Vater einen so kompetent Sohn an seiner Seite hat, der seine alte Rolle als mündiger Patient übernimmt!


    Ihnen und allen in der Runde hier, wünsche ich schöne Ostertage, Ihr Martin Hamborg

  • Erstmal vielen Dank für eure Antworten zu meiner Frage bzgl. Trauer und an dieser Stelle auch nochmal meine Anteilnahme Rose60 , es ist auf jeden Fall sehr schön, dass sich ein paar alte Bekannte/Freunde eingefunden haben, um diesen natürlich traurigen Moment zu teilen.


    Wie Sohn83 richtig sagt, ist es wichtig die Trauer zuzulassen. Das habe ich auch für mich schon bemerkt und würde es so auch jedem anderen mit auf den Weg geben wollen. Wie unterschiedlich Trauer ist, sehe ich auch an meinem Opa. Während bei mir eher für ein paar Minuten alle Schleusen geöffnet sind, redet er mit ihrem Bild und wünscht ihr einen guten Morgen.


    OiOcha Danke für deine ausführliche Antwort. Ich finde es immer wieder interessant, inwieweit sich vollkommen fremde Personen gleichen und auch in was sie sich unterscheiden. Schmunzeln musste ich etwas, bei deiner Äußerung, dass deine Mutter immer Belege beibringen musste. Dies musste meine Oma mitunter auch, allerdings war sie wohl recht erfolgreich darin, bestehende Kontrollmechanismen auszuhebeln ;)


    Vertraut klingt auch der Wunsch nach einem beschäftigten Partner, wobei sich dies in den letzten Jahren immer mehr zum anderen Extrem entwickelte. Kaum außer Sicht, wurde so lange gerufen, bis er wieder da war. Es war nicht zu übersehen, dass sich dies auch negativ auf die Stimmung meines Opas auswirkte. Ebenso kommt mir das erwähnte Misstrauen bekannt vor, just seit gestern versteckt er seinen Briefkastenschlüssel. Da ich aber glücklicherweise von allen Schlüsseln Kopien habe, lass ich ihn einfach machen.


    Ich weiß gerade nicht, ob du es warst oder ein anderer User. Allerdings wurde an anderer Stelle schon mal darüber berichtet, dass verlorene Dokumente im Ernstfall ein zeitraubender Stressfaktor sein können. Dies hatte ich mir damals schon zu Herzen genommen und Dinge wie Heiratusurkunden/Stammbuch, Steuer-ID, Fahrzeugbrief, usw. entweder an mich genommen oder per Smartphone eingescannt. Ich denke, dass man dies nicht oft genug wiederholen kann, denn ich kann mir gar nicht ausmalen, wie viel Zeit und Nerven dies sparen kann, oder leider eben kostet.


    Bei der Sichtung seiner Unterlagen fand ich sogar eine Rechnung aus dem Jahre 1972. Diese enthielt alle Informationen zu einer Nähmaschine die ich im Keller fand und dessen Anschaffung mir nur als erneuter Beweis meines allzu laxen Umgangs mit seinem Geld in die Schuhe geschoben werden sollte.


    (Gestern war das übrigens auch mal wieder Thema: Diesmal hätte ich einen bunten Hahn aus Pappmache gekauft. Das Foto wie ich als Kleinkind 1992/1993 auf diesem Hahn reite, habe ich auf die Schnelle leider nicht gefunden ;D )


    Gerade zu glücklich könnte ich sein, weil das Internet bis Ende 2022 in ihrem Haushalt keine Rolle spielte. Nicht auszudenken, was er noch alles so treiben würde, wenn er über einen Computer und E-Mail verfügte. Da ja zurzeit immer noch eine Telefonsperre aktiv ist, behelligt er nun immer öfters die Nachbarin. Hier würde ich mir irgendwie mehr Kooperation wünschen, denn einerseits kann ich es verstehen, dass es ihr schwer fällt meinem Opa die Bitte nach einem Telefonat auszuschlagen, andererseits erlebt sie Ähnliches auch mit ihren Eltern (wohnen nebenan).


    Ich denke ich werde auch nach und nach versuchen alles kritische zu übernehmen, wobei es nach einigen guten Tagen zuletzt wieder sehr herausfordernd wurde. Gestern abend habe ich mal wieder bis tief in die Nacht den Keller gereinigt und wo nötig von Schimmel befreit. Auch wenn ich nichtmal mehr ein Dankeschön erwarte, war die Äußerung "Als ob der kein Zuhause hätte, der soll sich lieber mal nen vernünftigen Job suchen!" nicht gerade Balsam für die Seele.


    Ich drücke dir die Daumen für eine schnelle Ankunft der Heiratsurkunde, allerdings kann ich aufgrund der Erfahrungen einer dort ansässigen Freundin leider auch keinen Optimismus versprühen...


    martinhamborg Danke für den Tipp. Ich werde mal überlegen, wie man seine Aufmerksamkeit vielleicht gezielt auf unkritische Ordner/Inhalte lenken kann. Ich bin gespannt, ob es gelingt.


    Euch schöne Feiertage oder frei nach Opa einen frohen Karfreitag...

  • Mein Papa bekommt jetzt subkutane Infusionen, weil das Heim (verständlicherweise) niemanden zur Beaufsichtigung abstellen kann sitze ich daneben und passe auf das er sich nichts rausreißt. Kommuniziert wurde ca 1 Stunde für die Infusion, Donnerstag waren es 4 Stunden, gestern 3 heute ging es schnell mit 1:45 Stunden wobei wir mit Vorbereitung und Füttern auch wieder bei 3 Stunden insgesamt rausgekommen sind. 7 Infusionen kommen noch ...

    Leider kann man noch keine echte Besserung beobachten. Mein Papa schläft praktisch die ganze Zeit. Ist nur wenige Minuten wach. Augen selbst im Wachzustand fast immer geschlossen. Es gibt nur wenige "wache" Momente wo man ein paar Worte wechseln kann dann dämmert er wieder weg.


    Ich muss beim Trinken/Essen aufpassen weil er mir währenddessen einschläft. Das war heute sehr belastend für uns beide, weil ich ihn immer wieder dazu animieren musste weiter zu kauen und das essen auchmal runterzuschlucken.

    Während der Mund voll ist sollte er halt nicht einschlafen, das ist gefährlich. Das hat ihm gar nicht gefallen und nach etlichen Fehlversuchen haben wir dann abgebrochen und sind auf den Nachtischpudding umgestiegen. Wenigstens davon hat er zwei Stück gegessen.

    Morgen werde ich mal mit dem Heim sprechen ob man auf Trinkmahlzeiten umstellen kann, zumindest wenn er so schwach ist.


    Mich erschöpft das im Moment sehr (obwohl ich ja eigentlich nur daneben sitze). Wenn ich aus dem Heim rausgehe fühle ich mich richtig ausgelaugt und platt.


    Der ganze körperliche Abbau, ja eigentlich Verfall ist seit einer Woche so massiv, ganz ehrlich im Moment würde es mich im wundern wenn er sich noch einmal erhohlt. An diesem Punkt war ich mit meinem Papa zwar schon öfter aber so massiv wie aktuell hatten wir es noch nie. Man merkt an allen Ecken und Enden der Mann hat keine Kraft mehr. Im Moment habe ich sehr das Gefühl das wir uns in der finalen Phase befinden.


    Nachts wache ich seit ein paar Tagen 1-2x auf weil ich glaube mein Telefon würde klingeln ...

  • Oh Sohn, das klingt hart! Aber es kommt mir vor, als würdest Du weiterhin einen guten Umgang mit der schwierigen Lage haben. Wobei es wichtig ist, dass Du in den Zeiten, die Dir dann noch für Dich bleiben, auch für Dich Gutes tust und auf Dich achtest. Du weißt nicht, wie lange diese anstrengende Phase anhält.

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir gutes Durchhaltevermögen und dennoch auch schöne Momente in diesen schwierigen Ostertagen.

  • Ohje, lieber sohn83, das kann ich total nachvollziehen, wie es dich schlaucht. Es ist ja nicht irgend jemand, neben dem du das aushältst, sondern ein näher Angehöriger. Und da nichts wirklich abwenden und zum Guten ändern zu können, ist sehr kräftezehrend.

    Ich denke an dich! Du hast soviel Kraft und Lebenszeit investiert für deinen Vater die letzten Jahre, das wird dir später einmal helfen den vermutlich irgendwann anstehenden Verlust anzunehmen.

    Ich selbst bekam heute vom Heim die Nachricht, dass für meine Mutter der Notdienst gerufen wurde, weil sie so schlecht Luft bekommt. Nun versuchen sie es mit einem Spray.

    Diese Woche habe ich es durch die Beisetzung meines Bruders einfach nicht geschafft hinzugehen, wollte da nicht in Tränen ausbrechen, aber den Grund verheimlichen.

    Wenn meine Mutter gerade so von Asthma angegriffen ist, kann ich nicht noch einen draufsetzen...

    Irgendwann werde ich ihr vom Tod ihres Sohnes wohl noch berichten, heute hat sie meine Tochter nicht danach gefragt, manchmal scheint sie ihn schon vergessen zu haben.

    Ich wünsche dir alle Kraft, die du brauchst!!

    Liebe Grüße

  • Meine Mutter verweigert in der stationären Pflege fast vollständig die Nahrung und Getränke. Sie schiebt reflexartig jeden Teller und jedes Glas von sich. Wenn man ihre Aussagen richtig deutet, hat das nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass sie nicht mehr leben will. Sie scheint noch am Leben zu hängen, aber man kann sie nicht überzeugen, etwas zu sich zu nehmen. Wenn sie etwas Süßes bekommt, ist es ihr zu süß; dann haben wir es mit salzigen Crackern versucht und postwendend will sie etwas Süßes.


    Zwingen kann man sie nicht, das wissen wir. Auch das Personal gibt sich alle erdenkliche Mühe, aber die ist kaum von Erfolg gekrönt. Mir ist klar, dass das früher oder später das Ende sein wird, und finde mich mit dem Gedanken ab. Ich bin jemand, der ungern die Hoffnung aufgibt, aber hier mache ich mir nichts mehr vor. Wir haben alles, was in unserer Macht steht, versucht, und wenn es nicht mehr geht, muss man das akzeptieren.


    LG Zimt

  • Danke für euren Zuspruch ecia25  Rose60


    Ja ecia ich komme im Moment gut damit klar. Ist eine eigenartige Lebensphase ....

    Rose am liebsten würde ich dich einfach drücken. Ich wünsche Dir auch ganz viel Kraft.


    und wenn es nicht mehr geht, muss man das akzeptieren.

    Ja Akzeptanz ist das Zauberwort. Wie wahr.

  • Mich erschöpft das im Moment sehr (obwohl ich ja eigentlich nur daneben sitze). Wenn ich aus dem Heim rausgehe fühle ich mich richtig ausgelaugt und platt.

    Lieber Sohn, das ist ja eine wahnsinnig anstrengende Zeit für dich.

    Ich wünsche dir viel Kraft!

  • Mal ein kleines Update.


    Meinem Papa geht es nach 6 Infusionen unverändert, eigentlich schlechter. Gestern war ich knapp 4,5 Stunden drin (gestern dauerte die Infusion wieder 4 Stunden) davon war er vielleicht 15 Minuten wach. In den Wachphasen macht er seine Augen nicht auf.


    Essen/Tabletten ist mittlerweile sehr schwierig. Wir (ich) haben jetzt auf Fresubin Trinkmalzeiten umgestellt (200ml =400kcal) und er bekommt pürierte Kost.

    So kommt er überschlagen gestern wenigsten mal so auf 1400kcal. Montags war ich bei allen Mahlzeiten anwesend (hab gefüttert) da komme ich überschlagen auf keine 500kcal. Er hat ja keine Fettreserven mehr wovon er zähren könnte.


    Der Arzt hat ihn sich gestern auch nochmal angeschaut. Alle Vitalwerte sind gut. Blutdruck 130:70. Es wurde dann gestern abend nochmal Blut abgenommen und Morgen kommt der Arzt wieder. Er hat zusätzlich noch die Zuckertabletten bis zur Klärung am Donnerstag abgesetzt.
    Der Arzt hat dann noch nach einer Patientenverfügung gefragt, so eine haben wir ja leider nicht weil mein Vater das immer abgelehnt hat zu regeln. Ich soll das "mal" entscheiden .... ja Danke dafür Papa.....


    Ich habe Entscheidungsbefugnis über die Vollmacht. Das Thema habe ich aber mit meinem Papa öfter (auch noch vor der Demenz) besprochen und weiß daher recht gut was er nicht will (von Schläuchen am Leben erhalten werden etc.. )

    Mal schauen was mich heute erwartet....


    Unser Heim arbeitet mit einer ambulanten Palliativversorgung (SAPV) zusammen. Davon habe ich schon viel positives (von betroffenen Angehörigen) gehört. Ich habe das gestern mit der Pflegeleitung besprochen, diese Versorgung verläuft zweigleißig einmal die Versorgung mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln, diese ist aber im Heim sowieso gewährleistet. Die andere "Schiene" ist ein regelmäßiger Besuchs- und Betreuungsdienst die sich sowohl an den Patienten aber vorallem an die Angehörigen richtet. Da wurde er gestern angemeldet weil es laut Heim erfahrungsgemäß sowieso einige Zeit braucht bis das ans Laufen gebracht wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Sohn83 ()

  • Oh Mann, Sohn83, das klingt echt hart! Du opferst Dich echt auf für deinen Papa! Palliativpflege kann ich sehr empfehlen. Hatte das vor gut 10 Jahren mit meiner (nicht dementen) Großmutter, und die Pflege und Unterstützung waren echt top. Mein Großvater, der eine V-Vollmacht hatte, meinte, er könne doch seine Frau nicht umbringen. Somit fiel die Aufgabe mir zu (hatte auch eine V-Vollmacht). Kraft gab mir die Erinnerung an den Notar-Termin, bei dem die ganze Familie dabei war, und meine Großmutter (die völlig blind und hilflos war) nach dem Vortrag des Notars das Wort erhob und mit klarer Stimme sagte, "an die Maschine angeschlossen, werden, mit Schläuchen und gar nichts mehr mitkriegen, das wollen wir nicht." Dementsprechend ist es gut, dass Du mit deinem Papa darüber gesprochen hast, wobei es natürlich trotzdem noch eine ganz schwierige Entscheidung ist. Wünsche dir und deinem Papa viel Kraft!

  • Hallo Sohn83,


    das ist kurz gesagt wirklich eine blöde Situation, die man nur schwerlich irgendwie schön reden kann.


    Ich nehme an, dass dein Papa sich in einem ähnlichen Zustand wie meine Oma befand, nachdem sie eine schwere Lungenentzündung und Covid hinter sich gebracht hatte (sie hatte u.a. chronisches Nierenversagen ohne Dialysepflicht- wobei man Nierenversagen wohl mittlerweile anders nennt).


    Es war ein wirklich trauriger Zustand, denn wenn sie wach war, war sie desorientiert und hatte Schmerzen. Wenn Sie uns aber doch mal erkannte, dann freute sie sich von ganzem Herzen. Später wirkte sie auch mit offenen Augen so, als würde sie schlafen.


    In der Kurzzeitpflege ging auch die bereits bekannte Hausärztin ein und aus, welche mich auch nach ihrem ersten Besuch anrief. Sie fragte auch nach einer Patientenverfügung, die wir auch nicht hatten. Sie versuchte herauszufinden, was sie dazu mal geäußert hat.


    Auch wenn es natürlich schnell gesagt ist, so erinnerte ich mich, dass sie mal sagte, wenn sie "so oder so aussieht, dann solle ich sie doch besser die Treppe runter...". Auch wenn das irgendwie zynisch klingt, so war das wohl für uns beide der Anlass, einer solchen ambulanten Palliativversorgung zuzustimmen, denn besser wäre ihr zuvor schon schlechter Zustand nicht geworden. Die Ärztin stellte den Antrag und leitete auch alles weitere in die Wege. Lange dauerte es dann nicht mehr, bis wir uns eines Freitagabends von ihr verabschiedeten. Was sie noch hörte und was nicht, weiß ich nicht, aber ich sagte ihr am Ende noch dass ich sie lieb habe, sie keine Angst haben braucht und beruhigt einschlafen soll.


    Das treibt mir auch jetzt noch Tränen in die Augen und manchmal zweifle ich auch, ob es die richtige Entscheidung war, aber wenn dein Papa sich zu Lebzeiten nicht dahingehened geäußert hat, dass er egal was auch kommt, mit allen Mitteln am Leben gehalten werden möchte, würde ich dies als eine Art stillschweigende Verfügung sehen. Ich kenne niemanden, der in Bezug auf eine solche gesundheitliche Situation anderes sagt. Es gibt aber auch kein klares richtig oder falsch...


    Ich habe damals eine besonders ausgefallene Handtasche von ihr mit allem befüllt, was sie vielleicht auf einer letzten Reise haben möchte. Darin waren Tempos, Traubenzucker, Bonbons, Deo, Parfüm, Cola, Wasser, Handwärmer, ein dünner Schal, Handschuhe, Kopfhörer, sogar ein Kleiner Feigling (obwohl sie seit Jahren nichts mehr trank) und noch vieles mehr. Ebenso habe ich ihr vertraute und bequeme Kleidung mitgebracht. Ob sie das realisiert hat, weiß ich nicht, aber ich hoffe es natürlich. Auch mir hat diese Art der "Vorbereitung" sicherlich geholfen.


    Ich denke du/ihr habt das richtige getan. Wenn es für dich möglich ist, steh ihm zur Seite und sei einfach da (aber das tust du ja offensichtlich schon). Wir haben sie übrigens, eher 1-3 mal am Tag (dazu sei gesagt, das Krankenhaus ist auch nur 2 Autominuten entfernt gewesen) für kurze Zeit besucht. Alles andere hätte mich definitiv überfordert und auch wenn ihre Reaktionen kaum noch erkennbar waren, so glaube ich, dass auch Personen in einem solchen Zustand zwischendurch Ruhe und Zeit für sich brauchen.


    Das ist natürlich nur meine individuelle Einschätzung und erhebt keinen Anspruch auf Gültigkeit. Ich denke Intuition und Bauchgefühl sind hier kein schlechter Ratgeber. Ich wünsche dir natürlich dass die Zeit so erträglich wie möglich ist!


    Grüße


    D

  • Lieber Sohn83, ich wünsche dir (und deinem Papa) alles Liebe in dieser besonderen Situation. Ihr beide habt eine besondere Verbindung, die dich leiten wird, das Richtige zu tun. Ich kenne es aus eigener Erfahrung: Man braucht da gar nicht unbedingt logische Argumente.

    Ich möchte das unbedingt hier schreiben und damit sagen, dass ich gedanklich sehr mitfühle.

    Alles andere haben die lieben Forumsteilnehmer schon geschrieben.

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