Hygiene? Hygiene!

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  • Seit der Höherstufung des Pflegegrades der Schwiegermutter zahlt die Pflegekasse ein paar Euro mehr für ihre Versorgung. Wir meldeten deshalb beim Pflegedienst für sie zweimal die Woche „Große Pflege“ (Morgentoilette mit Duschen) an. Ihr Mann wird seit über einem Jahr regelmäßig vom Pflegedienst geduscht.


    Meine Frau sagt, früher hätte ihre Mutter jeden Tag geduscht. Davon blieb in letzter Zeit nur noch einmal die Woche übrig. Ihre Haare wusch sie nicht öfter. Wie es sonst mit Waschen und Zähne putzen aussieht, können wir nicht beurteilen, aber meist hält sich Schwiegermutter morgens verdächtig kurz im Bad auf.

    Für diesen Dienstag war das erste Mal „gemeinsames“ Duschen angesagt. Großes Drama. Nein! Das brauche sie nicht und das wolle sie nicht! Sie verfiel in eine Verweigerungsstarre und ließ nichts zu. Sie zog sich nicht an, sie wollte nicht frühstücken und zeigte jedem eine Leichenbittermiene, als ginge es ihr ans Leben. Als ihr Mann längst angezogen war und gefrühstückt hatte, nahm sie auch ein paar Bissen zu sich. Den ganzen Tag und wurde ihre Laune nicht besser. Auch Mittwoch und Donnerstag war schlechte Stimmung angesagt. Als meine Frau bei der Arbeit war, begann Schwiegermutter mit mir eine „Grundsatzdiskussion“: Warum wir so unfreundlich zu ihr seien? Was sie uns denn angetan hätte? Es sei ihr größter Fehler gewesen, dass sie zu uns gezogen sei.
    Was lässt sich da sagen?

    Ich fragte sie, ob ihr schon aufgefallen sei, dass ihr Mann nie klagen würde und sich nie beschwert. Offensichtlich ist er mit seinem Leben hier ganz zufrieden. Wir würden ihn aber nicht anders behandeln als sie. - Keine Antwort.

    Freitag war das nächste Duschen angesagt. Am Abend vorher verhandelte meine Frau noch einmal mit ihrer Mutter: Sie hätte früher häufiger geduscht – Wenn sie allein dusche, hätten wir Sorge, dass sie dabei stürzt und sich verletzt – die Pflegekasse bezahle das Duschen, auch wenn sie es nicht in Anspruch nimmt. - Keine Antwort.

    Karfreitag Morgen mit herrlichem Wetter. Meine Frau spricht noch einmal mit ihrer Mutter. Sie antwortet, sie müsse heute nicht duschen, sie hätte gestern Abend geduscht. Sie liegt aber noch mit ihrer Kleidung vom Vortag im Bett, in der sie die Nacht geschlafen hat.

    Meine Frau verspricht, dass wir am Nachmittag alle zusammen einen schönen Spaziergang machen werden, wenn sie jetzt mit der Pflegerin ins Bad geht.

    Als sie endlich geduscht, frisch geföhnt und gut gekleidet am Frühstückstisch sitzt, fragt sie: „Wie oft passiert denn nun dieser Zirkus?“

    Antwort: „Zweimal die Woche!“

    Sie: „Mir ist das immer noch ein Rätsel!“


    Schöne Ostergrüße von Buchenberg und Frau

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Buchenberg, danke für den kleinen unerwarteten Erfolgsbericht. Beim Lesen dachte ich, was würde passieren, wenn Sie an jedem Morgen ohne Duschen fragen würden: "Heute ist kein Duschen oder möchtest Du es gerne?"


    Hilfreich ist manchmal, wenn wir die Worte der Menschen mit Demenz nutzen und da ist "Zirkus" eine Steilvorlage um auf beiden Seiten Druck heraus zu nehmen.

    Ihnen ein harmonisches Osterfest und wenn das nicht geht zumindest ein humorvolles... Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Buchenberg, danke für den kleinen unerwarteten Erfolgsbericht. Beim Lesen dachte ich, was würde passieren, wenn Sie an jedem Morgen ohne Duschen fragen würden: "Heute ist kein Duschen oder möchtest Du es gerne?"

    Hallo Herr Hamborg,

    was würde passieren, wenn sie dann plötzlich möchte, obwohl es nicht in den Arbeitsplan des Pflegedienstes passt? Montag und Donnerstag Morgen ist Duschen für den Schwiegervater eingeplant, Dienstag und Freitag für die Schwiegermutter.

  • Hallo Buchenberg,


    Körperpflege ist mit meiner Mutter ein leidiges Thema ... als sie noch mit ihrem Mann im eigenen Haus lebte, war es bereits offensichtlich, dass die beiden ihre Körperpflege (von Hygiene will ich gar erst nicht anfangen ... ) vernachlässigten. Wenn ich sie (vorsichtig!) darauf ansprach, wurde es entweder als mein Problem reflektiert ("Du mit Deinem Hygienefimmel!") oder es kamen Ausreden ("Wir duschen immer oben, im 1. Stock!) ... Tja, das Bad oben war immer knochentrocken und ausserdem kamen sie die Treppe eh nicht rauf ... Ausserdem trug meine Mutter meist diesselbe Kleidung, weil sie immer (schon immer) ein heilloses Durcheinander hat - saubere und getragene Kleidung auf einem Haufen, nicht im Schrank, der war ja mit anderen Dingen vollgestopft ...

    Wie dem auch sei: im Pflegeheim ist der Donnerstag ihr Duschtag ... eigentlich, denn oft (sehr oft) will sie nicht und die Pfleger/innen können sie nicht zwingen.


    Ich muss zugeben, dass ich das inzwischen lockerer sehe ... da meine Mutter nicht in meinem Haus lebt, muss ich es nicht aushalten, wenn sie "müffelt". Ich weise gelegentlich darauf hin, dass ein Feiertag kommt oder dass sich Besuch angesagt hat und dass das doch ein Anlass zum Duschen und Haarewaschen wäre ... Insgesamt bin ich in der Beziehung aber recht entspannt, die jetzige Situation ist eine defintive Verbesserung zu früheren Zuständen, insofern bin ich zufrieden und erspare mir sinnlose Grundsatzdiskussionen. Ist alles relativ ... :)

    LG, SunnyBee

    Einmal editiert, zuletzt von SunnyBee ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo SunnyBee,


    zu meinem Verständnis: wenn Ihre Frau Mutter an einem Donnerstag das Duschen ablehnt ist es Usus, keine weiteren Versuche zu machen / ihr das nicht wieder anzubieten - bis zum nächsten Donnerstag?
    Es kann natürlich tricky sein für Pflegende - was heute funktioniert und zur Einwilligung geführt hat, kann Morgen ins Leere laufen. Vertrauen, Stimmung, Atmosphäre etc. pp. - all das spielt eine Rolle. Daher ist es in meinem Verständnis nicht ganz unwesentlich, sich das offen zu halten und das Duschen eben dann durchzuführen, wenn die Bereitschaft da ist. Sich selbst auf einen bestimmten Tag im Pflegeheim einzuschränken scheint mir eine organisatorische Entscheidung zu sein? Oder gibts dafür einen anderen Grund?

    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

  • Hallo Herr Gust,


    ja, so hatte ich das verstanden - ich halte es für eine organisatorische Entscheidung. Ich hatte gehofft, dass meine Mutter eher einwilligen würde, wenn es einen bestimmten "Duschtag" gibt und sich auf die Routine einlassen würde.

    Vielleicht sollte ich das Thema mit der Pflege nochmal aufgreifen ... :/

    LG, SunnyBee

    • Offizieller Beitrag

    Hallo SunnyBee,


    danke für Ihre Antwort. Das war auch Hintergrund meiner Frage. Es kann sinnvoll sein, jemanden mit Demenz auf einen Duschtag festzulegen. Das setzt aber m.E.n. voraus, dass die / der Betroffene ein Mindestmaß an zeitlicher Orientierung (zum Wochentag) hat. Wenn das gegeben ist und man auf diese Weise Kontinuität und Rhythmus reinbringt, Gewöhnung - ok.

    Ansonsten ist das eher eine zeitliche Selbstbeschränkung der Pflege, für die es Gründe gibt und geben kann. Manchmal treffe ich auf solche Strukturen in Pflegeeinrichtungen aber auch, weil "wir das schon immer so gemacht haben". Das ist insbesondere in der Versorgung von Menschen mit Demenz kritisch. Warum sollte ich freitagfrüh, wenn MutterSunnyBee mir fröhlich halbbekleidet auf dem Flur entgegenkommt und sagt: "Ich brauch mal Hilfe, heute ist ein besonderer Tag weil X." die Situation nicht nutzen (dürfen), um ihr dann beim Duschen zu helfen? Nur, weil nicht Donnerstag ist?
    Oder was ist, wenn immer freitags fürs Wochenende eine Aushilfe (im Sinne von stundenweiser Arbeit) fürs Wochenende kommt, die einen ganz besonderen Draht zu MutterSunnyBee entwickelt und leicht(er) an sie herankommt als andere, was die Körperpflege betrifft? Dumm gelaufen, weil nicht Donnerstag?

    Ich will Ihnen keinesfalls zusätzliche Belastung bereiten mit den Gedankengängen. Es ist eben nur so, dass ich in meiner Arbeit tatsächlich immer wieder auf veraltete bzw. unflexible Strukturen treffe. Das kann allen Beteiligten das Leben unnötig schwer machen...und nicht wenige Probleme in der professionellen (beruflichen) Versorgung mit Menschen mit Demenz betrachte ich als "hausgemacht". Vielleicht lohnt es sich tatsächlich, wenn Sie da mal nachfragen oder den "Anstoss" geben.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust



  • Seitdem wir das "assistierte Duschen" eingeführt haben, sind plötzlich von ihr mehr als nur eine Unterhose in der wöchentlichen Wäsche aufgetaucht. Meine Frau und ich hatten uns schon gefragt, ob ihre verschmutzte Unterwäsche im Müll entsorgt wurde? Nein, sie war kaum gewechselt worden.

  • Die Nützlichkeit der Pflegeassistenz reichen über bloße Hygiene hinaus: Heute morgen wurde von der Pflegerin ein frischer Leistenbruch bei der Schwiegermutter entdeckt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Buchenberg, Ihre Erfahrung ist ein wichtiger Grund für die professionelle Pflege, ergänzend zu dem was Angehörige alles leisten. Ich wünsche Ihrer Schwiegermutter sehr, dass durch das erkennen eines potenziell schmerzhaften und gefährlichen Leistenbruchs so viel Vertrauen in die Autorität wächst, dass sie weiterhin die Versorgung zulässt.

    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo! Lese mit :)


    Zu: duschen im Pflegeheim.


    Meine Mutter wird wohl auch an einem bestimmten Tag geduscht. Duschen groooosse Sache für Sie! Sie sieht es nicht ein. Als ich sie noch gepflegt habe war ich regelmäßig durchgeschwitzt und fertig mit den Nerven nach der Prozedur- falls ich’s hinbekommen habe. Ich hatte dies mitgeteilt im Heim und ein paar Tips gegeben (warmes Handtuch, bestimmter Duft Duschgel, Ruhe usw.) … die Pflegekraft hat mir dann erzählt sie hätten Sie in einem Duschstuhl fixiert! Sie hatte Hämatome am Becken …

  • Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht, Fixierung geht nur auf richterliche Anordnung als freiheitsentziehende Maßnahme.

    Wie man alternativ damit umgehen könnte, wenn jemand vor sich hin stinkt, weiß ich auch nicht. Im Heim meiner Mutter gibt es davon vereinzelt Bewohner

  • Hallo Rose60, das stimmt, es ist eine FEM! Die PDL tut alsob sie kein Wässerchen trüben könne. Ich habe 1x das Gespräch gesucht ( in 5 Monaten) … das war denen schon zu viel.

    Die wollen einfach ihre Ruhe vor den Senioren und den Angehörigen.

    Heute neues Szenario: als ich kam war sie im Stuhl am Tisch zusammengesackt und schlief. Ich hab Sie versucht zu aktivieren, alles schleppend.., nacher hab ich erfahren, dass Sie sie heute duschen wollten. Also sediert fürs duschen, leider keine Kommunikation, sodass ich mit ihr viel zu viel gemacht habe um sie wieder auf Trab zu bringen -ich habe Angst, sie bekommt einen Schlaganfall wenn sie den ganzen Tag nur dämmernd rumsitzt.

    Die Leute stürzen auch viel - dauernd Kopfverbände überall.

    Mutter hat sich sehr gewehrt als sie dann duschen sollte.

    Suche verzweifelt anderes Heim, dahin muss ich dann aber mindestens 2 Stunden fahren…und dann ist auch nicht safe dass es dort genauso zugeht 🙄 das ist doch alles eine schreckliche Sache. Vor diesem Heim war sie in einer echten Horror WG , da hab ich sie wieder rausgenommen und noch fast 1 Jahr zuhause gepflegt, aber ich schaffe es zuhause mit ihr nicht mehr…(Schuldgefühle)

    Man ist ganz verzweifelt mit allem

  • Der Leistenbruch (oder ist es ein Schenkelbruch?) ist vergrößert zurück. Morgen Vormittag haben wir Termin bei der Hausärztin. Ich glaube, eine OP ist unvermeidbar trotz zusätzlicher Risiken (Demenz, zeitweilig Panikattacken oder Wahnvorstellungen). Aber das KH ist bei uns um die Ecke.

  • Ich drücke alle Daumen, dass die OP- Versorgung zügig ambulant verläuft und so deine Schwiegermutter zeitnah wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren kann.

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