Demenz und Wahn

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  • Leider ist es häufiger als wir denken, dass Kinder das Pflegegeld für sich nehmen und alte Menschen keine Hilfe bekommen und diese Vernachlässigung eine Form der häuslichen Gewalt wird. Aber diese Angehörigen werden wir in dem Forum wohl nicht erreichen.

    Lieber Herr Hamborg, an diesem Satz bin ich kurz "hängengeblieben". Ich habe mich gefragt, inwiefern die Kinder dementer Eltern das Geld für sich nehmen können und es nicht für deren Hilfe einsetzen.


    Es sind ja auch erst mal einige Hürden zu überwinden, um überhaupt an Pflegegeld heranzukommen (Begutachtung wegen Ermittlung des Pflegegrades etc.). Schließlich wird dann das Pflegegeld an die zu pflegende Person überwiesen, NICHT an die Pflegenden. Und an das Geld muss man dann ja auch erst mal herankommen. Bei uns war das nicht möglich, da ich keinen Zugriff auf das Konto meiner Mutter hatte, sondern - im Gegenteil - für meine Mutter wegen einiger Rechnungen und ihrer weiteren Versorgung in Vorleistung gehen musste. Aber das ist ein anderes Thema.


    Jedenfalls kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es so einfach möglich ist, sich das Pflegegeld unter den Nagel zu reißen. Es gibt sicher nichts, was es nicht gibt, aber ich denke (und hoffe), dass das sooo einfach nicht ist. Falls doch, wäre es dringend nötig, dass irgendeine Instanz auch kontrolliert, was mit dem Pflegegeld passiert.


    Ich kann jedenfalls deutlich sagen, dass ich in der Zeit als meine Mutter noch zu Hause war (und ich sie offiziell und auch tatsächlich gepflegt habe) keine Reichtümer mit dem Pflegegeld angehäuft habe, sondern immer eher dankbar war, dass wir in der Lage waren, vieles mit eigenem Geld ausgleichen zu können ...

  • Ich denke, dafür reicht eine Bankvollmacht und schon könnte man das Geld abheben. Solange es keine offizielle rechtliche Betreuung ist, muss man ja keine Nachweise liefern.

    Das halte ich durchaus für gut möglich, wenn auch mega traurig

  • Solange es keine offizielle rechtliche Betreuung ist, muss man ja keine Nachweise liefern.

    Das halte ich durchaus für gut möglich, wenn auch mega traurig

    Ja stimmt eigentlich ..., irgendwie kenne ich nur die "andere Seite": Angehörige, die über jede mögliche Grenze gehen ..., hier und auch im Umfeld ... Aber ich lebe eben auch in einer Kleinstadt. Liebe Grüße

  • Bei uns war das nicht möglich, da ich keinen Zugriff auf das Konto meiner Mutter hatte,

    Das ist leichter, als Du denkst. Ich erledige seit einigen Jahren alle Überweisungen für meine Eltern und habe - natürlich nach schriftlicher Zustimmung meines Vaters - unsere beiden Konten verknüpft. So wähle ich mich mit der App bei mir ein und habe Vollzugriff auf das Konto meiner Eltern. Das ist natürlich absolute Vertrauenssache, ist aber auch eine Möglichkeit zum Missbrauch dieses Vertrauens.


    Falls doch, wäre es dringend nötig, dass irgendeine Instanz auch kontrolliert, was mit dem Pflegegeld passiert.

    Ich selbst habe Pflegegrad 2 und bekomme im halbjährlichen Rhythmus Besuch des Pflegedienstes, die dann kontrollieren, ob alles passt oder ob was fehlt. Lege ich diese Berichte nicht vor, wird das Pflegegeld bis zur Vorlage gestoppt.

  • Ich selbst habe Pflegegrad 2 und bekomme im halbjährlichen Rhythmus Besuch des Pflegedienstes, die dann kontrollieren, ob alles passt oder ob was fehlt. Lege ich diese Berichte nicht vor, wird das Pflegegeld bis zur Vorlage gestoppt.

    Genau so ist es :!:

  • und habe - natürlich nach schriftlicher Zustimmung meines Vaters - unsere beiden Konten verknüpft.

    Das stimmt. Ich hatte eben leider keine Zustimmung, daher musste ich mit meinem eigenen Geld in Vorleistung gehen.

    Ich selbst habe Pflegegrad 2 und bekomme im halbjährlichen Rhythmus Besuch des Pflegedienstes, die dann kontrollieren, ob alles passt oder ob was fehlt.

    Naja eben, ich wurde auch kontrolliert. Daher wunderte ich mich, dass es so möglich sei, das Pflegegeld einzustecken und der zu Pflegende bekommt nichts.

  • Daher wunderte ich mich, dass es so möglich sei, das Pflegegeld einzustecken und der zu Pflegende bekommt nichts.

    Das wundert mich auch, denn (nicht nur, aber auch) genau aus diesem Grund wird kontrolliert. Da muss schon immense betrügerische Energie dahinter stecken, dass man die Kontrollen so hinters Licht führt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, der regelmäßige Beratungsbesuch des Pflegedienstes soll feststellen, ob und das die Pflege sichergestellt ist. Leider gibt es immer wieder Schlupflöcher im System und Menschen die dreist und betrügerisch handeln. Aber wir sollten hier im Forum nicht noch weiter darüber nachdenken wie dies möglich ist.


    Aber wenn wir in der Familie oder Nachbarschaft mitbekommen, dass die Pflege nicht sichergestellt sein könnte, ist es eine Hilfe zu wissen, dass die Pflegekassen und Pflegedienste diesen Informationen nachgehen müssen. Wenn uns der Pflegedienst nicht bekannt ist kann auch der Medizinische Dienst informiert werden.

    Ihr Martin Hamborg

  • Seit Herbst 2019 sorgten meine Frau und ich für ihre betagten Eltern, weil ihr Vater dement war und die Mutter von dessen Pflege überfordert war.
    Nach Ansicht aller Pflegekräfte und Ärzte haben wir die Anforderungen, die die Versorgung und Pflege der Schwiegereltern an uns stellte, gut erfüllt. Wir fühlten uns auch von den Pflegeanforderungen nicht überfordert - bis zu der Zeit, als Schwiegermutter ebenfalls Symptome von Demenz kombiniert mit Wahnvorstellungen zeigte. Von dieser Zeit an wurde Schwiegermutter Vernunftgründen immer weniger zugänglich. Ihre psychischen Probleme und Störungen dominierten zunehmend unsere Gedanken, unsere Nerven und unsere Zeit – mit einer ganz ungewissen Zukunft.

    Meine Frau und ich wollen die Selbstbestimmung über unser Leben zurück. Deshalb haben wir heute Morgen die Schwiegereltern in ein Doppelzimmer eines städtischen Pflegezentrums in unserer Stadt gegeben. Dieses Pflegezentrum ist auf demenzkranke alte Menschen spezialisiert. Wir glauben, dass die dortigen Pflegerinnen und Pfleger besser als wir mit den Schwierigkeiten umgehen können, die eine Demenz, gepaart mit Persönlichkeitsstörungen, mit sich bringt.
    Buchenberg mit Frau

  • Meine Frau und ich wollen die Selbstbestimmung über unser Leben zurück.

    Lieber Buchenberg (und Frau), das war der erste wichtige Schritt!

    Ich fühle mich an unseren "Schritt" vor mehr als zwei Jahren erinnert. Es war ähnlich und ich erinnere mich an die sichtbare Erleichterung bei meinem Mann (der klaglos alles ertragen und mir und meiner Mutter so viel geholfen hat). Heute haben wir meine Mutter gerade wieder besucht ... sie saß zufrieden bei Kaffee und Kuchen ... das hätte ich mir vor zwei Jahren nie im Leben vorstellen können. Ihr geht es viel besser als damals zu Hause.

    Zudem haben wir "unser Leben zurück". So kommt es bei euch auch, ganz sicher! Ich freue mich für euch und das ist nicht so dahingesagt (-schrieben), sondern ich meine es von ganzem Herzen. Ich hab meinem Mann immer von deinen Beiträgen erzählt, weil ich unser Thema darin so wiedererkannt habe!!!!


    Liebe Grüße und habt einen schönen Abend.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Buchenberg, Ihr so lange durchdachter Schritt bietet nun Ihren Schwiegereltern einen neuen Start und es kann gut sein, dass die Wahnmuster durch die vielen Umstellungen und die freundliche Aufnahme weniger werden.


    Wenn nicht, haben Sie ja so viel Erfahrungen gesammelt, die für das Einleben und die professionelle Pflege im Heim hilfreich sind.


    Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen und wünsche Ihnen erstmal eine Auszeit, am besten durch einen wunderbaren Urlaub im Herbst, der ja für das Loslassen steht - und gleichzeitig die Kraft des Sommers in den nächsten Frühling trägt.

    Ihr Martin Hamborg

  • Drei Tage nach dem Einzug unser erster Besuch. Schwiegervater ist schon der Liebling der Station. Schwiegermutter ist desorientiert, aber friedlich. Wir sind zufrieden.

  • Drei Tage nach dem Einzug unser erster Besuch. Schwiegervater ist schon der Liebling der Station. Schwiegermutter ist desorientiert, aber friedlich. Wir sind zufrieden.

    Hallo Buchenberg, ehrlich gesagt habe ich es fast so erwartet. Bei meiner Mutter war es ebenso. Man gab mir dafür verschiedene Erklärungen, die ich nicht glauben konnte und die dennoch zutrafen. Egal, warum es so ist. Es ist super!!!! Alles Liebe.

  • Ja, es sieht alles gut aus. Meine Zuversicht, dass aus der Kurzzeitpflege eine Dauerlösung wird, wächst. Noch wacht meine Frau jeden Morgen mit Kopfschmerzen und ich mit Rückenschmerzen auf, aber das wird sich legen. Wir machen jetzt Pläne, was aus der Seniorenwohnung werden soll. Meine Frau und ich werden dort wohl einziehen. Wir bereiten uns auf unser Alter vor. Wir haben durch die vier Jahre Pflege viel gelernt, und wollen das Gelernte für uns nutzen.

    Gruß Buchenberg

    Einmal editiert, zuletzt von Buchenberg ()

  • Liebes Forum,
    am Dienstag hat meine Frau einen Termin im Pflegeheim, um den Vertrag für Verhinderungspflege bis 20. Oktober zu unterschreiben. Die Probezeit für die Schwiegereltern wurde also verlängert, obwohl Schwiegermutter wie ausgewechselt ist: friedlich und kooperativ. Die Heimleiterin meinte, Schwiegermutter würde jetzt beginnen, ihre Krankheit zu akzeptieren. Für meine Frau und mich stellt sich da die Frage: Was haben wir falsch gemacht?


    Meine Frau wacht immer noch bei jedem Geräusch nachts auf und denkt, es ist in der Wohnung unter uns etwas passiert. Außer schlaflosen Stunden in der Nacht hält mich ein schwerer Husten gepackt. Aber die Schwiegereltern haben ihre Kleidung, ihre Pflegeartikel und ihre geliebten Relax-Sessel. Ihre Wohnung ist leergeräumt und Handwerker sind bestellt, um die Senioren-Wohnung für meine Frau und mich umzugestalten.
    Ohne die 10 Tage Arbeitsbefreiung für meine Frau nach §2 Abs.1 Pflegezeitgesetz hätten wir das nicht geschafft. Aber von einer neuen Normalität sind wir noch weit entfernt.

    Buchenberg und Frau

  • Lieber Buchenberg, Ihr habt gar nichts falsch gemacht. Solange die Eltern noch bei Euch gewohnt haben, wart Ihr das Tor zum alten, „normalen“ Leben…wo sie immer wieder versucht haben, den Fuß in die Tür zu bekommen.

    Im Pflegeheim ist die Sache klar, das ist eine neue Dimension, wo sie das Zurück vielleicht nicht/nicht mehr/ auf dem Schirm haben, zumal Ihr nicht dafür zur Verfügung steht

  • Für meine Frau und mich stellt sich da die Frage: Was haben wir falsch gemacht?

    Zuerst einmal meine Gedanken als Antwort: Ihr habt gar nichts falsch gemacht - aber Ihr seid die unmittelbar vertrauten Angehörigen, Deine Frau "das Kind". Da geht die Mutter einfach anders um und will vielleicht auch ihre "übergeordnete Rolle" zeigen. Oder sie hat besonders viel Vertrauen und wagt es deshalb, sich unverstellt zu zeigen.

    Da denke ich doch auch an die Kinder, die sich durchaus bei den Eltern am patzigsten zu zeigen wagen, weil sie sich der Liebe der Eltern trotzdem sicher sind (natürlich nur, wo die Beziehung stimmt). Und so ähnlich stelle ich mir das bei Euch auch vor.

    Also: keine Selbstzweifel zulassen, Ihr habt Euch super eingesetzt und jetzt offenbar auch die richtige Lösung gefunden. Aus meiner Sicht könnt Ihr sehr zufrieden mit diese Leistung sein. Meine Anerkennung habt Ihr.

  • ..meine auch und es dauert einfach, bis die Anspannung durch jahrelange Zuständigkeit weniger wird. Das ist nach meiner Erfahrung sozusagen "normal". Und wer weiß, wie lange die Akzeptanz der Schwiegermutter anhält, vllt morgen schon wieder vorbei.

    Liebe Grüße

  • Lieber Buchenberg -


    ihr habt nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht. Meine Mutter ist zu den Pflegerinnen im Heim zuckersüß. Mich hat sie beschimpft, dass ich nicht einmal wusste, wo sie diese Palette an Schimpfworten aufgeschnappt hatte. Als sie bei einem Besuch von mir im Heim mal loslegte, waren die Pflegerinnen total geschockt. Es liegt also wirklich nicht an euch.

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