Demenz und Wahn

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  • Schwiegermutter machte großes Drama, will die wieder mal Polizei rufen. Meine Frau und ich sind auf Abstand gegangen und haben bis heute morgen die Verbindungstür zwischen unseren beiden Wohnungen abgeschlossen - zum ersten Mal in den dreieinhalb Jahren gemeinsamen Wohnens.

    Wir werden noch einen zweiten Versuch mit einer TherapeutIN machen, ohne Hoffnung auf Erfolg. Wenn Schwiegermutter auch diese therapeutische Hilfe verweigert, marschiert sie wohl auf eine Einlieferung in die Psychiatrie zu.

    Ach Buchenberg, das ist keine schöne Entwicklung. Wir hatten ja damals mit meiner Mutter ähnliche Erfahrungen gemacht ... im Nachhinein war es ein Aufbäumen gegen den Kontrollverlust, den sie noch gut wahrgenommen hat und der aus ihrer recht stabil ausgeprägten autarken und intelligenten Persönlichkeit heraus eine Katastrophe darstellte. Die Pflegekräfte waren am Ende fast noch verzweifelter als wir, weil sie ihren Auftrag nicht ausführen konnten, sondern rüde beschimpft wurden. Es half wirklich, wirklich NICHTS, NICHTS, NICHTS dagegen.


    Was ich aus Erfahrung sagen kann: Unsere verzweifelten Reaktionen auf das schreckliche Verhalten unserer Dementen sind verständlich und sie helfen uns vielleicht für den Moment. Leider dringen sie aber eher selten zur dementen Person mit dauerhafter Konsequenz durch. Es bleibt nur Frust auf allen Seiten.


    Mir sagte man damals, dass meine Mutter halt ihr Territorium verteidigt und dass sich das ggf. in einer anderen Umgebung (Heim) bessern würde. Ich habe es nicht geglaubt, aber meine Mutter änderte sich tatsächlich im Pflegeheim ... Keine Ahnung, warum das so war. Aber ich habe für mich begriffen (schmerzlichst!), dass sich meine Mutter nicht von mir pflegen lassen möchte bzw. ich ihr nicht gerecht werden kann. Da konnte ich mich bemühen, wie ich wollte. Leider!!! Das heißt ... eigentlich wollte sie sich gar nicht pflegen lassen, und schon gar nicht von mir bzw. nach meinen Vorstellungen (Pflegekräfte im Haus).


    Im Pflegeheim behandelt man meine Mutter jetzt so, dass sie - wo immer möglich - ihren Freiraum bekommt und dass es ansonsten "herzhafte Ansagen" gibt (so nenne ich das mal) und es funktioniert.


    Bei euch scheint es so zu sein, dass der demente Schwiegervater sich mühelos einfügt (was ein echtes Geschenk ist) und es mit der Schwiegermutter problematisch ist. Das scheint an ihrer Persönlichkeit zu liegen, gegen die man mit normalen Mitteln nicht allzu viel ausrichten kann.


    Vielleicht findet ihr einen Modus, wo die Schwiegermutter wenigstens mal auf Zeit in stationäre Pflege geht ... und wenn es halt erst mal ein Krankenhaus ist (Gerontopsychiatrie?). Das kann man ihr dann auch irgendwie argumentativ besser nah bringen. Gern wird sie auch da nicht hingehen, aber wer weiß?

    Vielleicht glätten sich dann die Wogen wieder und sie kann zu euch zurück. So schrecklich es klingt, aber mit Sicherheit kommt der Zeitpunkt, wo sie ihr Verhalten vergisst ... zumindest besteht diese Chance.


    Ich glaube, hier ist strategisches Planen gefragt und du machst hier den Eindruck, als ob dir das gerade besonders gut liegt. Auf jeden Fall müsst ihr eure Freiräume erhalten und möglichst erweitern - dafür lohnt sich jede strategische Überlegung, damit ihr weiter Tango tanzen könnt (ich finde das so super) und deine Frau auch mal wieder schwimmen und nähen kann. Alles Gute und Liebe!

  • Vielleicht findet ihr einen Modus, wo die Schwiegermutter wenigstens mal auf Zeit in stationäre Pflege geht ... und wenn es halt erst mal ein Krankenhaus ist (Gerontopsychiatrie?). Das kann man ihr dann auch irgendwie argumentativ besser nah bringen.

    Leider können wir ihr zur Zeit überhaupt nichts nahe bringen, am Allerwenigsten eine auch nur kurzzeitige Trennung von ihrem Ehemann und "Augapfel" .

    Schwiegermutter wehrt sich weiter heftig gegen ihren Kontrollverlust. Gestern Abend lärmte sie im Treppenhaus und forderte eine Nachbarin auf, die Polizei zu rufen. Meine Frau und ich gehen der (Schwieger)Mutter jetzt aus dem Weg und kümmern uns nur noch um das Nötigste: Pflegedienste, Essen, Medizinvergabe.
    Es ist ein Streit, wer in unserem Haushalt das Sagen hat: eine psychisch labile und demenzkranke alte Frau oder zwei Jüngere, die noch im Leben stehen und auf die alle Arbeit für ZWEI Demenzkranke fällt. Falls dieser Streit nicht abflaut, bleibt nur Trennung übrig.


    Als Angehörige von Demenzkranken sind wir Reisebegleiterinnen und Reisebegleiter auf einer langsamen Reise in den Tod. Auf dieser Reise können wir nur wenig verhindern und nur wenig lindern. Je heftiger sich unsere Kranken gegen ihr schleichendes Sterben wehren, desto heftiger sind auch die Verletzungen, die sie uns Begleiterinnen und Begleitern schlagen.

    Das Wertvolle an diesem Forum ist, dass wir zwar alle dasselbe Reiseziel haben, aber jeder von uns seinen eigenen Weg geht. Jeder von uns befindet sich derzeit an einer anderen Zwischenstation der Demenz. Trotz dieser Unterschiede sind wir eine Reisegesellschaft, wo denjenigen, die noch einen weiten Weg vor sich haben, Mitgefühl entgegengebracht wird und sie auf schwierige Wegstrecken hingewiesen werden. Und denen, die bald das Ende der Reise erreicht haben, wird Trost mitgegeben.

    Das ist wenig oder viel, je nach der Stimmung, in der wir uns gerade befinden.


    Buchenberg

  • Als Angehörige von Demenzkranken sind wir Reisebegleiterinnen und Reisebegleiter auf einer langsamen Reise in den Tod. Auf dieser Reise können wir nur wenig verhindern und nur wenig lindern. Je heftiger sich unsere Kranken gegen ihr schleichendes Sterben wehren, desto heftiger sind auch die Verletzungen, die sie uns Begleiterinnen und Begleitern schlagen.

    Genauso ist es, und außerdem hast du das, was ich sehr vorsichtig formuliert habe, deutlichst ausgedrückt. Am Ende bleibt euch vielleicht nur die "Trennung" zum Wohle aller. So war es bei uns auch. Mir sagte damals die Heimleiterin des jetzigen Pflegeheimes "Sie opfern sich (für Ihre Mutter) auf ... ohne nennenswerten Erfolg!" Sie hatte recht, denke ich.

  • Guten Morgen in die Runde,


    hallo Buchenberg,


    deine Gedanken regten grad bei meinem Mann und mir ein intensives Gespräch über Grenzbereiche und das Loslassen in der Angehörigenarbeit mit demenzerkrankten Menschen an.

    Uns berühren deine Worte und euer Tun im Umgang mit den Schwiegereltern/Eltern sehr.

    Wie viel Kraft es kostet, sich täglich diesen Herausforderungen zu stellen und dabei noch ruhig zu bleiben wird in diesem Forum eindringlich und nah beschrieben.

    Kommt daher heute so gut es möglich ist durch euern Sonntag.

    Harzhexi

  • Lieber Buchenberg,

    Du hast sehr gute Worte gefunden für alle eure und unsere Hürden, jede/r hier auf dem ureigenen Weg.

    Ich kann mir vorstellen, dass es auch enttäuschend ist, wo ihr euch schon so lange ins Zeug legt für deine/eure (Schwieger)eltern, dass man doch am liebsten auch einen gewissen Erfolg , eine Belohnung für den Einsatz von Energie hätte, wenigstens doch eine Wertschätzung und wenn dies durch das Verhalten deiner Schwiegermutter aktuell ganz und gar nicht so scheint, nimmt es euch vermutlich zusätzlich Energie. Das ist speziell bei Demenz sicher anders als bei z.B. einer anderen Krankheit, bei der man noch einen gewissen Dank oder doch Anerkennung vom Kranken/Sterbenden bekommt.. ich weiß, es ist "Äpfel mit Birnen vergleichen", aber vllt weißt du , was ich meine ;)

    Manchmal ist es gut, wenn man sich gewissermaßen Grenzen vorher festlegt, ab denen man loslassen müsste und eine größere Veränderung einleitet . Bei Demenz kann man die Dauer und die Progredienz meist weniger einschätzen als z.b.bei einer Krebserkrankung (wobei ich da aus eigener Erfahrung auch die Grenze hatte, dass ich dauerhafte zusätzliche "Nachtschichten " nicht schaffe und mein Mann dann ins Hospiz umgezogen ist..).

    Falls irgendwann die GerontoPsychiatrie zum Einsatz kommt, kann ja auch das vorübergehend sein und einen Wandel zum Besseren hin einleiten.

    Ich wünsche es euch jedenfalls sehr!

    Liebe Grüße

  • Rundbrief an unsere Nachbarn und die Hausverwaltung:


    5. Juni 2023

    Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,

    (der Hausverwaltung zur Kenntnis)


    seit Dezember 2019 sorgen mein Mann und ich für meine Eltern in unserem Haushalt. Mein Vater hat Pflegegrad fünf und ist sehr schwach. Meine Mutter hat Pflegegrad vier. Seit Beginn dieses Jahres kommt morgens und abends der Pflegedienst für ihre hygienische und medizinische Versorgung. Bisher klappte das alles recht gut. In letzter Zeit suchte meine Mutter jedoch im Treppenhaus nach „Hilfe“ und nach Aufmerksamkeit. Dagegen gibt es kein Mittel. Wir können sie nicht einsperren und sie auch nicht ständig beaufsichtigen.


    Wir versichern Ihnen, dass meine Mutter für niemanden eine Gefahr darstellt – außer vielleicht für meinen Vater, wenn sie ihn ohne seinen Rollator mit sich schleppt.

    Wenn meine Mutter Sie anspricht und z.B. um Hilfe bittet, sollten Sie sie nicht „in Obhut nehmen“. Wechseln Sie ein paar Worte mit meiner Mutter und lassen Sie sie dann wieder allein. Sie beruhigt sich nach einiger Zeit und hat schon am nächsten Tag alles vergessen.
    Falls Sie der Meinung sind, es handele sich doch um einen medizinischen Notfall, dann rufen sie ohne zu zögern den Rettungsdienst 112.


    Mit den besten Wünschen!

    (zwei Unterschriften)


  • Rundbrief an unsere Nachbarn und die Hausverwaltung

    Lieber Buchenberg, das finde ich sehr gut!


    Aus dem eigenen Erleben heraus habe ich großes Mitgefühl für deine deine Frau und dich. Entscheidungen wirst du nach eigenem Ermessen und mit deiner strategischen Begabung sicher zur rechten Zeit treffen. (Aus deinen Beiträgen lese ich das heraus ... ich glaube nicht, dass ich mich irre.)


    Ich kann nur sagen, dass ich persönlich (so stark und reflektiert ich erscheinen mag) an der vehementen Pflegeablehnung meiner wehrhaften Mutter letztlich "gescheitert" bin. Aus heutiger Sicht denke ich, dass meine Mutter trotz Demenz klar zum Ausdruck gebracht hat, dass sie sich auf diese Weise / durch uns nicht nicht pflegen lassen wollte.


    Insofern könnt ihr ja vielleicht offen sein für andere Optionen. Aber vielleicht glätten sich die Wogen auch so wieder - das ist möglich.


    Meine willensstarke Mutter, die wir heute besucht haben, ist zur Zeit ein Muster an Gelassenheit, Freundlichkeit und Zufriedenheit. Wenn mir das vor zwei Jahren jemand prophezeit hätte, ich hätte es nie für möglich gehalten. Das ist das krasse Gegenteil von meiner Mutter, wie ich sie kannte. Keine Ahnung, wie so etwas möglich sein kann. Auf jeden Fall wünsche ich euch ebenfalls eine solche Entwicklung, damit ihr alle wieder LEBEN könnt.

  • Lieber Buchenberg, das finde ich gut, dass du ganz direkt und offen auf deine Nachbarn zugehst. So weiß man genau Bescheid was Sache ist und hat (bestenfalls) Verständnis für die Situation.


    Lieber schwarzerkater,

    es freut mich sehr, dass deine Mutter so entspannt und zufrieden ist. Da kann man doch gleich ausschnaufen und die Situation gemeinsam genießen. Diesen Zustand wünsche ich mir auch für meine Mutter.

    Liebe Grüße und einen schönen Abend euch.

  • es freut mich sehr, dass deine Mutter so entspannt und zufrieden ist. Da kann man doch gleich ausschnaufen und die Situation gemeinsam genießen.

    Liebe Anette, ja es ist einerseits wie ein Wunder ... Allerdings ist keine Kommunikation mehr möglich ... meine Mutter kann nicht mehr, aber sie möchte es auch nicht mehr. Das lastet schwer auf mir ... Somit ist meine jetzige Aufgabe, auch dies zu respektieren und auszuhalten. Meine Mutter war nie eine kuschelige Person, aber ich erkenne ihre große Lebensleistung an und das, was sie für andere ohne viele Worte tat. Meine Mutter hat (wie deine) immer auf die Familie "gesetzt". Sie war inmitten der Familie immer eine "Macherin" ... und jetzt endet es für sie so.

    Aber, liebe Anette, wir dürfen zwar trauern und traurig sein, aber wir müssen wieder aufstehen und weiterleben ... wir haben noch Aufgaben und eine davon ist, unser eigenes Leben gut zu leben. Alles Liebe auch für dich und viel Kraft!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, das Bild der interessierten und mitfühlenden gegenseitigen Reisbegleiter hin zu einem würdigen gemeinsamen Abschied und Neuanfang war in den letzten Beiträgen zu spüren!

    Auch von meiner Seite Danke für den gegenseitigen Trost und die reichen und weisen Bilder und Erkenntnisse.


    Diese Reise ist immer auch ein Trauerprozess mit Höhen und Tiefen, Vorwärts- und Rückwärtsgängen. Ohne diese Trauer gäbe es vielleicht keine Weisheit, keine Philosophie oder Religion in der Welt. Aber weh tut es trotzdem.

    Um so wertvoller ist der gemeinsame Austausch hier!

    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Buchenberg, es ist sehr schade, dass sich die Lage mit Ihrer Schwiegermutter so sehr eskaliert hat, - obwohl Sie aus meiner Sicht alles fachlich "richtig" gemacht haben.


    Respekt, wie schnell Sie eine Lösung des Grundproblems gefunden haben und gemeinsam mit Ihrer Frau Kraft tanken und genießen können!


    Auch der Brief für die Nachbarschaft ist eine Hilfe zur Deeskalation, auch weil Sie die, die helfen wollen nicht allein lassen, sondern Handlungsperspektiven aufzeigen.


    Falls Ihre Schwiegermutter so eskaliert, dass sie die Polizei holen möchte, kann das durchaus eine Option sein.

    Hilfreich ist es, wenn Sie vorher mit der Dienstelle Kontakt aufnehmen.

    Eine Autoritätsperson kann mit den richtigen Worten nachhaltig Wirkung haben und ggf. eine klinische Behandlung einleiten. Manchmal braucht es eben den Impuls von außen, damit eine notwendige psychiatrische Behandlung beginnt.

    Insofern könnten sie im Brief oder besser in den Gesprächen auch die 110 ergänzen.


    Ich hoffe sehr, dass die notwenige ambulante psychiatrische Behandlung nicht gleich mit dem ersten Versuch gescheitert ist. Die Profis sollten genug Kompetenz und Geduld für mehrere Anläufe zum Vertrauensaufbau haben.


    Die gilt auch für die Pflegekraft. In dem Text auf dem AB schwingt ja die Hilflosigkeit und der Druck nach einer abgeschlossenen Versorgung mit. Von außen betrachtet ist aber das Risiko einer Nicht-Versorgung kalkulierbar, da Sie ja rechtzeitig nach Hause kommen. Diese Entlastung ist wichtig, denn unter Erfolgsdruck lässt sich nur schwer eine vertrauensvolle Beziehung für die nächsten Krisen aufbauen.


    Ihnen wünsche ich Kraft und Gelassenheit für diese schwierige Phase, in die Ihre Schwiegermutter Sie nun hineinzieht und nach Selbstbestimmung ruft, aber eigentlich Grenzen und psychiatrische Hilfe braucht.


    Ich würde erwarten, dass Sie mit dem Therapeuten aus dem gerontopsychiatrischen Zentrum einen Plan entwickeln. Ich komme auch bei manchen Klienten an Grenzen und kann direkt nichts bewegen. Aber mit dem Wissen meines Scheiterns kann ich denen beistehen, die eine gemeinsamen Geschichte oder einen besseren Zugang zu dem Menschen haben.

    Ihr Martin Hamborg

  • Das klingt nach heftigen Ereignissen, die Ihr aushalten müsst!

    Samstag Abend klingelte bei uns eine Nachbarin. Schwiegermutter hätte sie (im Treppenhaus) gebeten, die Polizei zu rufen. Offenbar hatte die Nachbarin schon die Polizei an der Strippe, denn sie hielt ihr eingeschaltetes Handy so, dass der/die Teilnehmer über das Handy meine Antworten hören konnten.

  • Falls Ihre Schwiegermutter so eskaliert, dass sie die Polizei holen möchte, kann das durchaus eine Option sein.

    Hilfreich ist es, wenn Sie vorher mit der Dienstelle Kontakt aufnehmen.

    ...

    Insofern könnten sie im Brief oder besser in den Gesprächen auch die 110 ergänzen.

    Wir halten niemanden davon ab, die Polizei zu holen, aber die Gerontopsychiatrische Station, wo wir Schwiegermutter schon einmal vorgestellt hatten, empfahl uns, bei einer Eskalation den Rettungsdienst 112 anzurufen.

    Ich hoffe sehr, dass die notwendige ambulante psychiatrische Behandlung nicht gleich mit dem ersten Versuch gescheitert ist. Die Profis sollten genug Kompetenz und Geduld für mehrere Anläufe zum Vertrauensaufbau haben.


    Die gilt auch für die Pflegekraft. In dem Text auf dem AB schwingt ja die Hilflosigkeit und der Druck nach einer abgeschlossenen Versorgung mit.

    Ich würde erwarten, dass Sie mit dem Therapeuten aus dem gerontopsychiatrischen Zentrum einen Plan entwickeln.

    Die Pflegekräfte werden inzwischen wieder von Schwiegermutter akzeptiert und nicht mehr bekämpft.


    Das Gerontopsychiatrische Zentrum hat sich bei uns gemeldet und macht einen zweiten Versuch mit einer Frau. (Das hatte ich von vorneherein vorgeschlagen.)


    Und Danke für Ihren Zuspruch! Wir geben (noch) nicht auf.
    Buchenberg

    3 Mal editiert, zuletzt von Buchenberg ()

  • Brief an meine Schwägerin:

    Liebe S.,

    nach unserem Telefonat sind wir uns also mit dir einig, dass eine medizinisch-psychiatrische Behandlung von J. nur stationär erfolgen kann.

    Das wird für sie ein Schock sein, das steht außer Frage. Aber sie selber schafft mit ihrer Weigerung sich helfen zu lassen, diese Konfliktsituation.

    Was ist denn die Alternative?

    Die Alternative ist, dass H. von J. weiter wie ein Spielzeug behandelt wird, das andere ihr wegnehmen wollen. Die Alternative ist, dass A. und ich Tag für Tag beschimpft und aggressiv angegangen werden. Vor zwei Tagen drohte J. wieder mich zu schlagen: Sie holte mit den Armen aus und schleuderte ihre Hand erst rechts dann links knapp vor meiner Nase vorbei.
    Wenn du einen Weg hast, dass J. einer Behandlung zustimmt, hast du unsere volle Unterstützung. Wir sind mit unserem Latein und unseren Nerven am Ende. Unter den jetzigen Bedingungen sind wir nicht in der Lage J. und H. weiter zu versorgen und zu pflegen.
    Für uns heißt die Alternative: J. lässt sich stationär behandeln oder beide müssen in ein Pflegeheim.

    Liebe Grüße!

    B.

  • Lieber Buchenberg,

    diese Aufregung tut mir leid für euch, eure Reaktion sinnvoll und sehr nachvollziehbar!

    Wünsche viel Erfolg!

    Liebe Grüße

  • Hallo Buchenberg

    Wir sind mit unserem Latein und unseren Nerven am Ende. Unter den jetzigen Bedingungen sind wir nicht in der Lage J. und H. weiter zu versorgen und zu pflegen.

    Dies ist eine Situation, in der klare Ansagen angebracht und notwendig sind - sowohl den "Patienten" als auch anderen Angehörigen gegenüber. Sonst bleibt man im Ist-Zustand stecken und leidet. Du kommunizierst das sachlich, unaufgeregt und klar - Respekt.

    Weiterhin alles Gute und dass sich die Lage bald verbessern möge!

    LG, SunnyBee

  • Das wird für sie ein Schock sein, das steht außer Frage. Aber sie selber schafft mit ihrer Weigerung sich helfen zu lassen, diese Konfliktsituation.

    Was ist denn die Alternative?

    Lieber Buchenberg, du hast auch mein Mitgefühl. Ich verstehe dich gut. Manchmal muss man erst seine eigenen Grenzen und Möglichkeiten ausloten, um den wirklichen "Weg" klarer zu sehen und ggf. für möglich gehaltene Alternativen zu verwerfen.

    Schocks sind außerdem zwar unangenehm, aber oft im Leben die einzige Möglichkeit, um etwas zu bewirken.


    Ich persönlich denke: Wenn Gewalt ins Spiel kommt (verbal, physisch ...), ist eine Grenze überschritten und Handeln ist gefragt. Ich finde eure Strategie hierbei bewundernswert. Hoffentlich kannst du jetzt auch deiner Frau eine hilfreiche Stütze sein (ich sehe sie immer vor meinem geistigen Auge und habe auch mit ihr großes Mitgefühl).

    Hoffentlich löst sich dieser unhaltbare Zustand bald auf.

    Die Schwiegermutter braucht auf jeden Fall professionelle Hilfe, denn sie arbeitet ja auch gegen sich selbst sowie (vielleicht ohne Absicht) gegen ihren auch pflegebedürftigen Mann und alle Menschen, die es gut mit ihr meinen.

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