Überforderung mit Pflege von Vater - wie verhalte ich mich richtig?

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  • Hallo,


    ich bin neu hier und schreibe zum ersten Mal über das Thema, obwohl es mich schon lange belastet und dich zuspitzt, wie es bei einer Demenz natürlich üblich ist.

    Mein Vater ist schon seit Jahren an Demebnz erkrankt, er ist nun 81 und hat aktuell Pflegegrad 2. Meine Mutter kümmert sich um ihn, außerdem wohnt auch mein Bruder mit in der Wohnung, der allerdings selbst psychisch erkrankt ist und es große Spannungen in der Familie gibt, er ist bipolaren und hat bereits zwei Mal in manischen Phasen meinen Vater bzw. Eltern bedroht. Nach langen Klinikaufenthalten kehrte er immer wieder zuhause zurück, dann ist erstmal wieder Ruhe und er hilft dann auch bei Fahrten oder Einkäufen, ist aber insgesamt sehr kalt gegenüber meinen Eltern. Leider haben meine Eltern ihn nie aufgefordert auszuziehen, obwohl er arbeitet und bereits 37 Jahre alt ist. Meine Mutter macht sich Sorgen um ihn. Meiner Meinung nach ein Riesenfehler, da er genauso wie mein demenzkranker Vater alleine nicht klarkäme.

    Nach den Bedrohungen ( bei beiden Malen war ich anwesend und habe die Polizei rufen müssen) hat sich der Zustand meines Vaters verschlechtert. Nach dem letzten Mal letzten Sonmer hat mein Vater eine "Marotte" entwickelt und fährt mit dem Finger ständig die Fugen des alten Wohnzimmertisches mit Fließen ab.


    Er kann immer schlechter gehen und es ist fast mehr ein Kriechen/Schlürfen, möchte aber keinen Gehstock oder Rollstuhl nutzen. Meine Mutter ist immer schnell gereizt und reagiert lautstark mit Schimpfen. Er ist ebenso schnell gereizt und schimpft zurück.


    Termine und damit Aufenthalte außerhalb der Wohnung scheinen einen negativen Einfluss auf seinen Zustand zu haben. Er ist dann sehr gestresst und es kostet ihn viel Kraft.


    Nun habe ich heute meine Eltern besucht und als ich ankam, lag mein Vater bereits drei Stunden auf dem Boden, da sie ihn nicht mehr hochbekommen hat, mein Bruder in der Arbeit. Mein Vater verweigerte sich auch mehrmals und schimpfte, meine Mutter total entnervt schimpfte ihn ebenso. Zusammen haben wir ihn dann wieder hochbekommen, allerdings war er dann total unruhig und rastlos, den ganzen Tag schon (am Vortag war ein Arzttermin, da hatte es noch einigermaßen gut geklappt mit dem Gehen) und ging mehrmals auf die Toilette, obwohl er so schlecht auf den Beinen war. Meine Mutter wollte ihn dann ins Schlafzimmer zum Bett führen, da ist er dann aber wieder umgekippt zwischen Tür und Bett und wir haben ihn nicht mehr hochbekommen, weil er selbst kein bisschen mehr mithelfen konnte.

    Er lag dann wieder zwei Stunden auf dem Boden, bis mein Bruder aus der Arbeot kam und helfen konnte.


    Ich bin mit der ganzen Situation total überfordert, leide selbst an starken Depressionen und frage mich, wie man in so einer Situation sich eigentlich verhält? Den Krankenwagen rufen? Und wie ab jetz dem vorbeugen?


    Leider gibt es noch ein weiteres Problem, meine Mutter ist kaufsüchtig und das gesamte Schlafzimmer ist voll mit Bergen von Kleidung, Kosmetik etc, sodass mein Vater nur einen schmalen Spalt hat um zum Bett zu kommen, die Tür lässt sich auch nicht weit öffnen, deshalb war die Situation vorhin auch doppelt schlimm, weil mein Vater quasi eingequetscht zwischen Tür und Bett lag.


    Diese Zustände herrschen hier schon seit ich hier noch wohnte und sind mit ein Grund für meine Depressionen und Angsterkrankung. Mein Vater war als wir klein waren oft sehr tyrannisch und hat uns psychisch stark runtergemacht und Schimpftiraden gehalten, dass wir nichts wert seien, meine Mutter hat er geschlagen. Ich habe früher fast jeden Tag geweint und mir immer gewünscht, dass die sich trennt und wir wegziehen. Leider nie passiert.

    Heute habe ich Mitleid mit ihm, meine Mutter auch, ich denke es ist auch eine Coabhängigkeit.

    Aufgrund der Kaufsucht schämt such meine Mutter natürlich auch, Leute in die Wohnung zu lassen, z.b. einen Pflegedienst, weil ja niemand das Schlafzimmer sehen darf. Die anderen Zimmer sind auch überfüllt, aber es ist nicht ganz so schlimm.


    Ich weiß einfach nicht weiter, was ich tun kann um zu helfen, ich bin so gesehen bis jetzt nur emotionaler Beistand durch meine Besuche, das war heute das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich meinen Vater angefasst habe und das erste Mal, dass ich körperlich gefordert war ihm zu helfen. Ich habe eigentlich fast nur beklemmende Gefühle wenn ich meine Eltern besuche, weil ich zu beiden ein schwieriges Verhältnis habe, aber mich doch sehr verantwortlich fühle und beide mir sehr leid tun. Es gibt auch keine sonstigen Angehörigen/Freunde vor Ort.


    Ich glaube mein Text ist sehr wirr, tut mir leid. Hat hier jemand irgendeine Idee? :(


    Danke

  • Liebe Mirabel,

    willkommen unter den Leidgeprüften!

    Ein paar Gedanken von mir:

    - Wenn dein Vater gestürzt ist, ist das IMMER ein Notfall für 112.

    Die Notrufzentrale fragt dann, ob er blutet und wo er Schmerzen hat, dann entscheiden die wen und wie schnell sie jemanden schicken.

    - weniger mit den Eltern oder dem Bruder streiten und gleich Dinge in Ordung bringen: bequeme Hausschuhe für Vater, einen Gehstock besorgen, mehr Platz schaffen usw

    - Hilfe holen: PFLEGEDIENST, Putzhilfe. Ohne professionelle Hilfe wäre ich längst durchgedreht.

    Dass dein Bruder bei den Eltern wohnt, ist nicht das Schlechteste. Er ist der "Lahme unter den Blinden". Wenn er mal ausrastet, rufst du die Polizei. Das geht dann schon.

    Liebe Grüsse von Buchenberg

  • Hallo Mirabelle1987


    willkommen in dieser Gemeinschaft der Demenz-Angehörigen. Hier geht es vielen ganz ähnlich wie Dir.

    Du hast da eine Situation mit mehreren, unterschiedlichen Baustellen und es ist ganz klar, dass Du Hilfe brauchst.

    In Bezug auf die Stürze Deines Vaters schließe ich mich Buchenberg an - das ist ein Fall für den Rettungswagen, bzw. die 112. Allein schon, um den Vater durchzuchecken, ob er sich eventuell was gebrochen hat, das merkt man manchmal gar nicht gleich. Sollte er ins Krankenhaus kommen, kann man da auch gleich alles Mögliche (auch im Hinblick auf Demenz, psychischer Zustand etc. ) untersuchen.


    Die Demenz Deines Vaters ist diagnostiziert und er hat einen Pflegegrad, soweit so gut. Gibt es einen Hausarzt, der ihn betreut und mit dem Du Dich in Verbindung setzen könntest? Als besorgte Angehörige könntest Du dem Hausarzt die Situation schildern, eventuell könnte unter einem Vorwand (Krankenversicherung schreibt es vor o.ä. ...) ein Hausbesuch arrangiert werden.

    Aufgrund Deiner Schilderung könnte u.U. eine Höherstufung im Pflegegrad anliegen ...

    Hast Du Vollmachten? Falls nicht, kann ich nur wärmstens empfehlen, jetzt welche zu machen, dann bist Du auf jeden Fall handlungs- und entscheidungsfähig.

    Ich denke, der sozial-psychiatrische Dienst Deiner Stadt/Gemeinde könnte für Dich eine gute Anlaufstelle sein, nicht nur wegen Deines Vaters, sondern auch wegen des Bruders. Dass Dein Bruder Deinen Vater bedroht, geht so gar nicht und wenn Du die Polizei rufen musstest, wäre es vielleicht angebracht, dass Dein Bruder wieder in eine Klinik kommt, damit die beiden zumindest mal räumlich getrennt sind. Ist Dein Bruder mit Medikamenten eingestellt und nimmt er sie auch?

    Wenn Dir das alles über den Kopf wächst, kannst du auch Kontakt mit dem Amtsgericht wegen einer Betreuung aufnehmen. Du kannst Dich beraten lassen und besprechen, wie die Betreuung am besten aussehen soll und sinnvoll ist. Wenn Du ein schwieriges Verhältnis zu Deinen Eltern hast, ist das vielleicht eine Möglichkeit die Verantwortung abzugeben.


    Du hast Dir diese Situation nicht ausgesucht und es ist vollkommen in Ordnung, dass Du dich überfordert fühlst. Dein Vater ist vermutlich aufgrund der Demenz nicht mehr in der Lage, vernünftige Entscheidungen zu treffen und auch Deine Mutter scheint überfordert zu sein, bzw. kann sich gegen den Vater nicht durchsetzen. Leider ist es oft so, daß man als Angehöriger keine andere Wahl hat, als - wie man bei uns sagt - den Karren an die Wand fahren zu lassen, aber das System (Krankenhaus, Psychiatrie, Pflege und sozialer Dienst) greift dann eigentlich ganz gut.


    Also, ich möchte dir gerne Mut machen - mach' jeden Tag einen kleinen Schritt (ein Gesprächstermin, ein Telefonat, eine Entscheidung) und es wird vorangehen. Alles Gute, liebe Grüße, SunnyBee

  • Ein paar Gedanken von mir:

    - Wenn dein Vater gestürzt ist, ist das IMMER ein Notfall für 112.

    Die Notrufzentrale fragt dann, ob er blutet und wo er Schmerzen hat, dann entscheiden die wen und wie schnell sie jemanden schicken.


    Du hast Dir diese Situation nicht ausgesucht und es ist vollkommen in Ordnung, dass Du dich überfordert fühlst. Dein Vater ist vermutlich aufgrund der Demenz nicht mehr in der Lage, vernünftige Entscheidungen zu treffen und auch Deine Mutter scheint überfordert zu sein, bzw. kann sich gegen den Vater nicht durchsetzen. Leider ist es oft so, daß man als Angehöriger keine andere Wahl hat, als - wie man bei uns sagt - den Karren an die Wand fahren zu lassen, aber das System (Krankenhaus, Psychiatrie, Pflege und sozialer Dienst) greift dann eigentlich ganz gut.

    Letztlich kann ich mich nur noch den Worten meiner Vorschreiber*innen anschließen und Dich ermutigen, wirklich den Rettungsdienst zu rufen, wenn Dein Vater gestürzt ist.

    Ansonsten, falls Du noch keine eigene Therapie hast, wäre es allem Anschein nach durchaus sinnvoll, wenn Du das für Dich in Angriff nehmen würdest. Eine fachliche Begleitung in all diesen Nöten dürfte absolut hilfreich sein.

    Auf jeden Fall gut, dass Du ins Forum gefunden hast, allein das Schreiben kann auch schon erleichtern.

  • Hallo Sunnybee,

    Kleine Schritte - ja! Aber der Wohn- und Aufenthaltsort des Bruders kann Mirabel nicht bestimmen. Gegenüber dem Bruder kann sie nur auf aktuelle Vorfälle reagieren. Bei Vater und Mutter wären praktische Verbesserungen gut.

  • Liebe Mirabelle!

    Du beschreibst da meine Familie! Die Diagnosen sind ähnlich (Schizophrenie) und untereinander etwas anders aufgeteilt, aber sogar die Situation mit dem Umfallen und nicht hochkommen wegen zugeräumtem Zimmer hatten wir schon. Auch die kaufsucht ist dabei.


    Also echt schwierig-

    Ich kann nur sagen ich kenne deine Lage ziemlich gut- hab irgendwie auch die Rolle der Harmonisierenden , teilweise Retterin eingenommen so wie du -wie es scheint..??


    In meiner Familie wollte erst auch keiner Hilfe annehmen. Aber nach dem Tod meines Vaters konnten wir zumindest erstmal eine Heimhilfe organisieren, da haben wir die anderen -so wie buchenberg geraten hat- nicht mehr gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.

    Dann kam Schwester wiedermal in die Psychiatrie. Bei Entlassung wollten wir mobilen Dienst installieren- Schwester „brauchte“ das natürlich nicht.

    Wir haben es dann so gelöst, dass über gleichen mobilen sozialpsychiatrischen Dienst eine Seniorenbetreuerin für meine Mutter kam aber mit dem Hintergrund dass meine Geschwister es gewöhnt werden dass jemand zu ihnen nach Hause kommt und sie wenn geht einfach bisschen einbezieht.

    (Damals schon leicht demente Mutter hatte es noch gar nicht unbedingt nötig, war für sie aber trotzdem super da sie regelmäßig aus diesem Sumpf daheim rauskam)


    Auch mein Bruder kriegt mittlerweile Besuch vom Sozialpsychiatrischen Dienst.

    Der war wie dein Vater umgefallen in seinem Zimmer- ich bin mehr od weniger zufällig gekommen als Mutter u Schwester hilflos rätselten was sie tun sollten. Mein Bruder wollte nicht dass ich die Rettung rufe - weil gerade in irgendeinem Wahn. Dann rief gesunde Schwester den Hausarzt- der kam und rief dann die Rettung.

    Also - ich war auch so gefangen in diesem

    System, dass ich auf Bruder gehört habe! Der wäre jetzt vlt nimmer, wenn nicht meine (gesunde) Schwester richtig gehandelt hätte.

    Also wir brauchen Abstand und dürfen uns nicht so gefangen nehmen lassen!


    Seit einem Monat ist meine Mutter jetzt im Pflegeheim, weil Ihre Demenz und die Symptomatiken meiner Geschwister nicht mehr tragbar waren und jetzt sind zumindest mein Bruder extern etwas betreut und meine Mutter im Heim. Und das entlastet schon sehr.


    Lange Rede kurzer Sinn: es war bei uns hilfreich so nach und nach immer mehr Hilfe von außen zu installieren- also kleinweise.

    So ein Familiensystem macht einen wirklich fertig! Versuch Abstand zu gewinnen! Und so gut es geht professionelle Hilfe zu holen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mirabelle1987,


    die ganze, von Ihnen geschilderte Situation birgt viele Problematiken und auch Risiken. Ohne Unterstützung (gut, dass Sie sich ans Forum hier gewandt haben - willkommen), wird das nicht gelingen.
    In Ihrer Kommune (Landkreis) gibt es einen Sozialpsychiatrischen Dienst, dessen Beratung Sie in Anspruch nehmen könnten und der ggfs. auch einen Hausbesuch machen kann, falls ihm das erforderlich erscheint. Denn hier spielen deutlich mehr Dinge mit in die Situation, als "nur" eine Demenz. In meinen Augen haben Sie keine Möglichkeit, all dies allein zum Besseren zu wenden noch sollten Sie die Last allein tragen.
    Weiter ist mir nicht klar, wie die rechtlichen Konstellation innerhalb des Geschehen sind - wer hat Vollmachten / Betreuungsverfügungen etc. inne? Ist da etwas geregelt, verschriftlicht?

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Vielen Dank für das Verständnis, die vielen Tipps und aufmunternden Worte!

    Zumindest kann ich sagen, dass mein Vater nun doch ins Krankenhaus gekommen ist heute morgen. Ich habe es vorhin erst erfahren, weil ich heute wegen Arztterminen unterwegs war. Nachdem mein Vater heute Nacht wieder gestürzt ist, hatte meine Mutter keine andere Wahl mehr. Wie es nun weitergeht, was genau mit ihm ist etc. weiß ich nicht bzw. wussten die Ärzte heute auch nicht zu sagen, aber meine Mutter hat selbst schon gesagt, dass sie vielleicht ja auch empfehlen werden, ihn in ein Pflegeheim zu geben.

    Meine Mutter ist derzeit als seine Betreuerin eingetragen, wie es mit Vollmachten aussieht, weiß ich nicht. Das muss ich alles noch klären, irgendwie kam diese Zuspitzung jetzt so plötzlich und man hätte schon viel früher alles besser organisieren und vor allem die Wohnung betreuungstauglicher machen müssen. Ich muss sagen, dass der Zustand der Wohnung durch die beengten Verhältnisse aufgrund der Kaufsucht meiner Mutter schon an sich menschenunwürdig ist, aber für einen Demenzkranken noch doppelt so unzumutbar.

    Was meinen Bruder angeht, ist es leider so, dass er seine Medikamente nicht mehr nimmt und das auch immer so war, dass er sie wenn dann immer nur kurze Zeit genommen und dann wieder abgesetzt hat. Er war nach seinem ersten heftigen Ausraster (Bedrohung meiner Eltern mit einem Messer) in zweijähriger amtlicher Betreuung, nach dem zweiten Mal (verbale Bedrohung und körperliches Bedrängen gegen meinen Vater), war er einige Wochen in der Psychiatrie und das war es dann wieder gewesen. Ich habe schon ziemlich große Angst wie es weitergeht, auch wenn jetzt möglicherweise meine Mutter alleine mit ihm in der Wohnung bleibt. Mich treiben diese Dinge Tag für Tag um, aber meine Mutter wehrt immer alles ab bzw. sieht da keinen Bedarf /Möglichkeit etwas zu ändern. Momentan ist er ja friedlich, aber wer weiß wie lange, es fühlt sich für mich alles immer ständig bedrohlich an und wer weiß wie es jetzt auch mit meinem Vater weitergeht. Ich habe für alle auch Verständnis und Mitgefühl, weil jeder für sich Schlimmes erlebt hat, aber natürlich macht es das auch nicht besser.

    Aufgrund meiner Depressionen und Ängste bin ich schon seit Jahren in Therapie, habe auch stationäre Aufenthalte gehabt, seit letztem Jahr bin ich in ambulanter Betreuung, wo ich mich eigentlich sehr gut unterstützt und verstanden fühle, aber leider geht es mir dennoch gefühlt nur immer schlechter und ich bin mit 35 Jahren nun seit Mai 2020 arbeitsunfähig und sehe keine Perspektive mehr für mich, weil ich unfassbar erschöpft bin und alleine meine privaten Themen mich so viel Kraft kosten, dass an einen Arbeitsalltag überhaupt nicht mehr zu denken ist. Ich empfinde auch große Sinnlosigkeit und den Verfall meines Vaters mitanzusehen, bestätigt nur mein negatives Weltbild und die totale Sinnlosigkeit die ich angesichts dieses Grauens dann empfinde. Aber das gehört ja hier eigentlich gar nicht hin, aber es stimmt, ich bin froh, das hier mal alles ausschreiben zu können.

    Vielen Dank für den Zuspruch nochmal.

  • Hallo Mirabelle,

    Du fühlst dich mit der Situation verständlicherweise komplett überfordert und brauchst deine Kraft letztendlich für dich und dein eigenes Leben.

    Auch wenn du Mitgefühl empfindest: deine Eltern und dein Bruder haben nicht die Hilfe zugelassen, die notwendig gewesen wäre, das kannst und musst du nicht gerade biegen!! (Sagt eine, die es auch jahrelang vergeblich versucht hat..)

    Wenn dein Vater nun im Krankenhaus ist, wird hoffentlich etwas an Hilfe von außen etabliert. Du kannst in diesem Sumpf nicht gesund werden und ich fände es sehr verständlich, wenn du dich mehr zurückziehst und bestenfalls den sozialpsychiatrischen Dienst mit einbeziehst und versuchst herauszufinden, wer wo wie unterstützen könnte.

    Es ist schwer aus einem solchen System herauszukommen, aber es ist dein Recht!! Du hast es nicht zu verantworten, sondern dir steht auch ein schönes Leben zu!!

    Herzliche Grüße

  • Hi Mirabelle,


    auch ich kann mich meinen Vorrednern erstmal nur anschließen: Bei Stürzen notfalls einmal zu viel anrufen. Falls es weniger dramatisch aussieht, kann man dies auch unter der bekannten Telefonnummer so schildern. Als meine Oma dies damals tat, nachdem mein Opa erst leicht gestürzt und dann auf der Kellertreppe sowie schließlich der Bettkante einschlief, kam dann der Rettungsdienst vergleichsweise entspannt und nicht mit Blaulicht und der ganzen Aufmerksamkeit.


    Nun zu der Kaufsucht deiner Mutter, welche ich von meiner mittlerweile verstorbenen Oma nur zu gut kenne. Neben der Kaufsucht kam hier auch noch ein Sammelwahnsinn hinzu, welcher eigentlich zeitlebens gut versteckt werden konnte - wenngleich wir trotzdem wussten, dass uns da einiges erwartet. Da kein Müll und Dreck im Spiel war, haben wir das alles schlicht mitgemacht.


    Irgendwann waren beide aber nicht mehr wirklich in der Lage die Fassade aufrecht zu erhalten. Infolgedessen wurde das immer mehr verwahrlosende Schlafzimmer abgeschlossen oder es durfte schlicht niemand hinein.


    Als mein Opa dann letzten Sommer erstmalig im Schlafzimmer stürzte (bis auf eine wirklich böse aussehende aber glücklicherweise halb so schlimme Platzwunde am Ellbogen nicht viel passiert), rief er nicht den Notruf, sondern mich. Ob ich kommen und ihm aufhelfen könnte, fragte er. Klar!


    Angekommen, lag er dann neben dem Bett und nach kurzem Gucken rief ich sofort den Notruf. Gerade aufgelegt, sagte er zu mir: "So wie es hier aussieht, kann doch hier kein Sanitäter rein."


    Da machte es Klick und in den nächsten 10-15 Minuten schnappte ich mir alles was dort so rumflog und schmiss es einfach ins Wohnzimmer. In der Nacht habe ich dann begonnen rigoros auszusortieren. Nicht gerade zur Freude meiner Oma, allerdings hatte sie so viel Zeug, dass sie gar nicht mehr beurteilen konnte, was nun fehlt. Blöd war es, wenn dann unter den aussortierten Sachen wirklich etwas war, was sie öfters nutzte. Aber dort bin ich dann hart geblieben.


    Was ich ihr jedoch angeboten und auch umgesetzt habe, waren kleinere Ordnungslösungen. Also schlicht eine Wandkleiderstange mit aufhängbaren Boxen, ein Servierwagen, ein Aufstelller für Dokumente/Messgeräte, ein Tablett,...


    Wohl gefühlt habe ich mich dabei nie, aber ich wusste immer, dass es für alle das beste ist.


    Nun ist jede Situation individuell und ich weiß nicht, wie stark dich deine Depression beeinträchtigt, aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen, nutze jede Chance um etwas zu entsorgen. Es muss ja nicht gleich ein ganzer Karton sein, jede kleine Tüte zählt.


    Kauft deine Mutter denn noch weiter ein, oder ist die Kaufsucht eher etwas aus der Vergangenheit. Meine oma hätte weiter gekauft, wenn sie gekonnt hätte, aber das ging eben irgendwann nicht mehr...


    LG

  • Liebe Mirabelle!

    Zuallererst entschuldige- ich hab das Gefühl dass es unpassend war Vergleiche anzustellen bezügl Familie. Jeder Mensch ist schließlich anders, jede Geschichte auch.

    Trotzdem gibt es da einige Parallelen.


    Und ich wünsche dir von Herzen dass du dich auf dein Leben konzentrieren kannst und du wieder wertvolle, schöne, sinnvolle Momente in deinem Leben integrieren kannst!

    jetzt wo dein Vater im Krankenhaus ist, kommt vielleicht ein Stein ins Rollen und es kann Hilfe organisiert werden. Du bist keinesfalls verantwortlich für deine Familie, daher setze die Grenze und sag dass hier Hilfe benötigt wird bei der Einschätzung der Situation und aller weiteren Schritte bzgl deines Vaters.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mirabelle, auch ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie auf sich aufpassen und und dieser Krise nur so viel Verantwortung übernehmen, wie Sie es verkraften können.


    Zum Glück haben Sie Ihre ambulante Betreuung, die Ihnen in der Krise beistehen kann.

    Dazu gehört auch, dass Sie vielleicht gemeinsam den Sozialpsychiatrischen Dienst hinzuziehen.

    Zum Glück ist Ihr Vater nun im Krankenhaus und ich hoffe sehr, dass der Sozialdienst vor der Entlassung die schwierigen Verhältnisse kennt.

    Sie haben sich gekümmert und jetzt sind Sie dran, die richtige Hilfe in der Krise zu bekommen!
    Ihnen viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

  • Vielen lieben Dank für die weiteren Antworten und das Verständnis!
    An Illuu: völlig ok, ich fand das nicht unpassend von dir. Danke, dass du mir von deiner Situation erzählst hast und du hast Recht mit den Parallelen, auch wenn es natürlich immer Unterschiede gibt. Schön, dass für dich nun mehr Entlastung und Ruhe eingekehrt ist.

    Zu meiner Situation wollte ich kurz rückmelden, dass mein Vater nur wenige Tage später wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Seine Entzündungswerte waren erhöht, was an einer Pilzinfektion im Intimbereich gelegen hat und an Flüssigkeitsmangel. Als die Werte wieder sanken wurde er wieder entlassen ohne aber wieder laufen zu können. Eine Krankenschwester hätte dazu nur gesagt, sie seien nicht dafür zuständig, dass er geht /gehen kann. Leider war der Entlassungsbrief des Krankenhauses auch sehr fehlerhaft, es stand darin, dass mein Vater im Pflegeheim untergebracht sei, obwohl meine Mutter zwei Mal vom Krankenhaus angerufen wurde und erklärt hat, dass er zuhause lebt und sie sich um ihn kümmert. Außerdem stand darin, dass er einen sicheren Stand und einen sicheren Gang habe, was völliger Unsinn ist. Ich habe wirklich keine Idee, wie solche Fehler passieren können.

    Na ja, jedenfalls ging es dann zuhause wieder genauso weiter, meine Mutter war in Kontakt mit seinem Hausarzt, der nur meinte, es bleibe wohl nur das Pflegeheim, da ein Pflegdienst ja auch nur sporadisch käme und das nicht ausreiche. Mein Vater kann /konnte quasi kaum eine Minute mehr allein gelassen werden und versuchte weiterhin selbstständig aufzustehen und zu gehen. Dies ist dann spätnachts wieder passiert und er ist wieder gestürzt und meine Mutter hat diesmal direkt den Notarzt gerufen (auch weil mein Bruder sich verweigert hat aufzustehen und zu helfen, weil er schlafen wollte) und er ist nun wieder im Krankenhaus. Diesmal soll er länger bleiben laut Arztaussage, allerdings wurde meine Mutter zunächst vom Krankenhaus angerufen und gefragt, weshalb sie wieder den Notarzt gerufen hätte, in einer Art vorwurfsvollen Ton. Was hätte sie denn sonst tun sollen? Ist dieser Vorwurf gerechtfertigt? Er war nicht nur gestürzt, sondern hatte sich auch einuriniert und war eingenässt trotz Windel. Und meine Mutter hat keine Chance ihn alleine hochzuheben.
    Meine Mutter hofft, dass mein Vater wieder zu Kräften kommt und wieder gehen wird können, aber der Arzt hat ihr schon gesagt, dass das unwahrscheinlich ist und dass die plötzliche abrupte Verschlechterung bzw. das plötzliche Nichtmehrgehenkönnen einfach ein Demenzschub sein kann. Auch wenn das Verhältnis zwischen meiner Mutter und meinem Vater sehr schwierig ist, er sie früher geschlagen hat und sie sich oft ankeifen, sind sie doch gegenseitig sehr wichtig und meine Mutter sagte gestern fast unter Tränen, dass er ihr fehlt und sie ohne ihn alleine ist.

    Ich habe mich leider noch nirgends gemeldet, weil ich nicht die Kraft dazu hatte.:( Ich spreche nur mit meiner ambulanten Betreuerin über die Situation und sie möchte auch zusammen mit mir einen Termin bei einer entsprechenden Stelle mache, damit ich mich informiere.
    Ich hätte noch die Frage, was denn in so einem Fall passiert, in dem ein Demenzkranker von einem Tag auf den anderen nicht mehr gehen kann und zuhause nicht mehr ausreichend betreut werden kann? Gibt es für solche Menschen dann Notfallplätze im Pflegeheim? Oder wie ist da die Vorgehensweise bzw. gibt es für solche Fälle überhaupt einen Notfallplan?

    Zu meiner Mutter wollte ich noch sagen, dass sie weiterhin kaufsüchtig ist, wenn auch vielleicht nicht mehr so ausgeprägt wie vor Jahren, aber alles was hinzukommt, ist ja zu viel und völlig unnötig und unnütz. Ich habe für mich zuletzt die Chance genutzt, als sie bei meinem Vater im Krankenhaus war und Fotos vom Schlafzimmer gemacht und es ist wirklich eine absolute Katastrophe, es stapelt sich wirklich bis zur Decke hin mit hauptsächlich Kleiderbergen, ich sehe da überhaupt keine Chance dem alleine irgendwie beizukommen. Es sind quasi hauptsächlich neue Sachen und meine Mutter ist da komplett abwehrend, wahrscheinlich ist die Lage für sie noch nicht schlimm genug, als dass sie bereit wäre daran irgendwas zu ändern. Das Einzige was ich in ihrer Abwesenheit geschafft habe, war zuletzt ein wenig die Küche aufzuräumen, denn dort gibt es quasi ein Dauerproblem mit Mottenbefall aufgrund von abgelaufenen Lebensmittelvorräten (Fertigsoßenpulver etc., Unmengen an Tees), auch hier sehr große Mengen, die sie angehäuft hat, da habe ich sehr eklige Funde gemacht (ich habe einen Tee gefunden, der 1998 abgelaufen ist) und zwei Gänge gemacht um alles Aussortierte zu entsorgen. Aber auch das war im Grunde nur ein Tropfen auf den heißen Stein und nach und nach wird es wieder so sein wie vorher. Mich wühlt das dann auch sehr auf und ich habe mich während des Aufräumens innerlich sehr getrieben und sehr angespannt gefühlt, das verfolgt mich dann auch weiterhin, weil ich weiß, dass ich ohnehin nichts grundlegendes damit ändere. Ich muss einfach lernen, mich auch (emotional) abgrenzen zu können, so gut es eben geht.:/


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mirabelle, es freut mich, dass Sie einen Weg gefunden und sich stabilisiert haben. Vermutlich wird Ihr Vater nach der Klinik in eine Kurzzeitpflege kommen, das sind meist freie Plätze in Pflegeheimen. Vielleicht fragen Sie in der Klinik, ob ein Sozialdienst für ihn zuständig ist. Sei können auch mit Ihrer Betreuerin zusammen nach Heimen in der Umgebung schauen, sodass Ihre Mutter zu ihm kann, so oft es geht.

    Ihnen gute Gesundheit und viel innere Kraft, Ihr Martin Hamborg

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