Alles wird geklaut

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  • Da Sie mir mit den Medikamenten so gut geholfen haben, wende ich mich nochmal mit einem Problem an Sie. Meine Mutter ist seit August 14 im Pflegeheim. Anfangs hatte sie Taschengeld zu ihrer Verfügung. Aber das Geld war dann ziemlich schnell weg, also 30€. Wir wissen nicht wo das Geld hingekommen ist. Für meine Mutter war sofort klar, es wurde gestohlen. Sie kam in einen sehr panischen Zustand, hatte und hat ständig Angst dass sie beklaut wird. Angefangen vom Geld, über Schuhe, Nachthemden Duschgel, Schmuck usw. Ich wurde gebeten meiner Mutter kein Geld zu geben und auch den Schmuck mitzunehmen. Ich habe ihr 5€ in der Geldbörse gelassen, auch ein bißchen Schmuck bei ihr gelassen. Es ist seit Oktober auch nichts weggekommen. Aber sie lebt ständig in der Angst bestohlen zu werden. Besonders das Geld ist ihr zentrales Thema. Wie kann ich sie beruhigen, ihr die Angst nehmen? Danke für Ihre Hilfe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kibris,


    diese "Verarmungsangst" bzw. die Angst, dass jemand Geld / Wertsachen stehlen könnte, ist bei Menschen mit Demenz gar nicht so selten.


    Zum einen spielt für Ihre Frau Mutter sicherlich die neue, fremde Umgebung (Vertrauen) + das von Ihnen geschilderte Ereignis eine Rolle.
    Andererseits kommt die Problematik auch oft dadurch zu stande, dass Menschen mit Demenz Dinge irgendwo ablegen und sich dann an den Ort nicht mehr erinnern können.
    Wenn jemand die vergangenen 20 Jahre seinen Schlüssel immer auf den Nachttisch abends gelegt hat, morgens aufwacht und der Schlüssel liegt nicht genau dort - dann muss er gestohlen worden sein. Durch das mangelnde oder völlig fehlende Krankenheitsbewusstsein hat eine Person mit Demenz nicht mehr die Möglichkeit sich daran zu erinnern, den Schlüssel ganz woanders hingelegt zu haben. Haben dann auch noch Dritte Zugang (aber auch wenn nicht), muss (!) der Schlüssel von jemandem weggenommen worden sein....


    Diese "Idee" bzw. Erklärung kann sich derart verselbständigen, dass man von wahnhaftem Verhalten spricht.
    Aus einem Vortrag von Dr. Marx können Sie vielleicht wertvolle Hinweise zum Umgang entnehmen:
    http://www.alzheimer-bw.de/fil…20Stand%20101103%20lw.pdf


    Beim Thema Schmuck (und auch bei Papieren und Schlüsseln (alles außer Geld) etc.) rate ich dazu, Dinge nicht zur Sicherheit ersatzlos wegzunehmen. Auch nicht mit dem Hinweis, dass diese zentral aufbewahrt werden oder im Tresor sind (außer, dies beruhigt tatsächlich). Vielmehr sollte, gerade bei Schmuck, dieser ausgetauscht werden durch Imitate (bei einem Ring ist das z.B. für wenig Geld sehr einfach); ebenso Halsketten etc. - besser ersetzen (Modeschmuck), als ersatzlos irgendwie verwahren. Auch einen Schlüsselbund kann man durch einen anderen ersetzen (achten Sie darauf, möglichst "dicke" Schlüssel zu verwenden, die nicht tatsächlich in die Türschlösser passen). Wir Menschen haben so unsere Gewohnheiten.
    Wenn ich morgens das Haus verlasse, greife ich immer an meine rechte Hosentasche. Da muss ein Schlüsselbund drin sein. Ich schaue nicht nach, ob es wirklich meine Schlüssel sind. Der Bund muss nur spürbar sein - ansonsten werde ich hektisch mit der Suche beginnen..... .
    In Krankenhäusern und in Pflegeheimen habe ich oft erlebt, wieviel Unruhe, wieviel suchende Verzweiflung dadurch ausgelöst wurde, dass Menschen mit Demenz ersatzlos all diese Dinge einfach "weggenommen" werden.


    Hoffe, das hilft Ihnen erst einmal ein wenig weiter.


    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

  • Danke für Ihre Antwort. Es stimmt mit meiner Erfahrung überein was sie sagen. Eine Erklärung warum Dinge verschwinden funktioniert nicht. Meine Mutter hat ausser 5€ sonst kein Geld in ihrem Zimmer. Den Schmuck hat sie, ist nicht so wertvoll und ich dachte mir schon auch, dass es nicht gut ist ihr alles zu nehmen. Der Schmuck ist halt immer wieder verlegt und dann wurde er natürlich geklaut. Bis jetzt haben wir ihn immer wieder gefunden. Ich tu mir immer schwer damit wie ich damit umgehen soll, bzw. was ich in solchen Situationen zu meiner Mutter sagen soll.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kibris,


    noch ein Tipp aus der Praxis. Wenn Ihre Frau Mutter etwas sucht, und Sie suchen vielleicht mit - lassen Sie Ihre Frau Mutter selbst finden. Das sollten Sie möglichst auch den Mitarbeitern der Einrichtung als Tipp geben.
    Nicht selten ist der "fremde" Finder sonst auch wiederum schnell die beschuldigte Person (wer es hat, hat es weggenommen). Wenn Sie also den gesuchten Gegenstand entdecken, versuchen Sie Ihre Frau Mutter dort hinzulenken oder legen sie ihn so, dass sie ihn von selbst leicht findet.


    Es grüßt Sie


    J. Gust

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