... weil wir hier schon mal bei einer Grundsatzdiskussion sind, verspüre ich auch das Bedürfnis, mich äußern zu dürfen.
Wegen des Löschens von Passagen: Ja, es macht das Lesen mühsam. Hier weiß ich beispielsweise nicht, wie sich die Diskussion entwickelt hat, weil ich ein paar Tage nicht ins Forum geschaut habe. Und es fehlt bei einigen Beiträgen dann der rote Faden und sie sind unnutzbar. Da ja nur eigene Antworten, aber nicht ganze Threads gelöscht werden können, bleiben nur Fragmente übrig, die unverständlich sind.
Aber, und dazu stehe ich offen und ehrlich, auch ich habe schon einige meiner früheren Beiträge gelöscht. Aus dem Grund, dass mit dem zeitlichen Abstand ich der Meinung war, dass ich da einige zu private Dinge preisgegeben habe, bzw. ich in meiner "heutigen Version" (also älter, vielleicht ein bisschen erfahrener) das heute so nicht mehr schreiben oder verfassen würde. Und ich finde es gut, dass dieses Recht jedem hier zusteht.
Meine Vorstellung von einem hilfreichen Forum ist, dass man sich austauschen kann und auf Gleichgesinnte trifft. Und da ist es völlig natürlich, dass man in so einer Umgebung auf eher emotionale, gefühlsbetonte Menschen trifft, und dann eher auf rationale, vorwiegend auf Sachebene argumentierende bzw. lösungsorientierte. Oder eben eine Mischkulanz davon.
Ich denke, dass Beiträge, in denen man sich einfach mal seinen Frust von der Seele schreibt genau so ihre Daseinsberechtigung haben, wie rationale Lösungssuchen.
Was für mich, egal welche Beiträge es betrifft, NICHT okay ist, ist, wenn hier ge- und bewertet , belehrt und das Bedürfnis für Rechtfertigung geweckt, kurz, "geschmulmeistert" wird. Dann ist nämlich der sämtliche positive Effekt dieses Forums dahin.
Wenn ich, sobald ich einen Post hier reinstelle, Angst haben muss vor der Reaktion anderer, weil ich mich möglicherweise rechtfertigen muss (oder harsche Reaktionen dieses Bedürfnis wecken), wenn ich ein ungutes Gefühl habe, dass alle meine Aussagen wiederholt zerpflückt, bewertet, und kritisiert werden, dann ist es für mich sinnlos.
Nicht falsch verstehen: Kritik ist ein sehr nützliches Werkzeug und, in richtigen Dosen und dem richtigen Ton (auch wenn wir hier schriftlich kommunizieren)
oft genau das, was man braucht und einen weiterbringt. Aber auf das WIE und die Dosis kommt es an.
Ich denke, wir alle können ein wenig zwischen den Zeilen lesen, geht es dem Verfasser eines Post jetzt darum, sich seinen Frust und Kummer von der Seele zu schreiben, einfach jemanden zu finden, der einem Solidarität und das Gefühl des Verstandenwerdens vermittelt, oder werden hier tatsächlich rationale Lösungen gesucht? Oder eben eine Mischkulanz? Jeder tickt anders, jeder bezweckt etwas anderes und alle Formen davon sind okay.
Man muss nicht auf jeden Post zwingend antworten, bzw. wenn man es tut, und man merkt, dass die Chemie mit der Person auf der anderen Seite nicht stimmt, bzw. das eben die Antwort nicht das ist, was der anderen Person mit ihren Bedürfnissen gerade hilft, dann kann man das so hinnehmen und sich nicht mehr am Thread beteiligen.
Auch ich lese hier manchmal Posts und Antworten, die für mich absolut unverständlich sind, weil ich, aus meiner höchstpersönlichen Lage und Situation heraus, mit darin getätigten Aussagen überhaupt nicht konform gehe. Ich finde es aus durchaus okay, wenn darauf Kritik angebracht wird. Definitiv übertrieben und überzogen finde ich aber, wenn ich merke, dass die Kritik nicht ankommt, weil das Gegenüber anders
tickt/kommuniziert/einfach damit nichts anfangen kann und einfach stur weiter die Linie gefahren, abgekanzelt, "doziert" und bewertet wird, bzw. Beiträge verfasst werden, in denen dann andere, an dem Thread gar nicht aktiv beteiligte Forumsteilnehmer als Negativbeispiel herangezogen oder deren Situation bzw. Vorgangsweise in der (trotz aller Anonymität) privaten häuslichen Situation dort bewertet werden.
Und dabei spielt es absolut keine Rolle, ob die Verfasser und Beiträge vermeintlich "sachlich" oder "emotional" sind - es tut weh und überschreitet Grenzen.
Innerhalb gar nicht so langer Zeit erlebe ich nun schon zum zweiten Mal hier mit, wie Forumsteilnehmer ankündigen aus dem Forum ausscheiden zu wollen, weil Meinungsverschiedenheiten so derart entgleisen, bzw. andere Mitglieder als so dominant empfunden werden, dass sich die Betroffenen persönlich angegriffen fühlen, bzw. Angst haben, weitere Beiträge zu schreiben, weil sie bewertet werden.
Das stimmt mich sehr nachdenklich und auch traurig - weil das den ursprünglichen Sinn und den kollegialen Charakter des Forums herabwürdigt.
Ich frage mich, was genau den Punkt definiert, an dem höfliche und hilfreiche Kritik aufhört und das Aufdrängen des eigenen Standpunkts anfängt. Denn diesen Punkt zu finden und ihn nicht zu überschreiten scheint scheinbar die benötigte Kunst hier zu sein.
Ich wünsche euch allen einen schönen Advent und dass ihr Weihnachten - wie auch immer es bei euch abläuft - so verbringen könnt, dass ihr schöne Momente und Lichtblicke habt.