Hallo Andydreas,
Ihren Zeilen entnehme ich, dass es Ihrer Mutter nun deutlich schlechter geht. Kennen Sie den Grund, warum sie Essen u Trinken verweigert? Will sie nicht mehr oder hat sie Probleme mit dem Schlucken, so war es bei meiner Mutter? Oder Schmerzen wegen Zahnproblemen? Manchmal lässt sich der Grund auch gar nicht finden. Ich glaube, Sie haben schon einmal darüber geschrieben. Die Pflege ist immer, auch wenn sie in einem Pflegeheim gemacht wird, eine Gratwanderung zwischen dem freien Willen des Betreuten und der Fürsorge, die man ihm angedeihen lässt oder lassen will. Ich glaube nicht, dass das, was Sie tun oder nicht tun, als unterlassene Hilfeleistung vor dem Gesetz gilt. Im Fall eines Unfalls, Sturz usw. würden Sie ja Hilfe holen für Ihre Mutter. Dieser schleichende Prozess ist etwas anderes. Sie müssten irgendwann, vielleicht jetzt schon, auf eine Magensonde / Infusionen zurückgreifen. Hat Ihre Mutter das für sich gewollt? Um jeden Preis leben wollen? Gibt es eine entsprechende Verfügung oder kennen Sie ihren Willen so gut, dass sie das ausschließen dürfen? Wenn Sie also sicher sind, dass Ihre Mutter das nicht wollte, dann machen Sie doch alles richtig, Sie lassen Ihrer Mutter den letzten Rest Sebstbestimmung. Für Sie selbst ist das bestimmt sehr schwer auszuhalten und Sie haben mein volles Mitgefühl. Dieses hilflose Zusehen und der Tod auf Raten. Und immer wieder krass, wie Unbeteiligte Ängste schüren und Sie als Pflegenden zweifeln lassen. Fällt für mich unter die Rubrik "gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht". Und jeder Arzt - egal, ob er einen Hausbesuch macht oder nicht - kennt die Problematik bei Dementen. Achten Sie aber auf sich und geben Sie sich selbst die Absolution zu Ihrem Handeln. Ich sehe nichts Verwerfliches daran und weiß auch nicht, wie Sie es verbessern könnten. Alles Gute für Sie und für Ihre Mutter!
Beiträge von Jutta60
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Hallo liebe Barbara,
das war ein beklemmender Beitrag, den Sie geschrieben haben. Leider kann ich Ihnen auch nicht wirklich etwas raten, was Sie nicht schon gehört haben. Aber ich kann Ihnen erzählen, wie mein Vater starb, nicht an Demenz sondern an einem Tumorleiden. Er war klar im Kopf. Als er sich entschieden hatte, alle Behandlungen abzubrechen da habe ich ihn gefragt, ob er keine Angst vor dem Tod hätte. Er sagte: ich habe keine Angst und damit es schneller geht sagst du jetzt Bescheid, dass sie mir die Todesspritze geben sollen.
Auch meine Eltern haben die Nazizeit erlebt und wie man dort aussortiert hat. Das Denken ist ganz ganz tief in manchen Menschen drinnen. Bitte nehmen Sie sich so etwas nicht zu sehr zu Herzen und bleiben Sie gesund! -
Liebe Rosina,
was Sie schreiben, das kommt mir bekannt vor. Das habe ich auch alles erlebt und wahrscheinlich die anderen, die sich um Demente kümmern, auch. Ich wage nicht mir vorzustellen, wie sich das mit 2 multipliziert anfühlt. Sie wissen selbst, dass Sie so nicht mehr weitermachen können, dass Ihre Geduld, Mühe, Pflichtgefühl usw. längst aufgebraucht sind. Das mit dem Heimplatz ist völlig richtig und Sie brauchen das Ihren Eltern auch nicht vorher anzukündigen. Bitte nehmen Sie sich etwas zurück. Wenn der Topf auf dem Herd anbrennt und schmort, dann gefährden Ihre Eltern sich und andere. Damit haben Sie sogar die Pflicht, etwas zu tun. Wenn Sie nicht mehr können - und danach klingen Ihre Worte - wer soll dann für Ihre Eltern da sein? Bitte suchen Sie sich Hilfe, damit Sie sich mal eine Auszeit nehmen können. Ganz liebe Grüße und viel Kraft! -
Hallo Eva,
auch meine Mutter hatte LBD und bei ihr war das Verhalten ebenso, wie Sie es beschreiben. Meine Mutter litt an einem sehr unruhigen Schlaf, sie erholte sich dabei auch nicht und berichtete immer wieder von angstbesetzen Träumen. Sie war auch tagsüber oft komplett "fertig" und musste sich hinlegen. Lassen Sie sie das tun, wenn sie das Bedürfnis dazu hat. Hat Ihre Mutter auch "aktive" Träume, die zusätzlich Energie kosten? Meine Mutter schlug mit den Armen um sich, schlafwandelte und redete im Schlaf. Da ist an Erholung natürlich nicht zu denken gewesen.
Alles Gute für Sie und für Ihre Mutter! -
Liebe Morgiane,
mit der Diagnose fronto-temporale Demenz haben Sie und Ihre Mutter ein sehr schweres Paket aufgebunden bekommen. Eine üble Demenzform und sehr belastend für alle. Dass Sie sich für die Unterbringung in einem Heim entschieden haben, halte ich vollkommen richtig und niemand sollte sich deswegen schuldig fühlen. Auf Dauer hätten Sie oder Ihre Mutter die Betreuung doch nicht aufrecht erhalten können. Und Sie haben es ja so lange wie möglich versucht. Jetzt ist die Zeit gekommen, diesen letzten Weg mit Ihrem Vater gemeinsam zu gehen. Dass er keine Einsicht in seine Erkrankung hat ist normal. Was sagt das Pflegepersonal? Kann evtl. der Neurologe helfen, mit der zunehmenden Aggressivität umzugehen? In der Anfangsphase würde ich Ihren Vater auch stundenweise nicht nach Hause holen, das würde die Eingewöhnung wohl noch schwieriger machen. Und wenn er sagt "ich kann doch noch alles", dann überlegen Sie, ob Sie und Ihre Mutter auch noch "alles können". Oder ob Sie nicht selbst schon fertig sind. Und sagen Sie das auch so.
Alles Gute für Sie und für Ihre Eltern! -
Liebe Hanne und liebes Sonnenblümchen,
erstmal danke für den Buch-Tipp. Obwohl ich das schon hinter mir habe, das Buch las sich sehr angenehm. Manches hat mich erinnert, einiges habe ich intuitiv richtig gemacht ... über manches musste ich lächeln. Man kann es weiterempfehlen. Aber ich war natürlich in einer sehr komfortablen Lage, dass ich mir wirklich Zeit lassen konnte. Die letzten Dinge habe ich erst vor 2 Wochen gesichtet. Wenn die Verstorbenen eine Mietwohnung hatten, ist oft mehr Eile gefordert. Oder wenn Verwandte mitreden dürfen. Zu viele Abschiede in kurzer Zeit überfordern die Seele, die Erfahrung habe ich gemacht.
Zum Sperrmüll: bei uns ist das auch so, dass am Ende ganz andere Dinge dastehen, als ich rausgestellt habe. Zum Bsp: raus: Stühle und eine alte Kommode. Abgeholt wurde: ein Koffer, eine halbe Schaufensterpuppe und ein kaputter Wäscheständer. Allerdings ist es unverschämt, wenn jemand Sondermüll dazustellt.
Bei meiner Mutter habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie Nachbarn gern ein Erinnerungsstück haben wollten. Sie trauten sich nicht richtig zu fragen und schlichen so drum rum. Ich bin froh, dass einige der Dinge, die meinen Eltern einmal lieb waren, bei ihnen gelandet sind. Ich habe zwar viel behalten, aber alles ging nicht. Manchmal erwarten die Leute auch, dass man sie um Hilfe bittet. Manche empfinden sich sonst als aufdringlich und neugierig. Aber wer demente Menschen gepflegt hat, der ist sehr dünnhäutig und empfindsam geworden. Bitte nehmen Sie das Verhalten der Nachbarn nicht persönlich. Liebe Grüße! -
Hallo Andydreas,
Ihr letzter Bericht klingt doch jetzt nach einer im Augenblick tragfähigen Lösung. Sie diskutieren nicht mehr viel mit Ihrer Mutter und vermeiden so weitere Eskalationen. Alle hier wissen natürlich, dass sich die Lage jederzeit wieder ändern kann. Ich wünsche Ihnen aber sehr, dass es eine Weile so bleibt, bis sich andere Lösungen finden.
Haben Sie es schon mal bei der Gemeinde probiert oder bei der Kirchengemeinde? Bei meiner Mutter, die in einer Kleinstadt lebte, gibt es einen Dienst, der sich "Nachbarschaftshilfe" nennt. Da werden solche Dinge wie Seniorenbegleitung, Begleitung zum Arzt, Putzdienst usw. organisiert. Also alle Dinge, die nichts mit dem Medizinischen zu tun haben, also keine Medikamentengabe usw.. Diese "Nachbarschaftshilfe" hing an einem Pflegedienst. Da gibt es natürlich teilweise erhebliche Unterschiede. Für meine Mutter war das sehr gut, weil die Leute, die diese "Nachbarschaftssachen" machten, alle aus dem Ort kamen. Und die kannte sie teilweise noch. Im anderen Fall weiß ich nicht, ob sie denen vertraut hätte. Planen Sie da genug Zeit zum Kennenlernen ein.
Pipamperon ist ein sehr bekanntes Schlaf- und Beruhigungsmittel, halt ein Neuroleptika. Im Pflegeheim bei meiner Mutter wurde es sehr oft eingesetzt/verschrieben. Gerade, wenn die Dementen sehr unruhig waren. Meine Mutter hat es überhaupt nicht vertragen, das lag wohl an ihrer Lewy-Körper-Demenz. Es ist aber ein Mittel, das es schon sehr lange gibt und das gut erforscht ist. Und wenn es, wie Sie schreiben, funktioniert, dann ist das doch für Sie und Ihre Mutter gut. So kommen Sie wenigstens in der Nacht etwas zur Ruhe. Sie machen das gut und richtig, ganz herzliche Grüße! -
Hallo NicoTinchen,
Sie haben es ja schon richtig beschrieben: Ihr Vater hat große Angst, weil er spürt, dass etwas nicht mehr stimmt. Eine Diagnose wäre sehr hilfreich, auch für Ihren Vater, denn vielleicht liegt zusätzlich eine Depression vor oder man kann durch geeignete Medikamente die Entwicklung etwas verzögern. Für die nahen Angehörigen ist es oft schwer, sich durchzusetzen und durch die entstehenden Streitereien wird das Verhältnis zusätzlich getrübt.
Haben Sie nicht einen Freund oder anderen Verwandten, der mit Ihrem Vater auf einer anderen Ebene sprechen kann? Vielleicht jemand, dessen Meinung er früher respektiert hat und der die Aufgabe übernehmen kann? Und nicht zu lange Anlauf nehmen, also den Arztbesuch nicht ewig vorher ankündigen, die Kranken haben oft kein Zeitgefühl mehr (was ist eine Woche?). Sondern einfach dann tun.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Eltern alles Gute! -
Hallo Sonnenblümchen,
Sie beschreiben eine sehr unwürdige Situation, für Sie und Ihre Mutter und extrem belastend. Leider kenne ich auch kein absolutes Heilmittel. Aber ich kann berichten, wie es bei meiner Mutter war. Nämlich fast genauso. Nach dem Stuhlgang fischte sie den Kot wieder aus der Toilette. Ich verstand irgendwann, dass sie das mit der WC-Spülung nicht mehr begriffen hatte. Sie wusste das einfach nicht mehr. Sie blickte interessiert in die Toilettenschüssel, die sie vorher nur mühsam erkannt hatte. Dort sah sie etwas und wollte es wegmachen. Deshalb die erste Frage: wie ist das bei Ihrer Mutter, kann sie noch die Spülung betätigen? Dann wäre ja alles weggespült. Dann versuchte meine Mutter irgendwie zu putzen. Das gehörte zwar in gesunden Zeiten nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, aber wenn sie dann noch verschmierte Hände hatte, dann war das Ergebnis wie bei Ihnen. Bei meiner Mutter beschränkte es sich aber auf das WC. Also das Badezimmer ist bei meiner Mutter in eigener Raum gewesen. Wie ist das bei Ihnen? Befindet sich die Toilette im gleichen Raum wie das Bad? Können Sie vielleicht überall Handtücher oder Wischtücher hinlegen? Obwohl, was bringt das? Bei meiner Mutter hörte es auf, weil sie schnell unbeweglich wurde und dann immer Hilfe brauchte beim Toilettengang. Gibt es vielleicht so etwas wie eine automatische Spülung, die man einbauen könnte? Ist aber wahrscheinlich zu kompliziert und teuer.
Ich wünsche Ihnen starke Nerven und alles erdenklich Gute, dass Sie eine Lösung finden! -
Liebe Bine,
sundowning bei einer Demenz ist eigentlich, wenn die Erkrankten am Nachmittag/Abend plötzlich aktiv werden, aufgeregt, aggressiv sind usw.. Bei meiner Mutter war das ganz stark so. So kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Aber bei Ihrer Mutter könnte auch eine Depression oder eine ähnliche Erkrankung vorliegen, die ihr die Freude und Unabhängigkeit raubt. Warten Sie doch einmal ab, welche Diagnose der Arzt stellen wird. Es war sicher sehr gut, dass Sie Ihre Mutter dazu bewegen konnten. Alles Gute für Sie und Ihre Familie! -
Hallo Linus,
wenn Sie es schaffen, dann fände ich es gut, wenn Sie Ihren Freund weiterhin Besuch und versuchen, Kontakt zu seiner früheren Welt zu halten. Ich weiß, dass Besuche im Pflegeheim wahnsinnig viel Kraft kosten. Aber Ihr Freund hat doch so viele Veränderungen erleben müssen in kurzer Zeit. Da wären Sie doch noch so etwas wie ein Anker. Den einzigen Rat, den ich Ihnen geben kann ist der, dass Sie ihn nicht belügen. Weil das auch bei Dementen das Vertrauen zerstört. Manchmal verursacht ein Besuch Verwirrung oder Unruhe, aber das merken Sie ja schnell und dann können Sie überlegen, was Sie dagegen tun können. Vielleicht bestimmte Themen meiden oder Besuche abkürzen. Viel Kraft und alles Gute! -
Hallo Andydreas,
haben Sie denn jetzt einen neuen Hausarzt oder ist das immer noch der bisherige Arzt, der Sie ja schon mehrere Male im Stich gelassen hat?
Bei meiner Mutter war das phasenweise auch so, dass sie alles abgelehnt hat und die alten Menschen dehydrieren dann ja ganz schnell. Dadurch verstärkt sich dann die Verwirrtheit noch mehr, ein Teufelskreis. Können Sie denn herausfinden, warum Ihre Mutter nichts mehr essen und trinken mag? Hat sie Probleme wie Zahnschmerzen oder eine schlecht sitzende Zahnprothese? Mit der Zahnhygiene wird es ja leider auch immer schwerer mit fortschreitender Demenz. Oder will sie einfach nicht mehr. Meine Mutter hat das mal geäußert, dass sie einfach nicht mehr leben will mit dieser Krankheit. Das war, als ihr das noch ab und zu bewusst wurde. Also im Stil von "ich will sterben und das ist das Mittel, das ich noch habe". Mit fortschreitender Demenz vergaß sie aber diese Absicht und aß/trank dann wieder normal, bis es eben durch die zunehmenden Schluckstörungen nicht mehr ging. Am liebsten in Gesellschaft.
Irgendwie ist das ja ihr freier Wille, so zu handeln. Aber ich weiß, dass es für Sie als Sohn entsetzlich schwer ist, da zuzusehen und kaum etwas tun zu können. Ich kann nicht sagen, wie ich mich verhalten hätte. Bei meiner Mutter schritt die Demenz so schnell voran, dass die Phase rasch vorbeiging. Alles Gute für Sie und für Ihre Mutter, vielleicht kommen noch ein paar Vorschläge. Bleiben Sie stark auch in diesem Jahr! -
Hallo Rosina,
das ist auch eine sehr schwere Situation. Bei meiner Mutter war das auch so. Sie kam mit Fernsehr, Radio, CD-Spieler usw. irgendwann überhaupt nicht mehr zurecht. Dazu kam, dass sie alle Stecker der Geräte gezogen hat, wirklich alle. Die Uhren angehalten usw.. Ich habe schließlich Fotos gemacht, wie die Stecker eingesteckt werden müssen und einige Kabel versteckt bzw. mitgenommen, damit ich wieder klar kam. Auch meine Mutter hat in dieser Phase verstärkt mit den Nachbarn gesprochen und nicht mehr mit mir, auch schlecht über mich. Mir hat sie dann gesagt, dass sie nicht mehr meine Mutter sein wolle, ich sie auch nicht mehr so nennen dürfe. Ich weiß, wie schlimm man sich dabei fühlt. Es ist eine Krankheit und nicht die Wahrheit, aber das Wissen hilft wenig, weil man so sehr verletzt ist. Wenn Sie Ihre Mutter zur Rede stellen, hilft das ja nichts, denn auch meine Mutter hatte keinerlei Einsicht. Und die Vorwürfe haben das Klima noch zusätzlich vergiftet. Können Sie sich denn ein wenig zurückziehen und die Pflege oder Hilfe für Ihre Mutter an andere Personen übertragen? Ein schlechtes Gewissen brauchen Sie nicht zu haben, denn bedenken Sie, wie viel Sie für Ihre Mutter geleistet haben. Das nötigt mir immer höchsten Respekt ab. Alles Gute für Sie! -
Hallo Lenchen,
ich habe Ihre Beiträge gelesen. Bei meiner Mutter war das auch so. Sie hörte irgendwann auf, zu gehen, konnte bald darauf auch nicht mehr sitzen und zog sich immer mehr zurück in ihre Welt. Leider ist das oft so und ich würde sie zu nichts zwingen. Oder haben Sie gemerkt, dass sie sich aufliegt? Dann müssen Sie sich ggf. um eine Dekubitus-Matratze kümmern bzw. dafür sorgen, dass sie sich öfter umlagert. Meine Mutter lag am liebsten auf dem Rücken, manchmal mit geschlossenen Augen, manchmal mit offenen. Alles Gute für Sie und Ihre Mutter! -
Hallo Sonneblümchen, Hanne, Elisabetha und ... ,
ja, genauso ist es bei mir auch gewesen und geblieben. Das innere Chaos durch die Demenz ist so groß und hat mich so belastet, dass ich unbedingt die äußere Ordnung gebraucht habe. Ich bin seitdem auch sehr vorsichtig und kaufe eigentlich kaum mehr etwas. Auch weil viele Dinge aus dem Haushalt meiner Mutter bei mir einen neuen Platz gefunden haben. Auch das mit den Belohnungen hat bei mir funktioniert - meistens war ich im Baumarkt und habe mir dort die Sachen angesehen und mich darüber gefreut, dass ich für eine kurze Zeit nur für mich bin und nicht funktionieren muss. Ich glaube, anders überlebt man das gar nicht. Ein Tagebuch räumt mir den Kopf leer und hilft übrigens auch beim Erinnern, wen vielleicht mal Zweifel kommen, ob man alles richtig entschieden und gemacht hat. Davor hatte ich nämlich große Angst, dass ich mir nachträglich Vorwürfe machen würde. Alles Gute in die Runde! -
Hallo zusammen,
ich habe bei meiner Mutter eine ganz umfassende Betreuungsvollmacht gehabt. Zu den freiheitsentziehenden Maßnahmen gehören auch die "chemischen" Maßnahmen, so wurde das glaube ich, genannt. Also die Gabe von sedierenden Medikamenten (nicht als Nebenwirkung gemeint). Mir fällt da immer wieder auf, wie sich die Angehörigen in Grauzonen bewegen müssen, zusätzlich zu den übrigen Belastungen bei der Pflege u Betreuung der dementen Angehörigen. Auch ein GPS-Tracker ist so eine Grauzone. Oder - wie ich es gemacht habe - die Medikamente klein machen (weil meine Mutter nicht mehr gut schlucken konnte) und in den Joghurt geben.
Lieber Andydreas, hoffentlich ist der neue Hausarzt kooperativ und kann ein paar Vorschläge machen. Ich würde Ihnen sehr wünschen, dass Sie da Unterstützung bekommen. Viele Grüße an alle Jutta -
Hallo Frida,
dass Sie sich bei den Nachbarn melden ist sehr gut. Ich habe gerade bei den Leuten, wo ich es nicht gedacht habe, sehr viel Verständnis und Unterstützung bekommen.
Bei meiner Mutter war fernsehen mit zunehmender Demenz sehr schwierig. Ich habe es dann ganz eingestellt. Bei Ihnen wäre das aber eine starke Einschränkung für Ihren Vater, der ja am Leben noch teilnehmen will. Meine Mutter hat auch sehr oft über alle möglichen Dinge geschimpft, obwohl sie sonst sehr verträglich und liebevoll war. Den Kranken geht halt jede Selbstkontrolle verloren. Die Gefühle brechen ganz unmittelbar durch, nichts wird mehr vom Verstand reguliert. Sie können auch mal "Validierung" googeln im Zusammenhang mit "Demenz". Da gibt es auch gute Ratschläge. Ich wünsche Ihnen starke Nerven und alles Gute! -
Hallo Andydreas,
für meine Mutter war es der richtige Weg. Man konnte ihr dort die Ängste und die Unruhe nehmen. Diese Medikamente hätte ich niemals im Selbstversuch gegeben, so wie das Ihr alter Hausarzt vorgeschlagen hat. Insofern scheint der Arztwechsel richtig gewesen zu sein. Meine Mutter war in der Gerontopsychiatrie, allerdings sind die Plätze rar gesät. Mit dem Wissen, das Sie heute haben, würde ich sagen, ja, es ist der richtige Weg. Alles Gute für Sie und Ihre Mutter! -
Hallo Ziska,
bei meiner Mutter dauerte es nach der Entlassung aus der Psychiatrie etwa 3 Monate, bis sie nur noch einzelne Worte sprach und nach ca 4 Monaten gar nicht mehr. Der körperliche Abbau war schneller, also die Geh- und Stehfähigkeit waren schon vorher weg.
Sicher ist es bei jedem Kranken verschieden und Sie werden da keine Schlüsse auf Ihren Bekannten ziehen können. Und wie Sie schreiben, es ist sehr erschreckend. Die verabreichten Medikamente sind keine Hustentropfen. Meiner Mutter nahmen sie aber die Wahnvorstellungen. Alles Gute! -
Liebe Barbara,
auch meine Mutter ist mit einer LBD gestorben und viele Dinge, die Sie beschreiben, kenne ich gut. Am Anfang ist die Verwirrtheit nur sporadisch, später gingen bei ihr auch die Halluzinationen u Wahnvorstellungen nicht mehr weg. Auch sie erzählte oft Dinge, die nur in ihrer Welt existierten, aber so detailliert und facettenreich, dass Außenstehende das für bare Münze nahmen. Ich konnte lange nicht glauben, was ich da erzählt bekam und brauchte lange Zeit, um mich damit abzufinden, dass meine tüchtige, mutige und hilfsbereite Mutter in völlig andere Welten glitt.
Schlimm war es, wenn sie mit Fremden über mich sprach und diese dann ein völlig verzerrtes Bild von ihr und mir bekamen. Meine Mutter musste, weil die Halluzinationen zu entwürdigenden Zuständen führten und ihr auch große Angst machten, in eine Gerontopsychiatrie. Dort bekam sie Medikamente (über die Nebenwirkungen reden wir nicht), die zumindest die Ängste nahmen. Sie bleiben aber. Ich hatte eine 24h-Hilfe für sie, die auch alles glaubte, was meine Mutter sagte und ich konnte ihr nicht begreiflich machen, dass meine Mutter krank ist. Für die Angehörigen ist die Krankheit oft am wenigsten zu begreifen, daher verstehe ich Ihren Vater, mir ging es ja auch sehr lange so, dass ich zunächst alles glaubte, was meine Mutter erzählte. Allerdings kam sie in ihren Berichten dann bald in Zeiten zurück, so dass man es dann gleich merkte.
Was kann ich Ihnen aus meiner Erfahrung raten?
Lassen Sie Ihren Vater, vielleicht will er es einfach nicht wahrhaben, was da mit seiner Frau passiert. Die Erkenntnis der Krankheit braucht Zeit. Mein Vater war damals schon tot.
Die Essgewohnheiten meiner Mutter veränderten sich total. Sie hatte immer gesund gelebt und liebte plötzlich Süßes. Probieren Sie mal anderes Essen als das, was Ihre Mutter bisher gewohnt war, wenn das geht. Bei meiner Mutter ging es, denn körperlich war sie beneidenswert gesund (kein Diabetes usw.).
Sie brauchen sich nicht in die Welt Ihrer Mutter zu begeben und müssen sie auch nicht bestärken in ihrer Meinung. Sorgen Sie dafür, dass sie nicht in schlimme Situationen gerät und geben Sie ihr einfache und klare Antworten, aber lügen Sie nicht.
Haben Sie keine Angst vor dem Tod Ihrer Mutter. Meine Mutter starb ganz friedlich. Ich glaube, sie hat gar nicht gemerkt, dass der Tod kam, sie sah erstaunt aus, als ich sie danach sah. Sie hatte einfach alles vergessen am Ende, auch wie man schluckt. Da musste man aufpassen. Die Pflege im Endstadium ist aber meiner Meinung nach daheim nicht zu schaffen. Meine Mutter starb in einem Pflegeheim. Wo ich aber jeden Tag war. Weil ich das so wollte. Und so war es gut am Ende. Das Andere vergesse ich langsam. Ich habe es aber aufgeschrieben um immer zu wissen, dass ich richtig gehandelt habe.
Ihre Mutter wird nicht an dieser Krankheit sterben (die ich für die schlimmste der neurodegenerativen Erkrankungen halte) sondern mit dieser Krankheit. Der Preis für die Liebe und Fürsorge, die ich aus Ihren Zeile lese und die wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruht, ist der Schmerz, den die Angehörigen ertragen müssen. Und der Tod bei dieser Krankheit ist leider ein Tod auf Raten.
Sie fühlen sich sehr verantwortlich für Ihre Eltern, wo bekommen Sie Hilfe? Putzfrau, Essen auf Rädern, ...
Alles Gute für Sie und Ihre Familie!