Hallo Rosina,
ich schließe mich an dieser Stelle Sonnenblümchen und Barbara an.
Ich kann Ihren Konflikt sehr gut verstehen, denn ich stehe bald vor einer ähnlichen Entscheidung. Ich versuche mich mit meinen Gefühlen und Mental darauf vorzubereiten, denn auch ich habe immer wieder erlebt, in welchen Konflikt mich die Wünsche meiner Schwiegermutter bringen können. Auch sie verlangt nach einer verwandten Person, die Tag und Nacht für sie da ist. Aber sie selbst kann sich in keinster Weise in die Bedürfnisse des anderen hineinversetzen. Sie kennt ihre eigenen Bedürfnisse im Grunde selbst nicht. Bei ihr ist nur wichtig, dass jemand da ist. Wie das Leben dann aber funktionieren soll, das ist ihr fremd. Und das ist ein Punkt, der einen runterziehen und fertig machen kann. Ihr eigenes Haus ist für sie auch mehr und mehr ein toter Punkt.
Dass eine Person immer für einen da sein soll, das funktioniert aber noch nicht einmal im eigenen Haushalt. Man muss Putzen, Einkaufen gehen, Essen zubereiten, man hat andere Menschen, die einen mal brauchen und man hält sich nicht immer in einem einzigen Raum auf. Und genauso muss das eigene Leben gelebt werden dürfen, denn man selbst hat im Leben auch noch einiges zu lernen und sich bewusst zu machen, neben allem anderen.
Ich habe einen Mann, der gerne für seine Mutter da ist. Aber dieser Mann kann nicht ihr ständiges Gejammer, ihre Schuldzuweisungen Tag- und Nacht ertragen, was an schlechten Tagen bei ihr nun mal so ist. Er arbeitet oft von Zuhause aus und seine Arbeit ist anstrengend und verantwortungsvoll. Abends muss er auch einmal komplett abschalten können. Auch ich lasse ihn dann in Ruhe und kümmere mich um meine Angelegenheiten, beruflich und privat. Seine Worte sind: Wenn sie hier einzieht, dann ziehe ich in ihr Haus. Und das verstehe ich gut. Ich bin an mehreren Tagen in der Woche für meine Schwiegermutter da, an anderen Tagen bin ich für meine Eltern dagewesen. Beides habe ich gerne gemacht, aber alles kann ich nicht für sie tun.
Auch mein Papa ist letzten Montag gestorben und auch meine Mutter braucht mich jetzt etwas mehr. Ich habe bei ihr die Hoffnung, dass sie es besser macht, denn die Krankheit ihrer Mutter hat ihr sehr weh getan und sie an ihre Grenzen gebracht. Ich weiß auch nicht, ob meine Mutter dement werden wird. Sie ist etwas vergesslich und sie hat Epilepsie. Wir müssten das einmal ärztlich abklären lassen, sollte sich etwas verschlimmern.
Ich werde meine Schwiegermutter leider auch in ein Heim geben müssen, aber ich stehe noch vor der Lage, dass kein Heim sie aufnehmen wird, denn sie wird rebellisch dagegen ankämpfen. Sie duscht sich nie, sie lässt sich nicht helfen und sie will sich nicht anpassen. Ich finde die meisten Heime auch nicht gut, aber es gibt Ausnahmen, um die man sich rechtzeitig hätte bemühen können. Meine Schwiegermutter wird man nach kurzer Zeit nach Hause entlassen, denn kein Betreuer oder ein betreuender Verwandter, kann sie zu etwas zwingen. Sie wird aber versuchen uns zu zwingen, dass wir unser Leben für sie aufopfern. Behaupten wird sie aber das Gegenteil, weil ihr die emotionale Erpressung, die sie ausübt, nicht bewusst ist. Ich sage es wie es ist und nicht, wie man mit romantischen, schönen Vorstellungen das gerne hätte. Unsere einzige Chance wäre eine Pflegekraft, die sie aber nicht akzeptieren wird. Diese müsste aber nur drei Monate mit ihr zusammen wohnen und nicht wie wir, viele Jahre, die wir sicher gesundheitlich nicht durchstehen würden. Ich würde die Pflegekraft mit meinen Verwandten gut unterstützen und ihr die nötige Freizzeit geben, die jeder Mensch braucht, um solches bewältigen zu können. Alleine kann man einen solchen Menschen nicht betreuen, wenn man noch andere nicht unwichtige Menschen im eigenen Umfeld leben hat.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen weiterhelfen. Jeder Mensch hat nur bestimmte Ressourcen zur Verfügung und diese muss er gut überlegt einsetzen, sonst geht man bei einer Überbeanspruchung selbst zu Grunde. Solches sage ich auch meiner Schwiegermutter und das hilft oftmals, denn sie ist nicht, wie Sonnenblümchens Mama, ganz dement, sondern im Grunde noch emotional und auf mütterliche Ebene gut erreichbar, wenn sie es denn will. Vielleicht sollten Sie das auch einmal versuchen. Was mir gut geholfen hat, ist, mich in einem Demenzzentrum beraten zu lassen. Denn auch hier wird vom kompletten Zusammenziehen abgeraten und es wird zu anderen Lösungen und Unterstützungen geraten. Man könnte das Haus mit künstlichem Licht heller gestalten, Seniorenbetreuerinnen einschleusen. Da habe ich auch einige Tricks anwenden müssen. Usw. Es ist nicht einfach, aber etwas Abstand muss man haben . . .
Liebe Grüße an Sie und alle anderen, die hier mitlesen und schreiben