Beiträge von Teuteburger

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    Hallo Rosina,


    ich schließe mich an dieser Stelle Sonnenblümchen und Barbara an.


    Ich kann Ihren Konflikt sehr gut verstehen, denn ich stehe bald vor einer ähnlichen Entscheidung. Ich versuche mich mit meinen Gefühlen und Mental darauf vorzubereiten, denn auch ich habe immer wieder erlebt, in welchen Konflikt mich die Wünsche meiner Schwiegermutter bringen können. Auch sie verlangt nach einer verwandten Person, die Tag und Nacht für sie da ist. Aber sie selbst kann sich in keinster Weise in die Bedürfnisse des anderen hineinversetzen. Sie kennt ihre eigenen Bedürfnisse im Grunde selbst nicht. Bei ihr ist nur wichtig, dass jemand da ist. Wie das Leben dann aber funktionieren soll, das ist ihr fremd. Und das ist ein Punkt, der einen runterziehen und fertig machen kann. Ihr eigenes Haus ist für sie auch mehr und mehr ein toter Punkt.
    Dass eine Person immer für einen da sein soll, das funktioniert aber noch nicht einmal im eigenen Haushalt. Man muss Putzen, Einkaufen gehen, Essen zubereiten, man hat andere Menschen, die einen mal brauchen und man hält sich nicht immer in einem einzigen Raum auf. Und genauso muss das eigene Leben gelebt werden dürfen, denn man selbst hat im Leben auch noch einiges zu lernen und sich bewusst zu machen, neben allem anderen.
    Ich habe einen Mann, der gerne für seine Mutter da ist. Aber dieser Mann kann nicht ihr ständiges Gejammer, ihre Schuldzuweisungen Tag- und Nacht ertragen, was an schlechten Tagen bei ihr nun mal so ist. Er arbeitet oft von Zuhause aus und seine Arbeit ist anstrengend und verantwortungsvoll. Abends muss er auch einmal komplett abschalten können. Auch ich lasse ihn dann in Ruhe und kümmere mich um meine Angelegenheiten, beruflich und privat. Seine Worte sind: Wenn sie hier einzieht, dann ziehe ich in ihr Haus. Und das verstehe ich gut. Ich bin an mehreren Tagen in der Woche für meine Schwiegermutter da, an anderen Tagen bin ich für meine Eltern dagewesen. Beides habe ich gerne gemacht, aber alles kann ich nicht für sie tun.
    Auch mein Papa ist letzten Montag gestorben und auch meine Mutter braucht mich jetzt etwas mehr. Ich habe bei ihr die Hoffnung, dass sie es besser macht, denn die Krankheit ihrer Mutter hat ihr sehr weh getan und sie an ihre Grenzen gebracht. Ich weiß auch nicht, ob meine Mutter dement werden wird. Sie ist etwas vergesslich und sie hat Epilepsie. Wir müssten das einmal ärztlich abklären lassen, sollte sich etwas verschlimmern.


    Ich werde meine Schwiegermutter leider auch in ein Heim geben müssen, aber ich stehe noch vor der Lage, dass kein Heim sie aufnehmen wird, denn sie wird rebellisch dagegen ankämpfen. Sie duscht sich nie, sie lässt sich nicht helfen und sie will sich nicht anpassen. Ich finde die meisten Heime auch nicht gut, aber es gibt Ausnahmen, um die man sich rechtzeitig hätte bemühen können. Meine Schwiegermutter wird man nach kurzer Zeit nach Hause entlassen, denn kein Betreuer oder ein betreuender Verwandter, kann sie zu etwas zwingen. Sie wird aber versuchen uns zu zwingen, dass wir unser Leben für sie aufopfern. Behaupten wird sie aber das Gegenteil, weil ihr die emotionale Erpressung, die sie ausübt, nicht bewusst ist. Ich sage es wie es ist und nicht, wie man mit romantischen, schönen Vorstellungen das gerne hätte. Unsere einzige Chance wäre eine Pflegekraft, die sie aber nicht akzeptieren wird. Diese müsste aber nur drei Monate mit ihr zusammen wohnen und nicht wie wir, viele Jahre, die wir sicher gesundheitlich nicht durchstehen würden. Ich würde die Pflegekraft mit meinen Verwandten gut unterstützen und ihr die nötige Freizzeit geben, die jeder Mensch braucht, um solches bewältigen zu können. Alleine kann man einen solchen Menschen nicht betreuen, wenn man noch andere nicht unwichtige Menschen im eigenen Umfeld leben hat.


    Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen weiterhelfen. Jeder Mensch hat nur bestimmte Ressourcen zur Verfügung und diese muss er gut überlegt einsetzen, sonst geht man bei einer Überbeanspruchung selbst zu Grunde. Solches sage ich auch meiner Schwiegermutter und das hilft oftmals, denn sie ist nicht, wie Sonnenblümchens Mama, ganz dement, sondern im Grunde noch emotional und auf mütterliche Ebene gut erreichbar, wenn sie es denn will. Vielleicht sollten Sie das auch einmal versuchen. Was mir gut geholfen hat, ist, mich in einem Demenzzentrum beraten zu lassen. Denn auch hier wird vom kompletten Zusammenziehen abgeraten und es wird zu anderen Lösungen und Unterstützungen geraten. Man könnte das Haus mit künstlichem Licht heller gestalten, Seniorenbetreuerinnen einschleusen. Da habe ich auch einige Tricks anwenden müssen. Usw. Es ist nicht einfach, aber etwas Abstand muss man haben . . .


    Liebe Grüße an Sie und alle anderen, die hier mitlesen und schreiben

    Ich kann mich hier nur anschließen, möchte aber noch etwas hinzufügen.


    Meine Schwiegermutter war seit zwei Jahren nicht mehr duschen. Sie wäscht sich notdürftig auf der Toilette den Po. Ich entsorge entsprechende Waschlappen und Handtücher (braun). Unser Glück ist, sie riecht nicht besonders streng, trotz dieser Versäumnisse. Ich darf ihr nur die Füsse waschen, indem ich ihr ungefragt, eine Bütte mit Wasser hinstelle. Das funktioniert fast immer. Wenn ich sie fragen würde, käme aber automatisch ein "Nein".


    Auch meine Schwiegermutter ist inkontinent, benutzt aber Einlagen, weil sie die Nässe selbst nicht ertragen kann.


    Ich habe bei ihr einen Seniorendienst eingeschleust und der Pflegedienst kommt zweimal am Tag zur Tablettengabe. Allerdings darf dieser ihr diese nicht geben, sondern nur im Laufe des Gesprächs beiläufig darauf hinweisen. Was den Pflegedient und die Seniorenbetreuung angeht, bin ich hartnäckig geblieben, habe aber alles dafür getan, so dass meine Schwiegermutter dabei eine vertraute, familiäre Atmosphäre erleben kann, nach anfänglichen Fehlschlägen und viel Lernpotential auf meiner Seite. Die Seniorenbetreuerinnen sind entweder Freundinnen von mir, die ab und zu zur Unterhaltung bei ihr vorbeischauen oder es ist jemand von der Pfarrei, welcher die Senioren ab und zu besuchen kommt. Der Pflegedienst kommt nie morgens, sondern mittags und abends. (länger schlafen) Sie dürfen ihr nach über zwei Jahren, jetzt auch mal den Rücken und die Füße eincremen. Das ist ein enormer Fortschritt und ein Gewinn für die Haut, die vor Trockenheit überall Pusteln entwickelt hat.


    Auf der anderen Seite steht bei aller Hilfe, die man leisten will, auch immer im Raum, dass sie für sich selbst entscheiden und nicht bevormundet sein will. Das heißt, sie trinkt zu wenig, sie isst nicht immer regelmäßig und dann plötzlich doch wieder, sie läuft tagelang im Schlafanzug rum und plötzlich zieht sie sich wieder an. Sie wechselt ganz selten die Unterwäsche, vom Oberhemd ganz schweigen. Ich lege ihr die frischen Sachen abends einfach auf einen Stuhl vor ihr Pflegebett. Manchmal benutzt sie diese, ein andermal werden sie zusammengefaltet und weg gelegt. Manchmal schaffe ich es auch, dass sie sich umzieht, wenn ein Arzt bei ihr vorbeischauen will oder wenn sie weggehen kann, was aber in der letzten Zeit nicht mehr möglich gewesen ist. Ich habe schon Einiges erlebt, weil sie direkte und offensichtliche Hilfe fast immer ablehnt: Notarzt wegen zu wenigem trinken. (am ganzen Körper gezittert, kalt, Fieber ect.) Eingekotet und sich nur sporadisch abwaschen lassen, Tabletten verschwinden, man weiß nicht genau, was sie genommen hat, aber es gibt ja Blutdruckgeräte. Es funktioniert irgendwie, aber auf keinen Fall normal. Und da ich noch andere schwer Kranke in der Familie habe, ist meine Zeit mit ihr begrenzt und ich muss mich einteilen. Vernunft hat sie keine oder sehr selten, dafür aber eine Menge Bedürfnisse, die befriedigt sein wollen.


    Ich weiß nicht, wie ihr Vater ist, aber mit der Zeit würde ich an eine Hilfe von einem Seniorendienst denken, sobald ein Pflegegrad bewilligt worden ist. Man kann sich bei einem Demenzzentrum, falls vorhanden, erkundigen oder beim Pflegedienst/Internet ect.
    Macht ihr Vater etwas gerne? Zum Beispiel Kartenspielen, Spazieren gehen, über Sport oder Gartenarbeit ect. sprechen. Meine Schwiegermutter kann trotz aller Vergesslichkeit, weiterhin Karten spielen. Bei den Anfängen mit dem Seniorendienst kamen viele niederschmetternde Aussagen von ihr, aber auch das, was ihr gefallen hat und deshalb sind wir dabei geblieben und inzwischen ist da Akzeptanz, aber auch der ersichtliche Gewinn für sie tatsächlich eingetreten. Sie hat aber auch schon zwei Damen vergrault. Wir sind uns aber auch bewusst, dass sich auch hier wieder Einiges verändern kann. Einfach ist es nie und bis man mal etwas erreicht hat, das dauert einfach sehr, sehr lange. Und man selbst muss aufpassen, dass man eine Grenze zu dem Geschehen in sich aufbauen kann, was auch nicht immer leicht ist, vor allem, wenn die Rückschläge sich erst einmal häufen.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo Rosina,


    auch ich möchte Ihnen mein Mitgefühl aussprechen, für den Tod ihres Vaters.


    Was sie anschließend beschrieben haben, dass haben einige meiner Familienangehörigen ähnlich erlebt. Meine Mutter etwas zeitversetzt, als ihr damaliger Mann gestorben ist und auch meine Freundin bei ihrer Mutter.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo Andydreas,


    das ist ein Kraftakt, den Sie täglich leisten. Zu dem Saft kann ich sagen, dass er zur ersten Generation der Neuroeleptika gehört. Die Nebenwirkungen sind entsprechend höher als in der Folgegeneration.


    Interessant finde ich den Umstand, dass Sie auf diese Weise mit der entsprechenden Dosis das Verhalten ihrer Mutter steuern können.


    Was innere Wut angeht, so kann ich aus Erfahrung sagen, dass ich die nur selten habe. Aber ich muss auch sagen, dass meine Schwiegermutter, was ihre emotional erpresserischen Forderungen angeht, mich schwer belasten. Wenn sie eine bestimmte Grenze überschreitet, dann spiegle ich ihr ihr Verhalten und sage, dass ich alles für sie tue, was ich kann, dass aber auch andere das Recht auf meine Hilfe haben. Und dann werde ich auch schon mal bestimmender. Ich verlasse dann auch meist den Raum. Und wenn ich zurück komme, dann ist sie wesentlich sortierter. Aber mit zunehmendem körperlichem und geistigem Verfall, trotz viel Energie, wird es zunehmend schwieriger mit ihr.


    Barbara,


    das, was Sie beschreiben, ist einfach nur erschlagend, weil man hier überhaupt keinen Anpack hat und ihr Vater zunehmend mit seiner Frau nicht mehr zurecht kommt.
    Ich sehe hier auch keine Möglichkeit, außer der Psychiatrie. Leider erfahre ich auch bei meiner Schwiegermutter zunehmend Halluzinationen und auch Behauptungen, die sie als Opfer hinstellen und alle anderen schlecht aussehen lassen. Aber es ist auch noch ein Stück Verständnis vorhanden. Das ist der Unterschied zu der Demenz, die Ihre Mutter hat. Trotzdem wird es auch für mich zunehmend belastender, denn meine Schwiegermutter kann immer weniger alleine leben, obwohl täglich jemand bei ihr ist. Auch sie ist ein Häufchen Elend und auch mir bricht es das Herz. Aber ich habe nun mal drei Personen, um die ich mich kümmern muss. Und sie lehnt vehement immer noch vieles ab, was ihr jetzt weiterhelfen könnte.


    Liebe Grüße an alle, die hier mitlesen und mitschreiben

    Hallo Gobis,


    ich verstehe Ihren Zwiespalt zwischen helfen wollen und es selbst nicht im vollen Umfang tun zu können. Sie haben ein gutes Netzwerk aufgebaut und Ihre Mutter hat das akzeptiert. Jetzt, in Corona-Zeiten, kommt immer noch eine Dame zweimal die Woche.
    Sie schreiben, dass Ihre Mutter mit der Situation zurecht kommt. Und ich finde, dass alleine zählt und nicht die Vorstellung man könnte alles perfekt machen und man könnte die Gesundheit der Mutter ewig erhalten. Das ist bei Demenzkranken, je nach Ausprägung der Krankheit, nicht machbar. Auch bei uns hapert es mit dem Trinken, manchmal auch mit dem Essen. Vieles wird je nach Stimmungslage abgelehnt. Ich stelle es trotzdem hin und oftmals nimmt sie es dann doch irgendwann an, aber nicht immer.
    Ich wäre im Falle ihrer Mutter da eher entspannter. Und es würde mich freuen, wenn sie mit sich zurecht kommt, halt auf ihre Art und Weise. Das ist nicht bei jedem der Fall.


    Alles Liebe für Sie

    Hallo Sonnenblümchen,


    ich musste Schmunzeln als ich Ihren Text las. "Toastbrot/Italien . . ."


    Ich kanns gut nachvollziehen, obwohl ich nicht zur Wut neige, ganz selten einmal. Aber mein Mann, der ist da wohl ähnlich wie Sie. Auch er kümmert sich liebevoll, wenn er Zeit hat, aber er kann auch wütend werden, wenn die Stecker ständig gezogen werden, das Telefon nicht geht oder sie hundert mal fragt, ob er etwas essen will, obwohl er schon hundertmal nein gesagt hat.


    Seien auch Sie gedrückt . . .

    Danke, Sonnenblümchen,


    ich werde beim Pflegedienst heute mal nachfragen, diesbezüglich.


    Wir haben eine Kamera und ich schaue da öfters hinein, wenn meine Schwiegermutter schlechter laufen kann als sonst. Es ist für mich eine zweischneidige Sache. Ohne Kamera hätte ich auch keine Ruhe.


    Ich kann Ihre Entscheidung aber gut nachvollziehen. Sie sind jeden Tag da und sie wissen in welchem Zustand Sie Ihre Mutter verlassen haben. Und dann ist es auch gut bis zum nächsten Morgen.


    Liebe Grüße

    Hallo,


    das ist auch für mich eine berechtigte Frage.


    Ich halte es für möglich, dass wir früher oder später vor einer ähnlichen Sachlage stehen.


    Meine Schwiegermutter hat auch jeden Tag Besuch/Hilfe, entweder von mir oder von einer Seniorenbetreuerin. Auch ich bin nicht in der Lage sie Rund um die Uhr betreuen zu können, wegen weiterer Baustellen, die ich hier im Form schon häufiger erwähnt habe.


    Gerade in Corona-Zeiten und mit einem Mangel an Pflegekräften, kann es einem nur schlecht werden, wenn man in die Zukunft schaut. Ich bin inzwischen selbst nervlich so angespannt, dass ich manchmal nicht mehr weiß, wie ich die Zukunft meiner Schwiegermutter gestalten soll, weil sie außer den eingeschleusten Maßnahmen alles restlos ablehnt.


    Auch wir haben eine Kamera. Einen Notrufknopf hat sie auch. Dann klingelt bei uns das Telefon. Aber den will sie nicht benutzen. Ich denke deshalb über einen Notrufknopf von einer entsprechenden Organisation nach.


    Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis sie nicht mehr gut oder gar nicht mehr laufen kann. Und dann müssen neue Lösungen her. Manchmal ist es jetzt schon extrem grenzwertig.


    Es ist immer leicht gesagt, dass die Person Hilfe braucht, wenn sie diese aber ablehnt und sie daheim wohnen bleiben will. Und dann muss es auch daheim funktionieren, auch wenn nachts keiner da ist. Ein Nachtpflegedienst, wäre eine Möglichkeit, aber dann bräuchten die einen Schlüssel und das lehnt sie ja ab. Ob das jeder Pflegedienst macht, da muss ich mich noch erkundigen in den nächsten Tagen.


    Bei der auch für mich wichtigen Frage, sehe auch ich keine stimmige Lösung für uns. Was nützen einem Babyphone und Kamera, wenn man irgendwann selbst einmal schlafen will/muss. Ich zum Beispiel schlafe wegen vieler Belastungen nur schlecht, aber wenn ich dann in einen komaähnlichen Schlaf falle, dann werde ich nicht wach, durch gar nichts. Und was dann? Man kann doch nicht noch zusätzlich zu allen anderen Belastungen stundenlang wachliegen, was ich aber trotzdem ein paar Mal wöchentlich habe, aus Angst sie schafft es nichts ins Bett. Hat bisher aber immer wieder funktioniert. Ich bekomme oftmals nur vier Stunden Schlaf, manchmal noch weniger und wenn es gut läuft mal fünf oder sechs Stunden. Meine Gesundheit ist angeschlagen und doch muss ich all die Entscheidungen treffen. Vor der Coronakrise hat man wenigstens noch mehr Möglichkeiten gehabt, aber jetzt?


    Und am Schlimmsten ist dabei die Psyche meiner Schwiegermutter mittragen zu müssen. Alle meine Lösungsvorschläge werden niedergeschmettert.


    Liebe Grüße an alle und ich bin interessiert, ob jemand hier etwas dazu sagen kann.

    Hallo Andydreas,


    ich habe Ihren weiteren Weg mitverfolgt. Dass Ihre Mutter jetzt im Krankenhaus liegt, führt hoffentlich zu einer Entlastung für Sie.
    Vielleicht können jetzt auch die Medikamente ihrer Mutter neu eingestellt werden. Da sie Hausarztbesuche immer abgelehnt hat, ist da das ein oder andere sicher veränderbar, so dass es ihr etwas besser gehen kann als jetzt.


    Zum Beispiel gehört das Neuroeleptikum, welches Ihre Mutter verschrieben bekommen hat, zur ersten Generation und hat schwerere Nebenwirkungen, als die der zweiten und dritten Generation. Vielleicht kann man hier etwas verbessern.


    Ich wünsche Ihnen alles Gute und drücke Ihnen fest die Daumen

    Hallo Hanne,


    für mich ist das keine Entweder/Oder/Sache, sondern sie ist zweischneidig und den Umständen entsprechend, in der heutigen Zeit, einfach vorhanden.


    Wenn ich von meiner Schwiegermutter ausgehe und sie wäre in einem Heim, dann würde sie sich mit Sicherheit über Ihren Vater aufregen, denn sie will auch nur jüngere und gesunde Menschen um sich haben. Und wenn Ihre Mutter eine Form von Demenz hat, die man schneller merkt als bei anderen, dann wäre sie auch darüber nicht froh. Sie hätte die Befürchtung, dann auch ganz schnell so zu enden. Das ist bei ihr Fakt. Durch ihr nicht vorhandenes Ich, hat sie innerlich kaum ein eigenes Leben und sie erwartet von anderen, die sie umgeben dann die Perfektion, die sie innerlich nicht finden und leben kann. Und damit steht meine Schwiegermutter nicht alleine da. Die Befürchtung man endet dann genauso, ist weit verbreitet und der Wunsch nach Schönheit und gut Funktionieren ist dann halt gestört.


    Aber leider können wir daran nichts ändern. In einem Heim werden zunehmend mehr schwere Pflegefälle und Demenzen auftauchen. Das Zweischneidige an der Geschichte bekommen wir auch mit viel gutem Willen nicht gelöst, und entsprechend kann man dann innerlich die Position beziehen, das es nicht veränderbar ist. Den Heimbewohnern, die mich darauf ansprechen würden, würde ich mit Verständnis begegnen, aber ich würde auch sagen, wie die Lage in Deutschland und zu Hause leider ist.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo Nautilus,


    gerade dieses Gefühl, was Sie beschreiben, braucht eine genaue Analyse.


    Das Gefühl, dass man jemanden abgeschoben hat, ist nur ein Gefühl von mehreren. Es hat dann seine Berechtigung, wenn man die nötigen psychischen als auch körperlichen Ressourcen besitzt, um das Leben eines Menschen mittragen zu können, der eine "Rundumbetreuung" braucht. Es geht dabei nicht nur darum, dass man für den anderen da sein kann, ihm behilflich sein kann, ihn trösten kann, wenn etwas nicht funktioniert, sondern es geht darum, immer präsent zu sein, sein Leben komplett auf den anderen einzustellen und das nicht nur für acht Stunden am Tag, sondern vielleicht für zwölf bis zwanzig oder mehr Stunden täglich. Und dann stellt sich automatisch die Frage, welche Bedürfnisse hat man selbst, die dringend befriedigt werden müssen, weil man sonst psychisch und körperlich auf der Strecke bleibt.
    Die Gegenüberstellung der Ressourcen, die man tatsächlich besitzt und die man frei geben kann, zu denen, die der Kranke von einem einfordern wird, dürfen nicht allzu weit auseinander liegen. Man macht sich sonst selbst krank, aber auch den anderen, wird man dann nicht nur gut behandeln können, weil man einfach nicht alles ertragen kann, auf Dauer.


    Wenn man nach acht Stunden Arbeit heimgehen kann und man seine Auszeiten finden kann, dann ist das etwas anderes, als wenn es danach noch weiter geht.


    Es ist im Leben wichtig, dass man allen Gefühlen Raum gibt und vor allem auch den Ressourcen, die man tatsächlich besitzt, die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Es ist keinem geholfen, wenn man sich hier selbst belügt.


    Liebe Grüße an Sie

    Der Satz von Ihnen Nautilus, spricht mir aus dem Herzen.


    Auch ich halte unsere Gesellschaft, was die fortgeschrittene Demenz angeht, für überfordert. Es gibt Demenzfälle, wo man auch in der Krankheit noch einen Zugang finden kann, aber es gibt auch die anderen, wo das nicht geht, weil der Demenzkranke so feste Glaubenssätze in sich trägt, die auch nicht vergessen werden, dass er sich selbst und andere komplett handlungsunfähig macht.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo Andydreas,


    das klingt für mich, als wären erste Schritte zu möglichen Lösungen für Sie jetzt machbar, dank der Medikamente. Ich drücke hier natürlich ganz fest die Daumen.


    Zum Seniorendienst kann ich etwas sagen. Ich würde auch in der Kirchengemeinde und beim Sozialpsychiatrischen Dienst nachfragen.


    Ich habe das Glück, dass eine ehemalige Kollegin von mir einen Seniorenservice im Demenzzentrum betreibt. Man kann natürlich auch im Demenzzentrum selbst nachfragen. Eine der Frauen, die zu meiner Schwiegermutter kommen, habe ich daher. Das gute daran ist, dass man nach dem Charakter meiner Schwiegermutter gefragt hat und dann entsprechend jemanden ausgewählt hat. Natürlich schimpft meine Schwiegermutter auch auf diese Frau, die zu ihr kommt, aber sie hat auch schöne Momente mit ihr und die Abwechslung die sie braucht, was sie aber nie zugeben würde. Ich kann die beiden an meinem Putztag in Aktion erleben. Es ist manchmal richtig toll, aber wenn meine Schwiegermutter weg will und sie nicht richtig laufen kann, dann hängt der Haussegen schief, egal wer vor ihr sitzt. Einerseits verständlich. Die Fixierung auf mich ist leider, trotz der Hilfen sehr stark. Aber hier gebe ich nicht nach, weil ich meine anderen lebensnotwendigen Arbeiten verlieren würde. Wie bereits erwähnt, auch Kranke haben eine gewisse Verpflichtung demjenigen gegenüber, der für sie da ist und der alles für sie regelt und hilft, wo sie es nicht mehr können. Wenn ich einen Burnout bekomme oder ernsthaft krank werde, was manchmal schon grenzwertig gewesen ist, dann hat auch sie verloren.


    Eine andere Seniorenbetreuerin habe ich über eine Zeitungsannonce gefunden. Eine empathische Frau, die jetzt in Rente ist und über dreißig Jahre in der Pflege gearbeitet hat. Auch hier funktioniert es mal mehr und mal weniger gut. Wie gesagt, ich gebe beide Frauen als meine Freundinnen und ehemalige Kolleginnen aus. Das die Damen bezahlt werden, dass darf sie auf keinen Fall wissen. Über die Annonce habe ich genügend Zuschriften bekommen.


    Hat Ihre Mutter einen Pflegegrad? Entschuldignen Sie, falls ich das irgendwo überlesen habe. Da sie ja nichts mehr alleine tun kann ohne Sie, müsste sie Pflegegrad zwei haben.


    Darüber kann man dann schon einiges finanzieren, wie in ihrem Falle, dann für einige Stunden eine Verhinderungspflege und einen Pflegedienst, je nachdem, was nötig ist.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo Andydreas,


    das tut mir sehr leid, dass zu lesen. Das hilft Ihnen auch nicht weiter, das weiß ich.
    Ich würde auch die Drogen geben lassen. Wenn Ihre Mutter täglich zehn Kilometer laufen kann, dann ist sie körperlich noch extrem fit.
    Wenn ein Leben gegen das andere steht, so wie jetzt bei Ihnen, dann muss eine Entlastung her und ich hoffe, der sozialpsychiatrische Dienst weiß hier Rat.
    Das Wehrhafte und das Nicht haben wollen, kann man manchmal untergraben.


    Haben Sie ihrer Mutter denn mal gesagt, was Sie für sie tun können und wo Sie einfach nicht mehr können und wo sie deshalb Hilfe annehmen muss, um Sie zu entlasten.


    Meine Schwiegermutter lehnt wie gesagt, auch immer alles ab, sie benutzt mich, für all ihre nicht aufgearbeiteten Mängel und Defizite, ohne jedoch den Hauch einer Lösung hier zu akzeptieren. Anstatt dessen fordert sie mein Leben unmissverständlich für sich ein und spricht es mir gleichzeitig fast vollständig ab, bis auf Essen und Trinken und das ich ihren Sohn versorge, sozusagen. Denn ich habe ja keine Probleme.
    Und dann kommt immer mal wieder der Punkt, an dem ich kurz davor bin, selbst zusammenzubrechen und das bekommt sie dann auch gesagt. Und dann werde ich auch laut, nicht vorwurfsvoll ihr gegenüber, aber ich sage ihr, dass ich auch für andere da sein muss und das jeder etwas von mir will, ich kaum mehr Luft zum Atmen habe. Und ich sage, dass ich keine Vergnügungen habe, außer dass ich hin und wieder auch mal Zeit für mich brauche, um auftanken zu können. Und dann sage ich, dass ich nicht mehr kann und sie auch mal etwas annehmen muss. Und dann verlasse ich den Raum.
    Bisher ist es immer so gewesen, dass sie dann irgendwann ankam und ein ganz normales verständnisvolles Gespräch angefangen hat, so dass man völlig erstaunt gewesen ist, wie diese Wandlung vor sich gegangen ist. Manchmal gehe ich dann auch um den Block und wenn ich dann wieder reinkomme, auch dann ist sie wieder sortierter ect.
    Emotionen werden verstanden und Überlastung auch, wenn man sie deutlich macht. Haben Sie das einmal getan?
    Sie schreiben hier, sie verlieren ihre Arbeit, wenn das und das nicht eintritt. Haben Sie auch ein paarmal die Woche Zeit für sich?
    Ihre Mutter sollte wissen, wie es um sie steht und dass sie auch Pflichten Ihnen gegenüber hat. Das wird einem auch im Demenzzentrum dringend angeraten, sonst sind sie einfach nur jemand, den man immer nur benutzen kann.
    Bei meiner Schwiegermutter hält die Einsicht auch nicht lange an und dann muss ich ihr wieder klarmachen, dass ich kaputtgehe, wenn ich auf so vielen Hochzeiten tanzen muss.


    Ihre Mutter müsste theoretisch Hilfe von Außen akzeptieren, sonst können Sie bald nicht mehr. Und das dürfen Sie ihr auch ruhig sagen. Die Leiterin vom Demenzzentrum hat das bei ihrer Mutter auch so machen müssen. Es kann auch jemand anders mit Ihrer Mutter spazieren gehen, zum Beispiel.


    Es gibt auch für Kranke Grenzen, wenn das eigene Leben den Bach runtergeht.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo FMB,


    ich denke auch, dass Sie sich noch einmal beraten lassen sollten.


    Es wird nicht besser werden mit der Oma, weil sie bei ihrer Verweigerung hartnäckig bleiben wird.


    Auch ich habe Jahre gebraucht, bis ich die Idee mit dem heimlichen Putzen umgesetzt habe. Hier hilft nur ein Versuch und man muss die jeweilige Eskalation in Kauf nehmen und wertschätzend loben und sagen, was sie noch alles kann und macht. Und dann konsequent dabei bleiben. Führt das aber zu Weinkrämpfen und zum völligen psychischen Zusammenbruch, dann bleibt irgendwann nur noch eine Heimunterbringung, in einer wirklich guten Einrichtung, die sich spezialisiert hat, oder man nimmt die Verwahrlosung in Kauf.


    Demenz ist oftmals eine Wahl zwischen Pest und Cholera, leider.


    Aber wie gesagt, eine Beratung ist wichtig, so dass man selbst auch abschätzen kann wohin das Ganze führt.


    Liebe Grüße an Sie

    Hallo FMB,


    das, was Sie beschreiben, habe ich eins zu eins auch erlebt.
    Im Beisein meiner Schwiegermutter durfte man in der Küche oder sonst irgendwo im Hause nichts tun. Ich durfte nur kaufen gehen. Als ich aber die Lebensmittel einräumen wollte, sah ich dann immer die ein oder andere schimmelige Bescherung. Schlimm genug, weil man Partner Sonntags immer zu ihr ging und auch das Gekochte gegessen hat. Manchmal habe ich ihn begleitet.


    Was letztendlich geholfen hat:


    Meine Schwiegermutter konnte damals noch alleine in die Stadt gehen und ich habe die Zeiten gekannt. Ich habe dann in ihrer Abwesenheit geputzt und Sachen weggeworfen. Nie hat sie darüber gesprochen und ich auch nicht. Ich habe gedacht, sie muss das doch sehen . . . Natürlich ist das dann irgendwann doch aufgeflogen, als sie früher zurück kam. Ich habe dann wie ganz selbstverständlich mich schnell mit einer Tasse Tee ins Wohnzimmer gesetzt und gesagt, ich hätte hier und da ein bisschen gewischt, denn schließlich sei sie ja sehr ordentlich und sauber. Es seien nur Kleinigkeiten gewesen. Ich habe dann belangloses Zeugs mit ihr geredet oder mit ihr eine Runde Karten gespielt. Seit dem Zeitpunkt hat sie das Putzen dann einigermaßen akzeptiert.


    Man kann mit ihrer Oma auch einen Ausflug machen und ein anderer macht dann das Nötigste. Und auch wenn es erst einmal Zoff gibt. Wichtig ist die Wertschätzung ihrer Ordnung und Sauberkeit und dass man das Wenige, was man selbst tut, einfach gerne gemacht hat, denn in ihrem Alter hat man etwas Hilfe einfach verdient. Sie sei ja sonst extrem selbstständig.
    Und seit dieser mehr oder weniger erfolgten Zustimmung habe ich mich nicht mehr beirren lassen und sie akzeptiert das manchmal sogar ganz gut, es gibt aber auch Phasen so wie jetzt, da wird sie zunehmend fordernder, nachdem das jetzt zwei Jahre gut geklappt hat. Auch da knicke ich nicht ein, sonst verdreckt sie total. Meine Schwiegermutter hat inzwischen Pflegegrad zwei und deshalb habe ich an meinem Putztag immer eine Seniorenbetreuerin dabei, die ich als meine Freundin ausgebe und die sie dann unterhält.


    Wenn man nicht früh genug mit der Hilfe, auch von außen anfängt, dann wird das in der totalen Verwahrlosung der Person enden, wenn man nicht jeden Tag da ist oder wenn man nicht mit der Person zusammen wohnt. Es ist aber auch nicht gesagt, dass wenn man jeden Tag da ist, dass die Totalverweigerung von Hilfe, dann schwächer ist.
    An Ihrer Stelle würde ich mich in einem Demenzzentrum einmal beraten lassen. Das hat mir damals sehr geholfen. Ich musste das auch mehrmals machen, sonst wäre ich psychisch und geistig an der Aufgabe zerbrochen, denn meine Schwiegermutter ist ein Härtefall. Jede der Seniorenbetreuerinnen, die alle ausgebildete Pflegekräfte sind und die viel Umgang mit Demenzkranken gehabt haben und auch in der Kurzzeitpflege, hat man mir gesagt, dass sie zu den schwerst zugänglichen Personen gehört. Das stimmt leider, auch wenn sie hin und wieder ganz anders sein kann, freundlich, empathisch, zumindest in den vergangenen Jahren hin und wieder, jetzt zunehmend weniger. Und das tut weh.


    Liebe Grüße an Sie

    Andydreas,


    ich kann Sie sehr gut verstehen. Jeder Mensch, hat seine individuelle Grenze. Diese fängt bei Ihnen wohl bei der Handgreiflichkeit an. Das ist nachvollziehbar.
    Und wenn man sich dann auf eine Behörde verlässt, weil man das als einzigen Ausweg für sich sieht, dann passiert ausgerechnet das, was Ihnen passiert ist.
    Dem Arzt hat es offensichtlich an Zeit und Empathie gefehlt. Das ist bitter.


    Was Ihre Mutter angeht, so weiß auch ich inzwischen, dass Bedürfnisse stärker sind, als jede verstandliche oder empathisch antrainierte Verhaltensweise. In der Demenz bleiben nur noch die Bedürfnisse und irgend jemand, der sie dann zu erfüllen hat. Ich erlebe hier auch vieles und einmal stand auch meine Schwiegermutter kurz davor, mich zu schlagen. Das war, als sie im Krankenhaus war, sie nicht mehr laufen konnte, weil sie gestürzt war und einen Muskelriss hatte. Sie hat mich beschuldigt und gesagt ich wolle sie los sein. Ich habe versucht, zu beschwichtigen und ihr zu erklären, warum sie im Krankenhaus liegt. Da schrie sie mich an und hob die Hände wie zu einem Schlag, hat aber dann doch noch mal die Kurve bekommen. In ruhigen Minuten sagt sie dann ich sei ihr Leben, wie eine echte Tochter usw. Es ist ganz schlimm so etwas auszuhalten.


    Wenn sich so etwas wiederholen sollte, dann würde ich auch an ein Antidepressivum denken und ich würde trotz ihrer Wehrhaftigkeit versuchen, das ein oder andere einzuführen. Und wenn das nicht geht und sie merken, Sie schaffen es nicht, dann würde ich an eine Betreuung denken. Vielleicht ist aber auch jetzt der richtige Zeitpunkt für Sie gekommen.

    Manchmal ist es besser, man erklärt dem Demenzkranken, das der Staat älteren Menschen im Alltag hilft, ab einem gewissen Alter und dafür ist der Betreuer dann da.


    Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft und das Sie für sich die richtige Entscheidung treffen.

    Hallo Andydreas,


    das, was sie schreiben, dass kenne ich teilweise. Aber die Tendenz ist ähnlich, was die Verweigerung von allem angeht. Und es stellt sich mir die Frage, an wen sollen die vernunftvollen Ideen, die man selbst hat, adressiert werden, wenn die Demenzkranken angeblich kein eigenes Ich mehr haben, sie sich aber voll und ganz auf einen oder wenige Angehörige fixieren. Das kann rein technisch gesehen nicht funktionieren. Und deshalb kommt es, aus meiner Sicht, zu solchen Eskalationen. Und im Laufe der Zeit wird das auch immer mehr werden, bis der Körper irgendwann nicht mehr mitmacht.
    Und so schlimm es auch ist, das ein oder andere, muss man irgendwann durchsetzen oder man muss die komplette Verwahrlosung ect. in Kauf nehmen. Bei meiner Schwiegermutter steht einiges hier auf der Kippe. Die beiden Frauen, die zu ihr kommen, wenn ich mal nicht kann, interessieren sie immer weniger, weil sie auch mit sich immer weniger anfangen kann. Aber sie ist extrem fit, wenn es darum geht, Ausreden zu finden und ihren Standpunkt zu vertreten, warum sie stören oder nicht kommen sollen. Ich komme an den Tagen aber auch nicht, weil ich einfach nicht kann, ich auch andere Verpflichtungen meinen Eltern ect. gegenüber habe.
    Ich bin auch jemand, der früher die Kämpfe am liebsten vermieden hat. Heute scheue ich mich nicht, meiner Schwiegermutter zu sagen, ich bin dann und dann nicht da. Du kannst dann Gesellschaft haben, die Damen würden auch mit dir in die Stadt fahren und sich kümmern ect. Will sie das nicht, dann ist sie alleine an dem Tag. Aber ich sorge dafür, dass die Damen trotzdem zu ihr gehen und nach einer Stunde schimpfen, klappt es dann meist doch. Sie hat ein Bedürfnis, dass sie nicht alleine sein will und das können auch andere befriedigen, auch dann, wenn sie diese nicht als Ressourcengeber ansieht, wozu sie ihre Kinder ect. auserwählt hat.


    Ich habe auch lange gebraucht, um zu verstehen, das meine Schwiegermutter nicht mehr entscheidungsfähig ist, was ihre Bedürfnisse angeht. Sie will nur das man sie für Vollkommen hält und das sie selbstständig sein kann. Wie das aber technisch funktionieren soll, dass war und ist ihr vollkommen egal. Und hier ist man als Angehöriger gefragt und hier kann man auch für sich die Grenze erkennen, dass man das ein oder andere zum Wohle des zu Betreuenden und auch für sich waren muss. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man alles immer wieder versucht glattzubügeln. Es kommt der Punkt, da geht es nicht mehr. Und da kann man vorsorgen. Ich weiß nicht, ob dieser Punkt jetzt bei Ihnen erreicht worden ist oder ob Sie noch so weitermachen können oder wollen. Meiner Schwiegermutter hat es gut getan, wenn ich sage, ich muss zu meinen Eltern und ich habe eine Arbeit, an der selbst so viele Menschen mitdranhängen, die kann ich unmöglich sein lassen.
    Das hat sie verstanden und wenn sie es vergisst, dann sage ich es ihr noch einmal und ich muss sagen, es funktioniert, auch wenn ich in ihren Augen halt dann immer alles besser weiß, als sie. Ich weiß nicht alles besser, aber ich nehme ihr Bedürfnis, nach nicht alleine sein wollen ernst.


    Ich würde mich fragen, was braucht denn ihre Mutter, wenn sie noch weiter mit Ihnen zusammen leben will. Können Sie das ein oder andere mit Nachdruck durchsetzen, auch wenn das erst einmal sehr unangenehm wird, aber das Bedürfnis der Mutter doch befriedigt wird und sie hier dann auch noch lernfähig ist, im Laufe der Zeit. Leider kann man das nicht wissen. Oder wird alles immer mehr auf Eskalation und Betreuung hinauslaufen, weil sie es nicht mehr packen, wegen der Aggressivität (unbefriedigtes Bedürfnis) oder ihre Schwiegermutter bei der totalen Verweigerung bleiben will?


    Leider kann man hier nichts verallgemeinern, weil jeder Fall sehr individuell ist.


    Ich weiß bei uns leider auch nicht, inwieweit das bei uns noch funktionieren wird, auch wenn manch ein Erfolg noch da ist.


    Liebe Grüße an Sie