Danke Elisabetha. Das ein oder andere kenne ich davon schon. Aber leider es belastet mich zur Zeit zu sehr.
Beiträge von Teuteburger
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Hallo Elisabetha,
ich halte dich nicht für gefühlsduselig. Das sind für mich ganz normale Überlegungen.
Vielleicht kann ich etwas dazu beisteuern, aus meinen Erfahrungen.
Ich habe bei Begegnungen bisher überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Ich erkläre mir das eventuell so:
Ich weiß zum Beispiel, dass Menschen überwiegend von ihrem eigenen, bisher erfahrenen Leben, andere anschauen und beurteilen. Über alles weitere, was darüber hinausgeht, denken die meisten nicht nach und sie sehen das auch nicht. Deshalb halte ich es für wichtig, mein Gegenüber an dieser Stelle abzuholen, wo er/sie jetzt steht. Und ich halte es für wichtig, mich selbst richtig darzustellen. Die Pflege von Angehörigen trifft die meisten Menschen irgendwann und das man hier Entscheidungen treffen muss, die anders ausfallen als in den üblichen Gesellschaftsstrukturen, ist normal.
Wenn ich weiß, dass ich an diesem Tag genauso aussehe, wie ich mich fühle und es kommt die Frage auf mich zu, wie geht es Ihnen/Dir, dann antworte ich wahrheitsgemäß, aber sachlich. Ich sage ich: Durchwachsen. Und ich erwähne, dass ich eine demenzkranke Schwiegermutter habe und dass ich diese schon längere Zeit begleite. Dann sage ich, dass das nicht immer leicht ist, dass man hier Vieles neu erlernen muss, über sich selbst und den anderen und dass das viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich sage gleichzeitig, dass hier nicht jeder Tag gleich ist und das manche Tage sehr schwer sind, weil man selbst oft noch hilflos ist.
Und dann warte ich die Antwort ab. Ich habe immer ein gewisses Interesse und Verständnis erfahren und vielleicht auch Beispiele aus dem eigenen Umfeld.Es ist, so meine Erfahrung, immer wichtig, von Anfang an zu sich selbst und der jetzigen Situation zu stehen. Denn nur so gibt man dem anderen eine echte Chance, dass er am eigenen Leben teilhaben kann.
Es hilft auch zu erklären, dass man sich hier und da Informationen geholt hat und dass man sich beraten hat lassen, um mit der Situation besser umgehen zu können. Menschen können dann besser mit solchen Gesprächen umgehen, wenn sie merken, dass man etwas gegen die eigene Hilflosigkeit tun will, denn sonst fühlen sie sich auch oft schlecht und ratlos. Deshalb erwähne ich auch meist das Positive, was man natürlich hin und wieder auch erfährt und vielleicht auch etwas Humorvolles, denn das gibt es ja auch. Trotzdem bleibe ich bei dem, dass der weitere Weg von mir mehr Fragezeichen als Antworten aufwirft. Und ich frage zwischendurch auch ehrlich wie es dem anderen geht und höre zu. Halt wie das Gespräch sich so ergibt.
Und wenn ich merke, der andere kann mir überhaupt nicht folgen oder er ist selbst so sehr mit sich beansprucht, was durchaus sein kann, dann führe ich ein kurzes Gespräch mit demjenigen und seinen Belangen und dann verabschiede ich mich freundlich. Das darf einem dann aber kein Kopferzerbrechen bereiten, denn nicht jeder kann sich in andere hineinversetzen. Das kommt aber nur sehr selten vor und das hat meist auch einen Grund bei dem anderen.
Vielleicht hilft das ein wenig weiter, Elisabetha.
Zitat:
... Mut, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Selbstbewußtsein, Geduld, Dankbarkeit, Hilfsbereichtschaft, Einfühlungsvermögen, all diese Werte müssen wieder cool werden.
Ich weiß nicht, ob man dafür Mut braucht, für mich eher viel Verständnis und ein Erforschen des eigenen Lebens, so dass man diese Eigenschaften auch wie selbstverständlich irgendwann aus sich selbst leben kann. Mut ist vielleicht ein Teil davon, dass kann sein.
Ich wünsche auch einen schönen Sonntag und hoffentlich verständnisvollere Begegnungen in Zukunft.
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Das ist ein interessanter Ansatz, Elisabetha. Das Wichtige ist dabei sicher auch, dass man in dem Rahmen in dem man sich jetzt bewegt, noch Lösungen finden kann, auch wenn sie nicht perfekt sind. Als solches verstehe ich auch ein Forum.
An alle, die noch mitlesen. Ich habe es auch ein wenig verkürzt.
Das unsere westliche Welt sprachloser ist, als die afrikanische, halte ich nicht für einen Fehler an sich, sondern es ist die Sprachlosigkeit dem gegenüber, wovor man sich fürchtet und wo kein anderer echte Antworten mehr hat oder wo man den anderen zu sehr mitbelastet, weil der auch nicht die nötigen Ressourcen besitzt. Das diese Vogelstraußpolitik mit immer weiter fortschreitendem Alter irgendwann nicht mehr funktioniert ist verständlich. Also lenkt man sich so lange es geht irgendwie selbst ab.
Aber wenn es nur ums Essen, Trinken also Versorgt sein und Sicherheit, landestypischen Sex, ohne andere Besonderheiten und über feste religiöse Vorstellungen geht, da kann man sich mit gegenseitigem Verständnis unterhalten. Damit ist es aber schnell vorbei, wenn man das ein oder andere ernsthaft in Frage stellt.Bei Demenzkranken hilft das Klagen vielleicht auch, denn ich komme mir fast immer wie eine Klagebank vor auf die man alles ablädt, aber das, was ich dazu beitragen kann über neue Wege, die ich erarbeitet und erforscht habe, dass interessiert diese Person nicht wirklich und wenn, dann durch viel Mühe und Wiederholung, aber nicht, weil man gedanklich selbst dem Leben noch folgen kann oder will. Denn man selbst akzeptiert nur das, was man irgendwann einmal als gut und richtig angesehen hat.
Bei allen Lösungsmöglichkeiten, ist es wichtig, noch ein eigenes Ich zu haben. Meine Schwiegermutter hat dieses aber z.B. an die Söhne abgetreten und sich so gut wie nie Gedanken um die eigene Person gemacht. Das ist im fortschreitenden Alter eine explosive Mischung. Was Demenz auch immer ist, ich sehe in den Ansätzen, die glauben, Demenz wird lange vor dem Ausbruch der Krankheit unbewusst selbst psychisch teilweise angelegt, durchaus eine Möglichkeit von mehreren. Darauf versteifen darf man sich natürlich nicht, denn da stehen noch Studien aus und es gibt auch andere Möglichkeiten, wie zu hoher Hirndruck, ein B-12-Mangel und überhaupt ein Ungleichgewicht im Vitamin- und Mineralstoffhaushalt, lang anhaltende toxische Einwirkungen usw.
Ich weiß nicht, ob sich jemand für Homöopathie interessiert, unabhängig davon, ob sie etwas bewirkt oder nicht bewirkt. Ich habe einmal viel darüber gelesen und mir auch schon selbst geholfen. Es gibt hier ein Mittel, das heißt Pulsatilla. Dieses Mittel wird gerne für Mütter angewandt, die ausschließlich Mütter sind, die aber ihr eigenes Ich darüber verlieren. Oberflächliche Kurzbeschreibungen taugen da nicht viel, aber ausgiebige Beschreibungen dieses Charakterbildes sind da schon recht interessant. Dabei dachte ich, ich lese den Charakter meiner Schwiegermutter eins zu eins, zumindest in den wesentlichen Anteilen.
Das kann bei Männern aber genauso zutreffen, wenn sie nur über ihren Beruf funktionieren und sie darüber für andere kreativ da sein wollen, sie aber ansonsten kein eigenes Leben daneben mehr haben. Sobald der Beruf droht wegzufallen, bricht das ganze Leben und die eigene Ich-Definition zusammen. Ich glaube schon, dass das etwas im Gehirn bewirkt und auch in Dememzentwicklung eine Rolle spielt.
Kreuzworträtsel lösen hilft da auch nicht, denn echtes Lebensinteresse ist etwas anderes. Das ist inzwischen auch erwiesen.Ich weiß inzwischen, dass meine Schwiegermutter von ihrer geistigen Konstellation gar nicht anders handeln kann, als sie es jetzt tut. Ihr Leben lang hat sie versucht ihre Bedürftigkeiten zu vertuschen, diese anderen unterzuordnen und sie hat alles dafür getan, dass andere doch sehen sollen wie es ihr geht, damit diese dann für sie handeln. Deshalb hat sie bei eigenen Krankheiten immer übertrieben und sie im Laufe der Jahre immer schlimmer dargestellt. Das Leben anderer ist ihr Lieblingsthema gewesen und deren Versagen und Krankheiten, alles Dinge, worauf sie oftmals auch keine Antwort hat geben können. Sie selbst handelt nicht wirklich, außer Essen, Trinken, etwas Unterhaltung, früher den großen Haushalt.
Und leider akzeptiert man auch keine anderen Menschen auf Dauer im eigenen Leben, außer wenigen Familienangehörigen, weil man sich da fremd fühlt, auch wenn die Menschen noch so freundlich und nett sind. Aber jeder Mensch hat seine Defizite. Diese wollen Demenzkranke aber nicht haben und nicht sehen, denn das triggert ihre eigenen. Das ist auch verständlich, denn einem selbst fällt das auch schwer, wenn man merkt, der andere kann mit den eigenen Überlebensstrategien nicht viel anfangen. Ich fühle mich mit fremden Menschen dann wohl, wenn ich sie einordnen kann. Und an der Stelle, wo ich mir meine Defizite angeschaut habe, da fällt mir auch der Umgang mit anderen leichter. Wenn man sich aber sein eigenes Leben nie wirklich angesehen hat, dann versteht man auch das Leben anderer nicht und sie bleiben einem fremd. Das ist vorsichtig ausgedrückt, zumindest meine Erfahrung.
Den Druck, den man dann als Familienangehöriger aushalten muss, weil man als die alleinige Ressourcenquelle akzeptiert wird, ist enorm, weil diese Personen ihr Leben von einem, in einem Maße abhängig machen, dass man selbst mit dem eigenen Überleben früher oder später Probleme bekommt und wenn man keine klaren Grenzen zieht und man sich die eigenen Ressourcen nicht sehr genau anschaut. Bei mir liegt die Grenze z.B. darinnen, dass ich abends heim gehen kann und mich um meine Arbeit, mein Essen und um meine Angelegenheiten auch noch kümmern kann. Sie ist nicht die Einzige die mich braucht.Ich fand der Text war zu lang und zu unverständlich, deshalb habe ich ihn verändert.
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Danke an alle für den Austausch hier.
Sonnenblümchen, danke für den Buchtipp und den Film.
Ich bin im Moment nicht in der Lage noch mehr zu dem Thema zu schauen. Ich habe aber z.B. das Buch Die magische Welt der Alzheimer gelesen. Das hat mir einerseits geholfen, aber auch hier fehlt mir etwas. Trotzdem werde ich das Buch im Hinterkopf behalten.
Elisabetha:
Mit dem Satz über Selbstsorge und die Fürsorge für den anderen, treffen Sie bei mir den Nagel auf den Kopf. Diese beiden Aspekte kollidieren immer mehr und ich weiß, ich werde meine Schwiegermutter irgendwann im Stich lassen müssen, um selbst überleben zu können. Im Stich lassen ihrer Meinung nach, denn ich habe so nette Personen an der Hand, die helfen würden, wenn sie Hilfe braucht.
Das man sich in sich selbst immer enger fühlt, das kenne ich auch und leider auch die Supergaus, die bei guter Mitarbeit aber fast alle verhinderbar wären. Alleine sind wir nicht, aber ich hätte auch gerne bessere Lösungen, als das, was wir immer wieder erleben müssen. Ein interessanter Umstand, den ich für Nachdenkenswert halte, ist der, dass z.B. auf Sardinien, die über Neunzigjähren fast keine Demenz haben, höchstens jeder zehnte. Bei uns ist es fast jeder zweite. Ein Zufall kann das nicht sein. Die Familienstrukturen sind hier anders, man lebt auch mehr mit der Natur auf Sardinien usw. Aber allen gemeinsam ist, dass sie für sich einen Sinn im Leben gefunden haben, was auch klar kommuniziert wird. Meine Schwiegermutter sagt schon seit Jahren, dass sie keinen Sinn in ihrem Leben sieht. Dass sie nur über andere lebt, deren Leben aber, bis auf wenige Ausnahmen, sie gar nicht interessiert, das halte ich für einen Teil ihrer Demenz.Sohn:
Bei mir ist das kein Helfersyndrom, da bin ich mir sicher. Bei mir ist es eher der Umstand, dass ich gerne Hilfe zur Selbsthilfe gebe, ich mich aber normalerweise aus dem Leben anderer heraushalte. Bei meiner Schwiegermutter ist das aber anders gewesen. Ich habe erst einmal nur geholfen, weil Hilfe gebraucht wurde, als sie das erste Mal gestürzt ist. Bis ich gemerkt habe, in was für einer Rolle ich jetzt bin, darüber sind Jahre vergangen, weil ich immer gehofft habe, sie lernt doch noch, dass sie sich auch selbst um ihre Bedürfnisse im Alter kümmern sollte. Das war vor der Demenz, die aber wahrscheinlich schon angefangen hat. Jetzt ist der Umstand aber so, wie Elisabetha es treffend beschrieben hat. Die zunehmdenden körperlichen und geistigen Defizite meiner Schwiegermutter kollidieren mit meiner Selbstfürsorge.Hanne und alle anderen.
Ja, die Sache mit dem Abschalten, das ist bei mir noch einmal schwerer, da auch meine eigene Arbeit geistig anstrengend ist.
Die kindliche Leichtigkeit habe ich leider auch verloren, das aber schon vor der Demenz meiner Schwiegermutter.
Ich hätte auch gerne eine unbeschwerte Welt in der jeder versorgt und in Sicherheit ist, wo keine schweren Krankheiten sind ect. Gefühlt hat man das vielleicht hin und wieder in der Kindheit so wahrgenommen. Gestimmt hat es aber nicht wirklich.
Ich habe früher gerne getanzt. Das habe ich mir vorgenommen, müsste ich noch einmal anfangen. Aber mir fehlt für Vieles die Energie. Auch ich muss ständig schauen, wo ich stehe. Entspannend finde ich aber hin und wieder eine Serie aus der Kindheit, auch wenn ich heute einen anderen Blick darauf habe.
Ich finde es auch gut, dass Zimt, Andydreas usw. hier mitschreiben mit ihren Erfahrungen.
Ich wünsche uns allen, dass es einfach irgendwie, irgendwann besser wird. Wunschdenken darf auch mal sein.
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Das freut mich für dich Zimt.
Du kannst, wenn du willst, ja mal berichten, wie sie sich eingelebt hat.
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Danke für deinen Beitrag, Zimt. Bei mir ist die Situation ähnlich. Ich habe auch einen Thread dazu eröffnet.
Ich sehe das im Grunde ähnlich. Für mich ist gefühlt auch der goldene Mittelweg richtig. Nicht die totale Selbstaufgabe und auch nicht das im Stich lassen. Auch im Demenzzentrum wird einem zu diesem Mittelweg geraten. Es gibt Demenzkranke die keine Grenzen kennen und die ihr Ich komplett auf andere projizieren und das nicht erst in der Demenz, sondern schon vorher. Das habe ich bei meiner Schwiegermutter erlebt. Wenn Demenzkranke von mehreren Personen rund um die Uhr betreut werden, dann wird auch ihr Gemütszustand besser, sofern sie glauben, diese machen das umsonst und nur für sie. Das ist aber kaum möglich. Niemand hat heutzutage solche Familienstrukturen, aber selbst wenn man sie hat, was ich persönlich schon erlebt habe, dann kann auch das schiefgehen. Pauschalaussagen helfen nicht wirklich, meiner Erfahrung nach, sondern gangbare Mittelwege.
Liebe braucht auch Ressourcen und diese Ressourcen sind bei jedem unterschiedlich stark vorhanden. -
Danke euch allen für eure Antworten.
Da war einiges für mich zum Nachdenken dabei. Das ich mehr auf mich achten muss, dass wäre ein wichtiger Schritt, der aber nicht leicht ist. Normalerweise gelingt es mir auf mich zu achten, wenn die Rollen klar definiert sind und ich abends die Türe zumachen kann und meinem Leben nachgehen kann. Das ist hier aber nicht der Fall, weil sie sich auf mich projiziert. Ich werde, und da gebe ich Sohn und Hanne recht, entsprechend versuchen das psychisch hinzubekommen.
Der Staat macht im Gegensatz zu anderen Ländern schon einiges, aber bei Demenz ist das, je nachdem, alles andere als ausreichend, vor allem wenn die nötigen Angebote im Umfeld fehlen ect.
Auch Sonnenblümchen danke ich. Das habe ich mir auch schon überlegt, meine Arbeit aufzugeben, aber da hängt auch zu viel dran, als das ich das so einfach tun könnte. Und genauso brauchen mich auch die anderen Personen und ich selbst. Wäre meine Schwiegermutter die einzige Person und ich nicht so gebunden, wäre das eine Überlegung gewesen, aber unter der Voraussetzung, dass ich trotzdem noch ein eigener Mensch sein darf und das ist bei Demenz und der jeweiligen psychischen Veranlagung nicht immer möglich.
Es ist eine Gradwanderung und ich glaube, hier gibt es kein schwarz oder weiß und kein richtig oder falsch, denn jede Entscheidung wird unangenehme Konsequenzen mit sich bringen, leider.
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Ich kann deshalb nicht mehr, weil die emotionale Erpressung und die körperliche Bedürftigkeit meiner Schwiegermutter immer größer werden.
Seit neun Jahren betreue ich meine Schwiegermutter. Ich habe dazu bereits einmal etwas geschrieben. Dreimal in der Woche bin ich bei ihr. Ansonsten kommt zweimal die Woche eine Seniorenbetreuung, die ich als meine Freundin eingeschleust habe. Duschen geht sie schon lange nicht mehr. Einkaufen und Putzen darf ich nach einigen Jahren Anlaufzeit bei ihr. Ich stelle mich voll und ganz auf sie ein. Ich fahre sie zum Arzt, ich telefoniere täglich mit ihr. Sie kann nur mit Hilfe und Rollator nach draußen.
Mein Vater ist inzwischen schwer an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Meine Mutter hat Anzeichen von beginnender Demenz. Ich habe auch Geschwister, aber diese haben eigene Probleme und wenig Zeit.Ich will jedem gerecht werden, auch mir selbst noch, aber zunehmend plagt mich das schlechte Gewissen und ich komme nicht mehr zur Ruhe, denn jedesmal wenn ich meine Schwiegermutter verlasse, sagt sie mir, sie kann nicht alleine sein, sie will sich etwas antun, sie weint auch manchmal.
Unser Verhältnis ist einerseits gut, andererseits ist das auch vor der Demenz fast immer ein Monolog gewesen. Mein Leben interessiert sie nicht wirklich.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr weiter, weil sie keinerlei Hilfe annimmt, sie alles auf mich abwälzt, ihre ganze Psyche, ihre ganzen Versäumnisse und dass nie jemand mit ihr über ihr Alter gesprochen hat. Ich habe vor Jahren öfters einen Anlauf genommen, den sie souverän abgewimmelt hat. Sie geht in ein Heim, wenn sie mal nicht mehr kann. Davon will sie heute nichts mehr wissen. Im Grunde ist alles, was sie sagt, immer eine Übertreibung, um die eigenen Defizite und Bedürfnisse zu umgehen und wegzuschieben. Die Söhne haben es auch nie geschafft mit ihr über ihr Alter zu sprechen, weil sie das mit Geschrei ablehnt. Jeder hilft auf seine Weise, aber überwiegend mein Mann mal sonntags. Ich fühle mich trotzdem zunehmend alleine gelassen, weil ich ihre Qual und Psyche immer weniger aushalten kann.
Leider nimmt ihre körperliche Verfassung immer mehr ab und ich ich würde hier gerne vorsorgen, mehr Hilfe organisieren, vielleicht auch mal probeweise jemanden bei ihr schlafen lassen vom Seniorenservice, was auch möglich wäre. Nein, sie lehnt alles ab, sagt mir aber immer wie schlecht es ihr geht. Mich bringt das fast um, ihr immer wieder Hilfe anzubieten und sie lehnt alles ab, jammert aber bei mir langanhaltend über ihre Beschwerden. Meine eigene Gesundheit leidet zunehmend.
Ich schleppe mich zunehmend durch die Tage, schaffe es immer nur kurz Luft zu holen, weil auch meine berufliche Tätigkeit anstrengend ist.Sorry für den langen Text. Mir tut meine Schwiegermutter sehr, sehr leid und immer versuche ich ihr zu helfen, psychisch und körperlich, aber es wird nicht reichen, das weiß ich. Mir graut es davor, sie eines Tages wieder in ein Krankenhaus fahren zu müssen und sie schreien und weinen zu hören und zu hören, was ich hier wieder mit ihr mache. Sie will heim.
Am liebsten wäre ihr, wenn ich bei ihr einziehen würde. Das kann ich aber nicht, wegen dem Rest der Familie, die mich auch brauchen und weil ich ihr nicht standhalten kann und ich auch nachts ein paar Stunden Ruhe brauche. Das geht alles schon zu lange.
Das, was mir am meisten weh tut, ist, das, wenn ich meine Grenze ziehe, dass ich sie verletze und im Stich lasse, weil sie über mich mitlebt. Das ist einfach schlimm.
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Ich danke für die Antworten.
Ich werde die Tipps, soweit es möglich ist, ausprobieren.
Bereit legen tue ich Seife, Handtuch und Waschlappen. Meist wird hier nur etwas benutzt, wenn ein Arztbesuch ansteht. Bisher habe ich es noch nicht geschafft sie ins Bad zu locken.
Die Sache mit den medizinischen Bädern werde ich auf jeden Fall ansprechen.Ich habe die Tätigkeiten meines Partners nicht erwähnt, weil der Text schon sehr lang ist. Er ist jeden Sonntag bei seiner Mutter, für mehrere Stunden, wochentags bevor er arbeiten geht zweimal, zum Frühstücken, denn sie mag es, wenn sie für jemanden Essen zubereiten kann. Sie will aber keine Fremden, auch keine Nachbarn beköstigen.
Sie hat vier Söhne gehabt, zwei sind inzwischen gestorben.
Der Bruder meines Partners ist jetzt in Pension. Er hat aber noch eine junge Familie. Ich werde in der kommenden Woche mit ihm ins Demenzzentrum gehen, damit er sich hier beraten lassen kann. Davon verspreche ich mir, dass die Söhne auch einmal mit ihrer Mutter sprechen können (demenzgerecht) und sie damit vielleicht mehr bewirken können, als ich. -
Ich versuche es nochmal. Ich habe den Text ein gutes Stück weit gekürzt. Das kann sonst ja keiner lesen. Sorry.
Ich betreue meine Schwiegermutter seit circa neun Jahren. Sie ist seit einigen Jahren dement, bestätigt von der Hausärztin und der Geriatrie.
Seit Jahren, komme ich mehrmals wöchentlich, da sie selbst nicht mehr in die Stadt fahren kann und auch die Besuche der Familienmitglieder eher selten sind. Ich fahre dann mit ihr in die Stadt, spiele Karten mit ihr, putze bei ihr und wasche ihre Wäsche. Diese Zuwendung und das Vertrauen aufbauen hat Jahre gebraucht.
Aber es gibt einen Punkt, da komme ich nicht weiter und das ist die Hygiene. Seit sie 90 Jahre alt ist war sie höchstens 4/5 mal Duschen, Haare waschen ein wenig öfter. Nächsten Monat wird sie 92. Nichts, aber auch gar nichts hilft hier. Auch keine Tricks, kein einbeziehen des Arztes, der einmal ein Duschgel verschrieben hat für ihre Haut. Das ist dann einmal angewandt worden und dann nie mehr. Wenn sie sagt, sie müsse sich die Haare mal waschen, das wäre ja schon ewig her, dann sage ich, ich helfe dir gern. Nein, kann sie nicht vertragen. Ich sage, ich werde dir nur Handreichungen machen. Sie, nein, will sie nicht. Ein Fußbad akzeptiert sie aber, immer kurz vorm Kartenspielen. Da frage ich nicht und stelle es einfach hin. Das geht. Aber alles andere. - Keine Chance. Auch der Pflegedienst und eine Frau vom Seniorendienst, die einmal die Woche kommt, hat hier nichts erreicht. Die Frau vom Seniorendienst ist eine ganz nette und gelernte Altenpflegerin. aber auch sie darf bei meiner Schwiegermutter nur Kartenspielen.
Die paar mal Duschen habe ich nur hinbekommen, indem ich gesagt habe, dass sie schon lange nicht duschen war. Dann schimpft sie auf mich. Aber sie geht dann im Laufe der kommenden Tage. Ihren Po wäscht sie auf der Toilette an einem kleinen Waschbecken, wenn sie es für nötig hält. Ich wechsle regelmäßig die Waschlappen.
Auch das wechseln der Unterwäsche klappt mal mehr mal weniger gut. Ist in einer Woche keine Unterhose in der Wäsche und sie auch sonst nirgendwo zu finden, dann sage ich scherzhaft, dass ich diese vermisse. Dann tut sich wieder etwas.
Und jetzt zu meinem Problem. Heute wollte ich wieder auf das Duschen und die Wäsche hinweisen. Da ist sie in Tränen ausgebrochen und hat gesagt, ich würde sie wohl für Dreckschwein halten. Sie war anders als sonst, also sehr beleidigt und hat mich als böse Schwiegertochter hingestellt. Ich habe mich vielmals entschuldigt und ihr gesagt, wie sehr ich sie schätze und das sie das doch mal vergessen könne. Klar ist das ihr wunder Punkt, aber die Vorstellung ich könne sie für dreckig halten, diese saß diesmal wohl tief. Ich habe gesagt, wie sauber sie doch immer gewesen ist und dass ich sie auch heute noch so sehe. Naja es ging dann etwas besser. Trotzdem bin ich geschockt. Sie ist vom Charakter her auch sonst sehr wechselhaft. Sie kann mich richtig runterputzen und wenn ich keine Grenze aufzeige, dass auch ich Nerven habe, dann würde sie sich nicht mehr einbekommen, bis wir dann etwas machen, was sie etwas interessiert. Meist weggehen.Ihre eigenen Bedürfnisse sind ihr meist egal. Andere müssen sehen, was ihr fehlt und wenn sie es sehen, dann lehnt sie oftmals ab, was man ihr geben will. Inzwischen hat sie ein Toilettensitz, Pflegebett im Wohnzimmer, Duschhalter ect. Sie akzeptiert erst etwas, wenn es länger da ist und sie es dann doch benutzen muss.
Aber letztendlich weiß ich nicht, wie es jetzt mit ihr weitergehen soll in Zukunft. Mich nimmt das immer wieder mit. Ihre Haut wird zusehends schorfiger, eine Mischung aus Schuppen und Talg, auch auf der Stirn. Erstaunlicherweise riecht sie nicht sehr streng, aber wenn sie immer weniger macht, dann weiß ich auch nicht weiter. Vor allem ist das schlimmste für mich, ich werde sie immer wieder verletzen, wenn ich in Zukunft etwas sage in dieser Richtung. Also bleibt nur die Verwahrlosung, zumindest in diesem Bereich. Aber das kann doch nicht die Lösung sein, denn die Haut juckt. Das sagt sie selbst und man sieht auch die Kratzspuren.
Meine Schwiegermutter hat einen dermaßen starken Willen und wenn sie etwas nicht will, dann will sie nicht. Ich hatte auch einmal überlegt sie zu uns zu holen. Das schaffe ich aber nicht. Sie hat wie gesagt, kein Interesse an meinem Leben. Das sagt sie mir auch ehrlich. Alles, was ich mache, meine Arbeit ect. damit kann sie nichts anfangen, will sie auch nicht. Ich arbeite von Zuhause, eine geistig anstrengende Arbeit. Auch mein Mann arbeitet manchmal von zu Hause aus. Bei uns ist es eher still. Das ist für sie kaum zu ertragen.Ich finde es schlimm einem Menschen nicht gerecht werden zu können.
Wie soll man mit jemandem kommunizieren, wenn man selbst und andere bereits alles versucht haben, wie in der Körperpflege, sie aber hier alles ablehnt.
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