Liebe schwarzerkater ,
ich habe ebenfalls sehr gefreut von dir zu lesen. Den Ansatz des Heimes finde ich gut, wie du es beschreibst, man begleitet die alten Menschen auf ihrem Weg - an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst. So verstehe ich das.
Bzgl deiner andauernden Traurigkeit würde ich sagen, es ist ein Prozess, der Zeit erfordert anzunehmen, was ist und was man nicht ändern kann. Meine Mutter ist nun seit fast vier Jahren hier im Heim, wenn man die erste Kurzzeitpflege mitrechnet, nach der sie nochmal sechs Wochen zuhause war bis zum nächsten Knochenbruch durch Sturz.
Bei mir ist die Traurigkeit im letzten Jahr deutlich weniger geworden, ich setze mich der Situation dort aber i.A.nicht mehr als 1mal/Woche aus, vllt würde dir also wirklich Abstand helfen. Akzeptanz ist tatsächlich ein großes Wort hier, das man sich immer wieder vorsagen kann. Wenn man ansonsten eher Macher/in und Planer/in ist, fällt das vermutlich besonders schwer .
Aber ich kann auch noch nicht sagen, wie es ist, wenn meine Mutter mich nicht mehr erkennt, nicht mehr spricht ...
Es ist und bleibt ein Abschied auf Raten und das ist schwer.
Mich tröstet tatsächlich gerade noch der Vergleich zum Abschiedsweg meines Mannes mit monatelangen massiven Schmerzen etc.durch Krebs im kompletten Bauchraum. Und selbst da gab es einen Punkt, an dem ich mental umschalten konnte, als mir der Seelsorger sagte, unsere Wege gehen nun auseinander, in verschiedene Richtungen. Den habe ich dann noch täglich begleitet - keine Ahnung, wie ich die Kraft mobilisieren konnte, danach fehlte sie mir nachhaltig.. er war Mitte 50, meine Mutter nun 92 J. - daher fällt es mir im Vergleich vllt leichter, wobei ich ja noch lange den Anspruch hatte, für einen Ausgleich ihres in anderer Hinsicht schweren lebens zu schaffen. Und das war MEINE Challenge, zu akzeptieren, dass ich es auch jetzt nicht mehr schaffe.
Aber wer weiß, so ein ruhiges Leben in schöner Umgebung mit liebevoller Begleitung, viel Licht in ihrem Zimmer , mit Blick in einen schönen Garten hatte sie zuvor nicht - und doch will sie oft noch "nachhause"..
Herzliche Grüße
Rose60