Guten Tag,
meine Fragen betreffen zwei Bereiche, den medizinischen und welche rechtlichen Schritte sind möglich:
Anfang Mai 2019 zog meine Mutter in ein Pflegeheim (78 J., Schlaganfall vor 25 J., Anämie, Depression (beginnende Demenz laut Pflegeheim), Inkontinenz, Darmträgheit, Fettleber. Medikation: Bisoprolol (Blutdruck), Atarax (Juckreiz, auch angstlösend), Movicol. Im Krankenhaus (Jan. ´19) erhielt sie nach Delir „Melperon“). Ich habe die Vollmacht für alle Bereiche.
Sie konnte beim Einzug ins Heim noch am Stock bzw. Rollator gehen. Zwei Monate später saß sie nur noch im Rollstuhl und wurde immer wieder lange Zeit auf der Toilette gelassen, so dass dies m. M. n. im November eine heftige Blasenentzündung begünstigte. Zwei Ärzte (Hausarzt ging in Urlaub, dann der Urologe) verschrieben ihr vier verschiedene Antibiotika. Auf zwei Antibiotika reagierte sie allergisch. Schon als die Blasenentzündung abklang klagte sie über heftige Schmerzen und versteifte, als man sie aufrichten wollte. Wegen der Darmträgheit hatte sie ohnehin häufig Schmerzen. Nach eigener Recherche fand ich heraus, dass zumindest das letzte Antibiotikum „Nitrofurantonin“ zu Nervenschädigungen und Brustkorbschmerz führen kann. Zu diesem erhöhten „Arbeitsaufwand“ für die Pfleger verstärkte sich ihre seit einem Sturz im Juli (eine Rippe gebrochen) vorhandene Angst, dass sie beim „zügigen“ Umsetzen vom Bett in den Rollstuhl fallen gelassen wird. Man hätte mehr keine Zeit beim Aufrichten und für den Abbau der Antibiotika lassen sollen.
Stattdessen wurde ein Gerontopsychiater hinzugezogen, der, wie man mir mitteilte, „nur mal übergucken“ sollte. Ich ging vage davon aus, dass man mich über das Ergebnis informieren würde, wie ich es zuvor grundsätzlich schon gefordert hatte. Bei einem anschließenden Telefonat mit der Wohnbereichsleitung erfuhr ich, dass sie (seit Mitte Dezember) „Haloperidol“ bekommt. Anschließend setzte ich mich mit dem Gerontopsychiater in Verbindung, der zunächst 3 Tropfen verschrieben hatte. Weitere Informationen erhielt ich nicht. Ich ging von 3 Tropfen tgl. aus, es stellte sich aber heraus, dass sie 2 x 3 Tropfen bekommt (die Gabe hätte sich ja auch noch öfter verteilen können: 3 x 3). Später erfuhr ich von dem Gerontopsychiater, dass Halop. auch eine Demenz begünstigen kann. Dieser Meinung ist man im Heim ohnehin. Da ich sie kenne und weiß, dass sie auf mich anders, offener reagiert, beruht m. M. n. ihr Verhalten in der schweren Depression. Schon vor Jahren brauchte sie lange, um sich mit weitreichenden Themen (Patientenverfügung) vertraut zu machen. Sie braucht ihre Zeit, versteht es dann aber.
Vermutlich beide Aspekte, der Schmerz und die Angst, waren nun wohl Argumente des Heimes für ein Neuroleptika. Sie hatte nie Wahnvorstellungen, Aggressionen oder war besonders auffällig, sondern eher äußerlich ruhig und in sich gekehrt, so wie ich sie seit Jahren kenne. Seit letzter Woche hat sie nun Pflegegrad III, was m. A. n. vom Heim schon lange angestrebt wurde, aber Anfang November scheiterte.
Durch Zufall, der Gerontopsychiater hatte einen Notfall und eine Kollegin die Vertretung, konnte ich zunächst erreichen, dass sie auf 2 x 2 Tropfen runter kam. Da sie keine Schmerzen mehr hat und die Ängste sich eher in Befürchtungen abgeschwächt haben, sie stattdessen im Rollstuhl nach links kippt („das macht der Körper von selbst“), sie plötzlich tlw. nicht mal mehr das Jahr erinnert, sie sich benommen und ständig erschöpft fühlt (Herzmuskel?), meine ich, dass ein so hartes Medikament langfristig eher großen Schaden als noch irgendeinen Nutzen bringt. Somit die erste Frage: Ab welchem Zeitraum ist mit einem langfristigen Schaden zu rechnen?
Selbst wenn sie eine beginnende Demenz hat, halte ich dieses Medikament für unverhältnismäßig und unnötig bis gefährlich. Zumal es erst recht eine Demenz begünstigt bzw. verstärkt - nach Aussage des Gerontopsychiaters.
Ein Einschreiben an die PDL, mit von ihr unterschriebenem Wunsch nach Reduzierung, zeigt keine Wirkung, schon gar nicht Gespräche mit den Pflegekräften. Den Gerontopsychiater habe ich im Zuge dessen abgesagt und möchte keine weitere Behandlung. Der Hausarzt hat es übernommen. Nun geht es aber auch hier trotz Zusage des Hausarztes vor drei Tagen, weiter zu Reduzieren, nicht voran (Telefonate mit dem Heim: weiterhin 2 x 2 Tropfen).
Frage 2: Welche Schritte kann ich dennoch unternehmen. Die gesetzlichen Bestimmungen (§ 630, § 1901 (4), 1901a (1), 1901 b) müssten dem Heim doch eigentlich klar sein. Wer oder was kann helfen: Anwalt, Heimaufsicht… Untervollmacht an ein Betreuungsverein? Es geht mir nicht um eine rechtl. Beratung sondern darum, wer in kürzester Zeit was erreichen kann, denn ihre Lebenszeit wird durch das Medikament ja offenbar verkürzt.
Da ich 200 KM entfernt wohne (bin normalerweise 1x mtl. bei ihr, im Dez. und diesen Monat 3 x), befürchte ich eher Nachteile bzgl. der Betreuung wenn ich mich an das Amtsgericht wende.
Herzlichen Dank weiterführende Informationen und Antworten
River