Hallo zusammen, hallo blumenkind,
hier ist ja einiges passiert. Bei mir auch. Die letzten 2-3 Wochen waren für mich sehr schwer. Nachem die Quarantäne spitze lief (mein Mann und ich waren jeden Tag bei meiner Mutter), ging der Terror danach los. Der Umgang mit anderen Menschen ist das Hauptproblem, meine Mutter sieht überall "Verbrecher" bzw. lästert über jeden. Sie ist mit sozialen Alltagssituationen wie "guten Tag sagen" überfordert. Das ist für mich am schwierigsten auszuhalten. Diese Abwertung anderen gegenüber. Hat auch nix mit Demenz zu tun. Ist Teil ihrer Persönlichkeit. Dann musste sie noch mal in Qurantäne. Verdacht auf Corona. Sie hatte Geschmacksstörungen. Hat in ihrer Negativität über das Essen abgelästert "schmeckt alles gleich hier" (tja, hat es sich also irgendwie selbst eingebrockt...). War Gott sei Dank nix, aber... das hat sie echt reingerissen, geht dann ins Depressive. Hat nicht gegessen, war total durcheinander, dünne Stimme.... die PflegerInnen riefen mich mehrmals an, weil sie sie nicht beruhigen konnten. Ich finde es "krass interessant", dass sich die Insolation so massiv auswirkt. D.h., sie hat ein Bedürfnis nach anderen Menschen! Ich hatte einen kreativen Spontaneinfall: Als sie zum wiederholten Male über andere Menschen (z.B. auch Pfleger!, die sie 5 Minuten vorher noch toll fand) ablästerte (insbesondere geht sie auf dicke Menschen los, super abwertend...), sagte ich: Was ist das Neuerdings? So kenne ich dich gar nicht! Du warst doch immer ein netter Mensch". Das war genial. War für mich gut und für sie. Neue Verhaltensformen möglich. Sie erwiderte: "Ich ärger mich nur, weil die draußen rumlaufen dürfen und ich nicht." Ist das nicht genial??? Und ich setze (weiterhin) Grenzen. Ich kann es nicht ertragen, wenn meine Mutter so abwertend ist. Und ich sage ihr auch, dass ich das nicht hören will. Funktioniert ganz gut. Und da fällt mir wieder mal ein, dass auch meine Mutter ihrer Grenzen setzte, als diese ins Pflegeheim kam. (Familien-) Geschichte wiederholt sich?! Meine Oma war eine Despotin, alle mussten nach ihrer Pfeife tanzen. Als sie ins Heim kam, dachte ich als Enkelin: Entweder sie stirbt in Kürze (weil sie sich nicht einlassen kan), oder sie dreht sich um 180 Grad. Letzteres ist geschehen. Warum? Weil es zum ersten Mal Menschen gab, die unbeeindruckt waren von ihrem Widerstand. Und meiner Mutter ist Folgendes gelungen: Als sie wie jeden Tag ihre Mutter besuchte (und die wieder mal negativ drauf war), blieb meine Mutter im Zimmer stehen und sagte: "Oh, ich sehe, du bist schlecht gelaunt. Ich komme wieder, wenn das anders ist." Und dann ist meine Mutter wirklich gegangen. Was für ein Mut! Mit knapp über 50 musste sie dafür tatsächlich Mut aufbringen. Seit diesem Tag war meine Oma wie ausgewechselt: freundlich, liebevoll, dankbar, gütig. Hat ihren Frieden gemacht. Als meine Mutter und die Pfleger mich diese Woche zum wiederholten Male anriefen, war ich gerade nervlich durch. Konnte, wollte dies auch nicht wirklich verbergen. Meine Mutter entschuldigte sich quasi und sagte so was wie: "Mirabai", ich weiß dass ich an mir arbeiten muss." Oh Mann, jetzt ist der 4 Tag in Folge ohne Anrufe. Ich fahr auch lieber jeden Tag hin als dieser Telefonterror. Das halte ich nicht aus. Damit komme ich zu meiner Ergänzung, blumenkind: Ja, es gibt ein Recht auf Verwahrlosung. Und gleichzeitig lebt keiner auf einer Insel. Alle Bedürfnisse gelten und sind gleichwürdig. Mein Mann, meine Mutter oder wer auch immer dürfen entscheiden, nicht zu essen, sich in riskante Situationen bringen usw. Und ich darf entscheiden, dass ich da nicht bei zugucken kann und werde! Und das könnte konkret bedeuten, die Mutter in einem Heim unterzubringen. Kann sein, dass sich deine Mutter nicht eingewöhnen wird. Es ist aber die Entscheidung deiner Mutter. Es ist ihr Leben. Es ist ihre Chance! Es geht darum, sich selbst diese Entscheidung zu verzeihen. Du hast aus Liebe gehandelt. Gleichzeitig hat jede Entscheidung Konsequenzen, die wir vorher nicht kennen können. Aus Angst, Feigheit und Bequemlichkeit treffen viele Leute keine Entscheidung. Du warst mutig. Verzeih dir. Such einen Weg, wie dir das gelingen kann (mit therapeutischer Unterstützung?). Meine Sätze jetzt für uns Töchter:
Ich kann nur aus der Fülle heraus geben (bedeutet, immer wieder, jeden Tag auf neue, nach dem eigenen Akku zu schauen und den Tank befüllen).
Wenn ich es gerade nicht aushalte (Akku leer und keine Idee, Kraft zum Befüllen), diese Grenze akzeptieren!!! Ich hatte letzte Woche kleinen Nervenzusammenbruch (die normalen Maßnahmen wie Sprechen, Meditieren, Tarot und in die Natur gehen haben nicht funktioniert bzw. ich hatte null Kraft dafür, das ist schon krass, gibt es bislang so gut wie keine vergleichbare Situation!). Da nix ging, bin ich ins Bett. Habe geheult wie ein Schloßhund und bin vor Erschöpfung eingeschlafen, allerdings mit der mentalen Erkenntnis, dass wenn nix geht, eines immer geht: Hingabe! Sich dem Schmerz, der Erschöpfung hingeben. So kann es gehen. Hingabe löst den Kampf, den Widerstand auf. Ist ein wahrer Transformator!!! So war es dieses Mal und ich habe noch 2 Lebenssituationen, wo es so war. In dieser Situation übrigens geschah Folgendes: Mein Bruder hatte sich exakt zu dem Zeitpunkt gemeldet!!! Wahnsinn. Ja, damit betreten wir weitere Sphären: Spirutuelle. Energetische Verbundenheit. Liebe.
3. Satz: Das Leben ist manchmal ein Arschloch.
Buchtipp hinsichtlich Verbundenheit/Bewusstsein/Handlung: Otto C. Scharmer. Theorie U. In diesem Sinn, alles alles Liebe und bis bald, Mirabai