Beiträge von ecia25

    Liebe Julia,


    da kann ich Rose nur zustimmen. Deine Kinder brauchen Dich, ganz dringend.

    Du hättest auch ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn Du Dich aus Fürsorge für Deine Mutter nicht ausreichend um die Kinder kümmern könntest. Deine Kinder haben noch eine möglichst gesunde Entwicklung vor sich, die soll nicht durch eine überlastete Mama gefährdet werden.

    Deine Mutter ist im Heim betreut von Fachleuten, die spezialisiert sind auf ihre Erkrankung und können Dinge leisten, die Du gar nicht leisten könntest.

    Sie haben die Ausbildung dafür und das Wissen und Können.

    Ich erlebe grade bei meiner Mutter (sie lebt nicht im Heim, wird aber auch nicht von uns Töchtern betreut), die derzeit offenbar wieder einen Stadiumswechsel vollzieht, wie sehr das belasten kann und Energie zieht, die dann für die anderen alltäglichen Aufgaben fehlt. Wenn ich nun noch kleine Kinder hätte, würde mich das völlig überfordern!

    Schlechtes Gewissen ist wahrscheinlich etwas, das immer kommt, wenn wir unsere Grenzen heftig spüren müssen und eigentlich selbst von uns erwarten würden, mehr Aufgabe bewältigen zu müssen.

    Die eigenen Anforderungen herunterfahren kann dagegen helfen.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.

    Zuerst Danke Euch, die Ihr mir Zuspruch schickt.


    Liebe Schwarzerkater! Zwar werde ich Deine Beiträge sehr vermissen, wenn Du Dich zurückziehst, aber ich kann es nachvollziehen und verstehen.

    Ich wünsche Dir, dass Du Kraft für die Bewältigung Deiner Aufgaben und Probleme findest, aber auch Zeiten für Dich, in denen Du auftanken kannst und vielleicht dann ja mit neuen Erfahrungen irgendwann wieder hier auftauchen kannst. Alles Liebe!

    Liebe Rose, tatsächlich bin ich in ähnlicher Lage, allerdings betrifft es meinen Mann und gravierende Fehler von ihm, die ihn wohl aus meinem Leben kicken werden. Meine Mutter schätzt und verehrt ihn fast wie ihren eigenen gottähnlich gehegten Ehemann (der ein Narzist und Familienquäler war) und ist so froh, dass ich einen so guten Mann habe nach meinem ersten Reinfall.

    Sie fragt täglich am Telefon nach ihm und sagt immer, ich soll ihn gut behandeln. Wenn ich ihr jetzt die Wahrheit sagte, weiß ich nicht, was es auslösen würde. Ob sie es auch wieder so schnell, wie alles andere vergessen würde, ob es sich vor lauter Entsetzen bei ihr einprägen würde, ob ich es ihr täglich wieder erklären müsste - ich weiß es nicht.

    In diesem Fall sehe ich es als gerechtfertigt an, wenn wir selbst auf uns Rücksicht nehmen, entweder dadurch dass wir die Wahrheit sagen, weil wir es nicht ertragen zu lügen und damit halt auch alle möglichen schlimmen Folgen für die Mutter in Kauf nehmen - oder eben nichts sagen und bei einer "Schutzlüge" für die Mutter bleiben, weil wir ihr und uns selbst ihren möglichen Zusammenbruch ersparen wollen. Ich werde bei der Lüge bleiben, alle anderen wissen das auch und falls sich doch mal jemand verplappert, ist es wahrscheinlich, dass sie es eh nicht kapiert. Mehr Rat kann ich Dir leider nicht geben.

    So gesehen war es kein Frage und Antwort Spiel.

    Ich sagte, dass ich mit dem Hund raus muss.

    Sie fragte: "Was ist denn das nochmal für einer?"

    Darauf sagte ich erst, dass sie das doch wüsste welche Farbe der hat,

    und dann sagte sie "braun".

    Seit etwa zwei Jahren fragt mich meine Mutter beim täglichen Anruf, wie viele Katzen ich habe, wie sie aussehen, wie alt sie sind, wie sie heißen.

    Seit dem Tod der getigerten Katze im vergangenen Oktober fragt sie nun immer, ob ich überhaupt noch eine Katze habe.

    Dann sage ich immer gleich von mir aus: ja den rot-weißen Kater, Teddy, der lag doch damals in unserer alten Wohnung bei dir auf dem Bett. Da kommt sie dann nicht in Verlegenheit, erinnert sich meist an das konkrete Ereignis, schmnückt es evtl. mit allen möglichen "Erinnerungen" aus und dann ist alles gut.

    Manchmal fragt sie auch: wie sieht eure Katze aus, ich kann mich nicht mehr erinnern? Dann sag ich ihr das halt wieder.

    Aber in diese Art der Gesprächsführung musste ich auch hineinwachsen. Meine Schwester scheint immer noch viel mehr zu berichtigen, womit die beiden nicht so gut klarkommen und öfter Diskussionen haben. Es ist einfach ein mühsamer Weg - und wenn man sich eine Strategie erarbeitet hat, kommt vielleicht ein neues Stadium und die Suche nach dem richtigen Umgang geht wieder los!

    Danke Euch fürs Mitlesen und Teilen.

    Ja, die übergeordnete Macht ist oft eine große Stütze, selbst wenn ich sie nicht bewusst wahrnehmen kann.

    Rose ich finde Deine Worte sehr zutreffend und danke Dir auch dafür.

    Ich weiß, dass ich nicht mehr viel tun kann - meine Möglichkeiten sind ausgeschöpft, die eigene Kraft ist endlich. Dies zu begreifen ist eine meiner größten Lernaufgaben der letzten Jahre.

    Diese Erkenntnis, an den eigenen Grenzen angelangt zu sein, ist sehr schmerzlich. Und ich fühle mit Dir, kenne ich es doch gerade jetzt auch genauso.

    Allerdings entwickele ich in momentaner ziemlicher Ausweglosigkeit doch wieder eine Hoffnung: So wie aus einem wie tot umgefallenen Baum, wenn der Mensch ihn einfach liegen lässt, verrotten lässt, wieder völlig neues Leben entsteht, es aus und um den Baum grünt, neue Pflanzen entstehen, neue Tiere Heimat finden, so hoffe ich, dass aus dem, was jetzt zerstört wird - wie tot umfällt - auch wieder neue Entwicklungen hervorgehen können, die sowohl mir als auch den Meinen noch gute Möglichkeiten bieten.

    So kann ich mich auf die scheinbar unaufhaltbare Zerstörung einlassen und doch dahinter wieder Hoffnung und Mut erkennen.

    Mich packt da immer noch die Wut, nachdem ich es schon vor 40 Jahren bei meiner extrem geheingeschränkten Schwiegermutter mit ausbaden musste, die außer Haus nur noch im Rollstuhl bewegt werden konnte und es seit einigen Jahren regelmäßig bei meinem kranken Sohn miterlebe, der aufgrund seiner Polyneuropathie selbst mit Rollator nur sehr beschränkt gehfähig ist - aber außergewöhnlich wird da immer noch nicht anerkannt!

    Alle, die diese Vorgaben dermaßen streng auslegen, sollten mal nur einen Monat selbst unter diesen Einschränkungen leben müssen, damit sie selbst erleben, was für einen erniedrigenden Quatsch sie da regelmäßig feststellen!

    Oh Carolina, ich weiß, wie schwer es ist, sich aus den Vorgaben und psychischen Klauen des Elternhauses zu befreien!

    Ich bin jetzt mit 70 Jahren auch noch daran und muss sehen, dass ich zwei Ehen lang auf falsche Männer gesetzt habe (die noch bestehende über 30 Jahre) und immer sehr lange gar nicht erkannt habe, worauf ich hereingefallen bin.

    Nur weil sie in vielem besser als mein Vater waren.

    Ich habe mir therapeutische Begleitung gesucht, wäre das auch was für Dich - mir hilft es sehr?

    Es ist ungemein hart, sich da voranzuarbeiten. Aber auch da gilt für mich mein Motto: Schritt für Schritt, nicht den ganzen Berg ansehen, sondern nur die Strecke, die ich an diesem Tag schaffen kann.

    Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg und Befreiung.

    Euren Worten, Rose und schwarzerkater, mag ich mich sehr gerne anschließen, auch wenn mir die Energie für eigene Texte momentan etwas fehlt. Aber es tut gut, diesen Austausch miterleben zu dürfen und macht Mut!

    Danke Euch allen, auch Elisabetha.

    Ich selbst versuche trotz vieler trauriger Momente einfach immer weiter zu gehen. Das ist das Beste, was ich tun kann.

    Auch Deine Worte gehen mir gerade sehr nahe und zeigen eine wichtige Gangart auf. Immer weiter, Schritt für Schritt ohne den Blick auf den gesamten Berg zu erheben, sondern nur den unmittelbar bevorstehenden kleinen Abschnitt der Strecke vor Augen zu haben, der bewältigbar aussieht.

    Ständig das gesamte Elend zu betrachten schwächt nur, dass es da ist, wissen wir ohnehin.

    Auch von mir liebe Grüße in die Runde.

    Vor mir liegt die Aufgabe, mit Anfang 60 ein neues Leben aufzubauen.

    So wie sich meine Situation mir derzeit darstellt, liegt diese Aufgabe jetzt mit Anfang 70 ein drittes Mal vor mir und ich stehe ob dieser Aussicht noch einigermaßen unter Schock. Aber Deine Worte, Elisabetha, geben mir im Moment auch dennoch Hoffnung und Zuversicht, dass ich den richtigen Weg finden kann.

    Wir sitzen doch alle in einem Boot.

    Diese Erkenntnis wünsche ich allen, auch denen, die unbeteiligt und von oben herab zuschauen, wenn Lebensentwürfe zusammenbrechen und der Meinung sind, ihnen könnte so etwas niemals passieren.

    Ich danke Dir für Deine Beiträge heute ganz besonders - möchte aber damit nicht außer acht lassen, dass mir auch die der anderen Mitschreibenden viel bedeuten. Danke Euch allen!

    Sorge am besten rechtzeitig vor wenn Du so um die 75 bist und ziehe in ein betreutes Wohnen.

    So hat dankenswerter Weise meine Tante, die auch alleinstehend war, gehandelt und es hat sich sehr bewährt. Sie konnte sich ihre Freiheit bewahren, die sie ohnehin erst nach dem Tod ihrer Mutter (mit der sie zeitlebens zusammenlebte) erreicht hat und ich, die einzige Nichte, mehrere 100km entfernt, konnte sicher sein, dass sie sehr gut aufgehoben ist und sich wohlfühlt. Zum Tragen kam das allerdings vor allem die letzten Wochen vor ihrem Tod, als es ihr mit Bauchspeicheldrüsenkrebs ganz rapide schlechter ging - und sie konnte friedlich und schmerzfrei in ihrem Zuhause einschlafen. Es war ein würdevoller und unendlichen Frieden ausstrahlender Tod vor dem sie niemanden belasten musste.

    Liebe Elisabetha, danke für Deine Anregung, aus einem Tief meinerseits.

    Ich überwinde hauptsächlich mit Schreiben, Tagebuch z.B., dabei sortiere ich meine Gedanken und Empfindungen.

    Musizieren hilft mir auch, aber momentan geht auch das nicht, mit einer Entzündung der linken Schulter ist Geige und Bratsche spielen nicht günstig!


    Kerze in einer Kirche anzünden gibt für mich die Last immer nach oben ab und ich trage sie nicht mehr alleine.


    "Wir glauben, es ginge darum, die Prüfung zu bestehen und das Problem zu überwinden, aber in Wirklichkeit gibt es gar keine Lösung. Die Dinge kommen zusammen und fallen wieder auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. So einfach ist es. Die Heilung stellt sich ein, wenn wir allem Geschehenen Raum geben: Raum für Trauer, Raum für Linderung, Raum für Linderung, Raum für Elend, Raum für Freude." Pema Chödron (buddhistische Nonne und Schriftstellerlin)

    Dieser Text, den Du zitierst, trifft es für mich völlig auf den Punkt.

    Danke dafür.

    Also seien wir weiter mutig, klug, tapfer und manchmal hoffentlich auch wieder fröhlich.

    Da schließe ich mich gerne an, auch derzeit wieder in einer äußerst schwierigen Lage, über die ich aber aktuell noch nicht mehr schreiben kann. Jedenfalls so viel: die Demenz meiner Mutter ist da momentan die geringste Belastung.

    Hallo Elisabetha, auch wenn es hier ein Demenz-Forum ist, so sehe ich doch auch einen großen Sinn darin, wenn sich die betroffenen Angehörigen über ihre Begleitumstände austauschen, die nicht unmittelbar mit der Demenz zusammenhängen. Denn vieles, was die Beziehungen zu unseren dementen Angehörigen ausmacht, wurde in der Vergangenheit geprägt, dazu gehören auch solche Geschichten, wie Du sie hinter Dir hast.

    Außerdem finde ich es durchaus auch stärkend, nicht allein mit dem Gefühl sein zu müssen, dass außer der Demenz unseres jeweiligen Angehörigen auch noch andere teils dramatische Ereignisse das Leben der hier Schreibenden beeinflussen. Insofern, zumindest aus meiner Sicht ist es völlig in Ordnung, dass Du darüber so ausführlich schreibst.

    Ich finde, in diesem Forum sollte es durchaus auch möglich sein, über Themen den Austausch zu suchen, die zwar nicht direkt mit der Demenz zu tun haben, aber für die Angehörigen im Zusammenhang mit der Demenz doch belastend werden - und gerade über diese Dinge mag man ja nicht in jedem anderen Forum schreiben, sondern in diesem geschützten, in dem die Mitschreibenden auch schon ein bisschen wissen, wie belastet die einzelnen Mitglieder durch ihre persönliche Problematik sind. Daher bin ich dafür, auch solche "leicht abseitigen" Themen zuzulassen, zumal dann, wenn die Überschrift es ja auch schon eindeutig bezeichnet.

    Auch wenn ich möglicherweise mit der Thematik anders umginge, so hast Du, Carolina, dennoch mein Mitfühlen in Deiner Not.

    Allerdings habe ich manchmal eine Art Kipppunkt erlebt, mit zunehmender Demenz entstand eine unerwartete Altersmilde und eine Zufriedenheit, die für diese Person möglicherweise "glücklich" schien.

    Diesen Eindruck von "Altersmilde" macht meine Mutter vielfach, wobei ich allerdings auch oft den Eindruck habe, sie ist einfach zu schwach, um noch entsprechende Widerstände zu leisten.

    Allerdings hat sie auch ein Umfeld, das sie komplett so sein lässt, wie sie ist, niemand versucht mehr, ihr Verhalten oder sie zu beeinflussen, dass sie was anders macht, was möglicherweise auch ihrem hohen Alter und ihrer Blindheit geschuldet ist.

    Vor kurzer Zeit gab es da schon noch einige Differenzen mit ihr und auch innerhalb ihres Umfelds, aber es bewährt sich einfach und sorgt für viel Frieden untereinander und mit ihr, sie zu nichts mehr (auch nicht zum Trinken) zu nötigen, sondern einfach ihre Abläufe zu akzeptieren.

    Sie schaut schon noch auf andere runter (war immer "was besseres", wofür niemals eine echte Begründung erkennbar war), aber das geht alles einfach so locker und seicht dahin.

    Sie nimmt offenbar auch ihre Vergesslichkeit friedlich an. Wenn wir miteinander reden, merkt sie selbst manchmal: "ach das hab ich doch vorhin schon gefragt" und dann lacht sie über sich. Allerdings, trotz eines heftigen lebenslangen Egoismus hat sie sich immer untergeordnet: zuerst ihrer herrschenden Mutter, dann ihrem noch mehr herrschenden Ehemann und nach seinem Tod hat sie sich immer "Idole" gesucht, von denen sie sich lenken ließ. Wer sie wirklich ist, weiß niemand, vermutlich sie selbst auch nicht, aber dadurch entwickelt sie auch keinen so ausgeprägten eigenen Willen, dass daraus heftiger Widerstand entstehen könnte.

    Auch in diesem Fall sehe ich es so: im Grunde so, wie sie ihr ganzes Leben lebte, erträgt sie auch ihren dementen Zustand und ist dabei weitgehend friedlich und zufrieden. Die Basis bleibt eben bestehen.