Beiträge von ecia25

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    "Die Seele des Menschen ist zerbrechlicher als man denkt. Es dauert, bis sie heilt." Daher: Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Und wenn es euch mal nicht gut geht: Auch das ist okay.

    So wahr und wird dochso oft vergessen: Heilung, auch und gerade die seelische, braucht Zeit.

    Was sich manchmal über Jahrzehnte aufgebaut hat, kann nicht innerhalb ein paar Wochen heilen, es braucht Zeit und Geduld, fast unendlich.

    Ja, das erlebe ich auch, dass viele Verhaltensweisen schubweise kommen, dann wieder scheinbar verschwinden, um vielleicht später wieder zu kommen oder auch anderen Platz zu machen.

    Auf jeden Fall hat wirklich jeder Kontakt hohes Überraschungspotenzial - und wenn es die Überraschung ist, dass mal alles noch ist wie beim letzten Mal!

    Jede Kontaktaufnahme erfordert die hohe innere Bereitschaft, sich auf alles mögliche und unmögliche einzustellen.

    Das verunsichert uns Angehörige vermutlich auch immer wieder von neuem.

    Am liebsten würde ich sie „Frau E.“ nennen.

    Ach Alfi, wie ich das kenne. Obwohl meine Mutter eher wie ein kleines Kind an mir hängt, täglich mehrmals am Telefon von mir erfragt, ob sie noch lebt... oder ob sie wach ist... oder ob sie in dieser Welt ist, dann noch dies und das, auf jeden Fall pro Minute das Wetter bei uns und bei ihr erfragt -

    aber ich nenne sie inzwischen meistens "Frau Mutter". Das kommt am nächsten der Tatsache, dass ich weiß, von ihr geboren und aufgezogen worden zu sein. Von ihr vermeintlich in Liebe, tatsächlich nur voller Stolz auf ihre Leistung, auf ihr Produkt.

    Wirklich durch und durch begriffen hab ich das erst kürzlich bei meiner Therapeutin, als mir die klar machte, dass nicht nur mein Vater ein Erznarzisst war, sondern meine Mutter auch eine verdeckte Narzisstin ist. Jetzt weiß ich, warum ich nie mit ihr warm werden konnte. Mutter oder gar Mutti? War sie nie und wird sie auch nie mehr werden. Aber mit Frau Mutter kann ich leben, das passt.

    aber dafür ist die Persönlichkeit dann soweit zerstört, dass kein echter „Abschied“ möglich ist.

    Es ist leider ein Abschied auf Raten, gar nicht so, wie man ihn sich wünscht.

    Mir hat vor einigen Jahren, als meine Mutter noch fitter war, meine Therapeutin gesagt: "Wenn sie noch etwas Wichtiges mit ihrer Mutter zu besprechen haben, dann tun sie es jetzt. Lange bleibt ihnen die Zeit nicht mehr." Sie hatte so recht, ich kann zwar mit meiner Mutter noch reden, es klingt so oft sinnvoll - und sie ist glücklicherweise nicht (mehr) aggressiv, aber wir können gerne kaum dass eine Frage beantwortet ist, dieselbe wieder von vorne beginnen.

    Es ist auf jeden Fall eine der schmerzhaftesten Arten, Abschied zu nehmen.

    Danke auch für Deine Mitteilung, dass meine Gedanken hilfreich waren.

    Ich wünsche Dir gutes Durchkommen und schreib hier weiter, hier können alle verstehen, was Dir passiert.

    So schlimm das für Dich ist (ich kann es durchaus nachfühlen, wenn auch wegen anderer Belastung durch meinen Vater, von dem ich mit Mitte 60 erfuhr, dass er alle Energie drangesetzt hatte, mich abtreiben zu lassen, das scheiterte nur am Willen meiner Mutter und mehrerer Ärzte), aber kann es sein, dass Deine Mutter aus irgendeinem Grund, der nicht mit Deiner Persönlichkeit zu tun hat, unter Deiner Existenz gelitten hat und das jetzt in der Demenz ungefiltert herausbricht?


    Manchmal gibt es ja Dinge, die nie wirklich ausgesprochen wurden, sondern verborgen blieben. Das könnte jedenfalls eine Erklärung sein.


    Eine andere könnte ich mir vorstellen, dass sie eben wegen der Beziehungsnähe Dir auch alle Macht über ihr Leben zutraut und daher Dich als schuldig an allem sieht, was ihr geschieht - Du als Übermacht, die aber (wie früher die allmächtige Mama) nicht so will, wie sie.

    Nimm mir meine direkten Antworten nicht übel, ich bin derzeit selbst in einer Extremsituation und weiß nicht, wie ich es anders schreiben soll. Falls ich Dich verletzt habe, lass es mich wissen, aber ich bitte dennoch um Entschuldigung.

    Lieber Buchenberg,

    leider musste ich in meinem Leben schon mehrmals mit, aus unterschiedlichen Gründen, psychisch kranken Menschen zusammenleben und das bewältigen.

    Ich musste auch erleben, dass regelmäßig das die gesunden Betreuenden (oder anderweitig im alltäglichen Zusammenlebe beteiligten Personen) absolut an ihre Grenzen bringt und irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem es nicht mehr schaffbar ist.

    Wir dürfen nicht vergessen, auch die Fachhelfer, die dafür ausgebildet sind und Wissen und Strategien zur Bewältigung erlernt haben, brauchen doch oft auch Supervision, um nicht an dem zu zerbrechen, was sie in diesem Alltag aushalten müssen.

    Wie sollen wir Laien mit persönlicher Betroffenheit das besser können!

    Vier Jahre mit zwei dementen Menschen ist eine lange Zeit, da dürft Ihr Euch auf jeden Fall zugestehen, das jetzt an die Fachkräfte abzugeben, zumal ein Ende ja nicht absehbar ist und Ihr selbst nicht jünger und nicht gesünder werdet. Ihr müsst Euch doch auch noch Kräfte für Euer eigenes Alter aufbewahren.

    Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr den Weg dahin findet, es als sinnvolle Entscheidung betrachten zu lernen und nicht mehr als Niederlage.

    Hallo Moskito, aus einer anderen Situation weiß ich, dass die Betreuer in einem Großteil der Fälle auch mit dem Sozialamt zusammenarbeiten und daher schon dort bekannt sind. Ebenso müssen die Betreuer oft mit den verschiedenen Gerichten arbeiten, daher also auch dort die "Bekanntschaften".

    Sie sind durchaus in vielen Fällen die Mittler/Bindeglieder.

    Beim Sozialamt kannst Du durchaus anfragen und auch Deine Mutmaßungen erzählen, solange Du Dir bewusst bist, dass es Mutmaßungen sind, wirst Du niemanden direkt beschuldigen. Jedenfalls kannst Du dann Rat bekommen und Hinweise, wo Du Dich hinwenden kannst.

    Dazu muss noch niemand Sozialleistungen beansprucht haben, irgendwann findet immer ein Erstkontakt (durchaus in Form von Beratung) durchs Sozialamt statt - schlimmstenfalls können sie Dir nicht weiterhelfen, aber einen Versuch wäre es mir wert.

    Willkommen Elbe. Ja, hier triffst Du auf viele Menschen, die den Abschied auf Raten üben, lernen, bewältigen und jede und jeder hier kennt diese dunklen Perioden.

    Alle müssen ja erst einmal eine Situation neu kennenlernen, die sie vorher nie üben konnten - man wird da wirklich ins Wasser geschmissen (ich schreibe absichtlich nicht geworfen, das ist noch zu sanft) und muss schwimmen ums Überleben.

    Ein Ende ist nahezu in keinem Fall überblickbar. Meine Mutter z.B. hat jetzt ihren 98. Geburtstag gefeiert, so weit sie es mitbekommen hat. Sie lebt allerdings noch "alleine" in ihrem Haus und wir hoffen für sie, dass das bleiben kann bis zum Ende. Auch sie hat Makuladegeneration und sieht seit etlichen Jahren nur noch zu 98%. Ohne mehrere Hilfen, die täglich (teils mehrfach) kommen, ginge es nicht.


    Du siehst, es gibt Ähnlichkeiten unserer Fälle und doch sind sie extrem unterschiedlich und das ist bei allen so. Nur, wie Du richtig erkannt hast, der Abschied auf Raten, der ist uns allen gemein und wir alle müssen immer wieder neu ausloten, wie jetzt der richtige Weg weiterführt, weil immer wieder Neues und Überraschungen auf uns - die Kranken wie uns Angehörige - zukommen.


    Ich wünsche Dir hier einen hilfreichen Austausch, das erleichtert ungemein. Immerhin hast Du auch im Pflegeheim schon einen guten Weg gefunden, vermutlich hilft Dir auch das weiter.

    Lieben Gruß von ecia

    Oh weh Ulli, das ist wirklich schwierig. Meine Mutter, jetzt 98, lebt ja auch immer noch alleine in ihrem Haus mit Demenz und Makluadegeneration mit einer Restsehfähigkeit von ca. 98%.

    Aber es kommt täglich eine gute Freundin, die sich um Haushalt kümmert (auch wenn meine Mutter überzeugt ist, ihn alleine zu machen) und für Sauberkeit und Ordnung sorgt, es kommt zweimal die Woche jemand von der Sozialstation und es kommt eine Physiotherapeutin und noch sonst verschiedene Hilfen, die aber überwiegend als nette Freunde, Bekannte oder interessierte Nachbarn auftreten - so kann sie das akzeptieren, ohne allzu sehr an ihren Fähigkeiten zweifeln zu müssen. Ich glaube, anders würde sie niemanden rein lassen.

    Einen Kater hatte sie vor einigen Jahren auch noch, den gab sie aber dann zu ihrer damaligen Putzfrau, weil das Risiko, dass sie über ihn stolpert, weil sie ihn nicht sieht, einfach viel zu groß geworden wäre.

    Wie das bei Deiner Oma ist, kann ich natürlich gar nicht beurteilen, aber vielleicht kannst Du aus meiner Beschreibung Elemente finden, die auf Deine Oma übertragbar sein könnten? Natürlich angepasst an ihre Umstände.

    Vielleicht bekommst Du hier noch weitere hilfreiche Anregungen, ich wünsche es Dir.

    Meine Mutter hatte auch so eine Phase, in der sie einer Schwester der Sozialstation unterstellte, ihr alles mögliche (überwiegend altes Gut, wie ein alter Zahnputzbecher) gestohlen zu haben.

    Die anderen Pflegerinnen versprachen dann, mit der Betreffenden zu reden, damit war meine Mutter dann zufrieden, wollte nur nicht, dass diese Frau wieder zu ihr kommt.

    Schlimmer war das Problem mit der "gestohlenen Gitarre", für die wir dann wirklich Ersatz besorgten (benutzen konnte sie sie schon da nicht mehr), die sie meiner Enkelin geschenkt hatte und die sie für ihre Ausbildung auch brauchte.

    Aber seit sie den Ersatz (sie glaubt, es ist ihre) hat, steht die Gitarre in der Ecke und das Thema ist ruhig.

    Die anderen "gestohlenen" Sachen hat meine Schwester alle wieder gefunden, was meiner Mutter gar nicht gefallen hat.

    Wir waren auch ratlos und sind heilfroh, dass es sich bei meiner Mutter mit zunehmendem Alter wieder gelegt hat, bzw. sie jetzt überhaupt nicht mehr dran denkt.

    Aber es war eine leidvolle, schwierige Phase.

    Tipps für einen Umgang damit habe ich leider nicht, außer ruhig bleiben, auch wenn es an die Substanz geht.

    wir alle müssen uns dem Schicksal fügen (was erzähle ich dir das ...) und demütig annehmen, was das Leben uns abverlangt. Es kümmert sich nicht um solche festen Glaubenssätze, auch nicht darum, dass wir uns für unverwundbar halten. Insofern müssen unsere Eltern/Mütter diesen schweren Weg nun gehen ..., ob sie wollen oder nicht. So wie wir dereinst auch einmal ...


    Ich sagte im vorigen Post, dass diese Annahme des Loslassens ein Prozess ist - und der geht nicht nur linear voran. Aber wir werden ihn bewältigen.

    Danke!

    Lieber Herr Gust, ich wollte gerade einige Teile Ihres Beitrages zustimmend zitieren, aber ich stimme allem zu. Für mich ist ein gutes Heim ein solches, wo man sich ungezwungen bewegen kann und sich wie zu Hause (oder besser?) fühlt. Auch ein perfekt gestyltes Heim kann Kälte ausstrahlen. Manchmal ist das fast Unperfekte gerade das Liebenswerte.

    Da habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Danke für Deine Worte.

    Und ich denke, dass das für einen dementen Menschen, selbst wenn er nur noch im Moment lebt, ziemlich schlimm sein muss, wenn er von jetzt auf gleich nicht mehr als einzigartiges Individuum behandelt, sondern als eine von 10, 20 oder mehr Nummern einfach nur noch abgearbeitet wird.

    Ist das wirklich so?

    Ich komme aus anderen Gründen regelmäßig in ein Heim und erlebe dort einen unglaublich liebevollen Umgang der Pflegepersonen mit den Heimbewohnern. Es ist, als hätten sie zu jedem einzelnen eine sehr persönliche Beziehung und sie zeigen eine Geduld und Aufmerksamkeit, scheinen jede Eigenheit zu berücksichtigen, dass ich es nur bewundern kann.

    Sicher hängt das auch vom einzelnen Heim ab, aber ich erlebe es wirklich dort sehr positiv und könnte mir vorstellen, im Bedarfsfall auch selbst dort zu leben.

    predigen kann ich dann offensichtlich besser als selbst dazu stehen

    Geht das nicht den meisten so?

    Genauso das selbst zwar Erkennen, wie es richtig wäre, aber in der Durchführung dann immer noch Probleme haben - wer kennt das nicht?

    Allerdings glaube ich auch, dass "wir" hier ein besonderer Club sind.

    Ich schließe mich ein, obwohl ich derzeit aus verschiedensten Gründen kaum mitschreibe und meist nur kurz.

    Aber ich lese und bin innerlich dabei.

    Nur ist mir grade gar nicht klar, an welcher Stelle meine Mutter sich befindet und an welcher daher auch ich stehe. Wenn die Emojis funktionieren würden, könnte ich leichter wenigstens damit Signale setzen, aber geht halt leider auch nicht.

    Dennoch Euch allen meine Hochachtung, wie Ihr Euren jeweils sehr eigenen schwierigen Weg bewältigt und das hier auch teilt. Danke dafür.

    Ich hoffe, ich werde auch mal wieder mehr schreiben können.