Beiträge von OiOcha

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    Morgen gehe ich zu meiner Mutter mit meiner besten Freundin und hab schon Zitteranfälle, die wahrscheinlich unbegründet sind.

    Aber irgendjemand muss schon mal nach ihr gucken. - Und ich gehe definitiv nicht alleine zu ihr hin. Das ist eigentlich unglaublich. Ich war mit meiner Mutter immer sehr eng verbunden - und jetzt - traue ich mich nicht mehr sie alleine zu sehen. Unerträglich - die Fragen nach meinem verstorbenen Partner - und immer diese Frage nach dem Wohnungsschlüssel.

    Hallo Elbe! Auch von mir ein herzliches Willkommen!


    Viele von uns kennen den Psycho-Stress und die Ängste, die man hat, wenn man mit dementen Eltern zusammenkommt. Ich bin 2 Jahre lang mit Telefonanrufen malträtiert worden, in denen mir immer irgendwelche Vorwürfe gemacht wurden. Obwohl mein Vater jetzt schon ein dreiviertel Jahr lang im Heim ist und kein Telefon hat, zucke ich immer mal wieder zusammen, wenn mein Handy läutet. Vor Heimbesuchen ist es so wie schwarzerkater sagt; ich schlafe immer schlecht und bin dann den ganzen Tag aufgeregt, weil man ja nie weiss was passiert und welche Vorwürfe einem gemacht werden.


    Mein Vater ist jetzt in einer recht ausgeglichenen Phase (klopf auf Holz!) und hat sich recht gut im Heim eingelebt. Deshalb waren die letzten Besuche eigentlich besser, als befürchtet. Aber mann weiss es natürlich nie, und geht immer mit einem flauen Gefühl im Magen hin.


    Die Empfehlungen von schwarzerkater finde ich toll. Versuche, dein eigenes Leben zu leben. Diskutieren bringt nichts. Man muss auch davon Abstand nehmen, den dementen Eltern gefallen zu wollen; Lob und Tadel, das ist alles bedeutungslos. Und ich denke auch, man sollte sich bewusst machen, dass man, wenn man den Erkrankten in einem guten Heim untergebracht hat, zu einem gewissen Grad seine Schuldigkeit getan hat. Wenn Besuche also unerträglich sind, dann ist es völlig ok, nicht hinzugehen.

    Hallo Silly, wir hatten am Anfang auch Probleme mit der Eingewöhnung. Für meinem Vater, der immer sehr dominant war und den Ton angeben wollte, war es extrem schwer, sich in den Heimalltag einzufügen. "Schlecht führbar" nennt sich dass wohl im Fachjargon. Mittlerweile scheint er sich aber sehr wohlzufühlen. Das Personal geht sehr freundlich mit ihm um, geradezu liebevoll. Meine Mutter und ich bewundern richtig, wie ruhig und freundlich die das machen.


    "Da muss sie durch" ist sicher etwas krass formuliert. Ich denke, vielleicht ist es eher so: "da musst Du durch" (als Angehörige). Am Anfang gibt es natürlich den Impuls, den Erkrankten wieder nach Hause zu holen, aber man muss stark sein und Zeit zur Eingewöhnung geben. Ich drücke Dir die Daumen, dass es bei Euch auch klappt!

    Ich habe eine etwas verstörende Nachricht von der privaten Krankenversicherung meines Vaters erhalten.


    Nachdem mein im Februar eingereichter Eratsttungsantrag für den Aufenthalt in der Genontopsychiatrie monatelang nicht bearbeitet wurde, hat man mir jetzt mitgeteilt, dass man ein Gutachten eingeholt hätte -- mein Vater sei schon ca. 2 Wochen vor Entlassung "stabil" gewesen und "medizinische Gründe, warum dann noch eine Weiterbehandlung (von ca. 2 Wochen) erfolgen musste, sind nicht ersichtlich." Er hätte früher in ein Pflegeheim entlassen werden müssen. Natürlich Blödsinn, weil wir ja monatelang gesucht haben (es gab einfach kein Pflegeheim; er stand auf einem Dutzend Wartelisten und ich habe die Heime abtelefoniert). Zudem wurde er während der angeblich "stabilen" Phase nochmal von einer Richterin begutachtet, es gibt einen entsprechenden Beschluss zu freiheitsentziehenden Maßnahmen.


    Hat jemand hier Erfahrungen mit einer solchen Ablehnung? Bin kein "Streithansel," aber ich denke, es wird wohl das Beste sein, das Ganze an einen Anwalt abzugeben.

    Die gutgemeinten Ratschläge haben wir bei meinem Vater auch versucht, aber nachdem gerade Schlüssel verlegen seine Hauptaktivität war, die täglich den gesamten Haushalt in stundenlange Panik versetzte, hätte das "Autoschlüssel verstecken" nichts gebracht. Auch das Auto ausser Betrieb setzen hätte zu massiven Panikreaktionen geführt, tagelangem Terror mit ständigen Telefonaten mit ADAC und Autohaus. Ich habe das Thema Autofahren bei einer Neurologin angesprochen, und zwar in der Phase, wo uns Ärzte nicht helfen wollten, weil mein Vater so tat, als sei alles Bestens. Die wollte sich an dem Thema nicht die Hände verbrennen und hätte ihn lieber in eine Gruppe Fußgänger fahren lassen, als ihn bei irgendeinem Amt zu melden. Von den Ämtern ganz zu schweigen; 2022 haben wir innerhalb weniger Monate ZWEI Mal einen "gestohlenen" Führerschein ersetzen lassen, ohne, dass da irgendeine Nachfrage kam. Von der Polizei, die etliche Male wegen ausgelöster Alarmanlage da war und ihn extrem verwirrt erlebt hat, kam auch nie die Nachfrage, fahren Sie denn eigentlich noch Auto?


    Ich denke, schwieriges Thema, denn natürlich halte ich es für nicht fair, die Millionen von noch sicher fahrenden Älteren alle Paar Jahre zu belästigen. Und wenn man sich die Zahlen anschaut, weiss ich auch nicht, wie es organisatorisch gehen soll, wer testet jedes Jahr eine Million+ Fahrer? Und wie würden diese Tests überhaupt aussehen (es gibt ja auch nicht nur Demenz, die die Fahrtauglichkeit beeinträchtigt)?

    Hallo ihr Lieben! Vielen Dank für die Rückmeldungen!


    Ich habe heute Mittag 20 Minuten lang mit der Psychiaterin meiner Mutter gesprochen. Die hatte von den Warnsignalen noch nichts bemerkt, und meint auch eher, bei der depressiven Symptomatik meiner Mutter könnte es auch eine Pseudodemenz sein. Sie selbst macht keine Tests und hat eine Gedächtnisambulanz empfohlen. Muss mir halt jetzt überlegen, wie ich das Thema mit meiner Mutter bespreche, ohne dass sie völlig durchdreht. Ein guter Ansatz ist vielleicht zu sagen, dass man es halt möglichst früh abklären sollte. Sie beklagt ja selbst, dass mein Vater jahrelang gewartet hat, und somit medikamentös nichts mehr machbar war.


    Sohn83, besonders schön, von Dir zu hören! Ich hoffe es geht Dir gut trotz des Verlusts Deines Vaters!

    Heute muss ich hier ein neues Thema anschneiden, das mich seit gestern Abend sehr beschäftigt.

    Mir wurde gestern mitgeteilt, dass meine Cousine, die einen Monat jünger ist als ich, an Alzheimer erkrankt ist. Inzwischen sich weder an Wochentag, Monat, Jahr orientieren kann und als sie meine Tante von einer Reise wieder nach Hause brachte, den Weg nicht mehr fand.


    Liebe ecia25, vielen Dank, dass Du dieses Thema angeschnitten hast. Ich denke, es bewegt viele hier. Ich frage mich sogar, ob Herr Hamborg diese Beiträge in ein eigenes Thema verschieben könnte, damit die Diskussion leichter zu finden ist.


    Ich mache mir seit einigen Monaten Sorgen um meine Mutter. Ich bemerke z.B., dass sie sich mit dem Einparken schwer tut, die Breite ihres Kleinwagens nicht mehr einschätzen kann (so ging es mit der Demenz bei meinem Vater los). Sie hat oft Wortfindungsstörungen (gab es bei meinem Vater fast nicht) -- "Halterungsgerät" statt Christbaumständer, verwechselt Namen ("was der Puschkin der Ukraine antut," kann sich den Names des Heimes meines Vaters nicht merken (verwechselt so eine typisch bayerische Endung -hofen, -hausen), verstolpert den Namen von Ärzten, usw. Sie hat mir vor ein Paar Wochen gesagt, " mir fehlen so viele Wörter." Sie hat oft Stimmungsschwankungen, war einige Tage lang extrem gut drauf, und gestern dann völlig überfordert und meinte, es solle doch täglich ein Pflegedienstleister vorbeikommen, der schaut, dass es ihr gut geht. Sie erzählt mir oft das Gleiche mehrmals, und ist dann ganz überrascht, dass ich es schon weiss. Mit Orientierung und Organisation ist's auch nicht toll, aber ich weiss nicht, ob das daran liegt, dass sie es noch nie machen musste, weil sich mein Vater immer darum gekümmert hat.


    Andererseits kann es natürlich sein, dass ich mir das alles einfach einbilde, und diese Dinge für jemanden Mitte 70 ganz normal sind. Oder vielleicht liegt eine leichte Depression vor. Meine Mutter selbst diagnostiziert auch munter beginnende Demenz bei Anderen -- ihre Freundin, mit der sie auf einer Reise war könne sich nicht mehr orientieren, bei der gehe es auch los. Vielleicht gehört das Ganze also auch einfach dazu, wenn man Erfahrung mit dementen Angehörigen hat -- man sieht überall vermeintliche Warnzeichen.

    Ich habe eher das Gefühl, dass meine Mutter nichts mehr mit uns anfangen kann. Aber es wird ja vonseiten des Pflegeheims schon erwartet, dass wir uns blicken lassen und es gibt auch dies und das zu erledigen, was wir gern tun.

    Hallo schwarzerkater! Ich habe lange nichts mehr geschrieben, aber wollte heute mal wieder Hallo sagen. Mein Vater ist jetzt schon seit 5 Monaten im Heim. Hat sich eigentlich ganz gut eingelebt. Wir besuchen ihn wöchentlich, oft am Sonntag. Er hat an uns oft auch kein Interesse, möchte lieber mit anderen Bewohnern (mit denen er eigentlich auch nichts macht) drinnen am Tisch sitzen bleiben, als mit uns im Garten zu spazieren. Beschäftigungsversuche wie z.B. alte Fotos anschauen interessieren ihn eigentlich kaum, er ist leicht abgelenkt und fragt lieber, wer läuft denn da gerade vorbei? Die Stationsleiterin meint, das ist eben oft einfacher für den Erkrankten, abzulenken, als die völlig durcheinander geratenen Erinnerungen mit den Verwandten zu besprechen. Sie meint auch, nur still dasitzen, "die Stille aushalten," das solle man lernen.


    Zur "Erwartungshaltung" des Heims muss ich auch sagen, dass ich oft in den Gesprächen einen leichten Vorwurf heraushöre. Klar, wir kommen nicht alle 1-2 Tage, wie wir das bei meinem Großvater gemacht haben, aber der war auch nur wenige Minuten entfernt untergebracht, während es jetzt halt doch 45 Minuten Fahrt pro Richtung sind, plus etwaige Staus. Heute ist Sommerfest und ich habe angerufen, um anzukündigen, dass ich einen Kuchen mitbringe (wie gewünscht) -- die Antwort war, "ach, das ist ja nett, da wird Ihr Vater sich freuen, dass er mal an etwas teilnehmen kann."

    Gestern musste mein Bruder die Rettung und die Polizei rufen, weil seine Nachbarin (alleinstehend ohne Angehörige, vermutlich dement) verwirrt auf der Straße herumlief und nicht mehr wusste, wo sie wohnt und warum sie auf der Straße war. Es hat sich herausgestellt, dass sie sich ausgesperrt hatte ... Sozialdienst ist eingeschaltet, Betreuungsverfahren läuft - da kann man mal sehen, dass das System im Notfall in der Regel ganz gut greift.

    Hierzu habe ich auch eine krasse Geschichte beizutragen. Ich kümmere mich um die Vermietung der Wohnung meiner (verstorbenen) Großeltern. Seit ca. einem Jahr mietet ein junger Mann. Oben drüber wohnt eine ältere Dame, die wohl dement ist, mit Wahnvorstellungen usw. Vor einigen Wochen kam wohl die Polizei/Feuerwehr und brach die Tür auf, weil sie sich eingeschlossen hatte. Der junge Mann war wohl dabei oder bat sogar seine Hilfe an, was dazu führte, dass die alte Dame ihn jetzt "terrorisiert," ständig vor seiner Tür steht, um drei Uhr früh klingelt, usw. Er rief mich gestern an und meinte, er würde mir jetzt einen Brief schicken, ich solle doch die Belästigungen abstellen. Ein dementer Nachbar als Mietmangel! :/

    Liebe Rose,
    so jung bin ich nicht mehr (63). Und da fällt es eben sehr schwer, mit dem neuen Problem fertig zu werden. Wir hatten eben wieder eine Auseinandersetzung, er schiebt seine Reaktionen auf mein "Verhalten". Bsp: Ich habe ihm heute morgen detailliert etwas erklärt, was er jetzt schon wieder vergessen hat. Entweder hat er nicht zugehört oder schon wieder vergessen. Er hat mich angebrüllt, ich hätte das eben nicht getan und ich müsste das anders tun. Ich bin an allem Schuld. Am liebsten möchte ich weg...

    Hallo frau_petra -- herzlich Willkommen hier im Forum! Es ist gut, dass Du uns gefunden hast; der Austausch mit anderen Betroffenen hat vielen von uns sehr geholfen.


    Das Anbrüllen, Beschuldigen, Du hast immer alles falsch gemacht, Dein Mann kann für nichts, genauso war es bei meinem dementen Vater und meiner Mutter auch. Sie hat es etliche Jahre ertragen, irgendwann kamen Gewaltausbrüche dazu, er nahm keinerlei Hilfe an. Ich habe ihn Ende 2022 mal 5 Tage betreut, damit meine Mutter in den Urlaub konnte, und erlebt, wie katastrophal es war. Danach haben wir die Reissleine gezogen, erst drei Monate in einer Gerontopsychiatrie, jetzt ein schönes Heim. In der Rückschau muss ich sagen, ich wünschte mir, wir hätten es schon viel früher gemacht. Niemand sollte so leben müssen wie damals meine Mutter (und vielleicht jetzt Du) -- in ständigem Konflikt und Angst um die eigene körperliche Unversehrtheit. Man kann bei einem aggressiven Dementen die Pflege nicht selbst schultern. Deshalb wäre mein Rat, hol' Dir Hilfe beim Neurologen, Sozialpsych. Dienst, eventuell anderen Beratungsstellen, und leite frühzeitig den Weg in Richtung professionelle Pflege/Unterbringung ein. Drücke Dir die Daumen!

    Bitte um Verzeihung, dass ich nochmal diesen alten Thread zum Thema Tracking herauskrame, aber ich habe letzte Woche einen interessanten Artikel im New Yorker gelesen zur Frage, was Technologie kann bzw. nicht kann. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Technik das Problem nicht 100%-ig lösen kann, sondern wir alle gefragt sind, wenn wir möglicherweise verwirrte ältere Menschen sehen.


    Genau das ist uns gestern bei einem Besuch bei meinem Vater in der geschützten Station passiert. Es war wunderbares Wetter, und wir saßen im Garten. Es wanderte immer eine alte Dame vorbei, vor, zurück, usw. Irgendwann sprach uns eine Tochter an, die in der Nähe saß und mit ihrer Mutter Kaffee trank. Wo denn die alte Dame jetzt hin sei? Wir wussten es auch nicht, und die Tochter sagte auf der Station Bescheid. Es kam dann erst ein Pfleger und eine Pflegerin suchte drinnen. Die Dame war weg. Dann suchten wir alle. Der Garten ist wunderschön, und sieht im Gegenteil zu einigen Heimen, die ich mir angeschaut hatte überhaupt nicht nach Gefängnishof aus. Die Begrenzung ist ein kleiner Holzzaun, dahinter ein ca. 4-5 Meter Erdwall, und erst dahinter dann der "Gefängnis" Zaun. Nach vielleicht 10 Minuten fanden wir die alte Dame. Sie hatte es doch glatt geschafft, den Holzzaun zu überwinden, den Erdwall hochzukommen, auf der anderen Seite wieder runter, und lief dann am "Gefängnis" Zaun entlang, und versuchte, wieder rauszukommen.


    Anyway, hier ist der Artikel: https://www.newyorker.com/news…sing-person-with-dementia

    Vielen Dank, lieber enh, ich werde berichten, wie der Ablauf demnächst war.

    LG

    Hallo Rose! Bei uns war kein Betreuungsverfahren nötig, weil ich eine Vorsorgevollmacht hatte, aber für die Unterbringung hatten wir auch ein gerichtliches Verfahren, vor dem ich auch einen gewissen Bammel hatte. Es hätte ja vor 6 Monaten noch die Möglichkeit bestanden, dass mein Vater der Richterin den großen Manager vorspielt und ihr Aktientips gibt, und sie dann denkt, die Rabenfamilie will diesen genialen Mann wohl abschieben. Es war dann aber (auch dank des 18-seitigen ärztlichen Gutachtens) so eindeutig, dass meine Sorgen völlig unangebracht waren.


    Bei der Anhörung kannst Du dabei sein, wenn du willst. Man weiss natürlich nicht, ob das konterproduktiv ist. Auf jeden Fall dabei sein wird zusätzlich zur Richterin eine Verfahrenspflegerin (bestellt das Gericht), die die Rechte deiner Mutter vertreten soll, also z.B. selbst Einspruch einlegen darf, wenn ihr etwas spanisch vorkommt. Ich habe vor einigen Wochen die Rechnungen dieser Verfahrenspfleger bekommen (waren bei uns von Nov-Feb einige, weil in der Gerontopsychiatrie z.B. das nächtliche Abschliessen der Zimmertüre nach Covid-Ausbruch richterlich abgesegnet werden muss) -- die Tätigkeiten sind genau nach Minuten aufgeschlüsselt, und die meisten Anhörungen dauerten 2 Minuten. (Kein schlechter Job, wenn man 24 Patienten hat, denen wegen Covid die Tür zugesperrt werden muss, und man kann 24 mal €64 abrechnen, davon 95% für Anfahrt und angebliches Aktenstudium). Na ja. Auf jeden Fall würde ich Dir raten, mach die keine Sorgen, diese Richter wissen schon was sie tun, und nach Allem, was Du so beschrieben hast, sollte es ja bei deiner Mutter recht klar sein, dass sie eine Betreuung braucht. Dann ist dir Frage nur, wer sollte zum Betreuer bestellt werden, und wenn es da Fragen gibt, ob Du geeignet bist, dann schicke die Richterin zu uns, und wir sagen ihr, was du für eine tolle und engagierte Tochter bist, und was für ein Glück Deine Mutter hat, dass Du dich um sie kümmerst.

    Hallo Zimt, auch von mir herzliche Anteilnahme! Du hast in den letzten Wochen viel durchmachen müssen, aber es klingt so, als sei es dann doch relativ schnell und friedlich zuende gegangen. Ich wünsche Dir für die nächsten Tage viel Kraft!


    Lieber Sohn83, auch an Dich noch aufrichtige Anteilnahme! Ich war richtig geschockt, als ich gerade gelesen habe, dass Dein Papa gestorben ist! Ich habe dann nachgelesen und gesehen, dass es im April passiert ist, als ich auf Reisen war. Es ist ja dann doch extrem schnell und unerwartet gekommen. Du hast so viel für Deinen Papa getan, und warst mir immer irgendwie auch ein Vorbild, wenn ich eigentlich nur weglaufen wollte anstatt mich zu kümmern. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute, auch wenn Du hier wahrscheinlich nicht mehr viel posten wirst.

    Sehr wertvolle Überlegungen, sowohl für die sogenannten "Fachleute," die sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema beschäftigen und sich sicherlich über die Begriffe noch keinerlei Gedanken gemacht haben, als auch für die Studentin, die die korrekte Nomenklatur benutzt und hier anstatt Zuspruch und Unterstützung zu erfahren eines Besseren belehrt werden soll.


    Laie ist m.E. eher negativ belegt als "informell." Und vorallem trifft es den Sachverhalt nicht. Eine Pflegerin meines Vaters hat eine demente Mutter zuhause, um die sie sich kümmert. Das ist doch dann wohl keine Laienpflege. Darüber hinaus beinhaltet der Pflegebegriff ja nicht nur Windeln wechseln, sondern z.B. auch Einkäufe erledigen, Rasen mähen, Wäsche waschen oder Steuererklärungen machen usw usf -- alles Tätigkeiten, die Leute durchaus auch professionell machen, die dann natürlich nicht zum Laien werden, wenn sie das für ihre hilfsbedürftigen Eltern oder Partner tun.


    Ähnliche Probleme gibt es auch mit Begriffen wie "unpaid caregiver" (unbezahlt) oder "family caregiver" -- es gibt ja durchaus auch bezahlte informelle Pflegende, oder solche, die keine Familienmitglieder sind.

    Liebe OiOcha,

    meine Frau und ich werden nicht an dieser Befragung teilnehmen. Unsere Pflegearbeit wird durch das Etikett "informelle Pflegeleistung" nicht genügend wertgeschätzt und nicht ausreichend respektiert.

    Die Unterscheidung "formell=bezahlt" und "informell=unbezahlt" setzt Bezahlung als Norm. Das ist ein Wertesystem, das wir nicht unterstützen. Wenn die Sozialwissenschaft keine besseren Begrifflichkeiten findet, wird sie ohne uns stattfinden.

    Hallo Buchenberg! Ich verstehe, dass der Begriff Dir ungeschickt vorkommt und Euch vielleicht verärgert. Meines Wissens geht er zurück auf Ethel Shanas, eine große Soziologin und Gerontologin aus den USA, die sich schon in den 1960er Jahren mit Pflege durch Angehörige beschäftigte, und in ihren Arbeiten herausfand, dass ein Großteil der Pflege durch Angehörige ("informal care") erbracht wird, in der Öffentlichkeit aber wahrgenommen wird, dass Alte in Heime abgeschoben werden ("formal care"). Sie prägte den Bergiff des "Hydra-headed monsters of elder abandonment," dem wir auch heute noch entgegenwirken müssen. Dementsprechend finde ich es toll, dass sich Chiara des Themas angenommen hat -- vielleicht kann so eine junge Frau dazu beitragen, dass diese wichtigen Themen endlich die Beachtung finden, die sie verdienen.

    Hallo Chiara! Herzlich willkommen auf dieser Seite! Finde super, dass Sie sich mit diesem Thema befassen und wünsche viel Erfolg! Als Doktorand habe ich vor fast 20 Jahren an einer Studie zum Thema Pflege durch arbeitende Angehörige, die sich um Kinder und Eltern kümmern (Sandwiched Generation) mitgearbeitet. Ein echt schwieriges Thema!


    Und meine Mitforisten würde ich zur Teilnahme ermuntern!

    Ich habe in dieser Diskussion noch nichts geschrieben, aber auf den Beitrag von Herrn Hamborg will ich doch kurz unsere Erlebnisse dieser Woche beschreiben.


    Wir hatten einen Termin mit der Pflegeleiterin, die sich (zum dritten Mal) mit uns hingesetzt hat, und Fragen zur Persönlichkeit und Vergangenheit meines Vaters gestellt hat. Sie hat sich 1 1/2 Stunden für uns Zeit genommen, Unmengen von Notizen gemacht, und schreibt jetzt ein Dossier für die Pflegekräfte mit Anregungen zum Umgang mit meinem Vater. Finde ich toll, dass die sich so Mühe geben! Sie hat z.B. aus uns rausgekitzelt, dass mein Vater gerne Vögel beobachtet und füttert, und das werden wir die nächsten Wochen versuchen. Ich habe ihm schon ein Vogelbestimmungsbuch bestellt, mit einem ganz einfachen Gerät, wo man sogar Vogelstimmen abspielen kann (schafft er selbst bestimmt nicht mehr, aber das Personal kann es probieren). Beschäftigung war ja bei uns extrem schwierig, weil er ausser "Business" eigentlich keine Interessen hatte. (Damit hatte man auch schon versucht, ihn zu beschäftigen -- z.B. schrieb er Fragen für ein Jobinterview für eine neue Pflegerin. Das ging aber einmal nach hinten los, weil er sich dann zum Arbeiterführer aufschwung und eine Betriebsratsversammlung abhalten wollte).

    Herzlich willkommen, Kedi!


    Das Problem mit dem merkwürdigen Schmerzempfinden hatten wir bei meinem Großvater auch. Er klagte oft über den rechten Arm. Er konnte einerseits problemlos Masskrüge stemmen wenn er Lust hatte, aber manchmal war er ganz weinerlich und machte eine große Show draus, wie er zum trinken eines kleinen Weinglases den linken Arm braucht, um den rechten zu unterstützen. Bekam dann Massagen und Fangopackungen, das "half" (= tat er gern). Wenn er klagte, sagte meine Mutter dann, "du warst doch gerade beim Masseur, wenn das nicht funktioniert, dann müssen wir's ja auch nicht zahlen." Dann wurde es schlagartig besser.


    Natürlich kann es bei alten Menschen vielerlei echte Probleme geben, nicht alles ist eingebildet oder vorgetäuscht. Ich denke, man muss den Patienten beobachten, um herauszufinden, worum man sich tatsächlich kümmern muss. Mein Vater klagt oft über Schmerzen, und weiss es wenige Minuten später nicht mehr.