Beiträge von schwarzerkater

    Das wird für sie ein Schock sein, das steht außer Frage. Aber sie selber schafft mit ihrer Weigerung sich helfen zu lassen, diese Konfliktsituation.

    Was ist denn die Alternative?

    Lieber Buchenberg, du hast auch mein Mitgefühl. Ich verstehe dich gut. Manchmal muss man erst seine eigenen Grenzen und Möglichkeiten ausloten, um den wirklichen "Weg" klarer zu sehen und ggf. für möglich gehaltene Alternativen zu verwerfen.

    Schocks sind außerdem zwar unangenehm, aber oft im Leben die einzige Möglichkeit, um etwas zu bewirken.


    Ich persönlich denke: Wenn Gewalt ins Spiel kommt (verbal, physisch ...), ist eine Grenze überschritten und Handeln ist gefragt. Ich finde eure Strategie hierbei bewundernswert. Hoffentlich kannst du jetzt auch deiner Frau eine hilfreiche Stütze sein (ich sehe sie immer vor meinem geistigen Auge und habe auch mit ihr großes Mitgefühl).

    Hoffentlich löst sich dieser unhaltbare Zustand bald auf.

    Die Schwiegermutter braucht auf jeden Fall professionelle Hilfe, denn sie arbeitet ja auch gegen sich selbst sowie (vielleicht ohne Absicht) gegen ihren auch pflegebedürftigen Mann und alle Menschen, die es gut mit ihr meinen.

    Tatsächlich war es vor ca. 15 Jahren mal äußerst kritisch, als sie einen Darmverschluss mit anschließender Lungenentzündung hatte. Als sie beides überstanden hatte, wirkte sie stabiler als zuvor.

    So ist es bei meinem Schwiegervater mit 99 auch. Er hatte z.B. nicht einmal Corona. Und wenn um ihn herum alle mit Grippe flach liegen, steht er wie ein Fels in der Brandung. Ebenso eine Heimmitbewohnerin meiner Mutter (mit 98). Ihr Zustand ist seit Jahren stabil und sie lebt zufrieden in den Tag hinein, seit 13 Jahren im Pflegeheim!!!

    Liebe alle, @Buchenberg, @Rose60, @ecia25,


    früher lebte ich tatsächlich in dem kindlichen Glauben, dass eine Generation die folgende ablösen wird. Aber wie sagt man so "schön": Der Mensch denkt, Gott lenkt ... In der Familie haben wir bereits einige dieser Fälle, in denen die "Kinder" früher gehen mussten. Zwei davon wollten ihre Eltern/Väter pflegen und für sie sorgen ... Aber es geht leider nicht nach der Reihe ...


    Mein derzeitiger Wunsch für meine Mutter ist, dass sie emotional nicht leiden möge. Ich habe getan, was ich konnte und alles andere habe ich nicht in der Hand.


    Liebe Rose und ecia, eure Mütter scheinen sich auch schon in eine friedlichere Phase verabschiedet zu haben. Und bei Buchenberg kommt die Schwiegermutter hoffentlich auch dahin. Das ist für alle Beteiligten unter diesen Umständen noch das schönste Geschenk ... man kann es nicht hoch genug einschätzen!

    So hart das klingt, ich hoffe, meine Mutter muss das nicht mehr erleben oder ist in einem Stadium, in dem sie gar nichts mehr mitbekommt von einem evtl. Umzug ins Heim.

    Oder es geht ihr wie dem Schwiegervater Deiner Schwägerin

    Liebe PausE, diese Sätze habe ich vor einigen Jahren haargenau in der gleichen Reihenfolge gedacht und teilweise sogar ausgesprochen. Menschen, die die Demenz eines Angehörigen bereits mitgemacht hatten und andere "vom Fach" haben mir dann stets diese Hoffnung genommen. Daher hier kurz zusammengefasst, was ich inzwischen verstanden habe:

    Mit fortgeschrittener Demenz gelten für demente Menschen meist neue Prioritäten. Sie haben (zum Glück für sie selbst!!!) vergessen, was ihnen grundsätzlich hochwichtig gewesen ist ... und ziehen ihre Lebensfreude nun aus völlig anderen Voraussetzungen. Wenn sie (im Heim) gut gepflegt werden, können sie sich in diese Abhängigkeit wie ein Kind fallenlassen und dies sogar genießen.


    Außerdem können Menschen mit Demenz sehr, sehr lange noch mit schwerer Demenz leben, wenn sie sich wohlfühlen und körperlich nicht allzu gebrechlich sind. Meine Mutter nimmt zig Medikamente (ihre Krankheiten sind kaum zählbar), sie war früher Dauergast in der Notaufnahme - jetzt geht es ihr körperlich fast immer gut. Sie baut zwar sukzessive ab und man weiß nie ... , aber an einer langsam verlaufenden Demenz stirbt man meist nicht.


    Die Heimleiterin meinte, sie haben gar nicht so wenige Fälle, in denen Demente ihre Kinder um eine lange Zeit überleben (und ich selbst kenne einige dieser Fälle).


    All dies muss man in Betracht ziehen und sich als Angehörige dementsprechend in die Sache hineinarbeiten.


    Es fällt mir selbst sehr schwer, aber ich versuche mein Bestes und sehe jetzt zumindest, dass meine Mutter ihre früheren Sorgen loslassen konnte.

    Alles Liebe für dich.

    es freut mich sehr, dass deine Mutter so entspannt und zufrieden ist. Da kann man doch gleich ausschnaufen und die Situation gemeinsam genießen.

    Liebe Anette, ja es ist einerseits wie ein Wunder ... Allerdings ist keine Kommunikation mehr möglich ... meine Mutter kann nicht mehr, aber sie möchte es auch nicht mehr. Das lastet schwer auf mir ... Somit ist meine jetzige Aufgabe, auch dies zu respektieren und auszuhalten. Meine Mutter war nie eine kuschelige Person, aber ich erkenne ihre große Lebensleistung an und das, was sie für andere ohne viele Worte tat. Meine Mutter hat (wie deine) immer auf die Familie "gesetzt". Sie war inmitten der Familie immer eine "Macherin" ... und jetzt endet es für sie so.

    Aber, liebe Anette, wir dürfen zwar trauern und traurig sein, aber wir müssen wieder aufstehen und weiterleben ... wir haben noch Aufgaben und eine davon ist, unser eigenes Leben gut zu leben. Alles Liebe auch für dich und viel Kraft!

    Rundbrief an unsere Nachbarn und die Hausverwaltung

    Lieber Buchenberg, das finde ich sehr gut!


    Aus dem eigenen Erleben heraus habe ich großes Mitgefühl für deine deine Frau und dich. Entscheidungen wirst du nach eigenem Ermessen und mit deiner strategischen Begabung sicher zur rechten Zeit treffen. (Aus deinen Beiträgen lese ich das heraus ... ich glaube nicht, dass ich mich irre.)


    Ich kann nur sagen, dass ich persönlich (so stark und reflektiert ich erscheinen mag) an der vehementen Pflegeablehnung meiner wehrhaften Mutter letztlich "gescheitert" bin. Aus heutiger Sicht denke ich, dass meine Mutter trotz Demenz klar zum Ausdruck gebracht hat, dass sie sich auf diese Weise / durch uns nicht nicht pflegen lassen wollte.


    Insofern könnt ihr ja vielleicht offen sein für andere Optionen. Aber vielleicht glätten sich die Wogen auch so wieder - das ist möglich.


    Meine willensstarke Mutter, die wir heute besucht haben, ist zur Zeit ein Muster an Gelassenheit, Freundlichkeit und Zufriedenheit. Wenn mir das vor zwei Jahren jemand prophezeit hätte, ich hätte es nie für möglich gehalten. Das ist das krasse Gegenteil von meiner Mutter, wie ich sie kannte. Keine Ahnung, wie so etwas möglich sein kann. Auf jeden Fall wünsche ich euch ebenfalls eine solche Entwicklung, damit ihr alle wieder LEBEN könnt.

    Als Angehörige von Demenzkranken sind wir Reisebegleiterinnen und Reisebegleiter auf einer langsamen Reise in den Tod. Auf dieser Reise können wir nur wenig verhindern und nur wenig lindern. Je heftiger sich unsere Kranken gegen ihr schleichendes Sterben wehren, desto heftiger sind auch die Verletzungen, die sie uns Begleiterinnen und Begleitern schlagen.

    Genauso ist es, und außerdem hast du das, was ich sehr vorsichtig formuliert habe, deutlichst ausgedrückt. Am Ende bleibt euch vielleicht nur die "Trennung" zum Wohle aller. So war es bei uns auch. Mir sagte damals die Heimleiterin des jetzigen Pflegeheimes "Sie opfern sich (für Ihre Mutter) auf ... ohne nennenswerten Erfolg!" Sie hatte recht, denke ich.

    Schwiegermutter machte großes Drama, will die wieder mal Polizei rufen. Meine Frau und ich sind auf Abstand gegangen und haben bis heute morgen die Verbindungstür zwischen unseren beiden Wohnungen abgeschlossen - zum ersten Mal in den dreieinhalb Jahren gemeinsamen Wohnens.

    Wir werden noch einen zweiten Versuch mit einer TherapeutIN machen, ohne Hoffnung auf Erfolg. Wenn Schwiegermutter auch diese therapeutische Hilfe verweigert, marschiert sie wohl auf eine Einlieferung in die Psychiatrie zu.

    Ach Buchenberg, das ist keine schöne Entwicklung. Wir hatten ja damals mit meiner Mutter ähnliche Erfahrungen gemacht ... im Nachhinein war es ein Aufbäumen gegen den Kontrollverlust, den sie noch gut wahrgenommen hat und der aus ihrer recht stabil ausgeprägten autarken und intelligenten Persönlichkeit heraus eine Katastrophe darstellte. Die Pflegekräfte waren am Ende fast noch verzweifelter als wir, weil sie ihren Auftrag nicht ausführen konnten, sondern rüde beschimpft wurden. Es half wirklich, wirklich NICHTS, NICHTS, NICHTS dagegen.


    Was ich aus Erfahrung sagen kann: Unsere verzweifelten Reaktionen auf das schreckliche Verhalten unserer Dementen sind verständlich und sie helfen uns vielleicht für den Moment. Leider dringen sie aber eher selten zur dementen Person mit dauerhafter Konsequenz durch. Es bleibt nur Frust auf allen Seiten.


    Mir sagte man damals, dass meine Mutter halt ihr Territorium verteidigt und dass sich das ggf. in einer anderen Umgebung (Heim) bessern würde. Ich habe es nicht geglaubt, aber meine Mutter änderte sich tatsächlich im Pflegeheim ... Keine Ahnung, warum das so war. Aber ich habe für mich begriffen (schmerzlichst!), dass sich meine Mutter nicht von mir pflegen lassen möchte bzw. ich ihr nicht gerecht werden kann. Da konnte ich mich bemühen, wie ich wollte. Leider!!! Das heißt ... eigentlich wollte sie sich gar nicht pflegen lassen, und schon gar nicht von mir bzw. nach meinen Vorstellungen (Pflegekräfte im Haus).


    Im Pflegeheim behandelt man meine Mutter jetzt so, dass sie - wo immer möglich - ihren Freiraum bekommt und dass es ansonsten "herzhafte Ansagen" gibt (so nenne ich das mal) und es funktioniert.


    Bei euch scheint es so zu sein, dass der demente Schwiegervater sich mühelos einfügt (was ein echtes Geschenk ist) und es mit der Schwiegermutter problematisch ist. Das scheint an ihrer Persönlichkeit zu liegen, gegen die man mit normalen Mitteln nicht allzu viel ausrichten kann.


    Vielleicht findet ihr einen Modus, wo die Schwiegermutter wenigstens mal auf Zeit in stationäre Pflege geht ... und wenn es halt erst mal ein Krankenhaus ist (Gerontopsychiatrie?). Das kann man ihr dann auch irgendwie argumentativ besser nah bringen. Gern wird sie auch da nicht hingehen, aber wer weiß?

    Vielleicht glätten sich dann die Wogen wieder und sie kann zu euch zurück. So schrecklich es klingt, aber mit Sicherheit kommt der Zeitpunkt, wo sie ihr Verhalten vergisst ... zumindest besteht diese Chance.


    Ich glaube, hier ist strategisches Planen gefragt und du machst hier den Eindruck, als ob dir das gerade besonders gut liegt. Auf jeden Fall müsst ihr eure Freiräume erhalten und möglichst erweitern - dafür lohnt sich jede strategische Überlegung, damit ihr weiter Tango tanzen könnt (ich finde das so super) und deine Frau auch mal wieder schwimmen und nähen kann. Alles Gute und Liebe!

    Liebe ecia25, liebe Rose60, insofern bringt das Alter doch ein paar potentielle Vorteile mit sich: Man begreift die Zusammenhänge besser (wenn man sich ein bisschen Mühe gibt). Ich frag mich manchmal, warum man diese Erkenntnisse nicht im Leben auf einen früheren Zeitpunkt vorziehen kann ..., aber offensichtlich hat sich die Natur (oder "die Schöpfung") etwas dabei gedacht ... Auch das gilt es anzunehmen ... Alles Liebe für euch.

    Aber die Hauptaufregung ist vom Tisch - und meine Mutter erinnert sich plötzlich wieder dauerhaft an ihre letzte Wohnung, kann angeblich alles wieder allein, ihr hilft niemand bei irgendwas... Ich verstehe diese Art der Demenz nicht

    Perfekt: Eine Aufregung weniger!


    Der Weg in die totale Demenz verläuft tatsächlich höchst verschieden. Eine der Pflegerinnen berichtet z.B. von ihrer ebenfalls dementen Schwiegermutter, bei der (nach ihrer Aussage) die Demenz viel heftiger und schneller verläuft als bei meiner Mutter. Dabei ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Gespräch mehr mit meiner Mutter möglich ..., ich finde das schon auch heftig!

    Ich denke, die Zerstörungen im Gehirn laufen nicht immer nach dem gleichen Schema ab und - je nachdem welche Areale betroffen sind - wirkt sich das auf die sichtbaren Störungen aus. Darüber weiß man noch viel zu wenig. Naja und letztlich spielt die Persönlichkeit an sich auch noch eine Rolle. Alles Liebe für dich!

    Wären wir am Mittwoch zu Hause gewesen, hätten wir das Drama verhindern können. Wir hatten daher eine Mitschuld an dem Vorfall. Auch das schmerzt. Und dann ist da noch die nagende Frage: Wie viel Prozent ist ihrer Krankheit geschuldet, und was ist bei ihr Kalkül und Mittel für ihre Zwecke?

    Lieber Buchenberg, das ist ja das Schlimme an der Demenz ... diese Unberechenbarkeit, an der auch wir gescheitert sind. Es ist nichts auf längere Sicht planbar. Insofern KÖNNT ihr nicht schuld sein, wenn eine neue Extremsituation eintritt.

    Und ebenso ist alles Verhalten der Dementen von der Krankheit durchzogen und teilweise auch motiviert. Mag sein, dass da frühere Persönlichkeitseigenschaften zum Vorschein kommen, aber es ist letztlich zweitrangig. Die Hausärztin meiner Mutter sagte einmal zu mir: "Denken Sie daran, das ist nicht mehr ihre Mutter, die sie kennen." Ich konnte das erst nicht glauben, aber es stimmt, wenn auch auf eine Weise, die schwer vorstellbar ist.

    Die einzige, aber wenig schöne Hoffnung, die hier im Forum am Leben gehalten wird, ist das Warten auf einen antriebslosen Dämmerzustand des/der Kranken.

    Ja, schön ist das keineswegs, und doch sehe ich es als Gnade auf einem unvergleichlich tragischen Weg aus der Welt. Wir mögen manches als antriebslos aus unserer Sicht beurteilen, allein die Dementen fühlen es so nicht. Lies doch mal (wenn du magst) die Erinnerungen an Walter Jens, den Philosophen und Rhetoriker, der an Alzheimer erkrankte und dessen ebenso berühmte Witwe Inge Jens sehr berührend (wie ich finde) darüber schreibt.


    Ich finde es wunderbar, wie du mit Familie versuchst, das Beste aus der Situation zu machen. Das ist uns leider nicht so gut gelungen.


    Was du über deine Schwägerin schreibst, kann ich mir nur zu gut vorstellen. Hatte heute ein ebenso verstörendes Gespräch mit dem Bruder (+ Familie) meiner Mutter. Der fand wohl nach einem (!) Besuch das Pflegeheim meiner Mutter nicht so passend. Großartig ..., solche Meinungsäußerungen helfen hervorragend weiter (Ironie aus), zumal, wenn sonst kein großes Interesse bestand. Ich glaube, da muss man sich ein dickes Fell wachsen lassen. Alles Liebe für dich und deine Frau.

    was mir gerade wieder so schwer fällt ist eigentlich mehr die Traurigkeit meiner Mutter auszuhalten. Sie war noch selten ein glücklicher Mensch und ich fühle mich grad so in der Verantwortung, dass sie sich im Heim wohl fühlt.

    Liebe Anette, sicher ..., man könnte jetzt wieder sagen: Es sind die alten Rollen- und Verhaltensmuster. Und ganz sicher ist da etwas Wahres dran. Und doch! Ohne diese schreckliche Demenz würde man sein Miteinander-Leben auf diesem Planeten einigermaßen bis zum Ende hin bewältigen ..., mal schöner, mal mühsamer. Die Demenz allerdings zwingt uns zu einer Form und Intensität der (Selbst-)Reflektion, die nicht immer nur gut ist. Im Gegenteil!


    Liebe Anette, deine Gedanken sind mir wohlvertraut. Zwar ist sichtbare "Traurigkeit" bei meiner Mutter schwächer ausgeprägt. Aber ich war/bin eigentlich immer diejenige, die mit Strategie und Tatkraft jede Situation auch für andere bewältigt (hat). Mein Mann ist ähnlich. Aber im Alter muss ich lernen, dass sich die Dinge ohne Rücksicht auf mein Wollen und Wirken entwickeln. Meine Kraft reicht hierfür NICHT aus (hierfür nicht und auch nicht für den Schutz meines kleinen Enkelkindes). Ich muss das Schicksal annehmen lernen, was ein schwieriger Weg ist. Und der erste Schritt ist, dies anzuerkennen. Und du, Anette, KANNST nicht das schaffen, was du glaubst, schaffen zu müssen und was deine Mutter (vielleicht?) einfordert.


    Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede ...

    Auch von mir ein Beitrag zum Spruch des Tages, allerdings nicht von meiner Mutter, sondern von einem der anderen Bewohner des Pflegeheimes namens "Klaus", noch nicht ganz so alt, mit leichter Demenz, aber immer sehr gut aufgelegt und irgendwie lieb.


    Wir sitzen also zu fünft am Kaffeetisch: die Pflegerin, mein Mann, meine Mutter, der Klaus und ich. Klaus schwärmt mal wieder von seiner bewegten Vergangenheit, zu der auch seine Eltern gehörten.


    KLAUS sagt also mehrfach: "Meine Eltern müsste ich aber auch mal wieder besuchen. Die kommen ja selber so selten her, naja die haben immer wieder was anderes zu tun."


    PFLEGERIN lachend: "Ach Mensch Klaus, deine Eltern müssten doch weit über Hundert sein. Die leben doch gar nicht mehr."


    KLAUS: "Na da kann ich doch nichts dafür, wie alt die sind. Das ist MIR doch egal. Spielt doch keine Rolle! Die könnten ja trotzdem mal wieder herkommen."


    Es war herrlich!!!

    Ich freue mich immer, wenn "Klaus" mit am Tisch sitzt. Er mag auch meine Mutter sehr (die allerdings von nichts mehr richtig Notiz nimmt) und guckt sie immer ganz liebevoll an.

    Liebe @Alfskjoni, @Buchenberg, @Rose60, @Anette K,


    vielen Dank an euch alle. Ihr seid toll. Eure Worte tun mir gut und helfen mir.


    Liebe @Alfskjoni, ich finde es bemerkenswert, wie es dir gelungen ist, die auch schon früher vorhandene Toxizität deiner Mutter zu durchschauen und dich nun von ihr freizumachen ... , dabei aber dennoch ganz "bei dir" zu bleiben und dich nicht auf ihre "Spielchen" einzulassen.


    Liebe @Rose60, du hast ebenfalls schon viel (!!!) im Leben durchmachen müssen ... und es geschafft, dies gut in dein Leben zu integrieren. Mehr geht nicht und mehr müssen wir Menschlein auch nicht in unserem Erdenleben erledigen.


    Lieber @Buchenberg, du erinnerst mich immer an meinen Mann, der ja auch für meine Eltern (seine Schwiegereltern) rund um die Uhr da war und ist... er sieht das auch als selbstverständlichen "Wert" an.


    Allerdings macht es dir deine Schwiegermutter nicht leicht ... und ich wünsche dir, dass ihr notfalls auch die Grenzen der eigenen Werte erkennen könnt.


    Liebe @Anette K, die Traurigkeit kann andauern, je nachdem, wie wir in unserer Persönlichkeit geprägt sind. Ich habe ja immer gemeint, dass man notfalls die Traurigkeit mit in sein Leben integrieren muss. Solange die Trauer nicht erdrückend ist, kann sie auch unseren Blick auf die Welt erweitern. Damit aber Traurigkeit nicht erdrückend wird, müssen wir uns ab und zu bewusst gute Momente schaffen. Bei mir hilft das ..., bei dir vielleicht auch?


    Ihr Lieben, so viel erst einmal ...


    Ich war gestern wieder bei meiner Mutter und der schönste Moment war, als meine Mutter mit beiden Pflegerinnen unverhofft zu uns in den Fahrstuhl stieg: alle drei mit fröhlichen Gesichtern und miteinander scherzend ... ein Moment der authentischen Glückseligkeit. Nur daran muss man sich festhalten.


    Eine Pflegerin meinte einmal sinngemäß: "Sehen Sie es doch mal so ... Wir alle müssen wieder "von der Welt" und da ist doch diese Art des Abschiedes nicht die Schlechteste. Der demente Mensch lebt im Moment und hat keinerlei Sorgen mehr."

    Ich fand das sehr tröstend und hoffe, dass es für meine Mutter so ist und dass eure Angehörigen auch dieses Stadium erreichen. Voraussetzung ist, dass sie liebevoll behandelt werden.

    Liebe Grüße an euch alle!


    Lieber Buchenberg, oh ich habe euch keineswegs vergessen, aber ich musste selbst mal wieder durch das Tal der Traurigkeit wandern (kriechen!), wo einem sogar die Worte fehlen ...


    Ja, was hinter so einem "beschützendem" Verhalten steckt, kann man nur eingeschränkt ergründen. Meist ist es eine Mischung aus allem. Die Demenz reißt den Verstand in Stücke und aus den Resten konstruieren sich die Dementen ihre "neue" Wirklichkeit. Da steht altvertrautes Verhalten neben völlig Neuem. Ich versuche auch immer, das wahre System dahinter zu finden, aber ich glaube, das ergründet niemand so ganz.


    Ich bin immer mehr dazu übergegangen, das Verhalten meiner Mutter als gegeben hinzunehmen und über Strategien und Tricks nachzudenken, wie man das Schlimmste vermeiden kann. Auch das hat natürlich Grenzen und dies liegt eben auch an der Unberechenbarkeit der Dementen, die fast NICHTS mehr verstehen können, selbst wenn es für den Moment so wirkt.


    Im Fall deiner Schwiegermutter heißt das: entweder auf das Glück der Veränderung (durch Vergessen) hoffen oder bei den Pflegern erst mal wieder ein paar Mal danebenstehen, um die wehrhafte Schwiegermutter vom Ehemann fernzuhalten.


    Wir standen dann eben auch permanent neben den Pflegern ... wodurch diese dann nicht wirklich mehr eine Unterstützung für uns waren.

    Hofft also am besten, dass sich diese destruktiven Persönlichkeitsmerkmale mit fortschreitender Demenz verlieren oder zumindest abmildern.

    Hallo @Buchenberg,

    ich glaube, meine Mutter war genauso wie deine Schwiegermutter ... Als mein Vater noch lebte, musste erst jeder ihn behandelnde Arzt an ihr vorbei und sie gebärdete sich z.T. wie ein Pitbull-Terrier. (Sie war allerdings auch früher eine sehr kluge und durchsetzungsfähige Frau).


    Ihre eigenen Pflegekräfte hat sie rausgeworfen ... und die riefen dann ebenso verzweifelt bei mir an: "Was soll ich machen? Ihre Mutter lässt mich nichts machen. Sie schimpft die ganze Zeit." Dies hat sich erst mit fortschreitender Demenz und dem Wechsel ins Heim einigermaßen gegeben. Wir kamen leider nicht dagegen an - da führte kein Weg rein.


    Liebe Grüße

    Liebe Forumsmitglieder und Mitleidende,

    ich war eine Zeit ziemlich still, habe aber immer mitgelesen. So war ich informiert, was bei euch "alten Bekannten" vor sich geht und wie viele neue betroffene Menschen nun im Forum sind.


    Ich möchte ein kurzes Update meiner Situation geben: Im September 23 wird meine Mutter nun bereits zwei Jahre im Pflegeheim sein. Wir waren von Anfang an der Meinung, dass dieses Heim in dörflicher Idylle meiner Mutter am besten entsprechen wird. Es handelt sich um ein "betreutes Wohnen" mit eingegliederter Pflege. Meine Mutter bewohnt eine kleine hübsche Wohnung. Es gibt kein spektakuläres Beschäftigungsprogramm, sondern halt einen Alltag, in dem alles seinen Gang geht ... Die Pflegerinnen sehen nicht so aus wie Pflegerinnen, aber tun alles, was anliegt. Es läuft alles recht entspannt ab: Mal läuft ein Kater durchs Gelände und schaut bei den Häschen nach dem Rechten. Die gewaschene Wäsche flattert im Wind, auf den Hochbeeten reifen die Erdbeeren und der Salat. In der Küche schnippelt jemand Gemüse für den Salat ...


    Meine Mutter ist immer mehr in sich selbst zurückgezogen, wird aber als "zufrieden" beschrieben. Obwohl ich mit dem Verstand erfasse, dass alles im Rahmen der Möglichkeiten so in Ordnung ist, tut sich meine Seele schwer(er) und die Traurigkeit wird nicht weniger ... sie mäandert so vor sich hin und durchzieht mein Leben.


    Dabei kann ich die unspektakuläre Art, mit der man mit den Menschen dort umgeht, nur begrüßen. Man sieht alles recht gelassen: Wenn meine Mutter nichts essen mag, lässt man sie eher in Ruhe. Sie wird gewogen und wenn das Gewicht nicht dramatisch sinkt, wird nichts unternommen.


    Eine etwas jüngere Pflegerin meinte, dass man dort eher vorsichtig ist mit solchen Maßnahmen wie Füttern und hochkalorischer Nahrung ... denn wenn die Menschen alt sind, ist es okay, dass auch der Körper nach und nach Ballast abwirft. Ich hoffe, ich habe das so richtig wiedergegeben. Mir gefällt dieser Ansatz jedenfalls gut.


    Meine Mutter SO zu treffen und zu sehen, verursacht mir auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Gefühle: Ich kann recht gut akzeptieren, dass sie jetzt ist wie sie ist. Ich habe mit ihr auch keine alten Rechnungen mehr offen. Die frühe Zeit ihrer Demenz war zwar grausam, aber das kann ich ihr gut verzeihen und als Folge der Krankheit akzeptieren. Sicher hat sie (wie JEDER Mensch) auch nicht immer alles richtig gemacht, aber sie hat sich immer große Mühe gegeben ...


    Das alles bedenkend, wird der Druck bei mir nicht weniger. Ich denke, dass so eine Demenz einem klarer wie selten eine andere Krankheit (oder Situation) Vergänglichkeit vor Augen führt und Abschiede (die per se) schmerzhaft sind, ins quälend Unermessliche ausdehnt. Außerdem hat man endlos Zeit fürs Mitleiden ... und gerade dieses Gefühl kostet enorme Kraft, wenn es nicht irgendwann wieder abklingt.


    Nun ja, aber was will man machen ... es ist so und ich muss es bewältigen.


    Besonders der geistige Verfall meiner Mutter schreitet weiter fort. Dazwischen sind komischerweise Momente, in denen meine Mutter einen oder zwei klare Sätze sagt, ansonsten nimmt sie kaum noch Notiz von mir und anderem. Ich habe aber den Eindruck, dass sie die Pflegerinnen mag.

    Und dann nennt sie IMMER nur meinen Mann beim Namen, mich dagegen nie. Das finde ich jedoch in Ordnung, weil mein Mann auch viel für sie (für meine Eltern überhaupt) getan hat. Mich entlastet es sogar, dass meine Mutter nicht sehr an mir zu hängen scheint. Wir überlegen gerade, ob ein Besuch pro Woche nicht ausreichen würde ... meine Mutter profitiert ohnehin nur recht wenig davon und liebt nichts so sehr wie ihre Ruhe ...


    So viel zu meinem Update. So wie ihr alle, bemühe ich mich, auch mein Leben zu leben. Leider sind aber die anderen Baustellen nicht weniger, v.a. mein Enkelkind, das dem toxischen Vater gesetzlich ausgeliefert ist (daher kann ich euch alle mit toxischen Elternteilen so gut verstehen).


    Aber auch die anderen Abschiede, die das Leben so mit sich bringt, sind nicht leicht (z.B. von meinem armen Schwager, den wir Ende 22 beerdigen mussten, während sein Vater mit knapp 99 noch lebt).


    Aber so ist das Leben in den nun späteren Jahren... wer hätte da nicht seine eigene Leidensgeschichte. Ich denke, die Aufgabe besteht darin, die Balance zwischen Leiden und einem guten Leben zu finden. Daran arbeite ich weiter.


    Ich werde mich in Zukunft sicher wieder etwas öfter zu Wort melden. Alles Liebe für euch alle.

    Ich würde sie so gern wieder nach Hause holen, aber ich glaube, dass es schwierig wird.

    Willkommen Mone36, so ein ähnliches Procedere (oder sogar das gleiche) machen hier beinahe alle mit den dementen Angehörigen durch. So war es auch bei meiner Mutter (dement, jedoch noch lange neben uns im eigenen Haus allein lebend, von uns versorgt und zwar ohne Pflegedienst). Es war wirklich kaum zu schaffen ...


    Nach einem Sturz mit Beckenringfraktur: zunächst Krankenhaus, dann Kurzzeitpflege für 3 Wochen. Sie wollte nur eins: Nach Hause! Obwohl uns alle abrieten, haben wir sie wieder nach Hause geholt, das Haus entsprechend eingerichtet, Pflegedienst etabliert und selbst rund um die Uhr im Einsatz gewesen ...


    Meine Mutter allerdings hat den Pflegedienst rausgeworfen, nichts mehr getrunken, nahm kaum Essen an, schlief nicht mehr im Bett usw. usf.


    Wir waren buchstäblich nach einem reichlichen halben Jahr am Ende und meiner Mutter ging es immer schlechter. Ein Zusammenbruch ihrerseits führte sie dann erneut ins Krankenhaus und nun ist sie seit 1,5 Jahren im Pflegeheim. Sie nimmt noch vage wahr, dass es nicht ihr Zuhause ist, aber fragt nicht mehr nach zu Hause.


    Ich bin darüber zwar immer noch nicht hinweg ..., aber zu Hause wäre für meine Mutter jetzt keine Option mehr.


    So richtig raten kann man da niemandem ... für uns war es - glaube ich - im Nachhinein gut, dass wir es nochmals zu Hause versucht haben, um zu erkennen, dass es wirklich (!) nicht funktioniert. Allerdings weiß ich nicht, was passiert wäre, wenn es den damaligen Zusammenbruch nicht gegeben hätte. Wie Buchenberg schreibt, hilft es auch ein bisschen, die Pflegerinnen um Rat zu fragen. Uns hat damals jeder gesagt, dass meine Mutter in einem guten Pflegeheim gut aufgehoben wäre ... Mich hat es aber dennoch nicht zu 100% beruhigt.


    Was man sich vielleicht sagen muss: Für uns Angehörige ist es ein harter Weg und ich kenne wenige, die sich leicht damit abfinden, die Eltern/Angehörige in ein Pflegeheim gebracht zu haben, in das diese ausdrücklich nicht wollen.


    Aber was wollen wir denn machen ... Es ist ein bisschen so wie mit einem kleinen Kind, dass sich eine schmerzhafte (aber nötige) medizinische Behandlung auch nicht freiwillig aussuchen würde. Da muss man als Eltern auch die Tränen aushalten.


    Tja, was ist nun mein Rat? Ich persönlich denke inzwischen, dass man die Pflege dementer Menschen zu Hause allein NICHT ohne weitere familiäre Unterstützung und vielleicht sogar noch ohne Pflegedienst (den habt ihr aber, oder?) schafft. Man müsste sein eigenes Leben fast komplett aufgeben und es ist nicht mal sicher, ob das dann reicht. Und ich spreche bei diesem "eigenen" Leben nicht in erster Linie von den Freuden des Lebens, sondern es fehlt auch die Zeit für eigene notwendige Belange wie Arbeit, Arztbesuche, Behördliches etc. Zudem sind biegen wir auch schon in die Ziellinie des eigenen Alterns ein mit entsprechenden körperlichen Defiziten.


    Aber, wie Buchenberg schreibt, rede offen mit dem Heimpersonal, mit Ärzten etc. Uns hat das sehr bei der Entscheidung geholfen (von wenigen Ausnahmen abgesehen).


    Achso, und ich finde es eigentlich nicht sooo entscheidend, ob ihr der Mutter erst mal die Hoffnung noch ein bisschen lasst und die Zeit im Heim dann trotzdem mehr ausdehnt. Da muss man beobachten, wie die Reaktionen sind - ob man der Mutter die Wahrheit sanft oder abrupt nahe bringt. Ich würde halt nicht ständig erzählen: Ja natürlich kommst du wieder nach Hause. Auf den vehementen Nach-Hause-Wunsch würde ich flexibel und lieb reagieren ... So haben wir es getan und es hat im Rahmen der Umstände gut funktioniert.


    Alles Liebe und eine gute Entscheidung