Hallo Ihr Lieben alle,
hab erst einmal alles nachgelesen. Und viele meiner eigenen Gedanken und Erlebnisse wiedergefunden, wie immer hier bei Euch.
Ich hatte mir eine Woche Besuchspause gegönnt, meine Schwester war zweimal bei den Eltern und ich konnte einen Hauch das Thema mal sein lassen. Ich merke auch, es tut mir gut, wenn ich nicht zu viel darüber rede (außer hier), man holt es immer wieder alles hoch und viele wollen es eh nicht so genau wissen...
Ich habe, auch auf Anraten des Psychiaters, nun doch das Telefon der Eltern umstellen lassen, sie können nur noch angerufen werden. Natürlich fühle ich mich schlecht dabei. Mein Vater hat meine Mutter so sehr unter Druck gesetzt, dass sie im Minutentakt angerufen hat. Vorletzten Sonntag bin ich so aus der Fassung geraten, weil ich wider besseres Wissen abgehoben hatte, dass ich mir hinterher auf dem Kopf rumgehauen habe.
Viel ist bei dem Gespräch mit dem Psychiater nicht herausgekommen, mein Vater hatte eine agressivere Phase, weil ihm wohl eine Woche lang aufgrund einer falschen Apothekenlieferung ein Medikament fehlte. Ansonsten sagte er nur, beide hätten massiv abgebaut, kognitiv, und mein Vater auch körperlich. Heute hat er meinen Besuch gar nicht wahrgenommen, er schläft wohl immer den ganzen Nachmittag. Meine Mutter weinte erst viel, weil er sie so schlecht behandelt, aber sie hat sich immerhin über meinen Besuch gefreut. Ich höre ihr einfach nur zu, spreche wenig, halte ihre Hand und animiere sie jedes Mal, mich zum Aufzug zu begleiten. Wie schon lange vermutet, sie würde sich ohne seine Aufstände besser arrangieren, auch wenn sie immer sagt, "aber in ein Altenpflegeheim möchte ich nicht".
Wie gut kenne ich die Bemerkung, dass man selbst bei schlimmen Schilderungen immer noch lächelt! Und bei mir ist es der Vater, der "so einen Schxxx wie Sitzgymnastik nicht machen will", er motzt sogar die Physiotherapeutin meiner Mutter an, was die jetzt wieder hier will.
Auch mir hat die Pflegeleitung einmal gesagt, warum ich sie nicht wieder nach Hause lasse mit Pflegeunterstützung, ich bin tagelang in Sack und Asche gegangen.
Interessant war auch, dass ich mich erst darüber gefreut hatte, zweimal Besuch an meine Schwester abzugeben, aber nachdem sie dann sagte, es sei eigentlich ganz schön gewesen, ich gleich wieder dachte, ach, sie kriegt es besser hin, als Kommunikationsheldin.
Na klar, sie ist weit weg und ihre Besuche wurden immer gefeiert. Ich bin ja mehr das Möbelstück, an das man sich gewöhnt hat, haha - ich weiß...
Ich kann es nicht oft genug schreiben: Wie gut, dass es Euch alle gibt hier!
Liebe Grüße
Nelly