Schwiegervater: "Ich bin so müde und weiß nicht warum!"
Seine Tochter: "Ich weiß, warum. Du bist ein alter Mann und wirst bald 93."
"Ach so! Dann bist du die Bedienerin für den alten Mann?!"
Schwiegervater: "Ich bin so müde und weiß nicht warum!"
Seine Tochter: "Ich weiß, warum. Du bist ein alter Mann und wirst bald 93."
"Ach so! Dann bist du die Bedienerin für den alten Mann?!"
Der Pflegedienst am Morgen hat Schlüssel, am Abend wird geklingelt.
Es klingelt, aber Schwiegermutter macht nicht auf. Ich öffne die Türe und frage Schwiegermutter: "Hast du das Klingeln nicht gehört?"
"Doch, aber ich habe gerade Maschen aufgenommen!"
In beiden Fällen (sowohl beim Betrunkenen, wie auch beim Dementen) muss man als Passant oder Angehöriger auf massive aggressive Attacken gefasst sein, wenn man versucht denjenigen/diejenige vom Autofahren abzuhalten.
Ich denke, wenn Familienmitglieder z.B. zu einem Betrunkenen oder zu einem Demenzkranken ins Auto steigen und sich mitnehmen lassen, machen sie das nicht aus Angst vor aggressiven Attacken, sondern aus Mangel an Problembewusstsein.
Grüße zurück!
Buchenberg
Hallo Buchenberg,
Eine Demenz führt irgendwann zur Fahruntüchtigkeit. Nur ist eben die Frage, wie "filtert" man dies heraus.
Hallo Herr Gust,
Dieses "man" ist dann eine Behörde mit gesetzliche Regelung. Darum geht es mir nicht.
Ich denke, wer als Passant einen offensichtlich Betrunkenen in ein Auto einsteigen sieht, hat die Aufgabe, ihn möglichst vom Fahren abzuhalten, um Gefahr von ihm und von anderen Verkehrsteilnehmern abzuwenden.
Wer als Angehöriger einen Demenzkranken in ein Auto einsteigen sieht, hat m.E. die Aufgabe, ihn möglichst vom Fahren abzuhalten, um Gefahr von ihm und von anderen Verkehrsteilnehmern abzuwenden.
Mit freundlichen Grüßen!
Buchenberg
Demenzkranke Autofahrer verursachen mindestens doppelt so viele Unfälle wie gleichaltrige Fahrer ohne Demenz. Gegenüber den Gesünderen zeigen sie eine langsamere Reaktionszeit, sie bemerken Verkehrshinweise (Schilder, Ampeln) nicht oder zu spät. Sie fahren zu dicht auf, nehmen anderen die Vorfahrt und blinken nicht. In einer 12-monatigen Langzeitstudie von Alzheimer-Patientinnen im Frühstadium zeigte sich, das die Erkrankten „deutlich anders“ fuhren als ihre Vergleichsgruppe: „Auffällig war ein Hang zu ruckartigen Manövern. Mal beschleunigten sie ohne erkennbaren Grund, mal traten sie jählings auf die Bremse.“
Mein Eindruck aus unsystematischer Zeitungslektüre ist: Wenn Demenzkranke einen Unfall verursachen, dann sind häufiger andere Verkehrsteilnehmer mit Körperschäden betroffen als beim Unfalldurchschnitt.
Die EU plant Führerscheinnachprüfungen für Senioren. Eine Demenzerkrankung ist aber keine Altersfrage und sollte nach meiner Meinung wie Alkohol am Steuer angesehen werden - als individuelle Einschränkung der Fahrtüchtigkeit.
Grüße von Buchenberg
Liebe Mondschein,
keine Ahnung, was du tun kannst, aber ich nenne es einen Skandal und ein Armutszeugnis unseres Gesundheitssystems, dass eine so schwere Erkrankung in die Verantwortung von Laien (Familienangehörigen) abgeschoben werden soll.
So eine schwere Erkrankung ist nicht deine Baustelle! Vielleicht solltest du jede Mithilfe verweigern, meint
Buchenberg
Meine Frau kommt heute morgen ins Schlafzimmer der Eltern. Vater sitzt auf der Bettkante, Mutter schläft.
Sie: "Guten Morgen!"
Er: "Guten Morgen. Sind sie Frau Diensthabende?"
Sie: "Ja. Musst du auf Toilette?"
Er musste und ging mit der "Diensthabenden" los.
Als ich abends heimkam und mir nochmal ein Arztbrief von vor 2 Jahren in die Hand nahm, den ich erst gestern morgen erhalten hatte, stolperte ich über das Wort SAE (subkortikale arteriosklerotische encephalopathie) als Ätiologie (Herkunft/Ursache) ihrer Epilepsie....
Typisch seien, dass das Gedächtnis und die Sprachfähigkeit noch lange erhalten bleiben, die Betroffenen aber z.B. einen Wahn entwickeln und wütendes/aggressives Verhalten, speziell gegenüber nahen Angehörigen zeigen.
Liebe Mauerflower,
von mir meine Sympathie und vollen Respekt für deine Entscheidung auf Abstand zu gehen.
Buchenberg
Heute ist nun dieses anberaumte Gespräch im Heim, mir graut schon davor. Das Heim möchte, dass ich „weitermache“ mit meiner Vollmacht (die sie mir ja offiziell meint entzogen zu haben, siehe Anfangspost 🤪) und meiner Mutter erklären, dass eben nicht mehr „alles so gut ist und alles stimmt“ bei ihr. Meine Mutter wird vermutlich denken, das kommt alles von mir, ich habe das eingefädelt. Ich sehe das schon…
Liebe Mauerflower,
Ja, du bist als nächste Angehörige die Zielscheibe deiner kranken Mutter.
Eine mögliche Erklärung dafür:
Du hast vor dir eine scheinbar „starke“ Persönlichkeit, aber mit narzisstischen Zügen. Vieles von ihrer Autorität und ihrem Selbstbewusstsein ist wohl Fassade.
Was macht eine beginnende Demenz mit dieser Person?
Die Person spürt, dass ihre geistigen Defizite zunehmen. Das bedroht ihr Image und ihr Bild, das sie von sich der Welt zeigt. Ihre Fassade beginnt zu bröckeln. Das macht der Person Angst und macht sie wütend. Es kostet sie Kraft, ihre Fassade zu halten und zu stützen.
Trotzdem bemerken ihre engen Angehörigen als erste, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Je mehr diese Angehörigen nach dem Grund bohren, je mehr die Angehörigen versuchen auf die Person Einfluss zu nehmen und ihr gute Ratschläge geben, desto panischer und aufgebrachter wird die kranke Person. Die Angehörigen verweisen nämlich durch ihr Verhalten auf all die Schwächen, die die Person gerade leugnen und vertuschen will.
Eine Demenz reduziert aber nicht nur die geistigen Fähigkeiten, sie reduziert auch die sozialen Fähigkeiten. Die kranke Person reagiert immer öfter über, und die engen Angehörigen sind ihr bevorzugtes Opfer, ihre Zielscheibe.
Das kranke „böse“ Verhalten einer Demenzkranken lässt sich kaum beeinflussen. Wenn du das ablehnende Verhalten nicht aushalten kannst, musst du „auf Abstand gehen“ und die Pflege und Versorgung der kranken Person möglichst an andere delegieren. Meist reagiert die kranke Person auf Menschen außerhalb der Familie weniger ablehnend und weniger aggressiv. Wahrscheinlich ist es auch für die kranke Person leichter und weniger stressig, wenn sie von „Fremden“ gepflegt und versorgt wird statt von ihrer Tochter.
(Das ist meine Privatmeinung, ich bin kein Arzt!)
Liebe Grüße!
Buchenberg
Ansonsten: Festlegen, festlegen, festlegen. Allen die sich mal um mich kümmern werden (hoffentlich) so viele Hinweise wie möglich geben, wie ich das gerne hätte.
Hallo Herr Gust,
ich schätze Ihre Beiträge sehr. Aber dieser Ratschlag macht mir Bauchschmerzen.
Mit dem "Festlegen, festlegen, festlegen" haben doch die meisten pflegenden Angehörigen gehörige Probleme - immer dann, wenn die früheren Festlegungen ("Ich will auf keinen Fall in ein Heim!") so gar nicht in ihre aktuelle Situation der Pflegebedürftigen passen. Schlimmstenfalls entwickelt sich trotz aller früheren Festlegungen eine Zwangslage, die entweder auf ein Leben im Heim oder auf Verwahrlosung und vorzeitigen Tod hinausläuft.
Und weiter: Steht nicht der Ratschlag nach frühzeitiger und vielseitiger Festlegung im klaren Widerspruch zu dem anderen Rat: Hilfe annehmen lernen und sich helfen lassen?
Wer kann schon Jahre im Voraus Pläne machen und Entscheidungen treffen? Ich glaube, das ist unmöglich.
Ich denke, je konkreter die frühen Festlegungen für eine spätere Pflegesituation sind, desto mehr steckt darin eigene Überheblichkeit, desto größer ist das eigene Misstrauen gegenüber den künftigen Pflegeverantwortlichen.
Ich denke, sich helfen lassen bedeutet, dass man den Helfenden in einer schwierigen Lebenslage auch die wichtigen Entscheidungen überlässt.
Freundliche Grüße!
Buchenberg
Ein weiterer Faktor für die Förderung einer sich entwickelnden Demenz ist unbehandelte Schwerhörigkeit.
Bleibt da noch die Geldfrage:
Professionelle Pflege ist teuer, Pflege durch Laien ist auch nicht billig und manchmal (?) unzuverlässig und unzureichend. Und die Pflegekasse deckt nur einen (kleineren) Teil der Pflegekosten ab.
Hallo,
Von den Beauftragten des Medizinischen Dienstes werden keine Fangfragen gestellt, sondern abgeklopft, was deine Mutter in ihrem Alltag noch selber bewältigen kann und was nicht. Ein Blasenkrebs spielt für den Pflegegrad so gut wie keine Rolle. Da deine Mutter noch allein im eigenen Haushalt lebt, wird die Pflegebedürftigkeit in der Regel niedrig angesetzt werden.
Eine Demenz ist für Laien ohne speziellen Test nur schwer feststellbar. Ohne ärztliches Attest wird ihre Demenz vielleicht nicht berücksichtigt. Ich befürchte, PG 3 ist so schwer zu erreichen. Sobald aber die Demenz bei deiner Mutter ärztlich festgestellt wird, kannst du eine sofortige Erhöhung des aktuellen Pflegegrades beantragen. Das geht auch schriftlich ohne Hausbesuch.
Obwohl es bei mir eher an der Lust, denn am Können liegt.
Das glaube ich nicht. Was man gut macht, macht man auch gerne.
Rückfrage der Schwägerin: „Was ist das nur bei Mutter, dass sie sich nicht untersuchen lassen will?"
Unsere Antwort:
„Alles, was neu ist, und alles, was gegen ihren Willen ist, und alles, was sie strapaziert, triggert bei ihr Wahn, Verweigerung und Aggressivität.
Sie saß letzte Woche mit ihrer Cousine im Touribus auf Stadtrundfahrt. Nach einer Stunde ist sie ausgerastet („ich werde entführt!“), wollte sofort aussteigen, und hat um Hilfe geschrien.“
Buchenberg und Frau
Andererseits kann es natürlich sein, dass ich mir das alles einfach einbilde, und diese Dinge für jemanden Mitte 70 ganz normal sind.
Hallo OiOcha,
ich werde in diesem Jahr noch 76 und kann dir versichern: Nichts von dem, was du von deiner Mutter berichtest, ist in dieser Altersklasse normal.
Ja, du hast Grund, dir Sorgen zu machen.
LG Buchenberg
Samstags und Sonntags kocht mein Vater (meist. bleibt was für Montag übrig), ansonsten bringe ich oder die Nachbarn Gerichte aus der nahen Krankenhauskantine mit, gelegentlich koche ich auch mal und ansonsten gibt es Dosensuppen oder Fertiggerichte.
Vielleicht könntest du mal an einem Kochkurs teilnehmen, das wäre auch für deine Selbstbestimmung und für deine Gesundheit nützlich.
Heute war endlich der Krankenhaustermin für Schwiegermutter wg Leistenbruch im April. Sie musste eine Stunde warten, schließlich weigerte sie sich, sich von der Ärztin untersuchen zu lassen.
Empfehlung der Ärztin war: Sobald sie Schmerzen hat, sollte sie in die Notaufnahme gebracht werden. Das sehen ich und meine Frau als verbliebene Option auch in allen anderen Krankheitsfällen. Bisher brachten wir Schwiegermutter zu regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen. Das ist nicht mehr möglich.
Hallo Buchenberg,
Die tägliche Pflege ist eher reaktiv, da seine Selbstständigkeit von Tag zu Tag extrem schwankt. Eine wirkliche Routine gibt es, von den zwei täglichen Besuchen zur Medikamentengabe, nicht.
Vielleicht zum Abschluss eine Gegenfrage auf die ich bisher keine wirklich klare Antwort gefunden habe: Wie verfahren denn Pflegedienste, wenn beispielsweise eine große Morgentoilette geplant ist, die Person sich aber so vehement weigert, dass die Leistung nicht erbracht werden kann? Wird diese dann trotzdem wie vereinbart abgerechnet?
Hallo enh,
bekommt Opa keine warmen Mahlzeiten zu festen Tageszeiten? Snacks sind keine gesunde Ernährung.
... Ein Pflegedienst bietet definierte Leistungen, aber abgerechnet wird über Minuten plus Wegezeit. Falls ein Patient sich lange streitet und eine Dienstleistung schließlich ablehnt, kann das trotz nicht erbrachter Leistung zu längerer Anwesenheit des Pflegers und damit zu zusätzlichen Kosten führen.
Genaueres kann dir aber nur dein vertraglicher Pflegedienst sagen.
LG Buchenberg
Hallo enh,
Danke für dein ausführliches Update.
Ich habe noch ein paar Fragen:
Was wurde aktuell bei Opa diagnostiziert?
Was ist sein Pflegegrad?
Wie ist seine tägliche Pflege organisiert (Hygiene, Kleidung, Mahlzeiten, Medizin, "Unterhaltungs"-Programm?)
Wie "nachhaltig" ist diese Pflege? Wie sieht deine/eure längerfristige Perspektive aus (1-2 Jahre, 5 Jahre, 10 Jahre?)
LG Buchenberg