Beiträge von Buchenberg

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    Heute muss ich hier ein neues Thema anschneiden, das mich seit gestern Abend sehr beschäftigt.

    Mir wurde gestern mitgeteilt, dass meine Cousine, die einen Monat jünger ist als ich, an Alzheimer erkrankt ist.

    Liebe ecia,

    Mit meinen 75 Jahren darf ich mich auch mit meinem Sterben befassen. Ich sehe eine mögliche Demenzerkrankung als eine (besonders langsame) Form des Sterbens. Es ist sicherlich kein einfaches Sterben, aber an meinem Schwiegervater erlebe ich, dass man eine vaskuläre Demenz auch ganz friedfertig, friedlich und auch zufrieden erleben kann. Einen plötzlichen Tod wünsche ich mir nicht. Einen plötzlichen Tod erlebt man nicht, den erleidet man. Ich möchte aber auch bei meinem Tod dabei sein.

    Von Sterbebegleitern habe ich erfahren, dass (alle?) Menschen vor ihrem unvermeidlichen Tod ein Resümee ihres ganzen Lebens ziehen wollen. In diesem Resümee kommen andere Menschen vor, denen sie vielleicht in der einen oder anderen Weise Unrecht getan haben oder die sie sehr geschätzt haben. Arbeitsleistungen spielen in diesem letzten Resümee vor dem Tod so gut wie keine Rolle – weder die Firmenkarriere noch eigene Arbeitsprodukte handwerklicher oder intellektueller Art.
    Ich mache mir also jetzt schon Gedanken, wie ich mit diesen oder jenen Menschen umgehe. Besonders schön finde ich es, wenn ich mit unbekannten Menschen auf der Straße oder in der Stadt ins Gespräch kommen kann oder mich gegenüber fremden Menschen hilfreich zeigen kann. Ich glaube, ich kann auch fremde Hilfe gut annehmen. Ich glaube, das kann man auch lernen und üben.

    In gewisser Weise habe ich mein Lebens-Resümee schon im Kopf. Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, was ich mir als „Nachruf“ auf meiner Beerdigung wünschte.

    Buchenberg

    Familienbesuch. Man tauscht Erinnerungen aus an ferne Bekannte und Verwandte und wird sich nicht immer einig.
    „Er hatte richtig dichte Haare!“ – „Ich kenne ihn nur mit Glatze!“


    Schwiegervater meldet sich: „Ganz glatzige Haare!“

    Das ist zum Weinen schlimm!

    Liebe schwarzerkater,

    es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.


    Ich habe überlegt: Wenn ich mich dazu nicht äußere, sieht es für dich so aus, als wäre mir dein Leid egal.

    Aber wenn ich mich äußere, dann muss und will ich Dinge sagen, die dir nicht gefallen können.

    Das erstere ist aber noch schlimmer.


    Also: Was deine Mutter angeht, kannst du ihr nicht so viel Gutes tun wie die Pflegerinnen, die sie Tag für Tag versorgen. Tägliche Pflege und Fürsorge ist für deine Mutter wichtiger als Gespräche und Besuche.

    Und: Weil Reden nicht mehr das Medium ist, in dem sich deine Mutter mitteilt, kannst du auch nicht so viel Rückmeldung von deiner Mutter bekommen wie die Pflegerinnen, die sie Tag für Tag versorgen.

    Die Pflegerinnen sind die wirklichen Töchter deiner Mutter.


    Sorry für die schlechte Nachricht!

    Buchenberg


    P.S. Heute Nacht um drei wurden meine Frau und ich von Schwiegermutter geweckt. („Hallo! Hallo! Wo seid ihr?“) Danach ist es schwer, wieder einzuschlafen.

    In der Anfangszeit hat sie uns noch verbal nach wenigen Minuten zu verstehen gegeben, dass wir bitte bald wieder gehen mögen. Inzwischen nimmt sie kaum noch Notiz von uns. Gespräche sind nicht mehr möglich.

    Bis vor einigen Tagen begleitete meine Mutter uns immer noch bis zum Ausgang. Seit heute löst selbst unsere Verabschiedung keinerlei Regung mehr aus.

    Liebe schwarzerkater,

    von eigenen Erfahrungen mit Abschiednehmen von der Mutter kann ich nicht berichten. Meine Vater starb, als ich 13 war, meine Mutter hat mich verstoßen (enterbt). Von da an war sie für mich tot, als sie noch lebte.
    Mein Eindruck ist, dass du dich immer noch in der Verantwortung für deine Mutter siehst, obwohl sie längst in fremder Obhut ist - so wie du dich weiterhin für deine Kinder in der Verantwortung siehst, auch wenn sie das Elternhaus verlassen haben.

    Wenn das so ist, dann muss das auch angenommen werden. Heißt: Du brauchst die Möglichkeit, (zeitweilig) für deine Mutter da zu sein. Deine Besuche bei deiner Mutter im Heim reichen wohl dafür nicht aus.
    Liebe Grüße von Buchenberg

    Eine Frage noch, wir wissen nicht was wir der Mutter antworten sollen, wenn DER wieder in der Wohnung war und alles geklaut hat. Ablenken funktioniert nicht und Schweigen auch nicht. Zustimmen bereitet uns Unbehagen. Die wichtigen Dinge sind jetzt so geregelt, dass alle Post zu und kommt. Aber mit Wohnungs- und Gartenschlüsseln wird es schwierig.

    Lieben Dank Elfriede.

    Vielleicht kann man den "Diebstahl" bei Hausratversicherung melden?

    Hallo sna,

    Alle Erfahrungen hier im Forum zeigen, dass du bei Demenzkranken nicht auf Einsicht hoffen kannst. Was du bestenfalls erreichen kannst, ist schweigende oder resignierte (?) Akzeptanz, im schlimmsten Fall anhaltende Unzufriedenheit mit einer Situation, die nicht du, sondern die die Krankheit geschaffen hat.

    Ich glaube auch, wer nicht wirklich für sich selbst sorgen kann, der sollte/kann nicht für ein Haustier die Verantwortung tragen.

    Ich würde die Situation der Hundebesitzerin klar machen und sie dringend bitten, ihren Hund schnellstmöglich zurückzuholen.

    Wenn Sie keine Einsicht zeigt, kannst Du das Tier zu ihr zurückbringen.

    Liebe Grüsse!

    Buchenberg

    • Auf der anderen Seite bleibt die Frage, wo ist die rote Linie?
    • Wie viel und welche Form der Gewalt erfordern eine Behandlung in der Klinik und eine Unterbrechung gefährlicher und gefährdender Muster?
    • Wann müssen Sie entscheiden, weil Sie keine Einsicht erwarten können? Wenn und wie oft ist die fehlende Einsicht ist ein Selbstschutz und der Kampf nach außen um die innere Würde...
    • Wann wird eine Trennung besser als das weitere Zusammenleben? (Es kann gut sein, dass schon eine zeitweise Trennung und ein Neustart ausreicht)

    Ihnen viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

    Hallo Herr Hamborg,

    1. die rote Linie ist gleich geblieben: verbale und körperliche Gewalt gegen uns und/oder die Pflegerinnen - vor allem wenn sie die Pflege des Schwiegervaters behindert oder gar gefährdet.
    2. Einsicht erwarten wir nicht (mehr). Aber wir brauchen und wollen die Zustimmung der Schwägerin.
    3. Seit der neuen Medikation ist aber kein Aggressionsfall mehr aufgetreten. Daher ist eine Einweisung in die Gerontopsychiatrie zunächst vom Tisch. Im Bedarfsfall können wir die Dosis noch erhöhen. Die Ärztin sagt, wir können die Sechs-Wochen-Frist, die der Beipackzettel empfiehlt, ignorieren.
    4. Wir suchen jetzt aktiv nach einer Pflegeeinrichtung mit Demenzstation bei uns in der Nähe. Alternativ sucht die Schwägerin auch in ihrer Heimatstadt. Akut wird das aber erst, wenn durch einen Unfall oder eine Krankheit ein Krankenhausaufenthalt erforderlich wird. Dann müssen die Karten neu gemischt werden.

    Herzliche Grüße von Buchenberg und Frau

    Obwohl mein Bruder und ich eine Generalvollmacht haben, stehen wir ungläubig und ratlos vor dieser Situation. Wir hatten schon mal angedacht, unseren Vater für erst nal 4 Wochen zur Kurzzeitpflege zu geben, aber wir befürchten, dass er dort abhauen und unsere Mutter suchen wird.

    Hallo Misses E.

    herzlich willkommen! Ihr habt ja den großen Vorteil, dass Bruder und Schwester an einem Strang ziehen. Das ist nicht überall so.

    Wenn es schon eine Generalvollmacht gibt, dann gibt es wohl auch Pflegegrade? Für beide Elternteile? Für die Kostenfrage ist das ja wichtig.
    Was ist in eurer Situation am dringendsten? Was sollte zuerst angepackt werden? Befürchtungen, was jemand in der angedachten Kurzzeitpflege machen könnte, sollten doch erst ganz hinten anstehen.
    Mein Empfinden ist: Ihr braucht dringend professionelle Unterstützung vor Ort. Ich denke, erfahrene Pflegekräfte können auch damit umgehen, wenn sie (zunächst) abgelehnt werden.

    Wenn aber die Kurzzeitpflege das nächste Ziel sein soll: Dann meldet diese ohne lange Diskussion mit Vater und Mutter an. Und wenn die Kurzzeitpflege eigentlich dazu dienen soll, dass sich Mutter erholt, dann sollte sie doch diese Pflege genießen?! Ohne die tägliche Sorge der Frau wird wohl oder übel Vater dann Pflegekräfte zu Hause akzeptieren.

    Liebe Grüße von Buchenberg

    Liebe Mitleidende,

    Ein Zwischenstand in Kürze:

    Die (halbe) Dosis Risperidon kommt bisher gut. Keine sichtbaren Nebenwirkungen, und Schwiegermutter kann hin und wieder lächeln, was wir seit Jahr und Tag nicht mehr erlebt haben. Morgen klärt meine Frau mit der Hausärztin unser weiteres Vorgehen.

    Die gestrige Geburtstagsfeier haben meine Frau und ich geschwänzt. Wir haben Wohnung und Gäste meiner Schwägerin überlassen und im Hotel übernachtet.

    Letzte Woche hatte ich Gesundheitscheck: ich bin gesünder als ich mich fühle!

    LG Buchenberg

    Danke, liebe ecia,

    Hier in den Sanitätshäusern könnte ich wohl auch nur bestellen, aber das wäre der nächste Versuch, wenn es im Heim nicht klappt..während der Coronazeit fand das Angebot im Heim auch nicht statt, läuft in diesem Jahr alles erst wieder an.

    Aber danke fürs mitdenken!

    Ich möchte den Vorschlag von ecia bekräftigen. Wir haben sowohl für Schwiegermutter wie für Schwiegervater Schuhe im Schuhgeschäft mit Gesundheitsschuhen (haben mehr Auswahl als Sanitätshäuser) gekauft, mit der Ansage, dass wir die Schuhe wieder zurückbringen, wenn sie nicht passen. Das wurde gerne akzeptiert. Einmal passte erst das 3. Paar. Schuhe hin- und hertransportieren geht einfacher als alte Leute transportieren.

    Lieben Gruß von Buchenberg und Frau

    Schwiegermutter zu ihrer 62jährigen Tochter:

    "Mein Gott, was bist du groß!"

    Die Tochter: "Woran liegt das bloß?"

    Die Mutter:"Du bist so schnell gewachsen!"