Beiträge von enh2292

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    Hallo Schmiddi,


    erstmal ein herzliches Willkommen von mir.


    Der geschilderte Zusammenbruch ist nur menschlich, so oder so ähnlich ging es mir und vielen anderen hier auch schon ein- oder mehrmals. Aber ich würde es auch als eine Art Hilfeschrei sehen, denn das die Situation dich belastet ist ja klar - und absolut nachvollziehbar.


    So wie du von deiner Tante schreibst, nehme ich an, dass sie keine Kinder hat? Wenn doch, kannst du diese nicht mit ins Boot holen?


    Das dir deine Tante scheinbar viel bedeutet, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Allerdings musst du versuchen einzusehen, dass du nicht überall gleichzeitig sein kannst. Selbst habe ich damit keine Erfahrungen, aber nachdem was ich hier bisher gelesen habe, wäre der sozialpsychiatrische Dienst ihrer Heimatstadt eine Anlaufstelle, sollte es tatsächlich soweit kommen, dass sie aus der Kurzzeitpflege fliegt.


    Aus meiner Perspektive kann ich dir außerdem raten, auch mal resolut zu sein. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, wäre ich dies wahrscheinlich schon viel früher gewesen. Mein Opa wusste zwar nicht mehr so genau was er will, dafür aber was er nicht will. Dies mündete dann in einen zwangsweisen Psychiatrieaufenthalt, der für alle Beteiligten eigentlich sehr nützlich war (Diagnose, Medikamentöse Einstellung, Ruhe für sich selbst).


    Das klignt im ersten Moment alles sehr schlimm, aber schon wenige Tage danach wusste er gar nicht mehr genau wo er überhaupt war, geschweige denn wie er dort hin gekommen ist. Heute erinnert er sich gar nicht mehr daran, demnach sind auch die Vorwürfe von damals vergessen.


    LG

    Hallo Herr Hamborg,


    in der Tat hat er sich erholt, wenngleich wieder die altbekannten teils krassen täglichen Schwankungen zu beobachten sind.


    Was die von ihnen erwähnte Risikoabschätzung angeht, bin ich höchst unsicher. Es kommt immer wieder vor, dass er mir oder auch dem Pflegedienst gegenüber den Wunsch äußert, doch endlich "geholt zu werden". Eine konkrete Absicht dies selbst hervorzurufen, aber bisher nicht. Letztlich habe ich spitze, scharfe,... Gegenstände aber auch wegen der immer wieder geäußerten Drohung "Wenn ..., dann zerstech ich euch die Reifen/zerkratze euch das Auto" entfernt. Da ich ihn generell als eine Art "Die-Gelegenheit-war-günstig-Typ" einschätze (v.a. was weniger schwerwiegende Dinge angeht), bleibe ich wohl eher dabei.


    Sicherlich hat auch dies dazu geführt, dass er bspw. mit einem Tortenheber Schrauben lösen will und nun noch mehr jede Gelegenheit nutzt, um Scheren, Gartenwerkzeuge und Co. an sich zu nehmen und zumindest versucht zu nutzen (ob sinnvoll oder nicht).


    Die Medikamenteneinnahme ist durchwachsen. So ist er dem PD gegenüber oft recht freundlich, aber oft finden wir Tabletten (mal ganz, mal teilweise) im Müll, neben der Toilette usw. Dies liegt nicht an mangelndem Einsatz, denn er ist durchaus in der Lage die Tabletten unterm Gebiss zu behalten und ist auch nicht verlegen die Tabletten blitzschnell auszuspucken, wenn sich ein Blick auch nur kurz von ihm abwendet. Die Kamera beweist dies eindeutig, aber selbst mit diesem Beweis leugnet er vehement dies zu tun.


    Das Bedarfs-Psychopharmakon habe ich bisher selten genutzt. Wenn er es aber, wie am letzten Samstag, wirklich einnimmt, entfaltet es eine gute Wirkung. An besagtem Tag war er kaum zu bändigen und schlief schließlich fast durch.


    LG

    Dann macht es mich richtig traurig, dass ich ihr nicht mehr geben kann, weil ich gerade so anhaltend erschöpft bin.

    Liebe Grüße an alle

    Liebe Rose,


    dieses Gefühl kenne ich aus einer etwas anderen Perspektive. Kaum habe ich mich auf weitere Krawalle und Vorwürfe eingestellt, ist der Opa plötzlich voll des Lobes und mir tut es wieder total leid, dass der Keller abgeschlossen ist, oder er ein vernünftig scharfes Messer vermisst und traurig fragt, womit er denn einen Apfel schneiden könne.


    Dass dich das traurig macht verstehe ich, aber ich möchte dich daran erinnern, was du über lange Zeit geleistet hast. Ich hoffe, dass du das verinnerlichst und trotz der Traurigkeit die damit verbunden ist, dankbar für diesen Moment sein kannst - ohne dass du dir in irgendeiner Form Vorwürfe machst.


    Ich habe spätestens seit letztem Wochenende gemerkt, dass ich auch äußerst erschöpft bin. Am Sonntag habe ich groß sauber gemacht und die Medikamente gestellt. Montag noch groß eingekauft und mich seither rar gemacht. Ich habe fast schon das Verlangen sofort hin zu fahren, aber ich weiß, dass ich es zumindest noch für kurze Zeit nicht tun sollte. Es ist wirklich schwierig hier eine gute Balance zu finden...

    Hallo Frau Spengemann,


    auch ich kann zu unserem Telefoninterview überwiegend positives berichten. Die Gutachterin war sehr empathisch und das Gespräch war wirklich angenehm. Meine Oma, um die es damals ging, wurde wider erwarten gar nicht befragt. Als ich nach unserem Gespräch fragte, ob sie noch mit ihr sprechen möchte, sagte sie es müsse nicht sein, denn schließlich sorge dies nicht dafür, dass sie sich an diesem Tag besser fühle.


    Ganz allgemein war ich zufrieden, allerdings war ich damals sehr aufgeregt und hatte das Gefühl trotz umfangreicher Vorbereitung nicht alles erwähnt zu haben, was ich erwähnen wollte. Eine Höherstufung erfolgte (PG 2 auf 3), allerdings erhoffte ich mir damals den Pflegegrad 4.


    Nach einem Widerspruch und der Einreichung eines detaillierten tabellarischen Pflegetagebuches wurde aber schließlich ohne weitere Prüfung der PG 4 .


    Da sie von strukturiertem Telefoninterview sprechen würde ich lediglich anmerken, dass mir als recht unvorbereiteter und neu auf dem Gebiet der Pflege vertretenen Angehörigen nicht wirklich klar war, wie die Struktur eines solchen Interviews aussehen sollte - wenngleich ich grundsätzlich positiv dazu eingestellt bin.


    Was mir wichtig wäre, ist die klare Adressierung an Pflegebedürftige UND pflegende Angehörige und die Wichtigkeit der Teilnahme. Würde bspw. mein Opa allein interviewt, so könnte er sicherlich seinen Standardsatz, dass er alleine wohne und sich ja auch noch komplett selbst versorgt, überzeugend rüberbringen. Der Realität entspricht dies natürlich überhaupt nicht.


    LG

    Liebe Rose60 ,


    ganz allgemein schließe ich mich den vorherigen Antworten an.


    Ich denke du hast generell ein gutes Gespür dafür, was nötig ist - so auch bei diesem aktuellen Plan.


    Du hast dir eine solche Auszeit definitiv verdient. Wobei sie dir auch ohne deine unermüdliche Unterstützung zustände.


    Meine Empfehlung: Suche schon bald nach passenden Möglichkeiten. Es muss ja nicht gleich morgen losgehen, aber vielleicht peilst du einfach den Spätsommer an?!


    LG

    Hallo Herr Hamborg,


    vielen Dank für ihre Worte.

    Die sogenannte "symmetrische Eskalation" - das gegenseitige Hochschaukeln, kann genau dazu führen, was Ihnen Ihr Großvater vor Fremden unterstellt.

    Allerdings eine Rückfrage: Den ersten Teil des Satzes kann ich noch nachvollziehen, beim zweiten bin ich unsicher. Falls Sie die Zeit finden, würde ich mich sehr freuen, wenn sie darauf nochmal kurz eingehen könnten.


    Ihr Karthasis-Beispiel klingt einleuchtend. Wobei ich in der Vergangenheit bereits feststellen konnte, dass in einer eskalierten Situation, ein sagen wir mal, unerwartetes Verhalten meinerseits, diese auch wieder entschärfen konnte. Konkret meine ich damit, mir die Ohren zuzuhalten und durch laute Geräusche zu demonstrieren "Ich höre dir nicht mehr weiter zu". Dies mag sicherlich auch kindisch klingen oder sein, aber in Kombination mit einem Sich-Entfernen war es durchaus wirksam. Geplant kam es aber bisher nie dazu, es war mehr oder weniger auch eine Reaktion aus der Hilflosigkeit heraus.


    LG

    Vielleicht könntest du mal an einem Kochkurs teilnehmen, das wäre auch für deine Selbstbestimmung und für deine Gesundheit nützlich. ;)

    Haha, sicherlich nie ne schlechte Idee... Obwohl es bei mir eher an der Lust, denn am Können liegt. Aber wie auch immer, da ich vor zwei Tagen das erste Mal etwas größere Mengen an Gemüse aus dem Garten ernten konnte, schreien diese natürlich danach verarbeitet zu werden. Ich werde mich also mal an einem Gemüseeintopf á la Oma versuchen, der uns beiden wohl noch gut in Erinnerung ist :)

    Buchenberg danke für deine Antwort, damit kann ich etwas anfangen.


    Was deine Frage angeht: Samstags und Sonntags kocht mein Vater (meist. bleibt was für Montag übrig), ansonsten bringe ich oder die Nachbarn Gerichte aus der nahen Krankenhauskantine mit, gelegentlich koche ich auch mal und ansonsten gibt es Dosensuppen oder Fertiggerichte. Wenn er nicht möchte, dann gilt die Devise "dann eben Kuchen" (etc). Mit Snacks sind v.a. Erdbeeren und Weintrauben gemeint. Während der Saison ist es keine Seltenheit dass 500 g schneller weg sind, als man seinen Augen traut.


    Seine Frühstücksgewohnheit, ein normales Brötchen in eine Tasse Milchkaffee zu tunken, fand ich schon immer etwas schräg, aber vielleicht kommt uns diese Angewohnheit zumindest im Hinblick auf die Selbstständigkeit nun auch etwas entgegen.

    Hallo Rose60,


    während ich meine Antwort an Buchenberg geschrieben habe, warst du wohl auch gerade am tippen, sodass du diese gar nicht einbeziehen konntest.


    Auch dir ein "Danke" für deine Worte! Einiges von dem, was ich soeben geschrieben habe, hätte ich so wahrscheinlich auch dir geantwortet. Dennoch versuche ich hier und da noch konkreter auf deine Fragen/Denkansätze einzugehen.


    Was die Dauer der Bereitschaft ihn zu Pflegen angeht, bin ich selbst noch unschlüssig. Vor über einem Jahr habe ich mich ja vor allem wegen meiner Oma dazu entschieden, erst einmal ganz für sie da zu sein. Da ich damals gerade mit der Uni fertig war, war das auch kein Problem. Die Pflege der Oma war definitiv anders, sie war deutlich anstrengender und hätte Buchenberg seine Frage wie die Pflege organisiert ist zu ihr gestellt, hätte ich hier eine überzeugendere Antwort gehabt. Wir hatten schnell eine gewisse Routine. Anders als bei meinem Opa spürte ich auch eine tiefe Dankbarkeit, sodass ich zwischendurch auch mal sagte, sie müsse sich nicht für jeden Handgriff bei mir bedanken. Prinzipiell kann ich mir vorstellen es (vorerst) ohne Zeitlimit weiter zu machen, wobei ich aber definitiv Aus- und Ruhezeiten für mich finden muss (zB Kurzzeitpflege). Gleiches gilt für weitere Hilfen, sei es nun durch einen Pflegedienst oder Essen auf Rädern.


    Glücklicherweise haben mir Freunde in der letzten Zeit mit den größeren Baustellen im und am Haus geholfen, sodass ich etwas Luft zum atmen hatte. Auch die 6 Wochen die er in der Psychiatrie verbrachte, fühlten sich trotz der vielen Arbeit dort, wie Urlaub an.


    Was sein Verhalten angeht, muss ich noch einen Weg finden. Wenn es mich auf direktem Weg trifft, komme ich damit recht gut zurecht. Was mir zusetzt sind eben seine Anschuldigungen gegenüber Dritten (Schläge, Diebstahl, Betrug, Beleidigung,...). Ich weiß ja, was ich (nicht) gemacht habe, aber da er ja zwischendurch noch durchaus normal wirkt, habe ich immer wieder das Bedürfnis mich bei diesen Personen dazu zu äußern, obwohl ich darauf eigentlich keine Lust habe.


    Ein point-of-no-return wäre sicherlich, wenn er längerfristig klar erkennbar verwahrlost und sich gleichsam vehement gegen Hilfe wehrt. Außerdem wüsste ich nicht, wie ich reagieren würde, wenn er seine Drohungen mich zu schlagen, dann doch mal in die Tat umsetzt. Auch wenn ich auf seine Drohgebärden weiterhin mit der Antwort "Denk dran, wenn du mir eine gibst, gibt es eine zurück" reagiere, so möchte ich dies eigentlich nicht.


    Ich weiß natürlich, dass er für vieles nichts kann, aber ich merke auch, dass die Wut der letzten Woche eine andere Qualität bekommen hat. Das er, bis auf wenige Ausnahmen, für nichts und niemanden ein "Danke" übrig hat. (EDIT: , macht die Sache natürlich nicht besser)


    (Interessant ist übrigens, seit dem wir uns vom Montag an wieder "gut" verstehen, versucht er bei jeder Gelegenheit bei mir über die Nachbarn herzuziehen. Jene zu denen er sonst immer hinging, wenn er nicht weiter wusste und die sich nun wirklich nichts haben zu Schulden kommen lassen.)


    Finanziell wäre ein Heimaufenthalt glücklicherweise problemlos machbar. Bisher dürften ethisch/moralische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, allerdings merke ich, wie ich mich dem Gedanken immer mehr öffne - glücklicherweise sind ich und mein Vater uns in dieser Frage relativ einig.


    LG


    P.S. So richtig scheint er sich an den Rauswurf von eben nicht zu erinnern. Immerhin sperrte er sich nicht gegen die Tabletteneinnahme. Er hat sich nun nochmal hingelegt...

    Hallo Buchenberg,


    also in der Gerontopsychiatrie wurde eine gemischte kortikale und subkortikale Demenz (F 01.3) und ein Delir bei Demenz (F 05.1) diagnostiziert. Zuvor waren und sind Vorhoffflimmern, Ateriosklerose und Bluthochdruck ein Thema. Eine seit mehreren Jahren bestehende Harn- und Stuhlinkontinenz scheint seit dem Aufenthalt keine allzu große Rolle zu spielen, bzw. im Moment gelingt es ihm tatsächlich noch/wieder selbstständig zu sein. Die speziellen Hosen, wie er sie nennt, trägt er zurzeit nur vorbeugend.


    Erwähnenswert (weil idR schlechte Perspektive) ist auch ein erfolgreich behandelter Bauchspeicheldrüsenkrebs aus dem Jahr 2016, in dessen Folge aber bis heute zu jeder Mahlzeit Lipase-Enzyme eingenommen werden müssen.


    Zurzeit hat er den Pflegegrad 3, wobei ich seinerzeit Widerspruch gegen die Ersteinstufung in den Grad 2 eingelegt habe.


    Die tägliche Pflege ist eher reaktiv, da seine Selbstständigkeit von Tag zu Tag extrem schwankt. Eine wirkliche Routine gibt es, von den zwei täglichen Besuchen zur Medikamentengabe, nicht. Im Hintergrund stelle ich aber immer Wasser und Becher (immer wieder gieße ich auch einfach ein) und möglichst gesunde Snacks in Form von Obst (gelingt zumindest im Sommer recht gut) bereit. Wäsche und Haushalt mache ich, wobei er immer wieder dadurch auffällt, dass er überzeugt ist, seine Wäsche selbst zu waschen.


    Ein wirkliches Programm hat er nicht, weshalb ich u.a. in der letzten Woche auf einen Probetag in der Tagespflege drängte. Dieser fiel leider aufgrund des erneuten Klinikaufenthaltes aus, soll aber zeitnah nachgeholt werden.


    Eine konkrete Perspektive gibt es (noch) nicht. Ich informiere mich zurzeit über Demenz-WGs (deinen Link hatte ich gelesen - danke nochmal!), habe aber irgendwie den Wunsch ihm möglichst einen langen Aufenthalt Zuhause zu ermöglichen, denn umziehen möchte er natürlich nicht. Sollte er Zuhause verbleiben, dann ist aber klar, dass in naher Zukunft mindestens eine Kombi aus Tagespflege (wie oft msus noch festgelegt werden) und Pflegedienst unterstützen muss. Ich merke auch, dass ich nun mehr oder weniger meine Grenze erreicht habe, da ich nun seit knapp über einem Jahr im Durchschnitt mindestens 6 Tage die Woche da bin und bis auf einen 9tägigen Corona-Urlaub Zuhause keinen Abstand haben konnte.


    Ein Teil der Perspektive könnte sein, dass ich ganz oder zeitweise in die obere (leerstehende) Wohnung ziehe und somit anders verfügbar wäre. Einen Umzug in das Haus konnte ich mir schon immer vorstellen und auch wenn er gerne anderes behauptet, ganz ohne ihn dafür heraus zu "manipulieren" oder "abzuschieben".


    Vielleicht zum Abschluss eine Gegenfrage auf die ich bisher keine wirklich klare Antwort gefunden habe: Wie verfahren denn Pflegedienste, wenn beispielsweise eine große Morgentoilette geplant ist, die Person sich aber so vehement weigert, dass die Leistung nicht erbracht werden kann? Wird diese dann trotzdem wie vereinbart abgerechnet?


    Soeben hat er übrigens die Pflegerin nicht in die Wohnung gelassen, er hätte mit seinem Hausarzt gesprochen und Tabletten bräuchte er nicht! Ich mach mich dann mal auf den Weg...


    LG

    So, gerne würde ich das Erlebte mal wieder niederschreiben und jenen die es interessiert, ein erneutes Update geben.


    Der Tag der Heimkehr stimmte mich äußerst nervös. Kaum wurde Opa zur Tür gebracht, so stürmte er wieder hinaus in Richtung Wagen. Prüfen ob er auch nichts vergessen hat.


    "Er hat beim Einsteigen auch schon seine Süßigkeiten gesucht, die im Auto hätten sein sollen", sagte einer der beiden Begleiter.


    Nun gut, wir gingen hinein und sogleich in den Garten. Er schaute sich kurz um und stellte fest, dass der Rasen ja bald mal fällig ist. Ansonsten blieb es einigermaßen ruhig. Argwöhnisch lernte er den Pflegedienst kennen. Begeistert war er nicht, aber immerhin gab es bisher nur wenig Gegenwehr.


    Ab dem nächsten Tag war es dann wieder fast wie zuvor. Die Besuche des Pflegedienstes (Medikamentengabe, häusl. Krankenpflege) nutzte er ausnahmslos um mich schlecht zu machen. Ich schlage und beleidige ihn, ich bin faul und liege ihm auf der Tasche, er präsentierte vermeintlich von mir angeschaffte Dinge und war immer auf Krawall gebürstet. Über die Kamera konnte ich feststellen, dass er den Pflegerinnen gegenüber meist äußerst freundlich und klar gegenüber trat. Tabletten wollte er oft schon genommen haben, oder "selbstverständlich allein korrekt einnehmen". Einige wurden entsorgt, wann immer sich die Möglichkeit bietet, irgendwie ausgespuckt. Hier arbeiten wir schon gemeinsam dran, dass sich ihm keine Gelegenheit bietet.


    Da er seit vielen Jahren eine extreme Neigung zu blauen Flecken hat, nutzte er diese auch sogleich um zu präsentieren, wo ich ihn geschlagen hätte.


    Nach 6 Tagen hörte ich meine Mailbox ab. Die Chef-Pflegerin hielt mich für meinen Vater, berichtete von seinen Gewaltanschuldigungen und zudem von konkreten Selbstmordgedanken. Dies mündete schließlich darin, dass ich ihn nach 6 Tagen erneut in die Klinik "zwang" und den Notruf rief. Auf das gröbste vorbereitet, antwortete er den Sanitätern, dass er ja selbstverständlich freiwillig in die Klinik wolle und er es kaum erwarten könne, seine "alten Kumpels wiederzutreffen" (Spruch des Tages!?).


    Am Donnerstag traf ihn dann auch eine Richterin. Offenbar erwischte sie ihn an einem klaren Tag, sodass er Donnerstag Nachmittag auch schon wieder Zuhause war. Von Donnerstag bis Samstag ging ich ihm bestmöglich aus dem Weg, denn ich merkte deutlich, wie wütend ich auf ihn war.


    Als er am Freitag nur hinaus in den Garten kam, um mich und meinen Vater zu beleidigen, platzte mir mehr oder weniger der Kragen. Ich spritzte ihm mit dem Gartenschlauch ab, hakte ihn schließlich ein und verlangte nachdrücklich, dass er nun hineingeht und die verordneten Beruhigungspillen nimmt. Dies gelang dann tatsächlich auch und deeskalierte die Situation etwas. Mein Vater und ich beschränkten unsere Anwesenheit und Hilfe auf das Nötigste.


    Gestern dann eine 180-Grad-Wende. Merklich suchte er den Kontakt zu mir und war durchaus freundlich. Fast schon sprachlos war ich, als er am Abend zu mir kam und vorschlug, dass wir den netten Umgangston des heutigen Tages doch fortan einfach beibehalten könnten. Natürlich stimmte ich zu, bin aber auch weiterhin irgendwie ängstlich/nervös, wann es denn wieder anders wird. Bei meiner Ankunft heute, freute er sich über eine ihm bereit gelegte kurze Hose (jene die er fand, passten ihm aus welchem Grund auch immer, nicht) und wollte unbedingt, dass wir ein Eis essen fahren. Von dem Ausflug war ich zwar wenig begeistert, allerdings wollte ich auch kein Spielverderber sein, sodass wir fast wie früher eben ein Eis aßen.


    Es war ok, wenngleich zumindest ich merkte, dass er doch zwischendurch ziemlichen Quatsch machte bzw. Dinge tat oder sagte, die er früher nie getan oder gesagt hätte.


    "Den Becher hauen sie aber bitte schön voll", sagte er zum Kellner.


    "Magst du denn auch Eis?", zu der älteren Dame neben uns.


    Ich hoffe das Beste und das es möglichst lange so bleibt, aber nervös bin ich trotzdem.

    Lieber schwarzerkater ,


    ich merke, dass in deinen Zeilen viele Emotionen stecken. Eine Antwort auf deine letzte Frage die dich zufriedenstellt, habe ich leider nicht ("könnte sein"). Aber darf ich dir die Gegenfrage stellen, ob es denn noch einen Unterschied macht, ob es nun Demenz ist oder nicht, oder wünscht du dir vielleicht einfach nur Gewissheit?


    Verstehen kann ich dich, wenn dem so wäre, aber diagnoseunabhängig lässt sich wohl nichts oder nur sehr wenig am Ist-Zustand ändern.


    Was Massagen und Berührungen angeht, kann ich dich nur dazu ermuntern - auch wenn es dich Überwindung kosten mag. Es erscheint mir so, als würdest du dir von deinen Besuchen erhoffen, dass eine Art Gefühl hängen bleibt, eine Freude gemacht oder zumindest ein irgendwie positives Empfinden hervorgerufen zu haben. Dieser Gedanke wiederum sorgt dann auch bei dir für positive Stimmung. Soweit mein unvoreingenommener Eindruck, der natürlich keinen Anspruch auf Gültigkeit erhebt.


    Ich bin allerdings überzeugt, dass wenn, so wie du es schreibst, auf verbaler Ebene so gut wie nichts mehr geht, auf non-verbaler Ebene noch so einiges möglich ist. Es muss ja auch gar nicht besonders Lange dauern, noch muss es gleich eine Massage sein. Versuch es doch vielleicht einmal damit ihr die Hände oder das Gesicht einzucremen, oder passend zum Zeitgeist sich gemeinsam die Hände zu desinfizieren. Ich bin mir fast sicher, dass dies auch bei deiner Mutter die ein oder andere wahrnehmbare Gefühlsregung hervorruft, denn so ungewohnt, wie es für dich ist, so ungewohnt ist es auch für sie.


    Probier es aus! :)

    Hi Silly,


    auf die schnelle werde ich nicht fündig, allerdings meine ich recht sicher gelesen zu haben, dass die zusätzliche Verwendung einer Ein- bzw. Vorlage zwar ein Gefühl von Sicherheit gibt, im schlimmsten Fall aber kontraproduktiv sein kann, da die einzelnen Produkte im Zusammenspiel mit dem Körper, schlicht nicht aufeinander abgestimmt sind und so etwa eine nicht ganz korrekt platzierte Vorlage die Brücke aus der Hose hinaus baut...


    LG

    Buchenberg ich denke ich bin mir der Niederlage in diesem Kampf bewusst, aber will sie mir noch nicht gänzlich eingestehen. In jedem Fall ein sehr treffendes Zitat!


    Ich möchte deinen Thread hier nicht sprengen, aber der Tag war ok bis mittelmäßig. Der Empfang lief noch recht problemlos, er suchte im Wagen nach Süßigkeiten berichtete der Begleiter. Ich nahm die Tasche, wir gingen hinein und recht schnell auch hinaus in den Garten. Das der Rasen ja bald fällig wäre, war tatsächlich seine erste Bemerkung - ich nahms mit Humor.


    Natürlich fragte er nach Kontoauszügen. Meine Antwort, dass Papa diese der Buchhaltung seines Arbeitgebers zur Kontrolle übergeben hätte, kaufte er. Er wies jedoch darauf hin, dass er ja die Abbuchungen die ihn in der Psychiatrie erreicht hätten kontrollieren müsse.


    Überrascht hat mich der Entlassbericht. Die Diagnose ist zwar eindeutig, allerdings erreichte er beim Mini-Mental-State-Test (Standardtestverfahren Demenz) stolze. 28/30 Punkte. Auch der restliche Bericht. geht auf die sehr unterschiedlichen Tagesformen ein.


    Tatsächlich war mein Vater heute eher das Problem. Meine Bitte heute nicht groß zu streiten, sondern ihm ggf. einfach irgendwie zuzustimmen oder notfalls Quatsch zu erzählen, missverstand er und heizte sodann direkt die Stimmung wieder an. Als gegen 20 Uhr die Stimmung zu kippen drohte, entschloss ich mich zum recht zügigen Abflug. Der Pflegedienst war da und er ist der Meinung die Praktikantin hätte ihm gesagt, sie käme morgen um 10 zum Spritzen (nein, er kriegt keine Spritzen!). Naja, sie hat einen Schlüssel bekommen und mittags bin ich dann ja vor Ort.


    Auffällig ist, dass seine Schmerzmedikation komplett gestrichen wurde. Klagen oder Anzeichen konnte ich heute nicht erkennen, sodass ich hier gar nicht groß rebelliere. Neu hinzugekommen sind ebenfalls 0,5-0-0,5 mg Risperidon und Melperon 10 mg bei Bedarf bis zu 3 x 1 Tablette je 24 h. Zum Melperon muss ich nochmal Rücksprache halten, ob ich oder der Pflegedienst über die Einnahme entscheiden soll. Etwas verwirrend die Angabe auf dem Mediplan: "3x1 Tbl. je 24 h // 3h" - jemanden der mir hier weiterhelfen konnte, habe ich natürlich heute nicht erreicht.


    LG

    Buchenberg  Rose60  schwarzerkater und never20 - danke für eure Antworten! Da ich vor einer knappen halben Stunde wach wurde und aufgrund einer gewissen Aufregung nicht wirklich ans Schlafen denken kann, habe ich mich umso mehr gefreut, sie zu lesen.


    Wie so oft, stelle ich auch hier fest, dass sich unsere Geschichten teils gleichen, aber natürlich immer auch individuelle Merkmale hervorstechen. Dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ein/eine Demenzkranke/r eben keine Einsicht zeigt, deckt sich in gewisser Weise auch mit meinen bisherigen, noch recht frischen Erfahrungen.


    Der Hintergrund meiner Frage war bzw. ist vielleicht ganz banal: Gedanklich war ich in einer typischen Streiterei und versuche mich nicht provozieren zu lassen, als möglichen Ausweg habe ich darüber nachgedacht, dann eben auf einen Arzt- oder Entlassbericht zurückzugreifen (natürlich in Kopie ;) ) und ihm diesen beispielsweise zur Lektüre zu überlassen. Im besten Fall legt sich der Streit für den Moment, wobei ich keinesfalls die Erwartung habe, dass dies zukünftige Wortgefechte wirksam verhindern könnte, geschweige denn, dass er daraus langfristige Schlüsse ziehen könnte.


    Während ich dies schreibe, wird mir aber auch selbst bewusst, dass ich mich vielleicht generell um elegantere Methoden bemühen sollte, denn immer wieder auf die Krankheit zu verweisen, dürfte sich ja sicherlich nicht allzu positiv auf die allgemeine Stimmung auswirken. Auf einen Versuch werde ich es aber wohl dennoch ankommen lassen, denn ganz allgemein beeindrucken ihn offizielle Schriftstücke im Allgemeinen doch sehr.


    Zur Auswahl stehen ansonsten noch drei wirklich schöne Vögelbilderbücher, die ich unter Staubschichten im Schrank gefunden habe und die Strategie "Opern für Opa". Kommt es zum Streit und ich merke, ich lasse mich provozieren, will ich ihm diese an die Hand geben oder einfach eine Oper/ein Stück einschalten und mich zurückziehen.


    never20 Eine Patentlösung habe ich natürlich leider auch nicht und was nun moralisch fragwürdig ist oder nicht, möchte ich auch nicht definieren. Mein erster Gedanke beim Lesen war, dass vielleicht eine Aussage wie "So toll wie du die Mannschaft verpflegt hast, sind beim Essen alle ganz gespannt darauf dich zu sehen - also los..." - hierbei ignoriere ich natürlich völlig den genauen Zustand deiner Mutter und ob so eine Aussage überhaupt eine Wirkung hätte bzw. einen Nutzen hat, könntest wenn nur du allein abschätzen. Auch bin ich der Meinung dass solche Unwahrheiten, wenn sie denn zu einem sinnvollen Handeln (hier der Gang zum Essen) beitragen, absolut in Ordnung sind - es ist ja auch sehr wahrscheinlich dass diese trotz allem schnell in Vergessenheit gerät.


    Nunja, die Zeit läuft. Ich werde es nun doch nochmal mit etwas Schlaf probieren. Startet gut in den Tag!

    Buchenberg ich denke dass bei Medikamenten wie Risperidon negative Erfahrungsberichte auch damit zusammenhängen, dass gerade zu Beginn die Nebenwirkungen deutlicher zu spüren sind und es ja mitunter auch ein wenig dauert, bis sie ihre volle Wirkung entfalten.


    Klar - schöner wäre ohne, aber ich denke ihr solltet es auf einen Versuch ankommen lassen. Der Gedanke, ihr die Psychiatrie so zu ersparen ist auf jeden Fall ein absolut verständlicher, der für diesen spricht.


    Meine Oma bekam diese auch irgendwann in derselben Stärke, allerdings nur zur Nacht. Die relevante Diagnose hierfür war eine wahnhafte Störung, v.a. in Form der vermeintlichen neuen einarmigen Geliebten (als sie vor Jahren mal im Krankenhaus war, war dort eine einarmige Patientin, die sie öfters besucht hatte) die nachts ihr Unwesen im Haus trieb. Ganz aus blieben diese Vorstellungen nicht, aber eine deutliche Besserung trat durchaus ein.


    Starke Nebenwirkungen konnten wir nicht beobachten, wenngleich sie einen 38-Tabletten-Cocktail einnahm und demnach eine Zuordnung eh schwierig geworden wäre. Klar, Schläfrigkeit am Abend und gelegentlich auch mal gesteigerter Antrieb mit wahrnehmbarer (aber positiv eingestellter) Bewusstseinstrübung, aber ansonsten vermag ich nichts schlechtes drüber sagen.


    In der Hoffnung dass du auf die Frage, ob ich dir denn eine Frage stellen dürfte mit "Ja" antwortest, würde ich dir gerne noch eine stellen. An anderer Stelle hatte ich ja berichtet, dass beim Opa vaskuläre Demenz diagnostiziert wurde (Anfangsstadium).


    Wie habt ihr das damals nach der Diagnose gehandhabt? Habt ihr gelegentlich darauf hingewiesen, dass eine solche bei (Schwieger-)Mutter/Vater besteht oder habt ihr das vermieden? Wenn ja, hat es irgendwas (positives) bewirkt? Ich frage vor dem Hintergrund, als das ja morgen Opas Rückkehr ansteht und ich nicht weiß ob man a) offen drüber sprechen sollte und b) man bei diversen Umgangsproblemen auch mal darauf verweisen kann, dass es nicht nur Vergesslichkeit ist.


    LG

    Erst einmal vielen Dank für eure Antworten. Mittlerweile ist ja wieder etwas Zeit vergangen. Glücklicherweise verlief in der Zwischenzeit alles nach meinen Vorstellungen - vom Weg dahin einmal abgesehen.


    Am Donnerstag erreichte ich den ganzen Tag über niemanden aus der Klinik, nur schließlich am Abend eine Schwester, welche natürlich auf Ärztin/Sozialarbeiterin bzw. den vertretenden Sozialarbeiter verwies. In dem kurzen aber hektischen Gespräch kam, ohne dass ich überhaupt in irgendeiner Weise darauf anspielte, das Thema "Bett freimachen" und "Krankenkasse zahlt nicht" auf. Auch wenn ich es letztlich nicht beweisen konnte, so war dies doch für mich eine Art Beweis eines Systemfehlers.


    Systemfehler aus dem Grund, als das ich als gerichtlich bestätigter Bevollmächtigter laut Info des Richters ganz allein entscheide, wann er entlassen wird oder auch nicht. Einzig in krassen Fällen, in denen die Notwendigkeit eines Verbleibs absolut klar wäre (wann genau das ist, ist natürlich Ansichtssache), könnte die Einrichtung bzw. der Verfahrenspfleger auf dem Rechtsweg gegen meine Entscheidung vorgehen. Gerade in der Gerontopsychiatrie, so würde ich behaupten, schwankt der Behandlungsbedarf aber. Während es heute gut ist, kann es morgen schon wieder anders aussehen.


    Als ich am Freitag den Sozialarbeiter endlich erreichte, war ich bereit die Karte inkl. dem Verweis auf ein BGH-Urteil von dem der Richter erzählte, dass ich genau dieses Recht habe, zu spielen. Genau so eine Situation wäre mir aber höchst unangenehm gewesen, da ich dann sicherlich sehr unangenehm geworden wäre. Umso erleichterter war ich, als ich zunächst vortrug, dass wir uns eine Verschiebung von Montag auf Donnerstag wünschen, da uns der Montag Bauchschmerzen bereitet, insbesondere nachdem ich nun in das fachärztliche Gutachten geschaut hätte, welches ganz klar benennt, dass es immer wieder zu einer Wiederholung der Umstände vor der Einlieferung kommen kann. Der Ansprechpartner setzte sich mit der Gutachterin in Verbindung, rief zurück und bestätigte mir den Donnerstag. Da er sich bereits um die Beauftragung eines Pflegedienstes für die Medikamentengabe (als Krankenkassenleistung - erfolgt hier die Folgeverordnung durch den Hausarzt?), bot ich im Gegenzug an den Pflegedienst über die Verzögerung zu informieren.


    Wirklich positiv überraschte mich aber der Richter, welcher möglicherweise meine Aufregung bemerkte und mir mit klaren Worten vermittelte, worauf es jetzt ankommt. Eine Betreuungsverfügung auf Vorrat, woran ich zunächst dachte, kommt übrigens nur in Fällen mit häufiger Wiederholung in Frage, da - zurecht - immer die Umstände des genauen Einzelfalles für eine Entscheidung maßgeblich sind. Das erwähnte Urteil fand er in Gänze spontan nicht, bot mir aber an, mich für einen Link in der nächsten Woche nochmal telefonisch zu melden.

    -

    jochengust von der Übergangspflege hatte ich seinerzeit bei meiner Oma gehört, wirklich daran gedacht hatte ich bei meinem Opa aber nicht. Dennoch ein guter Hinweis für die Zukunft.


    Meine Vermutung ist: es wird sehr schwierig werden, den Patienten bis zu einem gewünschten Zeitpunkt in der Klinik zu belassen, sofern sich keine fürs Krankenhaus (für die Abrechnung) relevanten Umstände finden.

    Genau das meinte ich. Einerseits natürlich einleuchtend, andererseits halt in krassem Widerspruch zum erwähnten Urteil. Aber bevor ich dieses nicht wirklich ganz lesen konnte, möchte ich mich hier auch nicht darauf einschießen.


    Was das Gutachten angeht, sind mir vor allem stilistische Mängel aufgefallen. Diese waren eben teils so gravierend, dass man der Meinung sein könnte, dass das Gutachten nicht echt ist (überspitzt gesagt). Die Anamnese-Abschnitte waren tatsächlich recht übersichtlich und verständlich.


    Buchenberg Danke für deine Hinweise. Wie schon in der Vergangenheit werde ich mir deine Ratschläge zu Herzen nehmen und versuchen das beste daraus zu machen. Mein Opa ist übrigens was die Krankengeschichte angeht, eher deiner Schwiegermutter ähnlich. Ich hoffe zwar, dass die Gerontopsychiatrie den Weg zu einer friedlichen Akzeptanz ebnet, erwarte aber auch definitiv nicht zu viel. Ich bin zu diesem letzten Versuch mit externer Unterstützung bereit, werde aber ggf. auch nicht mehr lange zappeln, sollte es wieder eskalieren.


    schwarzerkater Auch dir lieben Dank für deine Hinweise.


    Jedes Mal wenn meine Mutter im Krankenhaus war, verweilte sie da nur so lange, bis ihre medizinische Behandlung abgeschlossen war. Sobald es nur um pflegerische Belange ging, musste sie das Krankenhaus umgehend verlassen. Da half auch keine Bitte meinerseits - es geht schlicht um die Kostenfrage.

    Genau das scheint ja, wenn der Richter denn wirklich recht hatte, bei einer Betreuungsverfügung nicht zu gelten. Natürlich ist mir klar, dass es hier sowohl ein Kosten- als auch ein Einnahmenproblem gibt, allerdings hätte ich mir hier mehr Offenheit gewünscht. Es fühlt sich eher so an, als gelte die Anweisung Patient X bis Datum Y gefälligst von der Station zu kriegen, sodass teils seltsame Äußerungen fallen. Es ist ja nun nochmal glimpflich ausgegangen und meiner Entscheidung (ich spreche absichtlich nicht von Bitte) entsprochen.


    Mein Geduldsfaden ist bei sowas praktisch ein Bungee-Seil. Es dauert bis er reißt, aber wenn es passiert, dann ist watt los ;D Aber nunja, er hat gehalten.

    Liebe Alle,


    von mir mal wieder ein paar Neuigkeiten, gespickt mit ein paar Fragen. Falls jemand hier Antworten parat hat, wäre ich wirklich über eine schnelle Antwort dankbar, denn die Zeit rennt.


    Aber zunächst wie es sich entwickelt hat: Die lose verabredeten Telefontermine sind leider ins Wasser gefallen, es war schlicht niemand zu erreichen oder wenn eben nicht zu sprechen. Rückrufe erfolgten leider nicht (bis vorgestern). Immerhin erhielt ich in der Vorwoche einen Anruf vom Gericht, in dem es um die möglicherweise nötige Stellung eines weiteren Antrages auf Betreuung ging.


    Der Richter (nehme ich an), war sehr freundlich und erklärte mir auf Nachfrage auch das Procedere. Auch erwähnte er das verbindliche ärztliche Gutachten, welches er mit seinem Schreiben schon postalisch auf den Weg gebracht hat. Leider dauerte es bis gestern, bis es dann endlich da war.


    Das Gutachten selbst ist schrecklich geschrieben (Diktierfunktion?). Anfangs ist immer von leichten Symptomen/Einschränkungen die Rede. Im späteren Fazit wird hingegen von schweren S/E gesprochen, wobei mein Opa im häuslichen Bereich als hilflose Person angesehen werden muss und eine Wiederholung der Situation kurz vor der Einlieferung wahrscheinlich ist. Ich würde auch eher zum schlechteren tendieren. Hat jemand Erfahrung mit solchen Gutachten oder irgendwelche Hinweise hierzu?


    Vorgestern rief mich außerdem die Vertretung der Sozialarbeiterin auf meine Bitte hin zurück. Endlich konnte mir mal jemand was zur Diagnostik sagen: Es wurde eine frühe vaskuläre Demenz festgestellt. Im Gutachten ist zusätzlich noch von einem Delir bei Demenz die Rede, wobei natürlich zwischen Gutachten (vom 4.6.) bis heute etwas Zeit vergangen ist.


    Vor dem Rückruf erreichte ich glücklicherweise noch den Richter. Meine Frage, wer denn nun darüber bestimmt ob und wann Opa entlassen wird, beantwortete er trocken aber einleuchtend: "Wenn Sie das einen Arzt fragen, dann natürlich ausschließlich diese. In Wirklichkeit sind sie aber bis zum Ablauf der Verfügung der einzige Entscheidungsbefugte, wenngleich natürlich auch die Interessen ihres Opas gewahrt werden müssen."


    Soweit klar, allerdings zeigte der Rückruf des Sozialarbeiters wieder, dass die Praxis oft eine andere ist. Eine Aufklärung über meine Befugnis fand nicht statt. Stattdessen erwähnte er nur, dass man ihn bereits heute entlassen wollen würde. Ich druckste herum, sodass wir uns vorerst auf kommenden Montag einigten, was aber wiederum nur eine Notlüge meinerseits war, da ich überhaupt erstmal ins Gutachten schauen wollte.


    Nun ein paar Anmerkungen und Fragen:


    - Die Verfügung läuft am 30.06. aus, weshalb ich heute einen Verbleib bis zu diesem Tage einfordern möchte. Dem steht natürlich die offensichtliche Entlassungsempfehlung der Stationsärzte entgegen, welcher aber wiederum das Gutachten aus dem eigenen Hause entgegensteht, welches einen Verbleib bis zum 30.06. und ggf. darüber hinaus als erforderlich ansieht.


    - Muss ich hier nach Gespür entscheiden? Muss ich irgendwas beachten?


    - Außerdem will der Richter natürlich heute eine Antwort, ob ich eine Verlängerung beantrage. Spontan würde ich behaupten, dass eine Entlassung zum 30.06. erstmal realistisch erscheint, eine Wiederholung der Einlieferungssituation aber recht wahrscheinlich ist. Lohnt es sich eine solche Verlängerung auf Vorrat zu beantragen, sodass ich im Ernstfall eben hiervon Gebrauch machen kann?


    - Was ich außerdem nicht verstehe ist der Umstand, dass ja nun mögliche Diagnostiken durchgeführt wurden, mein Opa aber dennoch auf mein Verlangen hin dort bleiben müsste. Da ein Krankenhaus ja letztlich auch durch Diagnostik verdient, würde er dann ja in gewisser Weise zu einem unattraktiven Patienten. Liegt hierin dieses scheinbare Drängen auf Entlasssung begründet? Theoretisch könnte ich ja bei entsprechender Verlängerung auch über den 30.06. hinaus seinen Verbleib fordern? Was wird dort dann gemacht?


    - Letztlich wäre ich natürlich über Hinweise zu den besonderheiten einer vaskulären Demenz bzw. euren Erfahrungen dankbar!


    LG


    -

    Hallo Petra,


    nun kenne ich eure Situation nicht im Detail. Es ist natürlich lobenswert, dass ihr trotz der Situation so pflichtbewusst seid, was die Arbeit angeht. Auch wenn du neu in deinem Job bist, wie du schreibst, ein Arbeitgeber sollte auch für Neulinge in so einer Situation Verständnis haben und notfalls Minusstunden oder einen (vielleicht noch gesperrten) Urlaubstag frei geben. Ich glaube im Grunde genommen hätte man sogar ein Recht darauf. Dies ist aber auch nur mein Gedanke, wenn das alles nicht zu eurer Situation passt, fokussiert euch auf den bestehenden Termin :)


    In deine Worte bzgl. des vermeintlichen Betruges kann ich mich quasi direkt reindenken. Ich weiß wie unangenehm es ist und wie sehr es mich beschäftigt und gekränkt hat, aber ich muss dir auch dazu sagen, dass du dir hier am besten auch deinen Satz ("Sie ist krank") immer wieder vor Augen führst. Es bringt absolut nichts, dagegen an zu reden. Wir hatten wegen seiner Sturzgefahr irgendwann Kameras installiert. Es ist sicherlich nicht die feine Art, aber die konnten auch aufnehmen. Wie oft konnte ich sehen und hören, wie er im Bett lag und am Telefon fröhlich berichtete, was ich alles so machen würde.


    War er später wieder "normal" und hat man ihm das Video gezeigt, dann war er es nicht. Es war nicht seine Stimme, wir spinnen doch usw. usw. Einmal hat er mich auch im Garten angeraunzt, ich hätte das Geld doch bestimmt schon verprasst (am Vortag hatte ich Bargeld mitgebracht, das er verbummelt hatte). Kaum 10 Minuten später hatte er es wieder gefunden und konnte sich nicht mal daran erinnern, mich gerade derart nieder gemacht zu haben.


    Also sei stark und wenn es dir zu unangenehm wird, etwa weil du nicht weißt, wie andere Leute ihre Worte aufnehmen, dann geh in die Offensive und sprich sie an - also die Leute. Das hat zumindest mir geholfen.


    Weiterhin viel Kraft!

    Hallo Sindira,


    vieles haben ja schon meine Vorredner passend ausgedrückt. Ich könnte dir also höchstens noch die Nummer eines guten Fernsehtechnikers geben... ;)


    Spaß. Besonders gut nachvollziehen kann ich dein Leid, wenn es um die Betrugsvorwürfe geht. Auch wenn ich natürlich weiß, was ich gemacht und was nicht gemacht habe, fand ich es einfach extrem unangenehm zu hören, dass er anderen fröhlich davon berichtete, wie ich ihn ausnehme - schließlich hatte mein Opa ja durchaus Phasen in denen er sehr überzeugend auftrat. Mir hatte damals hier im Forum jemand empfohlen eine Art Rundbrief an Familie bzw. Kontakte zu schicken, was ich auch in etwas abgespeckter Form tat. Dies war nicht nur nützlich um gegen solche Vorwürfe anzugehen, sondern eben auch ganz allgemein zu informieren, denn andere seltsame Kontaktaufnahmen sind ja auch nicht auszuschließen. Wirklich geglaubt hat ihm das übrigens keiner, aber es tat mir gut dies auch von seinen Kontakten zu hören.


    Ansonsten versuche den Umzug weiterhin als eine Art Glückstreffer zu sehen. Du weißt ja selbst, wie viel Nerven und Zeit es spart, dass die Entfernung nun überschaubar ist.


    Es ist gut, dass ihr einen Arzttermin gemacht habt, allerdings ist es natürlich noch etwas hin. Gibt es keine Akutsprechstunde? Käme nicht vielleicht ein Arztwechsel in Frage? Mein Opa ist auch fest davon überzeugt, dass seine Hausärztin eigentlich nur eine "blöde Kuh" ist. Warum er das meint, konnte er aber bisher nicht nachvollziehbar begründen und so wie ich die Ärztin kennengelernt habe, ist sie absolut in Ordnung.


    Deinen Satz: "Schatz, denk dran...." ist super, allerdings würde ich ihn etwas umformulieren. "Denk immer dran/vergiss nie, dass sie krank ist" oder so ähnlich, denn gerade dieses stetige vor Augen führen, dass da nicht mehr die Person ist, die man kennt, hat mir sehr geholfen besser mit Streitigkeiten umzugehen.