Beiträge von SunnyBee

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    dass das Forum zu der 24/7 Erreichbarkeit den weiteren Vorteil bietet, dass man einmal - aufgrund der Anonymität - wirklich auch mal den Gedanken freien Lauf lassen kann

    Ich schätze die Anonymität des Forums sehr ... es gab auf jeden Fall Momente, in denen ich nur noch schreiend davonlaufen wollte ... und da habe ich dieses Forum als einen geschützten Ort erlebt, an dem ich das auch sagen durfte und mich niemand dafür verurteilt hat.

    Hallo zusammen,


    ich wollte mich auch mal wieder melden und berichten, wie es bei uns so geht.


    Ich hatte ja schon angedeutet, dass es manchmal ein Problem ist, dass andere Bewohner oder Besucher die Demenz meiner Mutter nicht richtig einschätzen können und deshalb auch gelegentlich Konfliktsituationen entstehen. Mir ist bewußt, dass es vermutlich unmöglich ist, dies zu vermeiden ...


    Neulich wieder ein Beispiel davon: ein Bewohner, der im selben Stockwerk wie meine Mutter wohnt - ehemaliger Priester, wohl immer noch in der Seelsorger-Rolle verhaftet - saß im Garten, ein Stück entfernt von meiner Mutter und mir. Er winkt mich zu sich und meint: "Machen Sie ihrer Mutter doch mal klar, dass ihr Haus verkauft wurde."


    Im ersten Moment war ich sprachlos ... dann meinte ich: "Herr (...), Sie wissen doch, dass meine Mutter dement ist, was nützt es, wenn ich ihr das erzähle und sie vergißt es innerhalb eines halben Tages wieder? Sie regt sich jedes Mal wieder von Neuem auf und das möchten wir ihr ersparen."


    Etwas später, als ich darüber nachdachte, merkte ich, dass ich diese Bemerkung eigentlich ganz schön übergriffig fand.


    Aber auch daran lässt sich vermutlich wenig ändern, es leben nun mal sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Aber es hat mir (wieder) bewußt gemacht, dass meine Mutter schutzbedürftig ist, vor einer Realität, die sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr begreifen kann.


    Ansonsten läuft es im Moment ziemlich ruhig, falls meine Mutter giftig wird, weiß ich mich zu distanzieren.


    Liebe Grüße an alle und ein schönes Wochenende,

    SunnyBee

    Hallo Elbe,


    Deine Erschöpfung ist nachvollziehbar und verständlich, was Du beschreibst, hört sich für mich wie ein "Burn-out" an ...

    So einen Zustand hab ich noch nie erlebt.

    Jede Form von Stress löst bei mir Panik aus. Im Moment mach ich einfach nur jeden Tag ein kleines bisschen -

    Die Idee mit der Reha/Kur von Rose60 finde ich richtig gut - hätte ich damals auch machen sollen.

    Ich kann nur sagen: Lass' es zu, dass Du erschöpft bist, Du hast allen Grund dazu. Dass es Deiner Mutter im Heim gut geht, ist etwas Positives, aber die Veränderung will auch von Dir verarbeitet werden.

    Die Krankheit zu akzeptieren ist ein schmerzhafter Prozess, auch dafür muss man sich ein bisschen Zeit nehmen. Aber es geht nicht anders, sonst geht man daran zugrunde.

    Mir hilft dieses Forum dabei in vielerlei Hinsicht, es ist meine "Online-Selbsthilfegruppe" ;)

    In diesem Sinne, ein schönes Wochenende, SunnyBee

    Hallo Elbe


    auch von mir willkommen in dieser Gemeinschaft.


    Ich kann Deine Erschöpfung gut verstehen, es ist noch gar nicht so lange her, da war ich auch an einem ganz dunklen und düsteren Punkt in meinem Leben. Die Umstände, unter denen meine Mutter im Pflegeheim gelandet ist, waren etwas anders als bei Dir, aber der Prozess ist anstrengend und kostet viel Kraft. Schuldgefühle raubten mir den Schlaf, meine Gedanken kreisten ständig um die gleichen Themen und ich konnte überhaupt nicht mehr abschalten, vor lauter Sorge, alles "recht" und "richtig" machen zu wollen.

    Ich bin dankbar für Euer Forum , weil es hilft zu wissen das es andere gibt die dasselbe mitmachen müssen. Danke für's lesen. Wie kommt man aus so einer dunklen Periode raus ? Oder besser gefragt - wie lange dauert so was ?

    Ich glaube, den Zeitraum kann man nicht pauschal benennen - es mag banal klingen, aber "Zeit hilft". Wenn ich heute - mit zeitlichem Abstand - auf die Zeit des Eingewöhnens zurückblicke, dann sehe ich deutlich, welche Fortschritte meine Mutter im Hinblick auf das Leben im Heim gemacht hat.

    Ich habe mit Mitte 50 nochmal eine neue Stelle angetreten und ich muss sagen, dass es mir gut tut, dass ich quasi gezwungen bin, meine Gedanken auf etwas anderes als meine Mutter zu richten. Ich darf mein eigenes Leben haben und ja, auch genießen.

    Du hast jetzt schon ganz viel Gutes für Deine Mutter getan, Du hast es Dir verdient, mal durchzuschnaufen und Deinen Blick nach vorne und auf Dein eigenes Leben zu richten.

    Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!

    LG, SunnyBee

    Hallo taybeere


    oh je ... da musst Du gerade ganz schön was aushalten. Ich habe mir Deine früheren Beiträge nochmal durchgelesen, damit ich den Kontext richtig verstehe: Deine Mutter hat eine Pflegestufe und Du hast einen Pflegedienst mit an Bord, korrekt?


    Ich kann gut verstehen, dass die Betreuung Deiner Mutter sehr anstrengend und ermüdend (besonders psychisch) ist. Der Pflegedienst hat keine emotionale Beziehung zu ihr, die machen ihre Arbeit und gut ist. Für die Angehörigen ist es anders ... Die Idee mit der Tagespflege finde ich sehr gut, ausprobieren könnte nicht schaden. Stell' Dich auf Widerstand ein, aber vielleicht gibt es doch etwas daran, was ihr gefällt. Und in der Zeit, in der sie in der Tagespflege ist, könnte jemand kommen und den Haushalt auf Vordermann bringen und etwas kochen.

    Sie weiß genau wo meine Triggerpunkt sind, da sie schon seit vielen Jahren, beginnend mit dem Unfalltot meines Vaters, dieses "ich nehme mir das Leben" als Druckmittel benutzt.

    Das ist nicht in Ordnung und ist manipulierendes Verhalten. Ich denke - gerade in der Demenz - wenn die kognitiven Fähigkeiten nachlassen, bleibt oft noch ein (starker) Wille übrig und die Demenzkranken greifen dann auf Strategien zurück, um ihren Willen durchzusetzen. Viele der Verhaltensweisen, die Du von Deiner Mutter beschreibst, kenne ich auch von meiner Mutter ("ich mache doch alles selber", "ich bin doch nicht verrückt", keiner kümmert sich um mich" ... ) und es war ein deutliches Zeichen von Realitätsverlust. Hätte ich sie machen lassen (weil: sie kann ja alles), wäre sie in kürzester Zeit verwahrlost.

    Ich hatte das Gefühl, von ihr manipuliert zu werden.....

    Ja, macht sie ... siehe oben.


    Ich kann Dich nur ermutigen, Dir (zumindest teilweise) Dein eigenes Leben zurückzuholen und Deine Kräfte schonend einzusetzen. Wenn Du externe Hilfe für Deine Mutter organisierst, tust Du auch schon eine Menge für sie, obwohl sie das natürlich nicht so wahrnimmt. Du wirst lernen müssen, ihre Vorwürfe und Beleidigungen nicht persönlich zu nehmen, sie kommen von einer kranken Person. Du weißt, wie viel Du machst und dass Du Dich bemühst, Du machst es richtig und gut.

    Wenn Deine Geschwister der Meinung sind, dass sie besser wissen, was zu tun ist, können sie das ja gerne übernehmen ;)


    Bleib' stark! Liebe Grüße, SunnyBee

    Hallo zusammen,


    ich erinnere mich, dass jemand (tja, ich erinnere mich leider nicht wer ... ) in einem Thread davon geschrieben hatte, wann denn nun für eine demenzerkrankte Person der "richtige" Zeitpunkt sei, in ein Pflegeheim zu ziehen.


    Ich habe vor ein paar Tage mein übliches abendliches Telefonat mit meiner Mutter geführt und sie hat mir ganz aufgeregt erzählt, was für einen schönen Tag sie hatte. Sie saß nachmittags im Garten des Pflegeheims, wie sie es bei gutem Wetter eigentlich immer macht und wurde von den Bewohnern der "Erdgeschoss-Station" eingeladen, sich zu ihnen zu gesellen. Es wurden Liederhefte verteilt und die Damen sangen dann ca. 1 Stunde lang Volkslieder, von denen meine Mutter viele noch kannte. Sie war ganz glücklich, dass sie wieder einmal "Anschluß" gefunden hatte und dass sie noch in der Lage ist, Kontakte zu knüpfen. Sie kann sich zwar keine Namen merken, weiß aber genau, wo welche Aktivität stattfindet.


    Als meine Mutter vor über zweieinhalb Jahren ins Pflegeheim zog, hatte ich gehofft, dass es der "richtige" Zeitpunkt ist ... viele hatten mir gegenüber ihre Zweifel ausgedrückt, im Sinne von "so dement ist sie doch noch nicht ... ", "sie ist doch noch fit ... ", "für's Pflegeheim ist es noch zu früh ... ", etc. Abgesehen davon, dass ich die Pflege, bzw. Betreuung bei mir oder woanders gar nicht hätte leisten können, war meine Hoffnung, dass sie noch "fit" genug ist, um im Pflegeheim "anzukommen" und in den Rhythmus, die Aktivitäten und eine Beziehung zum Personal und den anderen Bewohnern hinein zu finden.


    Meine Mutter weiß jetzt: Zum Kartenspielen gehe ich in den 2. Stock, zum Singen in's Erdgeschoß und im Garten treffe ich auch immer jemanden. Sie weiß, wann die Gottesdienste stattfinden und dass der Pfarrer seinen kleinen Hund mitbringt.


    Es ist ja immer ein Auf und Ab, aber ein positives Feedback tut auch mal gut.


    In diesem Sinne allen ein schönes Wochenende,

    SunnyBee

    martinhamborg


    Hallo Herr Hamborg,

    Aber das "Gute": Ihre Mutter möchte im Heim dazugehören, sich beteiligen und sie findet Gehör - leider auf Kosten der Tochter.

    Dieser Satz klang bei mir noch lange nach und hat mich zum Nachdenken gebracht ...


    Ja, meine Mutter generiert in der Gruppe Aufmerksamkeit für sich, indem sie über meinen Bruder und mich spricht, in der Regel eher negativ. Das passt in ihr Persönlichkeitsbild, Aufmerksamkeit für ihre Person war ihr schon immer extrem wichtig ... Vielleicht ist es eine der letzten Möglichkeiten der Interaktion, die ihr verblieben sind ...

    Damit könnte ich im Prinzip leben - was mich ein bisschen stört, ist das Bild, das z.B. bei den Angehörigen der anderen Bewohner entsteht, die eben ein Demenzverhalten nicht so gut einordnen können. Aber da werde ich wohl nicht viel ausrichten können ... c'est la vie.


    Allen einen schönen Sonntag!

    LG, SunnyBee

    Liebe Rose60


    ich kann gut verstehen, wie quälend es ist, wenn man sich mal wieder zu einem Besuch quasi "überwindet", weil man genau weiß, dass es einem selbst dabei nicht gut geht, wegen der gemeinsamen Geschichte ...

    Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen gehofft, dass sie mich sehr bald nicht mehr erkennt und ich dann mit gutem Gewissen vom Heim wegbleiben kann.. es tut mir nie gut, wenn ich dort in den Kontakt komme, doch ich fühle mich eben moralisch verpflichtet

    Mir geht es mit meiner Mutter ganz ähnlich - siehe mein Beitrag oben - und es ist wirklich schwer, die Balance zu finden, zwischen den Besuchen, zu denen man sich verpflichtet fühlt und der Selbstfürsorge ...


    Ich möchte Dir versichern, dass Du es gut machst, Du schaust ja auch aus der Ferne nach dem Wohlergehen Deiner Mutter und stehst mit dem Pflegeheim in Kontakt. Ich denke, die "Arbeit" im Hintergrund darf man auch nicht unterschätzen ...


    Bei meiner Mutter denke ich immer, sie würde sich auch dann beschweren, dass alles sooo "öde" sei, wenn ich jeden zweiten Tag vorbei käme ... das Jammern erscheint mir manchmal wie eine automatisierte Handlung ...


    Ich wünsche Dir, dass Du etwas zur Ruhe kommst und ein bisschen Kraft findest. Alles Gute, SunnyBee

    Liebe Alfskjoni


    ich kann Dir gar nicht sagen, wie wichtig Deine Beiträge für mich sind, denn es hilft mir so sehr, dass ich immer wieder sehe: ich bin nicht allein.


    Es ist einfach schwer, Außenstehenden zu vermitteln, wie sehr eine solche Situation emotional an uns zerrt.

    es wird mit der Dementen normal geredet und den Reaktionsscherbenhaufen kann ich als einzige Angehörige ausbaden.

    Wer meine Mutter nicht gut kennt und sich mit ihr unterhält, könnte durchaus annehmen, dass sie geistig fit ist. Sie kann sich gut ausdrücken und macht lebhaft Konversation. Aber ich weiß, dass vieles von dem, was sie so überzeugend erzählt, einfach nicht stimmt. Deinen Begriff vom "Reaktionsscherbenhaufen" finde ich klasse und so treffend! Ja, manchmal ensteht durch Dritte ein Trümmerfeld, um das ich mich dann kümmern darf ...


    Meine Mutter beschwert sich jetzt bei meinem Bruder, dass ich sie nicht mehr jedes Wochenende zu uns hole. Ich hatte es ja früher schon mal geschrieben: ich schaffe es einfach nicht mehr. In meinem neuen Job habe ich gelegentlich Samstagsdienst und da brauche ich das Wochenende auch mal für mich und besuche sie "nur" im Pflegeheim. Ich denke, dass meine Mutter 2 Kinder hat, die in derselben Stadt wohnen und sie jedes (!) Wochenende besuchen, ist doch eigentlich ein Luxus, den nicht alle Bewohner haben ... Und ich merke deutlich, dass auch ich älter werde und nicht mehr so belastbar bin. Ich muss mir meine Kräft einteilen.


    Liebe Alfskjoni, Du machst alles richtig und gut. Deine Mutter kann froh sein, Dich zu haben. Schau' nach Dir selbst und hol' Dir Kraft bei Deiner Familie!


    harzhexi

    Es gibt einen Autor, welcher mal so treffend bemerkte....

    Erst überlebt man sein Elternhaus und das wäre bereits ein Erfolg.

    In meinem Elternhaus gab es einen gewissen Grad an Vernachlässigung ... der mir erst viele, viele Jahre später bewusst geworden ist. Als Kind nimmt man das nicht so wahr, man kennt ja nichts anderes und da ist das Erlebte dann das "Normale". Erst viel später - u.a. mit der Hilfe meines Mannes - wurde mir klar: nein, das ist nicht normal und so sollte es nicht sein.

    Ich sage immer: "Dass aus meinem Bruder und mir was geworden ist, ist eigentlich ein kleines Wunder". Und ganz bestimmt nicht der Verdienst meiner Mutter ...


    Aber ich möchte nicht so negativ in's Wochenende gehen ... morgen besuche ich meine Mutter wieder gemeinsam mit meinem Mann und anschließend gehen wir in's Kino.


    Ich wünsche Euch allen noch ein schönes Restwochenende!

    LG, SunnyBee

    Liebe Rose60

    Dann macht es mich richtig traurig, dass ich ihr nicht mehr geben kann, weil ich gerade so anhaltend erschöpft bin.

    Ich glaube, Du musst Deiner Mutter gar nicht mehr geben, sie scheint - nach dem was Du so erzählst - recht zufrieden zu sein.

    Vielleicht spürt sie Deine Erschöpfung und erkundigt sich deshalb danach, wie es Dir geht.

    Vier Jahre sind eine lange Zeit und unser eigenes Leben will ja auch noch gelebt werden ... wir aus der Sandwich-Generation müssen uns schon deshalb unsere Kräfte gut einteilen.


    Alles Gute für Dich, halt' die Ohren steif!

    SunnyBee

    Liebe MicAL, Alfskjoni, schwarzerkater, TanjaS, Rose60,


    vielen Dank für Eure lieben Worte - bei Euch fühle ich mich immer gut verstanden und aufgehoben. Ich stelle immer wieder fest, dass es keinen Sinn macht, diese Themen mit Leuten zu besprechen, die keine dementen Angehörigen haben, weil sie es einfach nicht verstehen. Man muss es tatsächlich erlebt haben ...


    juliasiebers

    Liebe Frau Siebers,

    danke für ihren Beitrag.

    Leider richtet sich diese dann häufig gegen die Menschen, die man liebt und von denen man geliebt wird, denen man vertraut und deren Liebe man sicher ist.

    Sie kennen meine Familiengeschichte nicht - Liebe ist ein Gefühl, das sich meiner Mutter gegenüber nicht mehr so recht einstellen will. Meine Mutter war schon immer ein egozentrischer Mensch, diese Eigenschaft ist in der Demenz leider sehr dominant geworden. Geblieben ist bei ihr die Annahme, dass sie mich (immer noch) herumkommandieren kann und ich springe, wenn sie es will ... Wie dem auch sei, unsere Beziehung ist kompliziert, aber ich schütze mich (und meine Familie) indem ich auf meine Grenzen achte.


    Aber sehen Sie bitte auch immer die schönen Seiten, nehmen Sie die Aussagen Ihrer Mutter nicht allzu ernst und auch gerne mal mit Humor. Sie kann ja nichts dafür, dass sie erkrankt ist.

    Ich nehme die Aussagen meiner Mutter tatsächlich nicht allzu ernst und manchmal kann man durchaus Humor finden, in den Sätzen, die sie so raushaut ... Die schönen Seiten zu sehen, daran muss ich wohl noch arbeiten, siehe oben. Ich kümmere mich um meine Mutter, weil ich es als moralische Aufgabe akzeptiert habe, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Nachfragen, korrigieren oder intensive Gespräche mit viel Text überfordern Menschen mit einer Demenz, machen sie regelrecht unsicher oder verwirren sie noch mehr.

    Genau da liegt das Problem: ICH kann mit der Demenz meiner Mutter ganz gut umgehen, weiß, wie ich welche Themen vorsichtig zu umschiffen habe und wie ich sie wieder beruhigen kann, wenn sie sich aufregt. Andere Menschen, die nicht regelmäßig Kontakt mit ihr haben oder die keine Erfahrung mit Demenzkranken haben, können das nicht so gut.

    Ich hoffe, dass sich demnächst eine Gelegenheit ergibt, die Angehörigen und Bewohner, die meistens mit meiner Mutter im Garten sitzen, für dieses heikle Thema zu sensibilisieren ... meine Erwartungen sind allerdings zugegebenermaßen nicht sehr hoch.


    Euch allen eine gute Zeit, bis bald!

    SunnyBee

    Hallöchen,


    ich wollte mich mal wieder melden und berichten, wie es zur Zeit so läuft: Am Wochenende habe ich (ausnahmsweise mal zusammen mit meinem Mann) meine Mutter im Pflegeheim besucht. Wie fast jedes Mal jetzt im Sommer und bei gutem Wetter sitzen wir im Garten des Pflegeheims und es gesellen sich im Laufe des Nachmittags andere Bewohner und auch Angehörige dazu, so dass dann ein mehr oder weniger großer Kreis entsteht, was eigentlich sehr nett ist. In der Zwischenzeit kennt man sich ein bisschen und ich plaudere auch mal mit anderen Angehörigen, bzw. Bewohnern.


    In den letzten Wochen habe ich folgende Beobachtung gemacht: Meine Mutter nimmt an Gesprächen nicht wirklich teil, sie wirft gelegentlich Bemerkungen (eher zusammenhanglos) in eine laufende Unterhaltung ein. Meistens beklagt sie sich über irgendwas, gerne auch über mich und meinen Bruder (auch wenn wir direkt daneben sitzen) und wartet dann auf eine Reaktion der anderen. Zum Beispiel spricht sie auch furchtbar gerne von "ihrem" Haus und dass sie wieder dorthin zurück will. Die anderen (Bewohner und/oder Angehörige) gehen darauf ein und erklären ihr, dass das Haus inzwischen verkauft wurde (jaaa, inzwischen haben es alle - außer meiner Mutter - mitgekriegt ...) und dann regt meine Mutter sich fürchterlich auf und macht giftige Bemerkungen über mich und meinen Bruder (wir sitzen immer noch daneben ...) und mir ist das alles schrecklich peinlich und ich würde mich am liebsten aus der Situation rausnehmen und flüchten ...


    Zum Glück war mein Mann dabei, da hat sie sich etwas zusammengenommen (bei ihm traut sie sich nicht alles), aber sie kann noch schlimmer ...

    Ich habe so ein bisschen den Verdacht, dass z.B. nicht alle Angehörigen anderer Bewohner eine Demenzerkrankung so richtig einordnen können - etliche Bewohner des Pflegeheims sind halt einfach nur pflegebedürftig aufgrund körperlicher Einschränkungen, aber sie sind eben nicht dement ...


    Meine Überlegung ist: 1) Ich kann nun wirklich nicht jeden, der mit meiner Mutter Kontakt hat, dahingehend coachen, wie mit ihr am besten umzugehen ist. 2) Ich mag keine Auseinandersetzung in dieser Runde, ich will nicht unsere eh schon komplizierte und fragile Familienbeziehung vor allen anderen ausbreiten. 3) Ich kann ihr manipulatives Verhalten nicht ausstehen, das kenne ich von früher und genau wie früher tut es mir nicht gut.


    Bisher ist meine Strategie, dass ich meine Mutter einfach reden lasse und sowohl sie als auch die - sicherlich gutgemeinten - Versuche der anderen Anwesenden auf sie einzureden, einfach ignoriere. Aber dabei hören die anderen halt nur die Seite meiner Mutter und wissen nicht, dass das meiste davon einfach nicht stimmt ...


    Bin grad etwas irritiert ...


    LG, SunnyBee

    Liebe TanjaS


    da bin ich ganz bei Dir ...

    Aber das sind leider die vorherrschenden Muster, gerade in der Generation unserer Eltern.

    Da fallen mir die ganzen Sprüche ein, die ich mir im Laufe der Jahre anhören musste ... z.B. als ich im reifen Alter von 27 Jahren noch keinen Mann an meiner Seite hatte: "Naja, aber Du hast ja noch Deinen Beruf" ... sozusagen als Trostpreis.

    Oder - bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ich mal was von meinem Job erzählt habe: "Aber das macht Dir doch Spaß, oder?" Als ob es kein "richtiger" Beruf wäre, sondern eine Art "Hobby", eine Beschäftigung, weil ich nichts "Besseres" zu tun hatte ... verstehe das, wer will ...

    In der Anfangszeit meiner Mutter im Pflegeheim, als ich mich noch relativ intensiv um sie gekümmert habe, meinte sie dann immer: "Du könntest Altenpflegerin werden ... ".

    Für meine Mutter gehörte zum "Erfolg", einen (vermeintlich) tollen Mann an ihrer Seite zu haben und vor allem bewundert und beneidet zu werden. Ich frage mich bis heute, für was eigentlich ...

    Mir geht es heute gut, weil ich mich von den Erwartungen und Maßstäben meiner Mutter befreit habe, sie sind für mich nicht relevant.

    Dir noch eine gute Zeit - LG, SunnyBee

    TanjaS

    Da herrschen dann immer noch alte Muster: Die Tochter muss bitteschön regelmäßig zu Besuch kommen, ein Sohn müsste das nicht (weil, der arbeitet ja hart).

    Oh ja! Meine Mutter hat sehr unterschiedliche Erwartungen an mich oder meinen Bruder ... von mir wird erwartet, dass ich mich "kümmere", dass ich zur Verfügung stehe, dass ich präsent bin. Wenn man bedenkt, dass meine Mutter für mich nicht da war, erwartet sie ganz schön viel ... Bei meinem Bruder reicht ein Anruf pro Woche und er ist ein Star, weil er muss ja sooviel arbeiten. Bei mir hat sie noch nicht mal registriert, dass ich wieder arbeite ...

    Ich kann mich nicht beklagen, mein Bruder besucht sie regelmäßig, er tut was er kann - aber mich irritieren die unterschiedlichen Maßstäbe ...


    Rose60

    Gestern habe ich zufällig in einer Jackentasche einen Einkaufschip gefunden, darauf stand "pro Reha"(woher auch immer der kommt..) das habe ich als Zeichen angesehen :)

    Das Schicksal will es so! ;)


    LG, SunnyBee

    Hallo Tochter60


    ich halte es für eine gute Idee den Hausarzt "mit in's Boot" zu holen. Du kannst auch mit ihm als besorgte Tochter sprechen und ihm einfach nur Deine Beobachtungen schildern, dann hat er die Situation zumindest auf dem Schirm und ist - sollte ein akuter Fall eintreten - vorgewarnt. Vielleicht hilft für einen Hausbesuch eine kleine Notlüge oder List, z.B. "Die Krankenkasse schreibt diese Untersuchung vor" ... oder so ähnlich ... falls der Arzt mitspielt.

    Haben Du und/oder Dein Bruder Vollmachten, damit ihr im Ernstfall handlungsfähig seid?

    Alles Gute für Dich - LG, SunnyBee

    Liebe Rose60


    auch wenn Du nicht mehr berufstätig bist, leistest Du Arbeit - indem Du dich um Menschen kümmerst, das ist soziale Arbeit. Und deshalb darfst Du Dir - ganz ohne schlechtes Gewissen - eine Auszeit gönnen, damit Du wieder Kraft für diese Arbeit findest.

    Alles Gute! LG, SunnyBee

    Hallo Rose60


    ach, ich kann Dich gut verstehen ...

    Und nun fühle ich mich schon wieder moralisch verpflichtet, bald meine Mutter zu besuchen - obwohl ich keine Lust dazu habe .. und es fällt mir schwer etwas zum Auftanken zu finden

    Wenn ich ehrlich bin, treibt mich auch eher das Pflichtbewußtsein dazu, meine Mutter zu besuchen, als dass es wirklich ein Bedürfnis meinerseits wäre ...


    Den Begriff "Sandwich-Situation" finde ich richtig gut ... alle brauchen uns, ob jung oder alt, groß oder klein mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen ... aber wo bleiben unsere Bedürfnisse?

    Ich möchte Dich ermutigen, Dir tatsächlich Zeit für DICH zu gönnen (ist vielleicht eine verordnete Kur möglich?) und herauszufinden, woran Du Spaß hast. Vielleicht kann in Absprache mal jemand anderes aus der Familie einen Besuch übernehmen ...

    Fakt ist, wir werden auch nicht jünger ... und ich muss mich manchmal wirklich zu einem Besuch am Wochenende aufraffen ... und meine Mutter ist ja weiß Gott kein pflegeleichter Mensch ...

    Ich bin ja beruflich nochmal in einer Leitungsfunktion durchgestartet - das macht mir zwar Freude, ist aber gleichzeitig auch anstrengend und ich merke, dass ich das nicht mehr so leicht wegstecke wie mit 25 Jahren ...

    Meine Mutter interessiert das alles herzlich wenig ... sie meckert, weil ihr der neue Physiotherapeut nicht passt und weil alle anderen "dement" sind und weil sie die anderen Bewohner verdächtigt, ihren Wein wegzutrinken, und, und, und ...

    Liebe Rose60 , gönn' Dir unbedingt eine Auszeit um Kraft zu tanken, Du hast es verdient!

    Ich wünsche Dir alles Gute!

    LG, SunnyBee

    Hallo zusammen,


    das mit dem "Festlegen" ist so eine Sache ... ich frage mich: Was nützt es, wenn jemand etwas festlegt, wenn er/sie sich Jahre später in der Demenz nicht mehr daran erinnern kann?


    Konkretes Beispiel: meine Großmutter (die Mutter meiner Mutter) war dement (fortgeschritten) und lebte einige Jahre mit uns im Haus und wurde von meiner Mutter, uns Kindern (im Teenageralter) und einem Dienst der Sozialstation versorgt. Meine Mutter hat damals immer gesagt: falls ICH mal dement werde, dann gehe ich in ein Pflegeheim. Als sie dann ca. 25 Jahre später Anzeichen von Demenz zeigte und wir Kinder vorsichtig das Thema Pflegedienst, Betreuung und evtl. Umzug in betreutes Wohnen ansprachen, meinte sie: Das brauche ich doch nicht, ich kann doch alles alleine und kann mich prima versorgen. Die Realität sah anders aus ... verwahrlostes Haus, null Körperpflege, schlechte Ernährung usw. und so fort ... Und es kam dann - wie in so vielen Fällen - ein "Wendepunkt" mit einem Ereignis, das mich handeln ließ und es ermöglichte, meine Mutter in einem Pflegeheim unterzubringen, was heute für ALLE Beteiligten die beste Lösung darstellt. "Festgelegt" hat meine Mutter GottseiDank in dem Sinne, dass es eine notariell beglaubigte Vollmacht gab, mit der ich die Unterbringung in die Wege leiten konnte. Erinnern konnte sie sich an die Vollmacht allerdings nicht ...


    Ich habe mit meinem Mann über mögliche Demenz-Szenarien gesprochen und ich vertraue ihm, dass er - falls es notwendig sein sollte - für mich und ihn die beste Lösung finden wird.


    LG, SunnyBee