Beiträge von jochengust

    Wie gesagt, wenn meine Mutter sich wohl fühlt, ist es egal, ob MIR das Zimmer gefällt...


    LG Zimt

    Hallo Zimt,


    das finde ich die richtige Einstellung. Bei mancher moderner Einrichtung die ich besuche, ist mir persönlich oft zuviel Hotel- oder Krankenhauscharakter.

    Ich war mal in ein Haus für Menschen mit Demenz eingeladen: beeindruckende "Eingangshalle" mit Kronleuchter und geschwungener Treppe zum 1. Stock. In der Mitte mit großem edlem Flügel (mit einem Schild dran: Bitte nicht berühren!). ^^
    Alles wirkte so, als würde es meine Haftpflicht sehr unglücklich machen wenn ich irgendwo versehentlich dranstoße....
    Für wen das passt: okay.
    "Zuhause" sieht aber wohl für die meisten Menschen anders aus....entscheidend sollte immer sein, ob die Person die einzieht sich wohlfühlt, wohlfühlen kann. Und wie Rose60 schrieb erlebe ich auch, dass der Umgang und das Verhalten der dort Mitarbeitenden dafür entscheidend ist, wenn die Demenz fortschreitet.

    Ich hoffe, der Übergang klappt gut.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Nana,


    sicher ist ein frühzeitiger Arztbesuch anzuraten. Neben einer möglichen Verlaufsverzögerung durch die entsprechende Therapie ermöglicht eine frühe Diagnose auch eine Planung der Zukunft unter Einbezug der Betroffenen (Vollmachten, Wünsche der Versorgung etc.).

    Ich kenne leider kein Patentrezept, einen Menschen zum Arzt zu bringen, der das nicht möchte - zumal die Diagnostik einer Demenz nicht ganz unaufwendig ist.

    Erlebt habe ich, dass pflegende Angehörige mit viel Liebe und Vertrauen, aber auch manchen - ich nenne es mal "Tricks" - operieren, oder auch deutliche Aussprachen suchen, um zum Erfolg zu kommen.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Simone,


    ich bin kein Experte für Betreuungsrecht. Aber so weit meine Einschätzung:
    Da Sie durch die Situation erheblich belastet sind, kann die Anregung der Betreuung ein guter Weg sein.
    Was der gesetzl. bestellte Betreuer tun muss, wird zunächst durch den vom Gericht festzulegenden Aufgabenkreis bestimmt - Gesundheitssorge wäre z.B. einer der hier in Frage käme.
    Was dann darin zu tun ist, ist eine Frage des Einzelfalls. Der wesentlichste Unterschied zwischen bestalltem Betreuer und Vollmacht ist wohl die gerichtliche Kontrolle.
    Zwang - weil jemand nicht zum Arzt geht oder seine Medikamente nicht nimmt beispielsweise - kann auch der vom Gericht bestellte Betreuer nicht einfach anordnen oder anwenden. Hier finden Sie mehr dazu oder auch hier im Wegweiser.


    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Zimt,


    das sind keine guten Nachrichten. Ich hoffe, Sie bleiben verschont und wünsche Ihrer Frau Mutter einen milden Verlauf und rasche Genesung.
    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

    Hallo Sohn83,


    ja, das ist wenig. Viel zu wenig, angesichts der demographischen Entwicklung. Und sicher ist die Liste auch nicht stets aktuell oder vollständig. Abgesehen davon haben wir das Problem: was eine gute, angemessene, qualitative oder wie auch immer formulierte Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus ist - dazu gibts keine einheitliche und verbindliche Definition. Im Prinzip können Sie die Wände hübsch streichen und ein Schild "Demenzstation" anbringen - fertig (ich überspitze gaaaanz leicht ;) ).
    Ohne systematsichen Druck wie auch systematische Unterstützung wird es kaum besser werden. Wir "leiden" in der Republik in Sachen Demenz auch an einer Art "Projektitis". Empfehlungen reichen nicht in die Regleversorgung hinein.

    Und ich stimme vollkommen zu: ich war schon in "hotelartigen" Einrichtungen, in denen ich meine Mutter lieber nicht versorgt sehen würde. Und in "Kaschemmen", in denen ich die dort Mitarbeitenden für ihren einfühlsamen, geduldigen (ja, stoischen oft) Umgang in kürzester Zeit sehr zu schätzen gelernt habe. Broschüren oder Webseiten waren diesbezüglich herzlich wenig aussagekräftig, im Vorfeld.


    Es ist aber auch nicht so, dass sich in der Krankenhauslandschaft gar nichts tut. Vergangenes Jahr z.B. hat das Land Niedersachsen eine Neufassung des Niedersächsischen Krankenhausgesetzes verabschiedet - mit der Bestimmung, dass Krankenhäuser künftig Demenzbeauftragte beschäftigen müssen (ab 01.07.2023).


    Stück für Stück. Oder wie hier oft von Angehörigen an Angehörige so treffend und hilfreich beschrieben wird: Schritt für Schritt.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Zimt,


    es hilft Ihnen nicht, deshalb will ich nicht zu weit ausholen. Ich kann Ihnen jedoch sagen, dass es nicht immer und überall so aussieht. Richtig ist, dass viele Kliniken nicht (ausreichend) auf Menschen mit Demenz vorbereitet sind. Das gilt leider manchmal auch für geriatrische Rehakliniken.

    Ich war selbst Demenzbeauftragter einer geriatrischen Fachklinik und habe in der Zeit eine Demenz- und Delirstation aufgebaut. Dort gab es auch Betreuungskräfte (wie im Pflegeheim) - im Früh- und Spätdienst um Aktivierungs- und Beschäftigungsangebote zu machen, gemeinsam zu Essen etc. . Auch nachts standen diese (bei großer Unruhe) auf Abruf zur Verfügung - und ich selbst natürlich auch, wenn gar nichts mehr ging (v.a. bei körperlicher Aggressivität). Natürlich waren auch die Therapeut*innen entsprechend geschult. Die Therapie muss und soll zusätzlich laufen - das heißt, vielfach mehrmals ansetzen etc. . Und ja, im Einzelfall konnt es trotzdem schwierig werden.

    Aber grundsätzlich: es gibt Kliniken, in denen es anders laufen kann.


    Das hilft Ihnen nicht, sorry - aber falls Dritte diesen Thread lesen: Hier gibt es eine Liste von Kliniken, die sich ausweislich dieser auch auf das Thema Demenz eingestellt haben: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie.

    Ich kann wie gesagt nicht sagen, was für eine Arbeit vor Ort geleistet wird (geleistet werden kann) - aber trotzdem möchte ich den Hinweis auf dieses Verzeichnis geben.

    Ihrer Mutter und Ihnen alles Gute.



    Es grüßt Sie



    Jochen Gust

    Hallo Sascha,


    persönlich kenne ich leider keine Einrichtung in Sachsen für die spezielle Pflege / Versorgung von Menschen mit Sehbehinderung / Erbilndete.

    Ggfs. kann man Ihnen beim Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen eine Adresse nennen oder das Landeszentrum zur Betreuung Blinder und Sehbehinderter.
    Ich hoffe, Sie bekommen dort einen guten Tipp - ansonsten verfügt der Wegweiser auch über eine Adressdatenbank - vielleicht gibt es dort einen "Glückstreffer".

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Leiselaut,


    das liest sich wie ein (nicht seltener) Verlauf - Delir in Folge / Zusammenhang mit der OP / Ortswechsel etc. . Eine Demenz an und für sich ist bereits risikosteigernd eine Delir zu erleiden, dazu männlich, höheres Lebensalter.... . Weisen Sie das Krankenhaus unbedingt darauf hin, ob aktuell und in diesem Zustand eine häusliche Versorgung durch Sie gewährleistet werden kann. Es ist gut möglich, dass man Ihnen die Entlassung nach Hause in Verbindung mit einem Pflegedienst vorschlagen wird. Bei dem was Sie schildern, will gut überlegt sein ob das so machbar ist. Das Krankenhaus muss auch für eine adäquate Entlassung Sorge tragen.


    Kontinuität ist für Ihren Herrn Vater sicher wichtig, mehrfache Ortswechsel in kurzer Zeit würde ich nach Möglichkeit vermeiden. Sie sollten so viele Kanäle anzapfen wie möglich, neben dem was das Entlassmanagement der Klinik versuchen muss und (hoffentlich) wird. Pflegekasse, regionale Alzheimer Gesellschaft, Beratungsstützpunkte, ggfs. kommunale Beauftragte etc. . Vielleicht bekommen Sie da irgendwo "den rettenden" Tipp. Für die Platzsuche verfügt der Wegweiser auch über eine Adressdatenbank.

    Berichten Sie gerne, was das Gespräch mit dem Sozialdienst ergeben hat.
    Ich hoffe, dass eine gute Lösung vorbereitet ist bzw. dabei herauskommt.


    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

    Hallo Jonnie,


    das aus der Ferne so einfach zu beurteilen ist schwierig - oder unmöglich mit den wenigen Informationen. Wenn Ihre Mutter gerne hingeht, ist das doch schon mal ein gutes Zeichen. Routinen, Regelmäßigkeiten sind auch wichtige Aspekte für Menschen mit Demenz. Und, wie Rose60 anmerkt: Alternativen zu organisieren die ebenfalls die entsprechende Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit bieten, kann schwierig sein. Überstürzen Sie nichts.
    Über ein Jahr geht Ihre Frau Mutter bereits in die Tagespflege - und offenbar gerne. Eine Demenz ist diagnostiziert und sie ist (fast) 84 Jahre alt. Sprechen Sie mit den Mitarbeitenden der Tagespflege über deren Beobachtungen.
    Und: das eine könnte ggfs. geschehen, ohne das andere zu lassen: was spricht dagegen, an den Tagen die Ihre Mutter nicht in die Tagespflege geht, durch eine solche Person wie von Ihnen genannt betreuen zu lassen?
    Das wird ohnehin nur stundenweise möglich sein, aber wenn Sie sich solche Sorgen machen, Ihre Mutter könnte unterfordert sein in der Tagespflege und dadurch Schaden erleiden - vielleicht beruhigt es Sie, wenn Sie an anderen Tagen für einen "Ausgleich" sorgen? Die Woche vielleicht "hälfteln"?

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust


    Hallo Jonnie,


    Ihre Mutter besucht die Tagespflege nun über ein Jahr - was sagt sie denn dazu? Fühlt sie sich wohl? Langweilt sie sich?

    Haben Sie die Mitarbeitenden dort einmal angesprochen, wie Ihre Mutter den Tag verbringt, beschäftigt, betreut und aktiviert wird?
    Sicher ist eine dauernde Unterforderung nicht förderlich - und wenn die Unterschiede im Fortschritt der Demenz sehr groß sind, macht es auch für ihre Mutter Gespräche ggfs. nicht einfacher und das Betreuungsangebot wird sich wahrscheinlich ebenfalls stark am Gros der Gäste orientieren. Dennoch muss bedacht werden, dass Ihre Mutter das vielleicht ganz anders erlebt als Sie es wahrnehmen.
    Ich würde dazu unbedingt auch das Gespräch mit den Mitarbeitern suchen. Möglicherweise bindet man Ihre Mutter anders ein, so dass sie sich dennoch wohl fühlt und auch angemessen gefordert ist.
    Und nein, Ihre Frage bzw. Sorge klingt in keiner Weise "böse", sondern macht deutlich, wie wichtig Ihnen eine gute Versorgung ist.


    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

    Hallo Anette K,

    Wenn mich meine Mutter den ganzen Mittag massiv bearbeitet, dann komme ich schon ins Zweifeln und überlege, ob es daheim für sie besser wäre.

    dazu ein Gedanke: daran, da Ihre Frau Mutter auch schon im vorigen Zuhause genau dort hin wollte - "Ich will nach Hause.". Der Ort ist dabei nicht so entscheidend, wie das Gefühl. Das Daheim-Gefühl. Das kann "demenzbedingt" verlorengehen, ist aber nicht notwendigerweise an bestimmte Räume gekoppelt. Beispielsweise könnte sich ein Mensch, der mit vielen Geschwistern aufgewachsen ist wohler fühlen, wenn er viel Zeit in einem Gemeinschaftsraum mit anderen verbringt - als Beispiel.
    Die Frage wäre also, was bedeutet "Zuhause" für Ihre Mutter? Und kann man Wege finden, ihre dieses Zuhause-Gefühl vor Ort zu verschaffen....und bestimmt muss auch die Zeit (Gewöhnung) ihren Beitrag tun. Trotzdem wollte ich diesen Gedanken noch einwerfen - vielleicht gibt es etwas sehr "typisches", was zum Daheimgefühl Ihrer Mutter noch beitragen könnte.
    Weiterhin viel Kraft.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Ruderer,


    auch von mir willkommen im Forum. Ihre Schilderung ist sehr eindrücklich. Ich tendiere nach dem Lesen stark dazu, dass Sie sich unbedingt bei einer Fachstelle vor Ort beraten lassen sollten denn ich vermute, dass noch viele Aspekte berücksichtigt werden müssen. Sie finden mögliche Beratungsstellen z.B. über die Adressdatenbank des Wegweisers.
    Haben Sie die rechtliche Seite geregelt? Vollmachten, Betreuungsverfügung? Wer darf was entscheiden im Zweifelsfall? Bedenken Sie, dass es womöglich zu Situationen kommt, in denen jemand vielleicht Entscheidungen treffen muss in ihrem beiderseitigen Interesse. Nötigenfalls auch ohne das Einverständnis Ihres Freundes.
    Besteht ein Pflegegrad?
    Welche Verbesserung versprechen Sie sich von einem Umzug ins betreute Wohnen? Gibt es dort die Möglichkeit der stundenweisen Entlastungsbetreuung für Sie bzw. haben Sie diese schon mal angedacht oder ausprobiert?

    Ist ein Haus- / Facharzt involviert?

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust


    Hallo Rini,


    das sind wirklich mehrere schwierige Entwicklungen. Zur nächtlichen Unruhe gab es hier schon einmal einen Thread - vielleicht können Sie diesem etwas hilfreiches entnehmen.
    Leider gibt es in vielen Regionen große Schwierigkeiten, adäquate Heimplätze zu finden, auch aufgrund des großen Personalmangels. Viele Einrichtungen verfügen leider über kein (gelebtes) Nachtkonzept bzw. eine Struktur, die Schlaf-Wachrrhythmus-Störungen begegnet und normalisieren hilft. Für die Suche nach einem Heimplatz ist es zumindest hier in der Region oft zwingend, jeden Kontakt zu nutzen: Alzheimer Gesellschaft, kommunale Stellen bei Gemeinde und Landkreis, Internetseiten bzw. Adressdatenbanken

    auch Pflegeberatungsstellen und Pflegekassen, (Haus-)ärzte etc. . Und selbst dann.... . Vielleicht hat jemand von der Tagespflege noch einen Tipp für Sie?


    <<Es wird wohl ein Platz in einem geschützten Bereich werden müssen, mein zumindest die Heimleitung. Eine andere Option hätten wir nicht.>>Hat die Einrichtungsleitung dargelegt, warum es aus ihrer Sicht keine andere Option gibt?
    Sachlich ist das örtliche Betreuungsgericht in Sachen (Übersicht zum Ablauf z.B. hier:) Unterbringungsverfahren zuständig.

    Ich hoffe und wünsche, dass Sie eine gute, geeignete Einrichtung für Ihre Großmutter finden.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Frau Polster,


    auch ich kann den Eindruck nur verstärken, dass ich sehr unterschiedliche Rückmeldungen dazu von Angehörigen bisher bekommen habe. Mal klappte das sehr gut, mal war es katastrophal.

    Grundsätzlich gilt deutsches Arbeitsrecht (Mindestlohn) auch in diesem Zusammenhang; einige Male habe ich erlebt, dass die Kosten deutlich unterschätzt wurden und immer wieder auch Probleme wenn es um Urlaubs- oder Abwesenheitsvertretungen ging (keine Ersatzperson da).

    Einige Infos hat die Verbraucherzentrale hier zusammengestellt.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Lieber Schwarzerkater,


    offenbar habe ich Sie beinahe missverstanden - aber auch wieder nicht. Vielen Dank für die Erläuterung. Ich denke, wir sind uns in der Herangehensweise da völlig einig.
    Ich wollte tatsächlich nur darauf hinaus, dass das "Ankommen" in der Einrichtung auch erschwert werden kann, wenn Betroffenen unerfüllbare Hoffnungen (wie Sie es treffend beschreiben) gemacht werden.
    Vielen Dank.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Lieber Schwarzerkater,

    Es hilft den Dementen nicht, wenn wir ihnen rational erklären, dass sie nun ihr Haus nie wiedersehen. Das kann ihnen im Augenblick so weh tun, dass es für sie unerträglich ist. (Die normalen Bewältigungsstrategien für Schmerz und Verlust sind ja bei ihnen ebenso eingeschränkt.)

    Genau sowenig würde ich sagen, dass es nächste Woche definitiv wieder nach Hause geht. Wir haben meine Mutter in ihren Bedürfnissen beobachtet und fanden so zur - m.E. passenden - Strategie. Es ist immer ein Vortasten, was gerade passt oder nicht so gut passt.

    Ersteres ist mir zu pauschal.
    Es kann durchaus wichtig und hilfreich sein in diesem Zusammenhang nicht wiederkehrend Raum für Zweifel an der neuen Lebenssituation aufzumachen. Klarheit kann eine äußerst positive Wirkung haben im Sinne dessen, Akzeptanz zu schaffen. Zwischen "Sie sehen Ihr Haus nie wieder." und "Sie sind jetzt hier Zuhause." liegt ein großer Unterschied in Haltung und Herangehensweise - auch wenn man im Endeffekt sagen könnte, beides bedeutet rational betrachtet dasselbe.
    Das kommt m.M.n. auf ganz verschiedene Umstände an. Wenn Sie einen Menschen mit Demenz kennengelernt haben, haben Sie einen Menschen mit (einer bestimmten) Demenz kennengelernt. Wie Sie schreiben: es bleibt ein Vortasten, ein Strategiefinden - völlig dem zugewandt was hilfreich und zielführend ist vor dem Hintergrund, sich ein- und angewöhnen zu können.

    Vielleicht noch Einwurf Annette K an dieser Stelle:
    Ich erlebe es als nicht unwesentlich, dass sich Angehörige und die Mitarbeitenden der Einrichtung gerade auch zum Umzug darüber abstimmen, welche Auskünfte / Antworten gegeben werden auf erwartbare oder sich häufig wiederholende Fragen - z.B. auf den Wunsch bzw. die Frage: "Wann kommt meine Tochter wieder?". Nicht gut ist: die einen sagen so, die anderen so. Von "Irgendwann" bis "Morgen" oder "keine Ahnung ob die so bald nochmal herkommt" ist sonst vielleicht alles drin. Das würde ich möglichst vermeiden wollen und daher absprechen.

    Mir persönlich wird mancherorts einfach zu schnell und zu invasiv auf "Eingewöhnungsschwierigkeiten" reagiert (im KH meist aber viel extremer als in einer Pflegeeinrichtung).
    Alle benötigen Zeit.
    Zeit anzukommen. Sowohl am neuen Ort, als auch beieinander.

    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

    Hallo Anette K,


    Sie sehen an den unterschiedlichen Erfahrungen die hier geschildert wurden: so unterschiedlich wird damit umgegangen und so unterschiedlich sind die Verläufe. Will sagen: eine pauschale Antwort was besser ist, gibt es zu Ihrer Frage m.E.n. nicht.

    Prinzipiell kann man jedoch durchaus sagen, dass Ortswechsel für Menschen mit Demenz häufig schwer(er) zu verkraften sind. Bei einer doch schon deutlich fortgeschrittenen Demenz würde ich sie immer vermeiden wollen, wenn möglich.

    Einen wichtigen Punkt den Schwarzerkater anspricht teile ich aus meiner Erfahrung heraus: "Zuhause" in seiner Bedeutung wird im Verlauf einer Demenz immer weniger mit einem Ort (im Sinne von Räumlichkeiten) verbunden, sondern mit einem Gefühl. Die Menschen, der Umgang, Vertrautes werden entscheidender. In diesem Sinne plädiere ich dfür, Umzüge möglichst gut vorzubereiten. D.h., wichtige, vertraute, bedeutungsvolle Gegenstände z.B. möglichst bereits vorher in die neue Wohnumgebung zu bringen, nicht erst nach und nach oder am Umzugstag selbst. Wichtige Aspekte zu Gewohnheiten und Vorlieben - darüber möglichst vorab die Mitarbeitenden der Einrichtung zu briefen, nicht erst nach und nach oder wenn etwas vorfällt.
    Trotzdem: ein Umzug ist ein einschneidendes Erlebnis, insbesondere auch dann wenn er aufgrund der Umstände, sozusagen nicht aus "freien Stücken" erfolgt.

    Trauer, Ärger, Enttäuschung - all das darf auch bei Betroffenen dazugehören.
    Wovor ich warnen möchte ist, Betroffene zu täuschen im Sinne von "Du bist hier nur zur Kur." oder "Nächste Woche geht es dann wieder nach Hause." - sicherlich auch abhängig vom Fortschritt der Demenz, habe ich mehrfach erlebt, dass das zu schweren Vertrauensbrüchen innerhalb der familiären Beziehung geführt hat.
    Es sollte gut überlegt werden, ob und wann man ein solches Risiko eingeht.

    Sinnvoll ist in meinen Augen vor allem: bereiten Sie die Einrichtung - das Heim, das neue Zuhause gut auf Ihre Mutter vor. Die schlechtesten Verläufe haben häufig einen "Hau-Ruck"-Start.

    Willkommen im Forum.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo Weitweg,


    ich verstehe das so, dass im Pflegeheim eine eigene Station mit Vorrichtungen existiert, die verhindern (sollen), dass Heimbewohner das Haus unbemerkt / selbständig verlassen. Häufig wird von "beschützend" gesprochen, was nichts anderes meint als "geschlossen" im o.g. Sinn und damit einen Freiheitsentzug bedeutet.
    Für einen Umzug in diese Abteilung wird, so schätze ich das ein, ein sogenannter Unterbringungsbeschluss benötigt. Man wird dies mit einer Selbstgefährdung ("Weglaufen") begründen, vermute ich. Für eine Prognoseerstellung möchte man vermutlich eine Aussage des Neurologen dazu, da eine Unterbringung gerichtlich geprüft wird und Grundsätze der Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit beachtet werden müssen.

    Den Auszug aus dem aktuellen Pflegeheim zu erzwingen, ist auch für den Heimbetreiber nicht so ohne Weiteres möglich. Er könnte, wenn er sich nicht in der Lage sieht eine angemessene Pflege sicherzustellen, womöglich den Heimvertrag kündigen. Dagegen kann man sich juristisch zur Wehr setzen, was Pflegebedürftige bzw. Angehörige auch schon erfolgreich getan haben.

    Nur: meinem Erleben nach ist das immernoch die Ausnahme, dass aufgrund des Verhaltens eines Menschen mit Demenz der Heimplatz gekündigt wird. Normalerweise sind alle gemeinsam bemüht, eine gute und vertretbare Lösung zu finden. Was diesen Aspekt angeht, rate ich Ihnen erst einmal das Telefonat abzuwarten.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

    Hallo HaBi,


    willkommen im Forum.

    Sie haben hier bereits hilfreiche Antworten bekommen. Ich möchte ergänzen:

    ganz generell zum Aufenthaltsort: im Zweifel kann eine (zwangsweise) Unterbringung nur durch ein Gericht beschlossen (bzw. bestätigt) werden. Voraussetzung ist grundsätzlich, dass die Person sich oder Dritte gefährdet.
    Ich bin kein Jurist und Rechtsberatung können wir hier nicht bieten, jedoch zu Ihrer Frage, wann Sie als Unterbevollmächtigter den Aufenthaltsort bestimmen können im Sinne der Vollmacht bzw. wann diese greift:
    Ich schätze das so ein bzw. habe das so verstanden, dass Ihr Herr Vater geistig fit ist ("keine alltagsrelevanten kognitiven Einschränkungen"). Daher kann er auch jedwede Entscheidungen über einen Umzug treffen und Ihre Vollmacht wäre dem nachgelagert. Sie wären aber andererseits m.E.n. auch nicht verpflichtet, einen Umzug zu organisieren.

    (Auch) Pandemiebedingt haben sich viele online-Angebote, auch Selbsthilfegruppen und Beratungen in Sachen Demenz etabliert. Ggfs. wenden Sie sich an Ihre regionale Alzheimer Gesellschaft oder die Senioren-/Pflegebevollmächtigte Ihrer Kommune, um da eine konkrete Info zu bekommen, falls Sie online nicht fündig werden.

    Vielleicht mögen Sie zu meiner besseren Vorstellung noch mitteilen, seit wann das Antidepressivum und das Neuroleptikum verordnet sind?

    Hier hat der User Buchenberg etwas in Klammern gesetzt, was ich nochmal hervorheben möchte:
    <<Irgendwann (vielleicht nach einem Jahr)>>

    Manchmal ist die Zeit einer der wichtigsten Verbündeten pflegender Angehöriger. Zumindest ist sie zuverlässig.

    Vielleicht können Sie im Augenblick kaum etwas anderes tun, als Ihren Vater weiter darin zu bestärken, dass die jetzige Wohnsituation die bestmögliche ist (da Hilfe Zuhause abgelehnt würde) und ihm immer wieder "Verschnaufspausen" von den Auseinandersetzungen zu bieten.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust