Beiträge von klauspawletko

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    Hallo Rose60,

    die Mutter ist für viele Demenzkranke das Synonym für Geborgenheit und Sicherheit. Insofern kann ich die Empfehlungen nur unterstützen, dieses Bedürfnis aufzugreifen. Das funktioniert oft gut, indem man schöne Erinnerungen an Situationen mit der (verstorbenen) Mutter wachruft.

    Eine gänzlich andere Erfahrung habe ich mit der Frage nach dem Alter des/der Erkrankten gemacht. Allerdings nicht: " wie alt bist jetzt eigentlich", sondern: " was bist Du nochmal für ein Jahrgang"? "Und was für ein Jahrgang ist Deine Mutter?" Das kann in Einzelfällen zu der "Erkenntnis" führen, dass die Suche nach der Mutter wohl doch vergeblich ist. Auch hier gilt: Versuch macht klug.

    Ales Gute wünscht Klaus Pawletko

    Hallo Zimt,

    bei fortgeschrittener Demenz spielt der konkrete Wohnort in der Regel eine immer kleinere Rolle. Zuhause ist dann dort, wo man sich angenommen und gut aufgehoben fühlt.

    Ob Ihre Mutter dieses Stadium schon erreicht hat, kann ich von außen nicht beurteilen. Sicher ist, das ein Seniorenwohnhaus (oder sog. Betreutes Wohnen) für fortgeschritten Demenzkranke kein ausreichendes Angebot ist.

    Sie sollten schon einmal mögliche alternative Wohn-/Betreuungsorte besichtigen. Das können spezielle Heime sein oder aber auch eine sog. ambulant betreute Wohngemeinschaft, wenn es die denn in Ihrer Umgebung gibt.

    Wenn Sie etwas passendes gefunden haben, ist es eine Überlegung wert, mit der Mutter gemeinsam den potentiellen neuen Wohnort zu besichtigen. Bei manchen Wohngemeinschaften gibt es auch die Möglichkeit des Probewohnens.

    Bei einer passenden, für Ihre Mutter angenehme Umgebung ist eine Besuchsfrequenz von 2-3 mal die Woche gut ausreichend.

    Sie müssen beurteilen, wie weit Ihre Mutter an der derzeitigen Wohnsituation hängt und ob die derzeitige räumliche Umgebung wirklich eine Bedeutung für sie hat. Vielleicht hat der alte Baum dort ja noch gar keine Wurzeln geschlagen.

    Gutes Gelingen wünscht Klaus Pawletko

    Hallo AnneKueste,

    Ihr Beitrag geht mir nun schon seit etlichen Tagen durch den Kopf. Ich kenne aus meiner früheren Beratungstätigkeit viele Fälle, in denen Kinder von Demenzkranken oder pflegebedürftigen Eltern ähnliche Gedanken geäußert haben - immer mit entsprechendem schlechten Gewissen.

    Eltern (und Kinder übrigens auch) haben keinen lebenslangen Anspruch auf Liebe. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich Kinder nicht mehr um ihre Eltern kümmern; es bedeutet aber auch nicht, dass sich die Kinder aufopfern müssen. Dies umso mehr, wenn die erkrankten Eltern das Leben der Kinder aufsaugen.

    Viele Kinder von Demenzkranken erliegen dem Trugschluss, dass sie nur genügend Liebe (oder Aufopferung) aufbringen müssen, damit alles gut/besser wird.

    Ich bin überzeugt, dass es Situationen geben kann, wo Liebe (wenn sie denn vorhanden ist), nicht die Lösung des Problems ist.

    Ein kühler Kopf und eine engagierte Suche nach einer guten Versorgung, bei der man die Belastung - nicht die Verantwortung! - abgeben kann, scheint mir in diesen Fällen häufig die bessere Lösung zu sein. Dann ergibt sich dadurch vielleicht auch die Möglichkeit zu einem Neuanfang der Beziehung, wenn auch unter veränderten Vorzeichen.

    Ich fand es sehr mutig von Ihnen, Ihre Gedanken so offen zu formulieren. Sie berühren ja damit ein Tabu bezüglich der Eltern-Kind-Beziehung.

    Alles Gute für Sie wünscht Klaus Pawletko

    Hallo OiOcha,

    Ihre Schilderungen klingen so, dass ich mir gut vorstellen kann, dass Sie darüber nachdenken, die "Reißleine zu ziehen".

    Es geht Ihnen ja darum, die Mutter so gut wie möglich zu schützen und dem Vater die Qual eines Zwangsentzugs zu ersparen.

    Ein Argument, das für einen Entzug spricht, ist die Möglichkeit, dass Ihr Vater hinterher "vergessen" hat, dass er Alkoholiker ist. Dieses Phänomen ist mir zumindest schon bei einigen Korsakow-Demenzkranken begegnet.

    Was ich nicht beurteilen kann, ist die Frage, ob die Beziehungsprobleme mit den latenten Gewaltphantasien Ihres Vaters damit behoben wären. In diesem Falle wäre Ihrer Mutter ja nicht geholfen. Das können Sie und Ihre Mutter wahrscheinlich am besten beurteilen.


    Als "Plan B" sehe ich bei Ihrer Geschichte dann nur noch die Unterbringung in einer speziellen Wohnform, die kontrolliertes Trinken ermöglicht. Ob es so eine Einrichtung in Ihrer Nähe gibt, weiß ich leider nicht. In Berlin gibt es zumindest ein Heim, in dem kontrolliertes Trinken Teil des Konzepts ist.

    Auch gibt es zumindest eine Wohngemeinschaft für Korsakow-Patienten, in der kontrolliertes Trinken erlaubt ist.


    Beide Alternativen bedürfen der Einigkeit zwischen Ihnen und Ihrer Mutter und der Begleitung durch den sozialpsychiatrischen Dienst. Ich denke, dass sich beide Varianten für Sie nicht gut anfühlen - auf Dauer wird aber der Status Quo bei Ihren Eltern nicht aufrecht zu erhalten sein.


    Denken Sie daran, dass auch Ihre Kräfte und Nerven endlich sind und das es immer besser mit mit maximal kühlem Kopf solche Entscheidungen zu treffen.

    Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute dabei!


    Klaus Pawletko

    Hallo Storck30,

    Bevor ich auf eine "Mustersatzung" eingehe, möchte ich Ihnen und den anderen Angehörigen empfehlen, ein paar Grundsätze und Voraussetzungen zu klären.

    1. Das wichtigste: haben die Angehörigen bzw. rechtlichen Betreuer ein Selbstverständnis als Gremium, das alle wesentlichen Entscheidungen (mit)bestimmt? Sind alle - oder zumindest die meisten - bereit, diese Verantwortung auch zu übernehmen?

    2. Wie wollen Sie als "Angehörigen-Gremium" das Verhältnis zum Pflegedienst (AWO) gestalten? Soll die AWO bei allen Entscheidungen mit einbezogen werden oder legen Sie Wert auf eine gewisse Autonomie vom Pflegedienst?

    3. Funktionieren Ihre Regelungen/Vereinbarungen auch unabhängig von bestimmten Personen? In einer WG gibt es ja zwangsläufig einen häufigeren Wechsel.

    4. Welche Bereiche des WG-Alltags sollen geregelt werden? Das fängt mit einfachen Dingen wie z.B. der Höhe des Haushaltsgeldes oder der Verwaltung der Haushaltskasse an und hört bei konfliktträchtigen Fragen wie z.B. die Auswahl neuer WG-MITGLIEDER oder dem Ausschluss eines Bewohners auf.

    5. Welche Mehrheitsregelungen sollen gelten? Reicht die einfache Mehrheit oder bedarf es bei schwierigen Themen der Einstimmigkeit oder einer 2/3-Mehrheit?

    6. Müssen neue Bewohner die Satzung/Vereinbarung anerkennen, wenn Sie einen Mietvertrag bekommen wollen?


    Ich bin derzeit im Urlaub und kann Ihnen deshalb kein "Musterexemplar" zukommen lassen. Sie können aber Hinweise bekommen unter: http://www.wg-qualitaet.de oder bei: swa-Berlin.de


    Aber bedenken Sie immer, dass schriftliche Vereinbarungen nur so gut sind wie die Menschen, die sie mit Leben füllen. Ihre "Satzung" muss zu Ihnen passen!


    Ich melde mich nach den Ferien bei Ihnen. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg beim Ideen-sammeln.

    Klaus Pawletko

    Hallo OiOcha,

    das Phänomen, dass Sie beschreiben, ist allen Angehörigen und Profis nur allzu bekannt. Man nennt das "dissimulieren", d.h. der Kranke tut so, als wäre er gesund. Das tritt insbesondere dann auf, wenn er/sie mit "Autoritätspersonen" konfrontiert wird.

    Wichtig ist: Es handelt sich bei diesem Phänomen nicht um einen bewußten Akt, der von dem Demenzkranken gezielt gesteuert wird. Das macht es für Kontaktpersonen nicht leicht; selbst Pflegeprofis denken dann manchmal, dass der Demenzkranke eigentlich gesund ist, und die Demenz nur vorspielt. Das Gegenteil ist der Fall!

    In der Regel findet man das auch schnell heraus, indem man Fragen stellt, die den Demenzkranken aus seiner "Gesund-Rolle" heraus bringen.

    Beispiel: der Arzt (oder der MdK-Gutachter) fragt den Kranken, ob er denn morgens alles noch alleine bewerkstelligen kann. Das wird der Kranke oftmals bejahen. Die Fassade fängt aber an zu bröckeln, wenn man ihn/sie bittet, doch mal aufzuzählen, was er/sie denn alles so am Morgen macht.

    Erfahrene Neurologen kennen das Phänomen und lassen sich entsprechen auch nicht so leicht "hinters Licht" führen. Viele Hausärzte lassen sich aber durch die Fassade täuschen.

    Hier hilft nur, den Arzt vorher auf dieses Phänomen aufmerksam zu machen und entsprechende "Tricks" zur Entlarvung anzuwenden.

    Fazit: Es ist vergebliche Liebesmüh zu versuchen, den Demenzkranken von seinem Verhalten (so zu tun, als sei er/sie gesund) abzubringen.

    Wir wissen leider nicht ganz genau, was sich da im Gehirn abspielt, aber abtrainieren lässt sich dieses Verhalten nicht.

    Bleiben Sie gelassen und werfen Sie dem Demenzkranken niemals sein Verhalten vor. Er oder sie kann es nicht verändern!


    Beste Grüße von

    Klaus Pawletko

    Hallo Ravaisch,

    falls noch nicht geschehen, sind die wichtigsten Dinge eine Vorsorgevollmacht (Generalvollmacht, eventuell zusätzliche Bankvollmachten) und eine Patientenverfügung.

    Bei der Vorsorgevollmacht - die wahrscheinlich primär auf Ihren Vater ausgestellt werden soll - sollten Sie berücksichtigen, dass auch ihm etwas zustoßen kann. Also sollten Sie in jedem Fall eine zweite Person benennen, vorzugsweise Sie als Kind der Eltern.

    Daneben gilt es, sich schon einmal zu informieren, welche Unterstützungsangebote es in Ihrer Umgebung gibt (sog. niedrigschwellige Betreuungsangebote, Pflegedienste, Tagespflegen, Kurzzeitpflegen etc.)

    Um auf den "worst case" vorbereitet zu sein, kann es auch nicht schaden, sich schon einmal über professionelle Dauerpflegeangebote zu informieren, also Pflegeeinrichtungen oder spezielle Wohngemeinschaften.

    Ich vermute, dass Ihre Eltern keine finanziellen Sorgen haben; ansonsten gilt es zu berücksichtigen, dass im Falle einer dauerhaften professionellen Versorgung erhebliche Belastungen auf das Paar - vor allem den zu Hause verbleibenden Partner - zukommen können.

    Neben diesen praktischen Dingen ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Vater (oder wenn möglich auch mit beiden Eltern) über mögliche Perspektiven sprechen. Es ist hilfreich, wenn Sie schon einmal verschiedene Szenarien im Geiste durchspielen. Das erleichtert allen Beteiligten mit "kühlem Kopf" zu entscheiden, wenn eine Situation eintritt, in der schnell gehandelt werden muss.

    Sie werden sicher noch sehr viele Hinweise von den anderen Forumteilnehmern bekommen, die aus ihrer eigenen Erfahrung wichtige Hinweise geben können.

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute


    Klaus Pawletko

    Hallo Helfendehand,

    ich würde es nicht mit einem "Nein" probieren, sondern mit einem Alternativ-Angebot.

    Das Gebraucht-Werden ist ja im Prinzip ein guter Impuls, nur muss man diesen auf einen verträglichen Weg lenken.

    Vielleicht lann man der Frau anbieten, derweil den Abwasch zu machen, zu staubsaugen oder ähnliches.

    Einen Versuch ist es wert.


    Viel Erfolg wünscht

    Klaus Pawletko

    Hallo Rose60,

    wenn Sie - wie ich vermute - keine Generalvollmacht von Ihrer Mutter haben, bleibt wohl nur der Gang zum Vormundschaftsgericht. Dort können Sie die rechtliche Betreuung für Ihre Mutter beantragen.

    Wenn der zuständige Amtsrichter begutachtet, dass Ihre Mutter nicht mehr geschäftsfähig ist (und/oder eine Rückkehr ins Haus nicht mehr möglich), dann dürfte der Erteilung einer Betreuung eigentlich nichts im Wege stehen.

    Wenn Sie Vorbehalte haben, können Sie sich auch vorher bei einem Betreuungsverein (gemeinnützig) beraten lassen.

    Alles Gute dabei wünscht

    Klaus Pawletko

    Hallo KO72,

    Sie haben ja hier bereits viel Zuspruch und Verständnis erfahren. Ich möchte noch einige weniger emotionale Hinweise ergänzen.

    Zuvorderst möchte ich Ihnen raten, mehr Führung zu übernehmen - auch wenn es Sie bei Ihrer Mutter nicht unbedingt beliebter macht.

    Als erstes scheint mir dringend eine umfängliche Diagnose angeraten, am besten in einer so genannten Gedächtnissprechstunde (wenn es die in Ihrer Nähe gibt). Anhand der von Ihnen geschilderten Symptome könnte bei Ihrer Mutter auch eine Altersdepression mit im Spiel sein.

    Vielleicht müssen Sie die Dringlichkeit eines Arztbesuchs anders begründen, z.B. mit einer Sorge vor möglichen Auswirkungen der Insulingabe oder ähnliches.

    Dann gibt es viel Praktisches zu regeln: Leistungen bei der Pflegekasse beantragen (Pflegestufe, Hilfen nach § 45), Vorsorgevollmacht (evtl. separate Bankvollmacht) etc.

    Wenn Ihnen die ganze Situation zu sehr "an die Nieren" geht, könnten Sie auch über die Beteiligung eines rechtlichen Betreuers nachdenken, der oder die Sie unterstützen könnte. Hierzu würde ich Ihnen eine Beratung bei einem sog. Betreuungsverein empfehlen. Sie geben damit nicht die Verantwortung und den Einfluss ab, aber können sich in schwierigen Situationen mit einem Menschen vom Fach austauschen.

    Mit dem Termin in der Pflegeeinrichtung haben Sie ja bereits einen "Plan B" in Erwägung gezogen. Ob so ein Schritt zum jetzigen Zeitpunkt der richtige ist, kann ich aus der Distanz nicht beurteilen. Das wird entscheidend davon abhängen, wie sehr Ihre Mutter zukünftig Unterstützung (und Führung) akzeptieren wird.

    Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles Gute in dieser für Sie schwierigen Zeit.


    Beste Grüße von

    Klaus Pawletko

    Hallo Sabida,

    nach meinen Erfahrungen sind die Sozialämter im Falle der WGs kulant.

    Ich rate Ihnen aber, vorsichtshalber vorher nachzufragen. Aktuelle Fälle aus Niedersachsen sind mir leider nicht bekannt.

    Ich drücke Ihnen die Daumen.

    Beste Grüße von

    Klaus Pawletko

    Hallo Helfendehand,

    Sie schreiben, dass die Ehefrau mit Unverständnis reagiert, "wenn er sich mehr Zeit für sich wünscht".

    Verständnis von einer demenzkrenken Frau zu erwarten, ist wahrscheinlich auch illusorisch. Ich glaube, dass der Ehemann mehr steuern muss, wenn seine Bedürfnisse zu kurz kommen. Das können - wie Frau Sachtweh schon vorschlug - ein oder mehrere zusätzliche Tage in der Tagespflege sein, eine zusätzliche Betreuungsperson oder mehr außerhäusige Aktivitäten mit den anderen Bezugspersonen. Das würde dem Ehemann zumindest für einige Stunden Luft verschaffen.

    Viele Grüße von

    Klaus Pawletko

    Hallo Barfuss,

    Sie haben ja bereits wichtige Dinge eingeleitet, indem Sie einen ambulanten Pflegedienst und den MDK eingeschaltet haben.

    Sie beschreiben, dass es seit dem Besuch beim Psychologen (Psychiater?) "bergab" geht. Ich kann aus der Ferne nicht beurteilen, ob die Verschreibungen von Antidepressiva und Antidementiva angemessen sind, aber der Hinweis, dass sich seitdem der Zustand der Mutter verschlechtert hat, könnte eine Zweitmeinung vielleicht angeraten sein lassen.

    Ich verstehe gut, dass Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen mit Alkohol allergisch auf den Konsum Ihrer Mutter reagieren. Ich halte den Konsum von 2 Piccolos am Tag für nicht gravierend, wenn Ihre Mutter daran gewöhnt ist. Darauf mit Maßregelungen und "Schimpfen" zu reagieren, ist nach meiner Erfahrung eher kontraproduktiv und führt zu Abwehr und Spannungen.

    Ihre Mutter ist sehr wahrscheinlich gerade mit einer intensiven Erfahrung von Verlusten konfrontiert (Gedächtnisverlust, Kontrollverlust). Sie sollten Sie erst einmal nicht noch mit einem drohenden Verlust ihrer "Alkohol-Ration" beängstigen. Sie sollten mit dem Psychiater/Neurologen allerdings besprechen, ob und welche Wechselwirkungen es mit den Medikamenten und Alkohol geben könnte.

    Ihnen möchte ich mehr Gelassenheit wünschen, die Sie vielleicht in einer Angehörigen-Gruppe erlangen können - vorausgesetzt, so ein Angebot existiert in Ihrer Nähe. Gerade weil Sie von Ihrer Familie offensichtlich im Stich gelassen werden, kann so eine Möglichkeit zum Austausch sehr hilfreich sein.

    Alles Gute wünscht Ihnen

    Klaus Pawletko

    Hallo never 20,

    nach meinen Erfahrungen hat der geografische (sachliche) Ort für Menschen mit Demenz keine herausragende Bedeutung (mehr).

    "Zu Hause" ist dort, wo man sich angenommen fühlt und liebevoll behandelt wird. Wenn Sie den Eindruck haben, dass dies im neuen Heim gewährleistet ist, spricht meines Erachtens vieles dafür, den Umzug zu wagen.

    Wenn Sie das Zimmer vorher einrichten und die ersten Tage nach dem Umzug häufiger anwesend sind, müsste die Eingewöhnung gut funktionieren.

    Gibt es denn im alten Heim bestimmte Rituale, an die Ihre Mutter gewöhnt ist? Wenn ja, sollten Sie versuchen, diese Abläufe auch im neuen Zuhause zu etablieren. Das sollte in enger Absprache mit dem Personal dort geschehen - am besten mit einem oder zwei "BezugspflegerInnen", die sich am Anfang besonders um Ihre Mutter kümmern.

    Vielleicht kann man auch ein besonderes "Willkommen" arrangieren, mit Blumen oder - falls erlaubt und genehm - mit einem Gläschen Sekt.

    Alles Gute für den Umzug wünscht Ihnen

    Klaus Pawletko

    Hallo Verena 84,

    vielen Dank erst einmal für Ihre eindringliche Schilderung der Situation.

    Mit der Überlegung, den Vater auf eine Warteliste für eine spezielle Pflegeeinrichtung zu setzen, liegen Sie auf jeden Fall richtig.

    Sie sollten mit Ihrer Mutter jetzt intensiv das Für und Wider einer außerhäusigen Versorgung besprechen.

    Neben den emotionalen Aspekten (schlechtes Gewissen, den Ehemann "abgeschoben" zu haben) gilt es auch die möglichen finanziellen Auswirkungen zu bedenken. Eheleute haften in der Regel mit den gemeinsamen Einkünften/Vermögen für den zu erbringenden Eigenanteil bei den Pflegekosten. Dies kann bei dem zurück bleibenden Ehepartner (also Ihrer Mutter) gravierende Einkommensverluste bedeuten.

    Für den Fall, dass Sie derartiges befürchten müssen, empfehle ich Ihnen eine Beratung beim Sozialamt oder bei einem Wohlfahrtsverband.

    Viel wichtiger ist aber die Auseinandersetzung mit der Frage, ab wann die Situation mit dem Vater für Ihre Mutter und Sie selbst nicht mehr erträglich ist. Bis dahin sollten Sie alle Möglichkeiten der Entlastung ausschöpfen. Wenn Tagespflege nicht funktioniert, könnten Sie es mit einem Besuchsdienst probieren, den Sie - zumindest teilweise - über den sog. Entlastungsbetrag nach § 45b Pflegeversicherungsgesetz finanzieren können (bis 125 € monatlich).

    Zudem rate ich Ihnen, das Risiko einer Kurzzeitpflege trotz der Befürchtungen Ihrer Mutter einzugehen. Neben dem Entlastungseffekt bekommen Sie vielleicht auch Aufschluss darüber, wie sich der Vater in einer Pflegeeinrichtung verhalten würde. Sie sollten in diesem Falle unbedingt besprechen, wie die Einrichtung mit dem Nikotinverlangen des Vaters umgehen soll. In der Regel verfügen die Einrichtunen über Erfahrungen damit.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Mutter viel Mut und Kraft und alles Gute!

    Klaus Pawletko

    Hallo Sabida,

    Sie sagen ja, dass es momentan eher ein moralisches denn ein juristisches Problem für Sie ist.

    Ūber kurz oder lang wird es sicher ein rechtliches Problem werden. Haben Sie mit Ihrer Schwester schon einmal über Vollmachten gesprochen? In dem von Ihnen beschriebenen Zustand ist Ihre Schwester noch in der Lage Ihnen eine Generalvollmacht auszustellen. Wenn die Krankheit fortschreitet, bleibt irgendwann nur der Gang zum Amtsgericht und die Einrichtung einer rechtlichen Betreuung, was m.E. bei Ihrem Verhältnis die schlechtere Lösung wäre.

    Sie selbst müssen sich die Frage stellen, ob Sie die Person sein möchten (und können), die Ihrer Schwester zukünftig Dinge "verbieten" muss; denn darauf läuft es zwangsläufig hinaus.

    Was die professionelle Urlaubsbegleitung anbelangt: es finden sich sicher seriöse - und wahrscheinlich teure - Angebote. Aber soll eine fremde Person diese Verantwortung tragen? An einem innerdeutschen Reiseziel, an dem man diese Reise auch kurzfristig abbrechen könnte, kann ich mir das noch vorstellen. Die Herausforderung bei einer Mallorca-Reise halte ich für zu hoch, zumal ja auch noch psychische Probleme (Sie haben von Angststörungen gesprochen) auftreten könnten.

    Mein Fazit: Sie sollten versuchen, Ihrer Schwester diese Reise auszureden, verbunden mit einem ernsten Gespräch über die Perspektiven angesichts der Erkrankung. Ihre Schwester wird Sie nicht dafür lieben und es wird Ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen. Eine Alternative hierzu sehe ich allerdings nicht.

    Alles Gute für Sie wünscht

    Klaus Pawletko

    Hallo Sunflower82,

    das Dilemma, das Sie schildern, ist vielen Angehörigen von Demenzkranken bekannt.

    In der Begleitung von Menschen mit Demenz kommt immer irgendwann der Punkt, an dem die Angehörigen Dinge durchsetzen müssen, die dem Erkrankten nicht gefallen.

    Im besten Fall funktioniert es mit "Tricks", indem man z.B. ein "Entspannungsbad" vorschlägt oder die Hygiene mit medizinischen Notwendigkeiten verknüpft.

    Das grundsätzlichere Problem besteht darin, ob Sie die Autorität sein wollen oder können, die die notwendigen Maßnahmen durchsetzt. Gerade angesichts Ihrer Schwangerschaft sollten Sie sich fragen, ob es nicht sinnvoll sein könnte, Unterstützung durch einen Betreuungsverein zu erwägen. Ein Blick von Außen kann dabei hilfreich sein.

    Das muss ja nicht bedeuten, dass Sie die gesamte Verantwortung abgeben. Sie können immer aushandeln, welche Verantwortungsbereiche eine rechtliche Betreuerin übernehmen soll - und welche nicht.

    Wichtig ist, dass Sie sich selbst und Ihren Vater stabilisieren, denn Sie werden für unbestimmte Zeit einer großen Belastung ausgesetzt sein.

    Dabei ist es nicht nur legitim, sondern auch vernünftig, die Belastung für Sie Beide soweit als möglich zu reduzieren.

    Sie sollten so einen Schritt - falls er für Sie überhaupt in Frage kommt - mit Ihrem Vater besprechen, denn Sie beide müssen die Situation ja gemeinam meistern. So lange Sie beide halbwegs stabil sind, kann die Versorgung zu Hause auch noch lange Zeit gelingen. Sie sollten sich aber auch Gedanken machen, was passiert, wenn einer von Ihnen beiden ausfällt (z.B. durch Krankheit) oder die Balastung unerträglich wird.

    Keine angenehmen Themen, aber hilfreich, sie schon einmal besprochen zu haben, damit Sie nicht unvorbereitet sind, wenn der Krisenfall eintritt.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und alles Gute!

    Klaus Pawletko

    Hallo BettiBoe,

    scheinbar gibt es keine klare Diagnose des Krankheitsstatus Ihrer Mutter. Die von Ihnen beschriebenen Symptome könnten auch Zeichen einer Altersdepression sein.

    Über mögliche Auswirkungen des MedikamentenWechsels kann ich leider nichts sagen.

    Als Maßnahmen kämen in Frage: eine Zweitmeinung eines anderen Neurologen einholen (scheint nicht einfach zu sein, wenn Ihre Mutter sich weigert, einen solchen aufzusuchen).

    Oder aber ein kurzer stationärer Aufenthalt in einem gerontopsychiatrischen Krankenhaus, um eine verlässliche Diagnose zu erstellen und eine adäquate Medikation zu empfehlen.

    Beides aus Sicht der Mutter sicher keine schönen Alternativen, aber nach meiner Ansicht wahrscheinlich besser als zu warten, bis die Situation eskaliert.

    Alles Gute für Sie und Ihre Mutter wünscht

    Klaus Pawletko

    Hallo SabineK.

    Sie haben ja bereits eine Reihe von Hinweisen bekommen, die gut und praktikabel sind. Ich möchte nur ergänzend ein paar Tipps beisteuern, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe:

    1. Denken Sie immer daran, dass der oder die Demenzkranke eine erwachsene Person ist, auch wenn das Verhalten noch so "kindlich" erscheint. Das Gefühlsleben bleibt erwachsen!

    2. Bestärken Sie den Demenzkranken in seiner Identität: Machen Sie mal ein Kompliment (schöne Frisur, hübsches Kleid, schicke Krawatte etc.). Auch ein Demenzkranker ist immer ganz Frau oder Mann.

    3. Lachen Sie mit dem erkrankten Menschen (nicht über). Demenzkranke produzieren häufig - mitunter skurrile - Situationskomik. Darüber kann gerne mal gemeinsam lachen.

    4. Bleiben Sie geduldig, wenn mal (wieder) was misslingt. Reagieren Sie eher mit: "das passiert mir auch manchmal" oder ähnlich.

    5. Versuchen Sie Themen anzusprechen, die bei dem Demenzkranken gute Gefühle auslösen. Das kann der alte Beruf sein, ein Lieblingsschauspieler oder ähnliches. Wahrscheinlich werden es meistens Dinge sein, die schon weit zurück liegen. Solche Dinge verbleiben aber lange im Gedächtnis des Erkrankten.


    Das soll es auch schon gewesen sein. Vielen Dank für Ihre Anregung, die mich an den Satz von Albert Einstein erinnert:

    "Wenn Du es nicht einfach erklären kannst, hast Du es nicht richtig verstanden".

    beste Grüße von

    Klaus Pawletko

    Hallo Zimt,

    Sie haben recht damit, dass das Durstgefühl (aber auch der Bedarf) im Alter nachlassen.

    Gibt es denn Rituale, zu denen die Mutter früher trank, z.B. Mahlzeiten? Das wäre ein Anknüpfungspunkt. Mittags und Abends könnte man ihr eine kleine Flasche Malzbier anbieten - auch gerne mit einem kleinen Glas. Das setzt natürlich voraus, dass Sie noch in der Lage ist, sich etwas einzuschenken.

    Falls Sie nichts Süßes mag, darf es auch alkoholfreies Bier sein.

    Wie oft ist der Pflegedienst denn bei ihr? Den könnte man bitten, mit der Mutter "anzustoßen " bzw. gemeinsam zu trinken.

    Ein Patentrezept gibt es für diese Problematk leider nicht.

    Viel Erfolg beim Experimentieren wünscht

    Klaus Pawletko